Название: Martin Luther und Ignatius von Loyola
Автор: Christiane Brendel
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
Серия: Ignatianische Impulse
isbn: 9783429063177
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Ignatius weist darauf, hin, dass Zerstreuungen beim Beten normal sind:
… selbst die sehr andächtigen Diener Gottes beklagen sich über die Abschweifungen und die Unbeständigkeit des Verstandes.36
Eine wichtige Hilfe zur Sammlung ist für Luther die Kraft des Wortes Gottes, daß es das Herz andächtig und geschickt macht; sonst, ohne das Wort, gibt’s lauter Ablenkungen, daß man zerstreut wird. Hältst du aber das Wort fest, und es fällt dir dabei ein Flattergedanke ein, so kannst du dich am Wort wieder ausrichten.37
Gerade für Anfänger ist das Beten mit Worten, das mündliche Gebet, eine Hilfe:
Ja, es soll niemand sich auf sein Herz verlassen, daß er ohne Worte wollte beten, er sei denn wohl geübt im Geist und habe Erfahrung, die fremden Gedanken auszuschlagen. Sonst wird ihn der Teufel gar und ganz verführen und sein Gebet im Herzen bald zerstören. Darum soll man sich an die Worte halten und an denselben aufsteigen, solange einem die Federn wachsen, daß man fliegen kann – ohne Worte. Denn das mündliche Gebet oder die Worte verwerfe ich nicht; sie soll auch niemand verwerfen, ja, mit großem Dank annehmen als besondere, große Gottesgaben.38
Es gibt aber auch die Erfahrung des Betens »ohne Geräusch von Worten«. So schreibt Ignatius:
Es kommt vor, daß unser Herr oft unsere Seelen zu der einen Betätigung oder einer anderen bewegt und nötigt, indem er unsere Seele öffnet, nämlich in ihr ohne irgendein Geräusch von Stimmen spricht und sie ganz zu seiner göttlichen Liebe erhebt und wir seinem Verspüren, auch wenn wir wollten, nicht widerstehen können.39
Wie lang oder kurz soll ein Gebet sein?
Sein Sekretär Polanco sagt über Ignatius: »Bezüglich des Gebets und der Meditation sehe ich… daß er es mehr billigt, in allen Dingen, die man tut, Gott zu finden und zu suchen, als dem Gebet viel zusammenhängende Zeit zu widmen.«40
Ignatius:
Einem wirklich Abgetöteten (einem, der weitgehend gelöst ist von seinem Egoismus) reicht eine Viertelstunde, um sich mit Gott im Gebet zu vereinen.41
Daß ein Gebet von ein oder zwei Stunden kein Gebet sei und daß mehr Stunden notwendig seien, ist eine schlechte Lehre, gegen die Auffassung und die Praxis der Heiligen.42 Aber es verhält sich so, daß Gott sich anderer Dinge zuweilen mehr als des Gebets bedient, und so sehr, daß er sich um ihretwillen freut, wenn man das Gebet unterlässt, wie viel mehr, daß es abgekürzt wird. Es ist also angebracht, immer zu beten und nicht nachzulassen; aber indem man es gut versteht, wie die Heiligen und Gelehrten es verstehen.43
Luther:
Je weniger Worte, desto besser das Gebet; je mehr Worte, desto schlechter das Gebet: Wenig Worte und viel Sinn ist christlich, viele Worte und wenig Sinn ist heidnisch.
Das geistliche und wahrhaftige Gebet ist das innerliche Begehren, Seufzen und Verlangen aus Herzensgrund. 44
Kurz soll man beten, aber oft und stark. 45
Für Luther ist das Amen nach jedem Gebet sehr bedeutsam:
Zuletzt merke, daß du das Amen jedes Mal betonen musst und nicht zweifeln darfst, Gott höre dir gewiss mit allen Gnaden zu und sage ja zu deinem Gebet… Und gehe nicht vom Gebet, du habest denn gesagt oder gedacht: Wohlan, dies Gebet ist bei Gott erhört, das weiß ich gewiss. Und fürwahr, das heißt ›Amen‹.46
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