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СКАЧАТЬ Bei den anderen Caches, die sie heute finden wollte, war der Fundort frei zugänglich auf einer digitalen Karte für Geocacher verzeichnet.

      Sie radelte durch Wohngebiete, passierte den Hermann-Löns-Park und später einen Kleingartenverein.

      Schade, dass Mareike keine Lust zum Geocaching hat. Aber sie nervt die ständige Unterbrechung eines Spaziergangs oder einer Fahrradtour, ‚nur um im Dreck nach diesem Schnickschnack zu suchen‘, wie sie sich ausdrückt.

      Nadine erreichte den Misburger Wald, der Teil eines größeren Landschaftsschutzgebietes war, zu dem auch das Altwarmbüchener Moor gehörte. Der Wald bestand aus Laub- und Nadelbäumen. Irgendwo gab es hier einen idyllischen See und mehrere Hundert Jahre alte Bäume, die als Naturdenkmal galten.

      Zunächst fuhr sie einen breiten geraden Weg entlang und überholte zwei Spaziergänger. An ihren Lenker hatte sie eine Halterung für ihr Smartphone montiert, auf dem sie mithilfe einer Geocaching-App ihre Ziele anvisierte. Neben den breiten Wegen, ideal für Radfahrer und Spaziergänger, führten seitlich immer wieder Pfade durch das üppig grüne Walddickicht. Die Caches lagen in der Regel etwas abseits, um die Gefahr, dass sie zufällig von Muggles entdeckt wurden, zu verringern.

      Ein Rennradfahrer, bekleidet mit einem blau-gelben Trikot, starrer Blick nach vorne, kam ihr zügig entgegen und schoss an ihr vorbei. Ein Radtrikot mit kurzen Hosen, wie er es trug, wäre für sie völlig unpassend. Als Geocacherin musste sie einplanen, dass der Weg zum Schatz durch Dornengestrüpp und Brennnesseln führte.

      Behälter und Logbuch konnten unterschiedliche Größen aufweisen. Es gab Minibehälter, meistens magnetisch, die beispielsweise an der Hinterseite eines metallischen Hinweisschildes angebracht waren. Das Logbuch bestand in diesem Fall aus einer winzigen Papierrolle. Bei den meisten Behältern handelte es sich um PETlinge, eine Art Reagenzglas aus Kunststoff mit Schraubverschluss, oder um Filmdosen. Die dazugehörigen Logbücher waren in der Regel zusammengeheftete Papierstreifen im Längsformat.

      Hier im Wald und seiner Umgebung musste Nadine damit rechnen, dass die Caches in Astlöchern, in Baumstümpfen, unter Steinen im Gebüsch oder im Hohlraum eines Pfostens versteckt sein konnten. Die entsprechende Geocaching-Ausrüstung – Teleskopmagnet, Inspektionsspiegel, Pinzette, Draht, Einmalhandschuhe – führte sie im Rucksack mit sich. Zusätzlich hatte sie in der Jackentasche ein Notizbuch mit Kugelschreiber.

      Sie stoppte ihre Fahrt.

      Hier in der Nähe muss der erste Cache sein.

      Sie blickte sich nach eventuellen Muggles um. Kein Mensch zu sehen bis auf einen Radfahrer, der weit entfernt hinter ihr haltgemacht hatte und vom Rad gestiegen war.

      Jetzt kann ich es wagen.

      Sie stellte ihr Rad am Wegesrand ab und schlug sich ins Gebüsch. Einen Hinweis, wo sich der Behälter befand, gab es nicht. Immer wenn es darum ging, mit den Händen in der Erde zu graben oder in dunkle Öffnungen zu greifen, in denen sie unmittelbare Bekanntschaft mit Käfern und Spinnen machen konnte, war sie froh, sich ihre Einmalhandschuhe anziehen zu können. Auch bei diesem Cache kamen die Handschuhe zum Einsatz.

      Nadine brauchte eine Weile, bis sie die kleine Dose in einem vermoderten Baumstumpf entdeckt hatte. Der Eintrag ins Logbuch mit Nickname und Datum diente dazu, den Erfolg ihrer Suche zu belegen. Der Fund wurde zusätzlich in der Geocaching-App geloggt.

      Als sie wieder den größeren Weg betrat, registrierte sie, dass der Radfahrer hinter ihr seinen Standort nicht verlassen hatte.

      Sie fuhr weiter. Die Handschuhe hatte sie wieder abgestreift. Der nächste Cache war einfacher zu finden. Er lag unter Ästen versteckt hinter einem Baum. Ein Spaziergänger tauchte in der Nähe auf, vor dem sie sich verborgen hielt. Ein uneingeweihter Passant sollte nicht sehen, wie sie im Wald mit einem vermeintlichen Reagenzglas hantierte.

      Beim nächsten Halt waren ihre langen Hosen wieder von Vorteil. Links vom Weg ging ein sehr schmaler Trampelpfad durch ein Feld von hohen Brennnesseln, umrahmt von Buchen, Ahornbäumen und Kiefern. Der Trampelpfad machte einen Schwenk nach links und verschwand hinter dem dichten Grün der Bäume.

      Ein ideales Versteck für einen Cache. Kein Muggle latscht freiwillig durch die Brennnesseln. Und hinter den Bäumen kann ein Geocacher von niemandem auf dem Waldweg gesehen werden.

      Die Koordinaten dieses traditionellen Geocaches waren im Internet für jeden Interessierten frei zugänglich.

      Sie lehnte das Fahrrad an eine Buche neben dem Trampelpfad. Das permanente Rauschen fahrender Autos war im Hintergrund zu hören. Die A37 war nicht weit entfernt.

      Gerade als sie die ersten Meter durch die Brennnesseln zurückgelegt hatte, sah sie im Augenwinkel einen Radfahrer ankommen. Genau aus ihrer Richtung. Sie überlegte, ob sie einfach weitergehen, stehen bleiben oder auf den Waldweg zurückgehen sollte.

      Sie entschied sich dafür, in den Brennnesseln zu verharren, zumal sie plötzlich die Eingebung hatte, den Mann zu kennen. Er hatte einen grauen Schutzhelm auf, trug eine Jacke zur langen Cargohose, zudem auf dem Rücken einen Rucksack.

      Als er näher kam, war sie sich sicher: Der Geocacher, mit dem ich vorgestern vor meinem Haus gesprochen habe.

      Er nickte freundlich, als er mit seinem Rad vor ihr auf dem Waldweg zum Stehen kam.

      „Haben Sie ihn gefunden, vorgestern?“, fragte sie.

      Er lächelte, guckte leicht nach unten: „Oh ja, durch Ihren Tipp haben Sie es mir einfach gemacht. Ich war vorgestern bei Ihnen noch erfolgreich.“

      Sie zeigte auf das Smartphone in seiner Hand: „Sind Sie auch auf Cacher-Tour?“

      „Ja“, bestätigte er. „Ich gehe davon aus, dass wir an dieser Stelle nach derselben Sache suchen. Geht wohl dort den Trampelpfad entlang …?“

      „Das war meine Vermutung.“ Sie blieb stehen und machte keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.

      „Ich bin noch nicht lange dabei“, bekundete er. „Aber Geocaching ist ein tolles Hobby. Ich habe dadurch schon etliche freundliche Leute kennengelernt. Man ist sofort auf einer Wellenlänge.“

      Nadine fasste Vertrauen zu dem Mann. Mit Geocachern, egal ob Mann oder Frau, hatte sie in vergleichbaren Situationen im Wald oder auf Feldwegen bisher ebenfalls nur gute Erfahrungen gemacht.

      „Ich hab ja schon vorgestern gesagt, dass ich Miraculine bin“, äußerte sie und blickte ihn auffordernd an: „Und mit wem habe ich es zu tun?“

      „Spirou 13.“

      „Spirou – wie der Comic-Held …?“

      „Genau.“

      Der Hinweis, dass er sich womöglich für eine francobelgische Comic-Reihe wie „Spirou und Fantasio“ interessierte, machte ihn gleich für sie sympathischer. Nadine hatte schon immer eine Vorliebe für die francobelgischen Asterix-Comics gehabt.

      „Und warum 13?“, fragte sie nach.

      „Das ist meine Glückszahl.“

      „Wir können ja zusammen nach dem Cache gucken“, meinte sie schließlich. „Vier Augen sehen mehr als zwei.“

      „Ich bin dabei“, strahlte er und lehnte sein Fahrrad an das ihre.

      *

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