Название: Die Nacht wird hell wie der Tag
Автор: Stephan Wahl
Издательство: Bookwire
Жанр: Философия
isbn: 9783429061692
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Der diese Worte Gott in den Mund legt,
hatte etwas von Gott und den Menschen kapiert.
Hans Urs von Balthasar hieß er.
Mir gefällt das,
und mich beruhigt diese Seligpreisung.
Dann habe ich auch eine Chance.
Denn bei mir ist noch lange nicht alles klar,
was den Glauben angeht.
Da kann ich noch so viel Theologie studiert haben.
Gott bleibt ein Geheimnis,
dem ich mich nähern kann,
aber mit dem ich nie fertig werde.
Rätsel gibt es genug.
Niemand, erst recht nicht Gott,
verlangt von mir,
dass ich im Glauben alles auf die Reihe kriege.
Zu viele große und kleine Katastrophen
gibt es immer wieder und dann die Frage:
Wo ist Gott? Gibt es ihn wirklich?
Und wo geht diese Lebensreise
mit mir irgendwann hin?
Aber dieses Fragen gehört dazu.
Ein Glaube, bei dem man keine Fragen mehr stellt,
keinen Zweifel mehr kennt,
ist kein Glaube, sondern felsenfestes Wissen.
Wem das geschenkt ist, alle Achtung.
Da kann ich nur bei allem Respekt neidisch werden.
Ich habe dieses Wissen nicht.
Und ich bin sicher nicht der Einzige.
Die ganze Bibel ist voll mit Gestalten,
die im Auf und Ab ihres Lebens
auch ihre Probleme mit dem
geheimnisvollen Gott haben.
Das gehört zu einer lebendigen Beziehung.
Ich bin sicher, Gott weiß darum.
Ebenso, dass ihm die Suchenden
und mit ihm Kämpfenden
nicht die Unliebsten sind.
Die Gesellschaft, die Jesus um sich scharte,
war ein entsprechend bunter Haufen Menschen
mit allem Drum und Dran,
mit ganz gewöhnlichen Alltagen,
mit schwachen und starken Momenten.
Das kann ich mir auch
bei meiner eigenen Suche
nach der Wahrheit, die wir Gott nennen,
immer wieder sagen:
Gott kennt mich besser
als ich mich selbst; und:
Er hält mich aus.
So wie vor rund 900 Jahren
die heilige Hildegard von Bingen
an einen ängstlich-frommen Kirchenmann schrieb:
„Fürchte dich nicht,
Gott sucht nicht immerzu Himmlisches in dir.“
Irgendwann wird Gott selbst die Rätsel der Welt
und meine eigenen enthüllen.
In dem Zustand,
den wir mit schwachen Worten
Himmel nennen.
Von dem wir so wenig wissen,
von dem wir so viel erhoffen.
Bis dahin ist aber noch Zeit.
Meine Zeit.
Fastenzeit
Die Asche hat nicht gehalten.
Am Aschermittwoch
bekamen wir damit ein
Kreuz gezeichnet.
Auf die Stirn.
Unsichtbar ist es geblieben.
Ein altes Zeichen.
Kein sympathisches. Dazu der Satz:
„Gedenke, Mensch,
dass du Staub bist“,
oder:
„Kehr um und glaub an das Evangelium.“
Das ist wie eine Überschrift
für die nächsten Wochen.
Für die Fastenzeit,
bis Ostern.
„Kehr um und glaub an das Evangelium.“
Tun wir doch,
sagen wir leichtfertig.
Ja, mit den Lippen schon.
Aber mit dem Herzen,
mit unseren Taten …?
Wir sind Menschen,
versuchen, immer mehr solche zu sein.
Versuchen, der Würde gerecht zu werden,
die uns die Taufe verlieh.
Versuchen, den Namen Christ zu tragen
und zu leben.
Wer kann schon sagen,
er hätte das erreicht?
Die wenigsten von uns sind Heilige.
Gott weiß das.
Ihm СКАЧАТЬ