Название: Martin Luther und Ignatius von Loyola
Автор: Christiane Brendel
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
Серия: Ignatianische Impulse
isbn: 9783429063177
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Im Mai 1521, mit 30 Jahren, nahm Ignatius an einem Kriegszug gegen ein großes französisches Heer teil im Kampf um die Stadt Pamplona. Durch eine Kanonenkugel wurde sein Bein schwer verletzt. Seine ritterliche Karriere war dahin.
Ignatius wurde im Haus seines Bruders in Loyola gepflegt. Monatelang blieb er an das Bett gebunden. Die Erfahrungen dieser Zeit brachten eine Wende in seinem Leben. Da sich im Hause keine Ritterromane befanden, brachte man ihm die Legenda aurea, eine Sammlung von Heiligenlegenden des Jacobus de Voragine, und die vier Bücher der Vita Christi des Kartäusers Ludolph von Sachsen.
Träume über eine weltliche Karriere ließen ihn leer zurück mit einem faden Geschmack. Wenn er dagegen das Leben der Heiligen las, erfüllte ihn ein tiefer Trost und Frieden. Dieser Unterschied bestimmte sein Denken, und es entstanden die ersten Aufzeichnungen zu den späteren »Geistlichen Übungen«.
Er begann nun ein Leben als Pilger und legte im Benediktinerkloster Montserrat eine Lebensbeichte ab. Dort hinterließ er sein Ritterschwert und damit seine militärische Vergangenheit und verschenkte seine vornehme Kleidung. In einem Sackgewand führte er nun das Leben eines Büßers.
Zehn Monate blieb er 1523 in dem nahegelegenen Manresa, betete täglich sieben Stunden, fastete und ließ sich verwahrlosen als Kampf gegen seine Eitelkeit. Dort durchlebte er eine Zeit schwerer Anfechtungen, Einsamkeit, Taubheit der Seele, mit verzweifelter depressiver Grundstimmung und mit Selbstmordgedanken. Dann die große Veränderung, die er im Pilgerbericht beschreibt: Er hielt es für gewiß, daß Gott unser Herr ihn um seiner Barmherzigkeit willen hatte befreien wollen.11
Diese Erfahrung löste bei Ignatius eine Suchbewegung aus, wie er Gott am besten dienen könne. Er unternahm 1523 eine Pilgerreise ins Heilige Land, durfte aber nicht dort bleiben. So entschloss er sich zu studieren, um den Seelen helfen zu können. Er begann mit 33 Jahren ein Theologiestudium, um Priester in Spanien zu werden. Weil er nebenher andere geistlich unterwies, wurde er insgesamt acht Mal von der Inquisition verhaftet und ins Gefängnis gebracht, jedoch immer wieder freigesprochen. Zeitweise wurde er verdächtigt, zu den Lutheranern zu gehören.
Seine Studien setzte er in Paris fort, sammelte dort Freunde um sich, denen er Exerzitien gab. Sie wurden Freunde im Herrn, wie das einer seiner Gefährten später nannte, und fühlten sich zum gemeinsamen Dienst an den Menschen gerufen. Am 15. August 1534 (Ignatius war 43 Jahre alt) feierten er und sechs Gefährten eine Messe in einer kleinen Kapelle auf dem MontmartreHügel. Sie gelobten Armut, Keuschheit und Gehorsam und wollten miteinander nach Jerusalem fahren. Falls das nicht möglich sein sollte, wollten sie sich in Rom dem Papst zur Verfügung stellen, in der Überzeugung, dass dieser am besten wisse, wo er sie brauchen könne.
Nachdem die Reise ins Heilige Land nicht möglich war, gingen 1538 alle Gefährten nach Rom. Noch vor der Stadt hatte Ignatius eine Vision, die ihm seine Pläne bestätigte: Er weiß sich dem kreuztragenden Jesus zugesellt. Juan de Polanco, der langjährige Sekretär des Ignatius, berichtet, dass der Name »Gesellschaft Jesu« von den ersten Gefährten schon angenommen wurde, bevor sie nach Rom kamen, weil sie untereinander kein Haupt hatten und keinen anderen Oberen als Jesus Christus, dem allein sie zu dienen wünschten.12
Am 27. September 1540 bestätigte der Papst einen Vorentwurf der Satzungen, den die ersten Gefährten erarbeitet hatten – das Gründungsdatum des Jesuitenordens.
Von Rom aus leitete Ignatius 16 Jahre seinen Orden. Er wuchs zu seinen Lebzeiten auf 1000 Jesuiten an, die in 12 Ordensprovinzen auf vier Kontinenten wirkten.
In den ersten Monaten des Jahres 1556 ging es Ignatius gesundheitlich zunehmend schlechter. Am Morgen des 31. Juli 1556 starb er allein im Alter von 65 Jahren. Der Krankenpfleger im Nebenzimmer hörte immer wieder: Ay Dios! Ay Dios! Ach Gott. Ach Gott! Sein Sekretär Polanco schreibt, Ignatius habe den Tod nicht gefürchtet, ihn vielmehr herbeigesehnt, »um in der himmlischen Heimat seinen Schöpfer und Herrn zu schauen und zu preisen«13.
Beten und Meditieren
Zwei Männer des Gebets
Martin Luther wie auch Ignatius von Loyola verstehen Beten als eine Lebenshaltung: eine liebende Aufmerksamkeit für Gott im Alltag.
Im Laufe seines Lebens wuchs Ignatius zu einer immer größeren Vertrautheit mit Gott. Am Ende seiner Autobiografie, dem »Pilgerbericht«, sagt er von sich: So wachse er immer in der Andacht, das heißt, in der Leichtigkeit, Gott zu finden, und jetzt mehr als in seinem ganzen Leben. Und jedesmal und zu jeder Stunde, daß er Gott finden wolle, finde er ihn.1
Es ging dem reifen Ignatius um eine ständige innere Verbindung zu Gott: Gott in allem suchen und finden. Auch während seiner Arbeit versuchte er eine kontemplative Grundhaltung zu leben, denn: Gott bedient sich des Menschen nicht nur, wenn er betet. Denn wenn es so wäre, dann wären die Gebete zu kurz, wenn sie weniger als vierundzwanzig Stunden am Tag dauerten.2
Gleich nach dem Erwachen begann Ignatius mit dem Gebet, zuweilen noch vor dem Aufstehen. Die Feier der Messe war für ihn besonders in den letzten Jahren der Mittelpunkt seines Gebetes. Sein Tag war bestimmt von Besprechungen mit seinen Mitarbeitern, er empfing Besuche und schrieb Briefe, die zwölf dicke Bände umfassen. Mehrmals am Tag hielt er eine betende Reflexion.
Ein Junge hat Ignatius beim nächtlichen Gebet belauscht, wie er oft Stunden kniend betete. Manchmal hörte er ihn das Gebet flüstern: O mein Gott, wie bist du so unendlich gut, denn du erträgst einen Menschen, der so schlecht und verderbt ist wie ich.3
Martin Luther war in seinem Gebetsleben bleibend vom Kloster geprägt. Je mehr er zu tun hatte, desto mehr Zeit nahm er sich zum Beten. Die Fülle von Gebeten und geistlichen Besinnungen, die uns erhalten sind, zeigen, wie stark er neben dem Übermaß an Arbeit aus dem Gebet gelebt hat:
Wo ein Christ ist, da ist eigentlich der heilige Geist, der da nichts anderes tut, als daß er immerdar betet. Denn ob er gleich nicht immerdar den Mund regt oder Worte macht, dennoch geht und schlägt das Herz … ohn’ Unterlass mit solchem Seufzen: Ach, lieber Vater, daß doch dein Name geheiligt werde, dein Reich komme, dein Wille geschehe bei uns und jedermann etc … Und je härter die Stöße oder Anfechtung und Not drücken und treiben, geht solch’ Seufzen und Bitten desto stärker auch mündlich, daß man keinen Christen finden kann ohne Beten, so wenig wie einen lebendigen Menschen ohne den Puls, der nimmer still steht, regt und schlägt immerdar vor sich, obgleich der Mensch schläft oder etwas anderes tut, so daß er sein nicht gewahr wird.4 Wie ein Schuster einen Schuh machet und ein Schneider einen Rock, also soll ein Christ beten. Eines Christen Handwerk ist beten.5
Ein Freund hat Martin Luther beim Beten erlebt und schrieb in einem Brief:
»Ich kann mich nicht genugsam wundern über seine treffliche Beständigkeit, Freude, Glaube und Hoffnung in diesen jämmerlichen Zeiten. Aber er nährt sie auch beständig, indem er Gottes Wort mit Fleiß treibet. Es geht kein Tag vorüber, an welchem er nicht aufs wenigste drei Stunden, so zum Studium am allerbequemsten sind, zum Gebet nimmt. Es hat mir einmal geglückt, daß ich ihn beten hörte. Hilf Gott, welch ein Geist, welch ein Glaube ist in seinen Worten. Er betet so andächtig wie einer, der mit Gott mit solcher Hoffnung und Glauben wie mit einem Vater redet …«6
Beten lernen
Ignatius von Loyola hat in seinem Exerzitienbuch seine eigenen Erfahrungen mit dem Beten aufgeschrieben und eine Fülle СКАЧАТЬ