In der Stadt. Andreas Jaun
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Название: In der Stadt

Автор: Andreas Jaun

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия: Natur erleben

isbn: 9783258477183

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СКАЧАТЬ Stickstoff in pflanzenverfügbaren mineralischen Stickstoff umwandeln. Im Gegenzug zu dieser «Dienstleistung» erhalten sie von der Pflanze organische Kohlenstoffverbindungen. Durch den Abbau dieser Verbindungen können die Bakterien die Energie gewinnen, die sie zum Leben benötigen.

      Nicht mehr genutzte Industrieareale werden erstaunlich schnell von Pflanzen und Tieren besiedelt.

      Zu einer Stadt gehört fast immer auch Industrie, und damit Industriebrachen, die zumindest vorübergehend nicht mehr oder nur noch teilweise genutzt werden. Der Verfall und oft auch die problematischen Altlasten aus jahrzehntelanger Produktion und Nutzung bergen oft große ökologische Risiken und Gefahren. Gleichzeitig laufen hier aber auch sehr interessante ökologische Prozesse ab. Auf Industriebrachen kann man beispielsweise sehen, wie sich Tiere und Pflanzen wieder ansiedeln und solche Areale zurückerobern. Dabei ist es oft erstaunlich, wie schnell dieser Prozess vor sich geht: Erste Pflanzen suchen sich Wege durch Mauerwerk, Straßenbeläge und Betonplatten, vom Wind oder Regenwasser angesammeltes mineralisches und organisches Material ermöglichen zusammen mit Mikroorganismen Bodenbildungsprozesse, und verstopfte Abflüsse lassen Stillgewässer entstehen, die rasch von ersten Wassertieren besiedelt werden. Das Artenspektrum in solchen Gebieten ist oft groß und kann je nach vergangener Zeit neben den Pionierarten auch zahlreiche andere Arten umfassen. Abhängig vom Standort und Sukzessionsgrad sind ganz unterschiedliche Arten anzutreffen. In den frühen Stadien sind es oft Moose, Mauerpfefferarten und bestimmte Gräser. Bald einmal folgen auch auffälligere Blütenpflanzen wie der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), Greiskräuter (Seneccio sp.) und Goldruten (Solidago sp.). Schon früh treten die ersten Gehölzarten auf, wie Weiden (Salix sp.), Birken (Betula sp.), aber auch Neophyten wie Sommerflieder (Buddleja davidii) oder die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia). Unter den Tieren gibt es zahlreiche wirbellose Arten wie Spinnen und Insekten, die sich von den Pflanzen ernähren oder andere Wirbellose jagen. Unter den Wirbeltieren können Arten wie die Mauereidechse (Podarcis muralis) sehr häufig sein. Aber auch zahlreiche Vogelarten, Mäuse und Füchse (Vulpes vulpes) leben gerne in solchen Gebieten.

       «Kräftiges Grün»

      Zu den Pionierarten gehört auch der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare).

       «Unscheinbares Grün»

       Fuchs

      Straßen, Gehsteige und Plätze nehmen einen sehr großen Teil der Fläche einer Stadt ein. Meistens sind sie mit einem geschlossenen Belag versehen und werden intensiv genutzt. Sie bieten daher kaum Lebensraum für Tiere oder Pflanzen. Dort, wo sich Pflanzen anzusiedeln versuchen, werden diese bekämpft, damit es nicht zu Belagsschäden kommt. Auch in Bereichen mit Pflastersteinen oder Gittersteinen werden höchstens Moose oder sehr niedrig wachsende Pflanzen toleriert. Neben den Straßen gibt es in den meisten Städten auch mehr oder weniger ausgedehnte Gleisanlagen. Da aber auch diese vielerorts pflanzenfrei gehalten werden, sind auch Gleisanlagen oft sehr artenarm. Entlang von Straßen und Bahnlinien gibt es jedoch vielfach unversiegelte oder ungenutzte Randbereiche. Besonders an Bahnhöfen oder südexponierten Bahnböschungen kann man oft Reptilien wie beispielsweise die Mauereidechse antreffen. An Straßenrändern gibt es vielfach ganz unterschiedliche Vegetationstypen zu entdecken. Häufig bestehen diese aus spontan aufkommenden Arten, die ziemlich resistent gegen Trittschäden und gelegentliches Befahren sind. Des Weiteren sind natürlich auch die zahlreichen Bäume zu erwähnen, die sehr häufig entlang von Straßen und Wegen gepflanzt wurden. Oftmals ist um ihren Standort herum aber nur ein kleiner Kreis unversiegelt und natürlich bewachsen. Vermehrt werden aber Randbereiche und Verkehrsinseln auch gezielt mit artenreichen einheimischen Blumenmischungen besät. Diese entwickeln sich dann im Sommerhalbjahr zu sehr farbenprächtigen Flächen. Diese Pflanzenvielfalt zieht wiederum viele Insekten und Vögel an, die dort nach Nahrung suchen. Bei einer entsprechenden extensiven Pflege können solche Flächen auch vielen Tieren Verstecke, Überwinterungsstrukturen und Winternahrung sein.

       «Kräftiges Grün»

       Mauereidechse

      Straßenränder weisen oft eine erstaunlich große botanische Vielfalt auf.

      Aufgegebene Gleisanlagen werden schnell von Pionierarten besiedelt.

       Beobachtungstipp

Überlegen Sie sich, welche Siedlungsformen, Bauten und naturnahen Lebensräume Ihrer Stadt sich als Ersatzlebensraum für Tiere und Pflanzen am besten eignen könnten. Überprüfen Sie ihre Überlegungen, indem Sie an den jeweiligen Stellen gezielt nach Tieren und Pflanzen suchen.

       Fragen

Weshalb ist in klassischen Ziergärten keine große Artenvielfalt zu erwarten?
Für welche Art Lebensräume können Gebäude und Brücken Ersatzlebensräume darstellen?
Wo kann man die Kraft der Natur auch in einer Stadt besonders gut erkennen?
Welche Besonderheiten zeichnen den Lebensraum Dach aus?

       Antworten

      Risse in Mauern werden häufig erstaunlich schnell besiedelt, wie hier durch ein Veilchen (Viola sp.). Seine Samen werden oft durch Ameisen verbreitet.

      Was würde wohl geschehen, wenn sich der Mensch plötzlich aus einem Dorf oder einer Stadt zurückziehen würde? Die verschiedenen massiven Bauten und die dicht versiegelten Böden würden sicher lange an die Anwesenheit und das Wirken des Menschen erinnern – aber ist das wirklich so?

       «Industriebrachen» СКАЧАТЬ