Der Schoppenfetzer und der tödliche Rausch. Günter Huth
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Название: Der Schoppenfetzer und der tödliche Rausch

Автор: Günter Huth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783429064914

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СКАЧАТЬ Munition ein. Gerade als das Magazin im Griffstück einrastete, hörte er Schritte. Dem Klang nach handelte es sich um mehrere Personen.

      „Hey, Grossmann, komm raus!“, hörte er da auch schon die tiefe Stimme eines Mannes. Die Stimme kannte er nicht. Er hörte, wie die Türen neben ihm der Reihe nach ruckartig geöffnet wurden. Hart knallten die Türgriffe gegen die dünnen Seitenwände der Kabinen. Wie es aussah, hatte Yülan unterwegs Verstärkung angefordert, nachdem klar war, welchen Parkplatz sie ansteuern würden. Damit stand für Marschmann aber auch fest, dass er aufgeflogen war. Jetzt ging es für ihn nur noch darum, seine Haut zu retten. Sein Blick irrte in der engen Kabine umher. Das war eine schier ausweglose Situation!

      „Schieb deine Knarre unter der Tür durch und komm heraus!“, forderte der Mann erneut. „Ansonsten werden wir durch die Tür schießen! Ich zähle bis drei …“

      Marschmann zweifelte keine Sekunde an der Ernsthaftigkeit dieser Drohung. Während der Typ zu zählen begann, stieg Marschmann blitzschnell auf die Kloschüssel. Vom oberen Rand der Kabine bis zur Decke waren es ungefähr 25 Zentimeter Luft – das musste reichen. Marschmann schob seine Waffe in den Hosenbund, dann stellte er sich mit dem Rücken gegen die eine Seitenwand, griff nach oben, hielt sich am oberen Kabinenrand fest, drückte seinen Rücken gegen die Wand und marschierte mit den Sohlen seiner Turnschuhe an der gegenüberliegenden Wand empor, so dass er Sekunden später knapp unter der Decke zwischen den beiden Kabinenwänden eingeklemmt war. Er zog seine Waffe. Gerade rechtzeitig, denn der Typ vor der Tür war bei drei angekommen.

      „Du hast es nicht anders gewollt!“, schrie er, gleichzeitig wurde der Raum der Autobahntoilette von den ohrenbetäubenden Explosionen mehrerer Schüsse erfüllt. Die Projektile schlugen scheppernd in die Metallarmaturen der Toilette ein. Eine Sekunde später wurde die Tür von Grossmanns Kabine eingetreten und zwei Männer in sprungbereiter Haltung starrten verblüfft mit vorgehaltenen Pistolen in die scheinbar leere Kabine.

      Marschmann verlor keine Zeit. Ehe Yülans Männer kapierten, was Sache war, gab der verdeckte Ermittler von oben zwei gezielte Schüsse auf sie ab. In beiden Fällen traf er die Schulter der Männer. Ihre Hände fielen kraftlos nach unten. Das Schmerzgebrüll der beiden hallte von den Toilettenwänden wider. Die Wucht der Einschläge schleuderte sie gegen die Toilettenwand, an der sie langsam in eine sitzende Haltung rutschten. Ehe sich die Männer von ihrem Schock erholen konnten, löste sich Marschmann aus seiner eingeklemmten Haltung und stieg herunter. Dabei ließ er die beiden keine Sekunde aus den Augen.

      „Waffen wegschieben!“, fauchte der verdeckte Ermittler sie an. Sein Herz raste wie verrückt. Das Adrenalin pochte in seinen Adern. Als die beiden nicht reagierten, sondern ihn nur hasserfüllt anstarrten, hob er seine Pistole.

      „Die nächsten Schüsse gehen in die Knie!“

      Einer der Typen, der dem Eingang am entferntesten saß, schleuderte seine Schusswaffe ein Stück von sich. Als Marschmann den anderen Mann mit einer auffordernden Bewegung seines Pistolenlaufes ermahnte, dem Beispiel seines Kumpels zu folgen, bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Türrahmen des Eingangs. Es war nur ein Schatten, aber Marschmann ließ sich auf ein Knie fallen, drückte sich gegen eine Kabinenwand und richtete seine Waffe auf den Eingang – in letzter Sekunde, denn Yülan hechtete an der Tür vorbei, wobei er dreimal in den Raum feuerte. Marschmann gab in das Pistolenfeuer hinein zwei Schüsse ab, dann sprang er auf. Schnell suchte er Deckung an der Wand neben dem Eingang. Mit gehetztem Blick musterte er die beiden Kerle am Boden. Der in der Nähe der Tür war offenbar durch Yülans Schüsse am Kopf getroffen worden. Blutüberströmt lag er auf der Seite. Die Pistole war ihm aus der Hand geglitten.

      Der andere hob zum Zeichen seiner Kapitulation seinen unverletzten Arm. Schnell sprang Marschmann vor, schnappte sich die beiden Pistolen und ging in seine Deckung zurück. Er steckte die Magazine der Pistolen in die Jackentasche und repetierte die im Lauf verbliebene Patrone heraus, dann warf er die beiden Waffen schnell in eine der Toilettenschüsseln. Hastig spähte Marschmann mit schussbereiter Waffe um den Türrahmen herum. Er konnte Yülan nirgendwo entdecken. Mit einem Satz sprang er auf den Rasen vor dem WC-Gebäude und rollte sich ab. Schussbereit kam er auf die Knie. Jetzt konnte er den Drogenboss sehen. Offenbar hatte ihm einer von seinen hingeworfenen Schüssen getroffen. Jedenfalls schleppte sich Yülan mit gebeugtem Oberkörper in Richtung der schwarzen Limousine. Vermutlich war es das Fahrzeug, mit dem die beiden Typen gekommen waren. Als der Drogenboss den Wagen erreichte, zerrte er heftig an der Tür. Das Auto war verschlossen.

      „Stehen bleiben! Polizei!“, gab sich Marschmann jetzt zu erkennen. „Waffe weg!“ Er warf einen Blick hinüber zu den anderen Fahrzeugen. Die Insassen waren nicht zu sehen. Offenbar hatten sie Reißaus genommen.

      Yülan drehte sich um und gab einen ungezielten Schuss in Marschmanns Richtung ab. Dabei konnte Marschmann sehen, dass sein Jackett im Bereich der Brust blutdurchtränkt war. Yülan drehte sich um und hastete nun auf den Wagen zu, mit dem er und Marschmann gekommen waren. Der Ermittler wusste, dass dieser nicht abgeschlossen war. Er erwog einen Schuss auf einen der Reifen, um den Mann zu stoppen. In diesem Augenblick sah der Polizist, wie das Wohnmobil mit aufheulendem Motor seinen Standplatz verließ und der Fahrer mit Vollgas in Richtung Autobahn raste.

      Marschmann ließ seine Waffe sinken. Er fuhr genau in seine Schussbahn. Die Gefahr, unbeteiligte Menschen zu gefährden, war zu groß.

      Yülan nutzte den Moment, schob sich hinter das Steuer des Kurierfahrzeugs und gab Gas.

      „Verdammte Scheiße!“, fluchte Marschmann und steckte die Waffe in den Gürtel. Dabei bemerkte er an seinem linken Arm ein unangenehmes Brennen. Sein Ärmel war blutig, er war getroffen worden! Da sein Arm noch voll funktionierte, konnte die Verletzung nicht so schlimm sein. Er tippte auf einen Streifschuss.

      Marschmann zog sein Handy heraus und wählte die Geheimnummer. Hastig schilderte er die Situation und bat um Verstärkung sowie einen Notarzt.

      Zwanzig Minuten verstrichen, dann landeten die ersten Einsatzkräfte mit einem Hubschrauber auf dem Parkplatz. Zwei kurz darauf mit Mannschaftsbussen eintreffende SEK-Kommandos sperrten den Parkplatz ab. Der Notarzt und ein Rettungsfahrzeug trafen wenig später ein. Der Mann, den Yülan getroffen hatte, war bereits seinen Kopfverletzungen erlegen. Der andere wurde ärztlich versorgt und dann festgenommen. Während Marschmann sich vom Notarzt den Streifschuss verbinden ließ, berichtete er der Einsatzleitung den Ablauf des Geschehens. Dann eilte er zum Hubschrauber, der aufstieg, um Yülans Verfolgung aufzunehmen. Die Fahndung am Boden wurde ebenfalls aus der Luft koordiniert.

      Wenig später entdeckten sie vom Helikopter aus den verfolgten Wagen abseits der Autobahn am Rande eines Dorfes. Ein Blick in die Karte sagte ihnen, dass es sich um Rettersheim im Landkreis Main-Spessart handelte. Das Fahrzeug war verlassen, von Yülan keine Spur. Die Einsatzleitung koordinierte die Suche am Boden und beorderte Einsatzkräfte nach Rettersheim. Das Kommando wurde an die Bodenkräfte übergeben. Die Einsatzleitung flog nach Würzburg zurück, wo sich Marschmann einer Untersuchung im Krankenhaus unterzog. Nach einer Auffrischung seines Tetanusschutzes konnte er endlich nach Hause und sich ausruhen.

      Yülan wurde, wie später im Polizeibericht nachzulesen war, noch am selben Tag in der Scheune der Gastwirtschaft Zum Stern in Rettersheim tot aufgefunden und, wie man ihm sagte, ins Institut für Rechtsmedizin der Uni Würzburg gebracht.

      Xaver Marschmann beobachtete, dass der Mann, nachdem er ein Stück auf dem Stadtring gefahren war, in die Rottendorfer Straße stadteinwärts abbog. Zügig fuhr er durch die Theaterstraße und kam schließlich über Textor- und Bahnhofstraße zum Röntgenring, den er Richtung Friedensbrücke befuhr. Für einen Moment hatte der Verfolger den Eindruck, als würde der Mann während der Fahrt telefonieren. Kurz vor der Brücke bog er in СКАЧАТЬ