Die vier Ebenen des Glücks. Ayya Khema
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Читать онлайн книгу Die vier Ebenen des Glücks - Ayya Khema страница 7

Название: Die vier Ebenen des Glücks

Автор: Ayya Khema

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783931274559

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СКАЧАТЬ Meditationsprozess ist einzig und allein auf Gefühlen aufgebaut. Die Meditation zu erdenken, ist vollkommen unmöglich, sie muss gefühlt werden. Daher ist die jetzt vorliegende zweite Ebene unerlässlich für den spirituellen Pfad, während die erste Ebene für das Überleben unerlässlich ist. Alle Ebenen werden gebraucht und sind in uns zu finden, aber wir müssen sie erkennen können, sodass wir dann mit ihnen in einer wirklich vernünftigen Art umgehen können.

      Die zweite Ebene heißt »die vier Brahmavihāras«, Brahma = Götter und Vihāra = Verweilungsstätte, »die Göttlichen Verweilungsstätten«, was keine besonders deutliche Übersetzung für uns ist. Es sind die vier höchsten Emotionen und die einzigen, die der Buddha als wertvoll und heilsam bezeichnet hat. Wir könnten sagen, dass wir das innere Paradies erleben können, wenn wir diese vier Emotionen in uns zur Vollendung bringen. Daher werden sie »Göttliche Verweilungsstätten« genannt. Diese vier heißen: bedingungslose Liebe (mettā), Mitgefühl (karuṇā), Mitfreude (muditā), Gleichmut (upekkhā). Die erste davon wird meistens mit »liebender Güte« übersetzt; wenn wir einfach »Liebe« dazu sagen, so hat das eine tiefergehende Bedeutung für uns. Es ist ein Wort, das für jeden Assoziationen hat und sein Innenleben berührt.

      Wir haben hier die gleiche Möglichkeit wie beim Denken, nämlich das Unheilsame mit dem Heilsamen zu ersetzen. Es ist aber vor allen Dingen wichtig, dass wir einmal erkennen, wieviel Glück wir in uns tragen und auch erleben können, wenn wir jeweils eine dieser vier Emotionen in den Vordergrund unseres Bewusstseins bringen.

      Das Interessante daran ist: Liebe ist erlernbar. Und das ist eigentlich ein besonders wichtiger Punkt, denn im Allgemeinen wird geglaubt, erzählt und in Filmen gezeigt, dass Liebe ein Glücksfall ist, vor allem auch darum, weil wir ja Liebe mit gegenseitiger Zuneigung gleichsetzen. Die meisten Menschen suchen diesen Glücksfall, bis sie vielleicht eines Tages merken, dass diese Art der Bemühung gar nicht uneingeschränktes Glück bringt. Der ferne und absolute Feind von Liebe ist natürlich Hass. Das ist ganz einfach zu verstehen, aber der nahe Feind von Liebe ist Anhänglichkeit, und das ist bereits viel schwieriger zu erkennen. Im Allgemeinen kennen wir nichts anderes als Anhänglichkeit, was aber gleichbedeutend mit Anhaften ist. Anhaften woran? An irgendeiner Person, wodurch Angst entsteht. Angst wiederum bedeutet Hass. Wir können sofort untersuchen, ob wir etwas, wovor wir Angst haben, lieben könnten. Es handelt sich aber nicht darum, dass wir die spezielle Person hassen, sondern nur, dass wir die Möglichkeit des Verlustes ablehnen.

      Wir haben dies wahrscheinlich schon alle erlebt. Manchmal wiegen wir uns in Sicherheit. Es ging schon so viele Jahre gut, es wird auch weiter gut gehen. Aber plötzlich ändert sich die menschliche Beziehung auf dramatische Art und Weise. Wieso geschieht das? Weil das Gesetz der Vergänglichkeit uns nie in Ruhe lässt. Wenn wir nichts anderes kennen als anhaftende Liebe, dann stehen wir plötzlich eventuell ohne Liebe da und auch, als wären wir nicht mehr liebenswert. Unser Selbstwertgefühl ist geschädigt und vor allem unsere Liebesfähigkeit. Das stimmt überhaupt nicht, denn die Liebesfähigkeit ist immer vorhanden und sollte nicht von einer einzigen Person in diesem Weltall abhängig sein. Wenn das der Fall ist, dann machen wir uns nicht nur äußerst abhängig, sondern begrenzen unser Herz in einer Art und Weise, die total unnötig ist und nichts anderes als Schwierigkeiten bringen kann.

      Nichts bleibt so, wie es ist. Es gibt wenig Menschen, die daran zweifeln, dass sich alles ständig verändert. Allein jeder Atemzug, jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Bewegung, unser Körper – alles ist in ständiger Bewegung, man könnte sogar sagen in ständigem Aufruhr. Weil uns das eigentlich gar nicht passt, sind wir schon allein darum niemals völlig zufrieden. Im Prinzip wollen wir das Universum und die Naturgesetze unseren Wünschen anpassen, aber genau das Gegenteil ist nötig. Wir lernen, uns den Naturgesetzen anzupassen.

      Das Angstgefühl, die geliebten Personen zu verlieren, schließt das Kennenlernen der wahren Liebe aus. Das wirkliche Problem, das wir mit Liebe haben, ist, dass Liebe ein Reinheitsgefühl in unserem Herzen ist und nicht eine Bestätigung unseres Wertes. Unser ganzer spiritueller Weg hängt davon ab, dass wir die vier »heilenden«, »heilsamen«, »heiligen« Emotionen in uns entwickeln. Wenn wir die Liebesfähigkeit des Herzens nicht erwecken und sie so entwickeln, dass wir unabhängig lieben, dann ist unser Pfad blockiert, weil die Reinheit des Herzens und die Unabhängigkeit von Zuwendung notwendig sind, um das Anhaften zu mindern und eines Tages loszulassen.

      Die Freiheit, die der Buddha uns versprochen hat, das absolute Ende jeglichen Dukkhas, bedeutet: nicht anhaften. Das Wort Nibbāna bedeutet wörtlich übersetzt »nicht brennen«, aber hängt von Nicht-Anhaften ab. Wir lernen, uns nicht mehr mit gewissen Emotionen, Menschen und Situationen zu identifizieren. Solange wir eine Liebesbeziehung zu einer Person haben und der Rest der Welt uns nicht zu sehr stört, merken wir nicht, dass wir die wahre Liebe noch nie kennengelernt haben. Diese eine Person mag uns sehr wichtig sein, wir mögen sie sehr liebenswert finden, wir sind sehr froh, dass sie da ist, aber die wahre Liebe haben wir noch nicht kennengelernt.

      Wahre Liebe bedeutet, die Fähigkeit des Herzens, die jeder besitzt, entwickelt zu haben. Es ist nicht so, dass wir etwas entwickeln müssten, was noch nicht vorhanden wäre. Das wäre sehr kompliziert und schwierig und kaum denkbar. Aber Liebesfähigkeit hat jeder und kennt sie. Wir haben sie auch alle schon ein oder mehrere Male erlebt. Eine Liebesbeziehung kann daher als ein Samenbeet angesehen werden, als ein Auslöser und ein Erkennen, wie es sich anfühlen würde, wenn wir die Liebe im Herzen so entwickeln, dass wir sie immer fühlen.

      Vielleicht können wir uns erinnern, wie wir uns das erste Mal verliebt haben. Das war doch grandios! Alles sah viel schöner aus. Das einzige Hindernis war die Angst, dass es nicht funktionieren würde, und wir haben uns dadurch sehr unsicher gefühlt. Was sollte eigentlich funktionieren? Vor allem wohl die Gegenliebe, das war die Hauptsache. Aber trotz der Angst war das Gefühl der ersten Liebe absolut glückbringend. Wir hatten das Gefühl, als wären wir zwanzig Pfund leichter geworden und könnten springen statt gehen, fühlten uns also leicht beschwingt. Das könnten wir immer fühlen, ohne die Angst, dass wir nicht wiedergeliebt werden.

      Wieso wollen wir uns nicht einmal auf diesen Pfad begeben? Es ist doch reine Unvernunft, darauf zu warten, dass ein anderer uns wiederliebt. Was bedeutet es denn überhaupt, von jemandem geliebt zu werden? Doch nichts anderes, als dass wir in den Augen dieses Menschen liebenswert erscheinen. Dann ändert dieser Mensch seine Ansicht, und wir sind nicht mehr liebenswert. Wieso eigentlich? Hundertprozentig liebenswert ist nur ein Erleuchteter, alle anderen Menschen kämpfen mit den fünf Hindernissen, die uns allen das Leben erschweren. Dennoch machen wir uns davon abhängig, ob ein anderer Mensch zustimmt, dass wir trotz unserer Fehler liebenswert sind. Es ist keine Frage, dass wir trotzdem liebenswert sind. Wir brauchen niemanden, der uns das bestätigt. Das können wir selbst empfinden. Und wie geschieht das? Ganz einfach: Indem wir lieben, und nicht danach suchen, geliebt zu werden. Die ganze Menschheit macht diesen Fehler, und dann entstehen Kummer und Trübsal, wenn Freundin oder Freund uns verlassen und wir uns einsam und zurückgesetzt fühlen. Wozu das alles! Das wird bestimmt nicht unsere Liebesfähigkeit vergrößern.

      Wenn wir das Gefühl der bedingungslosen Liebe in uns wirklich zur Blüte bringen und in uns verankern, dann braucht uns niemand zurück zu lieben. Im Gegenteil, wenn wir selbst lieben, dann brauchen wir keine Bestätigung dafür.

      Man könnte das vielleicht mit einem intelligenten Geist vergleichen. Suchen wir ständig jemanden, der uns sagt: „Du bist aber sehr intelligent!“ oder: „Das ist ja fabelhaft, wie du Kopfrechnen kannst!“? Wir können es und tun es, soweit es uns möglich ist. Wir benutzen unsere Intelligenz für alles Notwendige, egal, ob uns jemand bestätigt, es sei fabelhaft oder nicht, eben nur, weil es unserer Fähigkeit entspricht. Mit der Liebe ist es genauso, weil wir die Fähigkeit haben zu lieben.

      Der Buddha hätte dies nie als die zweite Ebene des Glücks bezeichnet, wenn wir nicht das Potenzial dazu in uns hätten. Er hat Menschen, genau wie wir es sind, gelehrt, die all diese Fähigkeiten in sich trugen und auch verwirklichen konnten, wenn sie in Hingabe, Respekt und Ehrerbietung den Anweisungen СКАЧАТЬ