Название: Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956179006
isbn:
“Ich nehme an, ich sitze jetzt genau dort, wo sich MdB Johannes Moldenburg aufhielt, als das Attentat geschah”, meinte Rudi.”
“So ist es!”, bestätigte Förnheim. “Harren Sie bitte ein paar Augenblicke genau so aus und bewegen Sie sich möglichst wenig. Ich bin mit meinen Messungen gleich soweit.”
In diesem Augenblick betrat Dr. Gerold M. Wildenbacher den Raum. Ich hatte erwartet, dass er früher oder später hier auftauchte. Dass er Wismar seit dem Attentat gar nicht erst verlassen hatte, war mir ja schließlich bekannt.
“Soll ich mich vielleicht dazusetzen?”, rief er dröhnend.
“Tun Sie das, Gerold. Dann machen Sie sich hier jedenfalls etwas nützlich und stehen unseren Kollegen nicht unnötig im Weg.”
Wildenbacher nickte Krähenfelder und mir kurz zu. “Dann gibt es ja tatsächlich mal etwas, womit ich unserem Kollegen aus dem Heimatland der Teebeutel und des spitzen Steins eine Freude machen kann”, meinte Wildenbacher und setzte sich an den Platz, auf dem er auch an dem Abend des Attentats gesessen hatte.
Der Laserstrahl bewegte sich etwas. Er schwenkte seitwärts und traf jetzt Wildenbacher in Brusthöhe.
“Ich hoffe, Sie warten jetzt nicht, dass Rudi sich auf den Boden wirft, und ich mich um ihn kümmern muss!”, meinte Wildenbacher.
“Keine Sorge, davon gibt es eine ganze Menge aufgezeichnetes Video-Material!”, rief Förnheim. “Die Veranstaltung war ja bestens dokumentiert.”
Wildenbacher wandte sich unterdessen an Rudi. “Ich habe kurz dieses Flimmern gesehen, dann ist es passiert”, berichtete er. “Einer der Leibwächter hat sich auf den MdB gestürzt und selbst noch etwas abgekriegt. Ich habe mit ihm gesprochen.”
“Das werden wir auch noch müssen”, sagte Rudi.
“Das ging alles so schnell”, sagte Wildenbacher. “Und so sehr ich mich auch bemüht habe, das Leben des MdBs zu retten, weiß ich nicht, ob mir das am Ende gelungen sein wird. Er liegt im Koma und sein Zustand ist alles andere als gut. Der behandelnde Arzt ist ein Studienkollege von mir. Ich habe mit ihm von Arzt zu Arzt geredet, wenn Sie verstehen, was ich meine, Rudi.”
“Ich denke schon.”
Auf Wildenbachers Stirn bildete sich eine tiefe Furche. Seine Bedenken, was den Gesundheitszustand des MdBs anging, standen ihm ins Gesicht geschrieben. “Sein Zustand ist wirklich sehr ernst und ich fürchte, die Chancen stehen achtzig zu zwanzig gegen den MdB.” Wildenbacher atmete tief durch und fuhr dann fort: “Ich wusste schon immer, dass mein Talent mehr bei der Behandlung von Toten als von Lebenden liegt!”
“Okay, ich bin fertig!”, rief jetzt Förnheim. Der Laser wurde abgeschaltet. Er zog den Vorhang zur Seite, sodass man ihn auf der Balustrade sehen konnte. Förnheim ließ den Blick schweifen. “Gute Akustik hier.”
“Ja, man versteht Sie ohne Mikro!”, rief Wildenbacher.
“Das ist immer in erster Linie eine Frage der deutlichen Aussprache, verehrter Kollege!”, erwiderte Förnheim. “Aber davon weiß man in Bayern sicherlich nichts.”
“Das habe ich jetzt nicht verstanden! Muss an Ihrer Aussprache liegen!”, gab Wildenbacher zurück.
Wenig später hatte Förnheim die Balustrade verlassen und kam durch den Saal. Über seiner Schulter hing eine Tasche, in der sich vermutlich ein paar Utensilien befanden, die er für seine Untersuchungen brauchte. Rudi war inzwischen wieder vom Platz des MdBs aufgestanden, während Wildenbacher sitzen blieb und sehr nachdenklich wirkte. Mich wunderte das nicht. Wildenbacher galt zwar als jemand, unter dessen knochenharter Schale sich das Gemüt eines Schlachters verbarg, aber das war vielleicht nicht die ganze Wahrheit. Die Tatsache, dass direkt neben ihm jemand Ziel eines Attentats geworden war, konnte wohl auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen sein, auch wenn er vielleicht nach außen hin den Eindruck zu erwecken versuchte.
“Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse, die Sie uns mitteilen können?”, fragte Wildenbacher.
“Ich wusste gar nicht, dass Sie als Gerichtsmediziner in diesem Fall zurzeit überhaupt involviert sind”, gab Förnheim zurück. “Soweit mir bekannt, gibt es bis jetzt nur mehr oder weniger schwer Verletzte, aber keinen Toten, den Sie sezieren könnten, abgesehen von dem Wachmann. Und wir wollen doch beide hoffen, dass das auch so bleibt, oder?”
“Wenn Sie mir auf Ihre gedrechselte Art sagen wollen, dass Sie nichts herausgefunden haben, ist das auch in Ordnung”, gab Wildenbacher zurück.
Förnheim runzelte die Stirn und wandte sich an mich. “Es ist noch ein bisschen zu früh, um darüber zu reden, und über ungelegte Eier…”
“Tun Sie es trotzdem”, unterbrach ich ihn.
Förnheim hob kurz die Schultern. “Irgendetwas passt hier nicht zusammen.”
“Was meinen Sie damit?”
“Kann ich Ihnen noch nicht sagen. Es betrifft die Schussbahn, die Position des MdBs… Naja, ich habe mehrere Video-Aufzeichnungen aus unterschiedlichen Perspektiven des Vorfalls gesehen und mir ist schon klar, dass das Ganze eine sehr chaotische Situation war.”
“Sie meinen wahrscheinlich das Eingreifen des Leibwächters.”
“Ja, das vor allem. Dadurch ist das entstanden, was man eine hochkomplexe Ereigniskette nennen könnte. Sehen Sie, der Schütze hat gezielt, aber offenbar wurde der Laserstrahl bemerkt und der Leibwächter konnte rechtzeitig eingreifen. Allerdings ist da ein Faktor, der mich etwas irritiert.”
“Und der wäre?”
“Also gehen wir mal davon aus, der Attentäter ist ein Profi und hat eine militärische Ausbildung genossen. Bei einem islamistischen Terroristen wäre das nicht ungewöhnlich. Manche nutzen den Dienst in einer Armee gezielt dafür aus, um entsprechende Kenntnisse zu erwerben…”
“Ja, und?”, fragte ich.
“Der Killer müsste doch gewusst haben, dass man die Laserzielerfassung erst im letzten Moment vor dem Schuss einschalten darf, weil sonst vielleicht bemerkt wird. Wenn man unter den gegebenen Verhältnissen nicht sogar besser darauf verzichtet! Aber um das zu beurteilen, müsste ich mir noch einmal genau die Lichtverhältnisse in den Video-Aufzeichnungen ansehen.”
“Jetzt schwurbeln Sie nicht so herum”, meinte Wildenbacher. “Worauf wollen Sie hinaus?”
“Also zurzeit gehe ich davon aus, dass der Täter schlecht gezielt hat. Und das, obwohl er ein High-Tech-Equipment zur Verfügung hatte! Und im Augenblick denke ich über die möglichen Gründe dafür nach.”
“Er wurde gestört”, gab ich zu bedenken. “Darum wurde der Wachmann erschossen!”
“Das ist zwar bis jetzt nur eine Hypothese, aber in der Tat eine, für die sehr vieles spricht”, nickte Förnheim. “Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, die in Frage kämen.”
“Und die wären?”, hakte СКАЧАТЬ