Empathie - Ich fühle, was du fühlst. Stephanie Red Feather
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Название: Empathie - Ich fühle, was du fühlst

Автор: Stephanie Red Feather

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783866164949

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СКАЧАТЬ wir uns von einem unbewussten Ort aus auf das Leben einlassen, sind wir uns unserer wahren Beweggründe nicht bewusst. Deshalb ist uns auch nicht bewusst, was uns steuert oder warum wir ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen oder bestimmte Entscheidungen treffen. Es scheint ein Teil der menschlichen Natur zu sein, dass wir den ersten Abschnitt unseres Lebens im „Halbschlaf“ verbringen und irgendwann „erwachen“. Dieses Erwachen ist eine Zeit, in der wir erkennen, dass das, was wir tun, nicht länger funktioniert. Wir sind nicht länger bereit, uns mit unseren gegenwärtigen Erfahrungen oder mit dem zufriedenzugeben, was wir erreicht haben. Wahrscheinlich haben Sie auch schon einmal meine bevorzugte Definition von Wahnsinn gehört: immer wieder das Gleiche tun und andere Ergebnisse erwarten. Unser persönliches Erwachen ist ein Moment, der unser Leben in eine vollkommen neue Bahn lenkt und uns plötzlich unseren Wahnsinn erkennen lässt. Meist schrillen innere Alarmglocken, die etwa so klingen: Ich kann so nicht mehr weitermachen. Es muss sich etwas ändern. Es ist vorbei. Das funktioniert nicht mehr. Wenn ich hierbleibe, werde ich sterben.

      Bis wir diese Sternstunde erfahren, die unser Leben grundlegend verändert, sind wir jedoch dazu verurteilt, aus dem Schattenaspekt unserer selbst heraus zu leben. Das bedeutet, dass wir von einem Ort aus leben, an dem wir kaum ein oder überhaupt kein Bewusstsein für die Entscheidungen haben, die wir treffen. Wir leben nicht absichtsvoll, treffen keine erwachsenen Entscheidungen (weil wir häufig regressiv sind) und erkennen nicht, was uns antreibt. Wenn wir aus unserem Schatten heraus leben, laufen in unserem Kopf alte Tonbänder ab, die uns falsche Informationen vermitteln. Wir tragen ungeheilte Verletzungen und ein vernachlässigtes inneres Kind in uns. Wir ziehen Bewältigungsmechanismen hoch, als wollten wir bei einem Hurrikan das Haus mit Brettern vernageln. Das Leben aus unserem Schattenselbst heraus hat zur Folge, dass die ungesunden, unbewussten Aspekte unserer Persönlichkeit über unser Verhalten und unsere Reaktionen bestimmen.

      Wenn wir aus den Schattenaspekten unserer empathischen Natur heraus leben, leben wir in Co-Abhängigkeit, verlieren uns in Beziehungen, übernehmen die Emotionen und die Probleme anderer Menschen und tun uns schwer damit, Grenzen zu setzen. Weil wir nicht wissen, dass wir ein Empath sind, und diesen Anteil verleugnet haben, gehen wir mit dem Gefühl durch die Welt, innerlich zerbrochen und alles andere als heil zu sein.

      Wenn Sie der Frage nachgehen, welche Form das Leben aus dem Schatten heraus für Sie persönlich annimmt, ist es wichtig zu wissen, dass keine Qualität grundsätzlich gut oder schlecht ist. Die meisten Verhaltensweisen, Gefühle und Ausdrucksformen sind auf einem Kontinuum angesiedelt. Die Frage, wann und wie jedes Merkmal zum Ausdruck kommt, bestimmt darüber, ob es im Schatten oder im Bewusstsein agiert.

      So ist die Fähigkeit, mühelos mit anderen Menschen zu verschmelzen und ihren energetischen Zustand in sich aufzunehmen, nicht grundsätzlich gut oder schlecht. Sie ist einfach, was sie ist. Wenn Sie aber nicht erkennen, dass Sie mit jedem Menschen verschmelzen, mit dem Sie in Kontakt kommen, dann müssen Sie mit den ungesunden Folgen leben, die aus der unbewussten Verschmelzung herrühren. Wenn Ihnen nicht bewusst ist, dass Sie es tun, sind Sie nicht in der Lage, zentrale Fähigkeiten abzurufen, die den Prozess der Verschmelzung durch angemessene Grenzen, erdende Maßnahmen, die Ihnen helfen, in Ihrer Mitte zu bleiben, oder andere wichtige Praktiken, die Sie darin unterstützen, Energien zu klären, ausgleichen. Sie tragen Schaden davon und es ist nahezu sicher, dass Sie sich am Ende völlig verlieren. Leider haben viele Menschen jahrzehntelang auf diese Weise gelebt, ohne sich dessen bewusst zu sein.

      Bewältigungsstrategien

      Wenn wir aus dem unbewussten Aspekt unserer empathischen Natur heraus leben, entwickeln wir ganz automatisch Bewältigungsstrategien, die uns helfen sollen, zu überleben und mit den Dingen in unserem Umfeld zurechtzukommen. Bewältigungsstrategien (die auch als Abwehrmechanismen bezeichnet werden) sind ein normaler Bestandteil unserer menschlichen Entwicklung und niemand kann sich ihnen entziehen. Wir sind als Empathen somit nicht die Einzigen, die sich darauf verlassen, und wenn wir sie nur kurzzeitig einsetzen, können sie uns dabei helfen, mit dem, was im Moment geschieht, zurechtzukommen und es zu verarbeiten. Wenn sie über einen langen Zeitraum eingesetzt werden, können sie jedoch zu ungesunden Vermeidungsstrategien werden und manchmal sogar pathologische oder phobische Züge annehmen.

      Eine Bewältigungsstrategie ist, einfach ausgedrückt, die Art und Weise, in der wir mit innerem oder äußerem Stress umgehen. Weil unser Nervensystem hochsensibel ist, kann jeder Tag eine enorm hohe Reizüberflutung bedeuten, die rasch zur Überforderung führen kann. Wenn wir an diesem Punkt angelangt sind, kann sich daraus wiederum eine Fülle anderer ungesunder Reaktionen und Verhaltensweisen entwickeln.

      Zu den üblichen Bewältigungsstrategien gehören Regression, Verleugnung, Dissoziation, passive Aggression, Projektion, Überkompensation, Unterdrückung, Intellektualisierung (Überbetonung des Denkens), Verdrängung, Rationalisierung, Selbstverletzung und Somatisierung (Stress, der sich im Körper manifestiert und Symptome ohne erkennbare Ursache hervorruft), um einige wenige Beispiele zu nennen. Wenn Sie Bewältigungsstrategien auf einer tieferen Ebene verstehen möchten, empfehle ich Ihnen, die entsprechende psychologische Literatur zu lesen.

      Sobald wir diesen kritischen Punkt des Erwachens erreichen (an dem unser Wahnsinn nicht mehr funktioniert), beginnen wir, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Häufig werden wir genau dann mit unseren seit langem bestehenden, ungesunden Bewältigungsmustern konfrontiert. Und erst dann, in unserem neu erwachten Bewusstseinszustand, können wir erkennen, dass diese Muster uns in unserem Streben nach persönlicher Entwicklung und Erfolg nur zurückhalten können.

      Als Empathen waren wir schon allein, um unseren Alltag zu bewältigen, in hohem Maße auf unsere Bewältigungsstrategien angewiesen. Ohne Werkzeuge und bewusste Mentoren, die uns beibringen, wie wir unser Energiefeld klären, Grenzen ziehen und erkennen können, was uns gehört und was nicht, war es schwierig – wenn nicht sogar völlig unmöglich –, das tägliche Miteinander und die täglichen Entscheidungen und Reize zu meistern.

      Die unterschiedlichen Phasen meines Lebens waren von unterschiedlichen Bewältigungsstrategien geprägt. Während meiner frühen Jahre war Regression ein bewährter Schachzug. Das regressive Muster, mit verschränkten Armen auf einem Stuhl zu sitzen und auf den Boden zu starren, während meine Stiefmutter mit mir schimpfte, trug ich von meiner Teenagerzeit in meine erste Ehe hinein. Jahrelang konnte ich mit meinem (mittlerweile Ex-)Mann nicht diskutieren oder ein schwieriges Gespräch führen, weil ich mich nicht als ebenbürtige Partnerin sah, deren Meinung oder Gefühle wertgeschätzt wurden. Ich wurde wieder zu der Vierzehnjährigen, die auf den Boden starrte und kein Wort sagte. Das trieb ihn in den Wahnsinn und ich verstehe, warum. Auch heute brauche ich noch ein hohes Maß an Anstrengung und Bewusstheit, um eine ebenbürtige Beziehung zu anderen Menschen herzustellen, wenn über wichtige Themen oder Gefühle gesprochen wird. Das gilt vor allem für Menschen, die eine Autoritätsposition innehaben oder deren Anerkennung mir wichtig ist.

      Bewältigungsstrategien wie Somatisierung, Verleugnung, Projektion oder Fantasie haben sich in meinem Leben immer wieder gezeigt, wenn Stressoren unbeherrschbar wurden, weil unsere Bewältigungsstrategien natürlich gerade dann aktiv werden. Zeiten, die von Chaos, Traumen, Stress oder großem Druck geprägt sind, richten den Scheinwerfer auf die Defizite in unserer Fähigkeit, eine Lage zu meistern oder flexibel zu sein. Schwierige Zeiten zeigen uns, wo unsere Bewältigungsstrategien weniger gut entwickelt, unreif oder unwirksam sind. Für viele Empathen ist jeder Tag mit einem erhöhten Maß an Stress verbunden, da unser hochsensibles Nervensystem weit mehr Informationen verarbeitet und länger als „normal“ zur Verarbeitung und Klärung braucht.

      Unbewusste Verhaltensänderungen kamen bei mir ebenfalls häufig vor. In den ersten Jahrzehnten meines Lebens war ich Meisterin darin, Dinge in mich hineinzufressen. Dieses Verhalten hat mir auch meine Mutter vorgelebt, sodass es schwierig war, mit dieser besonders hartnäckigen Gewohnheit zu brechen. Ich „implodierte“ meist, statt zu explodieren, und wenn die Energien dann zu intensiv wurden, kam es zu beängstigenden emotionalen Ausbrüchen wie dem Zwischenfall mit dem Messer, den ich am Anfang dieses Kapitels СКАЧАТЬ