Elefantenfieber. Klaus Sebastian
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elefantenfieber - Klaus Sebastian страница 4

Название: Elefantenfieber

Автор: Klaus Sebastian

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847617358

isbn:

СКАЧАТЬ Er war nur ein kleiner Touristenpolizist in der hintersten Provinz. Sie war älter und Leiterin eines florierenden Tourismus-Unternehmens. In der Thai-Hierarchie stand sie einige Stufen über ihm.

      „Mein Cousin hatte eigentlich überhaupt kein Interesse an Elefanten. Er war der Feingeist in unserer Familie und wäre am liebsten Kunstmaler oder Musiker geworden. Nun, ich habe ihn überredet, hier im Camp mitzuarbeiten. Ich glaube zwischen all den Mahouts hat er sich nie richtig wohlgefühlt. Er kam mir depressiv vor, hat viel getrunken. Ich wollte mit ihm reden, aber man kam nicht an ihn ran. Er wurde immer verschlossener.“

      Mae Chi rief einer Angestellten zu, sie solle Ananas aus dem Kühlschrank holen. Dann besann sie sich auf die Anfangsfrage des Polizisten.

      „Boy George wird die Insel heute noch verlassen. Der LKW ist schon auf dem Weg. Wir bringen ihn zurück nach Surin ins Elefantendorf. Wenn ein Elefant einmal einen Menschen verletzt oder sogar getötet hat, dann wird er sich seiner Stärke bewusst. Und es ist möglich, dass er es wieder versucht. Das Tier ist für den Tourismus leider nicht mehr zu gebrauchen.“

      Chaichet schob sich ein Stück von der eiskalten Ananas in den Mund, zerbiss die Frucht und ließ den süßen Saft über seine Zunge laufen.

      „Verstehe“, sagte er. „Glauben Sie, dass ihr Cousin Selbstmordgedanken hatte?“

      „Ich weiß es wirklich nicht. Man konnte ja nicht mehr mit ihm reden.“

      „Mae Chi stützte sich auf der Tischplatte ab und erhob sich schwerfällig. Wortlos verschwand sie in der Küche.

      „Was meinst du?“ fragte Chaichet den Kollegen. „Im Moment können wir hier wohl nicht mehr viel erreichen, oder?“

      „Wir müssen die Obduktion der Leiche abwarten“, stimmte Pong zu. „Das kann zwei Tage dauern.“

      * * * *

      Nachdem die beiden Polizisten das Camp verlassen hatten, kehrte einer der Mahouts noch einmal zu dem Elefantenschlafplatz zurück, an dem sich das grausame Unglück ereignet hatte. Die Leiche war vor einer Stunde abtransportiert worden. Mit einem Elefantenhaken wühlte der dunkelhäutige Mann die vertrockneten Futterreste auf, die hauptsächlich aus stachligen Ananasblättern und Stängeln von Palmwedeln bestanden. Danach stocherte er noch in den großen Kotbällen herum, die Boy George in der Nacht abgesondert hatte. Etwas Metallisches blitzte dort im Morgenlicht auf. Der Mahout bückte sich und steckte das Fundstück in die Tasche seines blauen Baumwollhemds. Diese Provinzpolizisten waren ting tong, zu dämlich, den Tatort gründlich zu untersuchen. Von Spurensicherung hatten die noch nie etwas gehört. „Zum Glück“, dachte der Mann.

      Kapitel 2

       2

       Thailand, Koh Chang, Dienstag, immer noch Regenzeit

      Chaichet hatte gerade die Klimaanlage abgeschaltet und die Füße auf den Schreibtisch gelegt, als das Telefon klingelte. Seit ein paar Tagen war es ungewöhnlich kalt und windig auf der Insel. Der Inspektor nahm den Hörer des altmodischen Apparats ab und meldete sich mit einem müden „Krap?“.

      „Sawadii krap, mein Freund“, ertönte die männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich habe gehört, bei euch im Süden ist das Thermometer auf brutale 17 Grad gefallen. Soll ich dir einen warmen Pullover per Post schicken?“

      Chaichet musste grinsen. Der Pathologe in Chantaburi hatte sich trotz seiner deprimierenden Tätigkeit einen erfrischenden Humor bewahrt. Das entsprach der thailändischen Mentalität. „Ein Dasein ohne Spaß ist nicht wünschenswert und sinnlos.“ So konnte man die Lebensart des „Sanuck“ umschreiben. Sie war in die Volksseele der Siamesen eingemeißelt, als wäre sie ein Lehrspruch des weisen Buddhas, und auch der Leichenbeschauer Khun Tan hatte sie verinnerlicht: Er wusste ohnehin besser als jeder andere, wie schnell das alles vorbei sein konnte.

      Chaichet bedankte sich höflich für das Pulloverangebot und kam gleich zur Sache.

      „Ich vermute, du möchtest mir etwas über den toten Mahout mitteilen.“

      „Ja, das war wieder mal keine appetitliche Angelegenheit. Um es kurz zu machen: Der Junge war stark alkoholisiert.“

      „Das haben wir uns schon gedacht“, sagte Chaichet. „Der Elefant hatte übrigens eine Aversion gegen besoffene Leute.“

      „Habt ihr Whisky-Flaschen oder anderen Alkohol am Unglücksort gefunden?“ fragte Doktor Tan.

      „Nein, da war nichts, auch nicht in seiner Hose.“

      Für einen Moment blieb die Leitung still, dann fuhr der Pathologe fort.

      „Der Mann war so betrunken, dass ich mich frage, wie er ohne Hilfe an den Schlafplatz von diesem Elefanten gekommen sein soll.“

      Chaichet nahm die Füße vom Schreibtisch und griff nach seinem Notizbuch.

      „Du meinst, jemand hat ihn mit Alkohol abgefüllt und dann zum dem Elefantenbullen transportiert?“

      Tan räusperte sich am anderen Ende der Leitung. „Ob er sich selbst betrunken hat, oder ob da jemand nachgeholfen hat - das werden wir wohl nie erfahren. Aber ich halte es für ausgeschlossen, dass er sich mehr als zehn Meter fortbewegen konnte, nicht mal auf allen Vieren. Wie groß ist denn die Entfernung von den Unterkünften der Mahouts bis zum Fundort?“

      „Das dürften fast hundert Meter sein, unebenes Gelände mit Felsbrocken und Abwassergräben.“

      „Das konnte er in seinem Zustand nicht schaffen“, versicherte der Pathologe. „Außerdem gibt es da noch eine Auffälligkeit.“

      „Und die wäre?“

      Chaichet merkte, dass sein innerer Spürhund schon begann, ein paar mögliche Fährten aufzunehmen. Die Theorie vom Selbstmord konnten sie nach den Auswertungen des Pathologen auf jeden Fall ad acta legen.

      „Die Verletzungen stammen von einem Elefantenstoßzahn, das ist offensichtlich. Aber im Lauf der Autopsie sind mir einige Wunden am Hinterkopf aufgefallen, die dem Opfer womöglich mit einem metallischen Werkzeug zugefügt wurden.“

      Chaichet pfiff anerkennend durch die Zähne.

      „Alle Achtung, mein Freund. So weit ist die Technologie in eurem bescheidenen Provinzkrankenhaus schon, dass du so etwas auseinanderhalten kannst?“

      Tan lachte. „Ja, unsere Ausrüstung mag bescheiden sein, aber unsere intellektuelle Trennschärfe hat sich im Lauf der Jahre enorm weiterentwickelt. Nein, Scherz beiseite: Die Wunden am Kopf wurden ihm vermutlich mit einem spitzen Gegenstand zugefügt, einem Eisenhaken vielleicht.“

      Chaichet hatte sofort das Werkzeug vor Augen, das die Mahouts zur Einschüchterung der Elefanten bei sich trugen: Einen spitzen, leicht gebogenen Eisenhaken, der am Ende eines Holzgriffs befestigt war.

      „Zur Sicherheit werde ich heute noch einige Gewebeproben nach Bangkok schicken. Die können dort feststellen, ob Elfenbein oder Metall im Spiel war. Meinen Bericht sende ich dir per Email, oder?“

      Chaichet bedankte sich bei dem Pathologen und legte den Hörer auf. Was er da soeben vernommen СКАЧАТЬ