Die Bibliothek des Kurfürsten. Birgit Erwin
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Bibliothek des Kurfürsten - Birgit Erwin страница 5

Название: Die Bibliothek des Kurfürsten

Автор: Birgit Erwin

Издательство: Автор

Жанр: Исторические детективы

Серия:

isbn: 9783839269008

isbn:

СКАЧАТЬ spärlich erleuchteten Gang. Ein Soldat nahm die Fackel aus der Halterung und öffnete eine metallbeschlagene Tür. Jakob setzte den Fuß auf die abgetretenen steinernen Stufen, die in die Tiefe führten.

      »Warum lasst Ihr mich nicht einfach mit Maxilius sprechen? Oberst oder Hauptmann oder was auch immer.«

      »Maul halten, Katholik«, bellte der Soldat. Jakob suchte unwillkürlich Halt an der feuchten Wand, denn er rechnete mit einem Stoß in den Rücken, doch der blieb aus.

      Stattdessen befahl Spielvogel: »Beherrsch dich, Mann. Kehr auf deinen Posten zurück.«

      Der Soldat zögerte, ehe er »Jawohl, Sergeant!« schmetterte und kehrtmachte.

      Spielvogel schloss eine Zelle auf.

      Der widerwärtige Gestank nach fauligem Stroh schlug ihnen entgegen. Jakob keuchte. »Ich soll wirklich …«

      »Es tut mir leid, Herr Liebig. Wie die Dinge liegen, seid Ihr ein Katholik in einer protestantischen Stadt.«

      »Ist nicht wahr!« Jakobs beißender Sarkasmus prallte an Spielvogel ab.

      »Doch, das ist wahr«, entgegnete er. »Und deshalb werdet Ihr Euch ruhig verhalten und in diese Zelle gehen. Der Stadtkommandant wird Euch sicher morgen sprechen wollen.«

      »Ich werde ihm kaum mehr sagen können, als dass ich Katholik bin, großer Gott! Was will er denn noch wissen! Spielvogel, ernsthaft, worum geht es hier? Das kann doch nicht alles wegen eines fehlenden Passierscheins sein!«

      Spielvogel schürzte die Lippen, als kämpfe er mit sich, schließlich sagte er: »Ihr hattet Pech, an Karius zu geraten. Er hasst alles Katholische.« Er bückte sich nach der Kette, die in die Wand eingelassen war.

      »Nein!«, entfuhr es Jakob. »Das ist … unnötig.«

      Spielvogel sah ihm nicht in die Augen, aber er zögerte nicht, die Schelle um die schlammbespritzten Stiefel aus feinem Leder zu legen. »Tja, ich hatte auch Pech, an Karius zu geraten. Und ich setze nicht meine Karriere für Euch aufs Spiel. Katholik oder nicht Katholik.«

      »Himmel, wir waren Freunde!« Jakob riss unbeherrscht an der Kette.

      »Waren wir das?« Spielvogel schnaufte. »Die Dinge haben sich geändert. Katholiken und Protestanten können keine Freunde sein.«

      »Spielvogel!«

      Wortlos schloss der Sergeant die Zelle und ließ Jakob im Dunkeln zurück.

      Seit dem Zapfenschlag lag Stille über der Garnison; der Nachtwächter hatte die elfte Stunde ausgerufen. Im Licht einer tropfenden Kerze studierte Maxilius die Pläne für die neuen Schanzen. Es waren dieselben beengten Räume, in denen er seinen Dienst versah, und da das Geld der Stadtkasse für die Verteidigung benötigt wurde, waren seine Pflichten gewachsen, nicht aber sein Sold. Seine größte Sorge galt der Frage, wie die Stadt den Winter ohne Revolte überstehen sollte. Was kümmerte ihn der vermaledeite Spanier, dieser Rodriguez? Neben seinem Schreibtisch erspähte er das zerknüllte Schreiben des Rates, das ihn zum wiederholten Male aufforderte, sich mit diesem vollkommen unwichtigen Menschen zu befassen. Es war dort nach seinem letzten Wutanfall gelandet. Maxilius zermalmte das protzige Siegel endgültig unter dem Absatz seines Stiefels. Und jetzt musste er auch noch so tun, als ob er sich um den Toten kümmerte, den sie in den frühen Abendstunden bei den Schanzen gefunden hatten. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde Heidelberg bald genug Tote sehen. Und an ihm lag es, das Wunder zu vollbringen. Er stützte die Stirn gegen die Faust und widmete sich wieder seiner Herkulesaufgabe.

      Als es an seine Tür pochte, brauste er auf: »Ja, Herrgott!«

      Wütend blitzte er Sergeant Spielvogel an, der eingeschüchtert von einem Bein aufs andere trat.

      »Steht gerade, Mann!«, bellte Maxilius. »Ich weiß beim besten Willen nicht, warum ich Euch befördert habe. Was wollt Ihr? Soweit ich weiß, habt Ihr keinen Dienst. Jedenfalls hoffe ich das für Euch; Ihr stinkt wie ein Bierfass.«

      Spielvogel nahm so etwas wie Haltung an. »Herr Major, ein Katholik ist in der Stadt …«

      »Verflixt und zugenäht, das weiß ich!«

      »Ihr … Ihr wisst?«

      »Was findet nur alle Welt an diesem Rodriguez? Wenn alle Katholiken solche Feiglinge wären wie der, wäre Kaiserslautern noch protestantisch. Was kümmert Euch dieser elende Kriecher, den sein eigener König hier vergessen hat?«

      »Äh … nichts.«

      »Und was wollt Ihr dann?«

      »Ich spreche nicht von Herrn Rodriguez, sondern von Jakob Liebig«, murmelte Spielvogel.

      Maxilius starrte ihn an. »Was? Liebig? Der ist in der Stadt?«

      »Ja, Herr Major. Ich bin ihm in Reilings Hof begegnet.«

      »Und wo ist er jetzt?«

      »Im Verlies, auf Befehl von Leutnant Karius, Herr Major.« Spielvogel zog den Kopf ein. Als er ihn vorsichtig hob, grinste Maxilius bösartig.

      »Gut, da kann er bleiben. Wird dem feinen Herrn guttun. Und Ihr legt Euch schlafen. Das ist ein Befehl.«

      »Ja, Herr Major.«

      In der Tür rief Maxilius ihn zurück. »Spielvogel«, ein winziges Zögern. »Geht es ihr gut?«

      »Ja, Herr Major.«

      »Ab mit Euch!«

      Nachdem Spielvogel gegangen war, sackte Maxilius auf seinen Stuhl und stützte das Kinn auf die Hände. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein besserwisserischer Katholik. Oh Herr, warum strafst du deine Getreuen mit solchen Schlägen?«

      Müde nahm er seine Jacke vom Haken, setzte den Hut auf und rief nach seinem Pferd. Wenig später ritt er zu Reilings Hof.

      In der Schenke herrschte reger Betrieb, obwohl es bereits auf Mitternacht zuging, nur wenige Plätze auf den langen Bänken waren frei und die Humpen kreisten. Maxilius fragte sich, wie Gisbert es trotz der landesweiten Teuerung fertigbrachte, ein so wohlschmeckendes und dabei so hochprozentiges Bier zu brauen. Er schaute sich um und entdeckte einige Bekannte. Den einen oder anderen hätte er am liebsten nach Hause geschickt, vor allem den betrunkenen Zimmermann, der sich fast unverständlich mit diesem böhmischen Lumpen unterhielt, der sich seit einigen Monaten in der Stadt herumtrieb.

      Er ging auf Lena zu. »Jakob Liebig ist in der Stadt«, begann er ohne Umschweife. »Hast du mit ihm geredet? Es ist wichtig, dass du mir die Wahrheit sagst.«

      »Ein paar Worte.«

      »Lena, bitte, was genau hat er gesagt?«

      Sie wandte sich Gisbert zu. »Kann Anni mich kurz vertreten?«

      »Kann sie nicht«, entgegnete der Wirt. »Oder siehst du sie hier?«

      Maxilius kratzte sich am Kinn. »Ihr seid immer noch den Nachweis schuldig, dass Ihr mit dem verstorbenen Herrn Reiling verwandt seid. Der Rat duldet, aber er ist nicht sehr geduldig.«

      »Ich zahle meine Steuern!«

      »Das СКАЧАТЬ