Название: Extra Krimi Paket Sommer 2021
Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956178986
isbn:
Mir kommen die Tränen, dachte ich. Jetzt versuchte José seinen Vater als armes Opfer von polizeilicher Diskriminierung darzustellen. Ehe ich etwas erwidern konnte, reichte José Montalban mir eine Visitenkarte.
"Besuchen Sie mich in meinem Firmenbüro in der Seventh Avenue. Da können wir uns vielleicht ungestört unterhalten, Agent Trevellian."
"Darauf werde ich bestimmt zurückkommen", antwortete ich.
6
"Was hältst du von dem Kerl?", fragte Milo, nachdem wir das abgezäunte Gelände rund um das Montalban-Anwesen verlassen hatten.
"Von wem sprichst du? Dem Vater oder dem Sohn?"
"Ich meine José."
"Ein aalglatter Typ. Ehrlich gesagt, kann ich mir noch keinen Reim darauf machen, was für ein Spiel er spielt."
"Ich habe das Gefühl, dass es gewisse Gegensätze zwischen Vater und Sohn gibt, Jesse."
"Ja, das glaube ich auch."
"Vielleicht kommt ja wirklich etwas dabei heraus, wenn wir uns mit ihm allein unterhalten. Und gleichgültig, womit Dirty Rick uns auch drohen mag – vielleicht werden wir uns doch noch mit Mrs. Montalban reden müssen!"
"Mal abwarten."
Ich schaltete einen Gang höher und beschleunigte den Sportwagen etwas.
"Dirty Rick hat uns nach Strich und Faden belogen", sagte Milo. "Ich wette, es gab eine Entführung. Und ich wette auch, dass der große Boss ganz genau weiß, wer dahinterstecken könnte. Aber davon sagt er uns keinen Ton, weil er selbst mit den Schuldigen abrechnen will!"
"Falls das stimmt, haben die Betreffenden keine besonders große Lebenserwartung mehr."
"Du sagst es."
"Über eins komme ich allerdings bei Montalban nicht hinweg, Milo!"
"Worüber sprichst du?"
"Ich nehme Dirty Rick ab, dass er als tiefgläubiger Katholik über das Satanszeichen auf dem Rücken seiner Tochter entsetzt war..."
"Mal ehrlich: Man muss doch kein Katholik sein, um davon nicht begeistert zu sein, Jesse?"
"...aber dieser Kerl findet nichts dabei, mit dem Finger zu schnipsen und eine Armee von Killern von der Kette zu lassen, wenn ihm irgendein Gesicht nicht passt. Mal davon abgesehen, dass seinetwegen Tausende Crack-Süchtige wie lebende Zombies durch die Gegend gehen, bevor sie schließlich jämmerlich krepieren."
"Sei fair, Jesse: Die Justiz konnte ihm nie etwas nachweisen!"
"Dass du in diesem Zusammenhang von Fairness sprichst, Milo, wundert mich! Wenn du mich fragst, ist nicht fair, dass dieser Verbrecher seinen Kopf bislang immer aus der Schlinge ziehen konnte!"
Milo zuckte die Achseln. "Schätze, den Teil über Nächstenliebe hat El Columbiano in der Bibel rasch überschlagen..."
7
Von der Müllkippe an der Cannary Lane aus machten sich Clive Caravaggio und unser indianischer Kollege Orry Medina auf den Weg zu Dolores Montalbans New Yorker Wohnung.
Sie lag in Greenwich Village in einem Gebäude, das im Stil der sogenannten Cast Iron-Architektur errichtet worden war, die von großen, zusammengeschweißten Metallplatten gekennzeichnet wurde. Man imitierte damit den Stil von Fabrik- und Lagerhallen, die diesen Stadtteil ursprünglich geprägt hatten. In den sechziger und siebziger Jahren hatten sich viele Künstler hier niedergelassen, die in den Achtzigern von den Yuppies verdrängt worden waren. Aber in Häusern zu wohnen, die wie Industriebauten aussahen, war immer noch hip.
Dolores Montalbans Wohnung lag im vierten Stock.
Clive und Orry ließen sich mit dem Aufzug hinauffahren.
Ein Team der Scientific Research Division war verständigt worden und auf dem Weg hier her. Es würde dafür sorgen, dass Dolores' Zimmer erkennungsdienstlich genauestens unter die Lupe genommen wurde.
Unsere Kollegen erreichten die massive Stahltür.
Sie stand einen Spalt offen. Am Zustand des Schlosses war zu sehen, dass sie gewaltsam geöffnet worden war.
Clive und Orry wechselten einen kurzen Blick. Beide griffen zu den Dienstpistolen vom Typ SIG Sauer P226 und postierten sich rechts und links der Tür.
Offenbar gab es noch jemanden, der sich für die Wohnung von Dolores Montalban interessierte.
Orry öffnete mit einem Tritt die Tür. Sie flog zur Seite.
Clive stürzte mit der SIG im Anschlag in den Raum. "FBI! Hände hoch!", rief er. Orry sicherte ihn von hinten.
Dolores Montalbans Wohnung war etwa zweihundert Quadratmeter groß und bestand aus einem einzigen Raum. Das Inventar war fast ausschließlich in den Farben schwarz und weiß gehalten.
Von der Decke hing ein Mobilé. Totenschädel in unterschiedlicher Größe baumelten an hauchdünnen Fäden. Beim geringsten Luftzug tanzten sie wild durcheinander.
In der Mitte des Raumes befand sich eine Regalwand. In den Regalen standen ein paar Bücher, außerdem mehrere Kristallkugeln, Tierschädel und Geistermasken.
Hinter der Regalwand bewegte sich etwas.
Eine Gestalt tauchte hervor. MPi-Feuer knatterte los.
Kristallkugeln und Tierschädel wurden aus dem Regal gefeuert.
Clive warf sich zu Boden. Im Fallen schoss er die SIG ab, rollte sich dann herum, während neben ihm die Kugeln den Teppichboden zerfetzten.
Orry konnte gerade zwei Schüsse in Richtung des MPi-Schützen abfeuern. Der G-man zuckte zurück. Neben der Tür fand er Deckung, presste sich gegen die Wand.
"Durchs Fenster!", rief jemand.
Offenbar war außer dem MPi-Schützen noch jemand hinter den Regalen. Die MPi knatterte erneut los. Diesmal in die andere Richtung. Fensterscheiben zersprangen. Ein schwarz gekleideter Mann sprang nach draußen, krümmte sich dabei wie ein Embryo zusammen. Er rollte sich auf dem etwa andertthalb Meter tiefer gelegenen Dach des Nachbargebäudes ab, rappelte sich auf.
Der MPi-Schütze ballerte noch einmal mit seiner Waffe durch den Raum.
Clive hechtete sich hinter eine niedrige Ledercouch.
Gut ein Dutzend MPi-Kugeln rissen die Polster auf.
Orry tauchte aus seiner Deckung hervor, ging volles Risiko und feuerte seine SIG ab.
Der MPi-Schütze wurde am Oberkörper erwischt, taumelte und fiel zu Boden. Die Regalwand riss er mit sich.
СКАЧАТЬ