Tod eines Clowns. Petra Gabriel
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Название: Tod eines Clowns

Автор: Petra Gabriel

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520250

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СКАЧАТЬ mit Kappe zum provisorischen Vernehmungszimmer zurückmarschierte. «Als ob ick nüscht anderes zu tun hätte!»

      «Haben Sie doch auch nicht», meinte Kappe nicht allzu freundlich. «Die Halle ist gesperrt, bis die Kollegen von der Spurensicherung fertig sind. Auch für Sie. Blumen hin oder her.» Dann fiel ihm auf, dass etwas mehr Verbindlichkeit angebracht wäre. Sie waren inzwischen wieder im Vernehmungszimmer angelangt. Kappe wandte sich Berndchen zu und meinte augenzwinkernd: «Du, mein Junge, kannst morgen also ruhig in die Schule.»

      «Och, kann ich bei der Spurensicherung nicht zugucken?», fragte Bernd hoffnungsvoll.

      «Nee, leider nicht», mischte sich Galgenberg ein. «Alle müssen raus aus der Halle, sonst werden noch mögliche Spuren verwischt. Aber ick denk mal …», er schaute in Richtung Otto Kappe, «… bis übermorgen müsste allet erledigt sein. Dann kannste zu uns kommen, und Fräulein Lilli Lenné wird dir allet haarklein erzählen. Bis dahin gehst du aber schön brav in die Schule.»

      «Ehrlich?»

      «Ehrlich.»

      Lilli Lenné lächelte den Jungen an und nickte. «Klar.»

      Bernd strahlte sie an, und Kappe dachte, dass Lilli anscheinend auf kleine Männer dieselbe Wirkung hatte wie auf große.

      Am Abend, als Rechtsmediziner König mitsamt dem Toten längst abgezogen war, als sich die Abenddämmerung über die Halle senkte, in den umliegenden Häusern die Lichter angingen, die Stimmen der Menschen, die hektischen Rufe nach und nach verstummten und die Mäuse darauf warteten, dass auch die letzten Menschen endlich verschwanden, sagte Otto Kappe zum Kollegen Galgenberg: «O je! Viel Aufwand – und keinen Schritt weiter.»

      «Lass man, Kappe, ick hab im Urin, det uns diese Blumen-Erika weiterbringen wird. Die hatte so was im Blick. Als würde sie den Toten kennen, aber nichts Falsches sagen wollen.»

      «Meinst du?»

      «Mein ick.»

KAPITEL VIER

      AM NÄCHSTEN TAG brachte Blumen-Erika die Ermittlungen tatsächlich weiter. Lange und ausgiebig betrachtete sie auf dem Revier in der Oldenburger Straße das Photo des Toten. Die blauen, etwas engstehenden Augen, die niedrige Stirn, die Nase, die auch ohne die rote Clownsknolle wie eine Kartoffel aussah. Die typische Nase eines Gewohnheitstrinkers. Nach einer Weile nickte sie. «Hab auch daheeme noch mal nachgedacht. Der kam mir irjendwie bekannt vor. Ja, den kenn ick. Der hat früher immer mal wieder als Bote in der Arminiushalle ausgeholfen. Hab ihn aber schon länger nich mehr gesehen. Der war etwas seltsam, und als dann bei einigen Händlern Geld wegkam … Na ja, wir konnten es ihm nie beweisen. Jedenfalls hieß der Ernst … ne, Erich … ne, irgendwas mit K. Genau, Karl Jarusch! Hat gesagt, er sei Alleinunterhalter in so einem Varieté, den Namen weiß ick nich mehr, und verdiene sich in der Halle nur was dazu. Na, Unterhaltung hatten wir jedenfalls mit dem, und das nicht zu knapp. Hat immer geprahlt, dass er ein berühmter Hochseilartist gewesen sei. Wird wohl vom Seil gefallen sein, womöglich auf ’n Kopp, bei den Mengen, die der gesoffen hat. Jedenfalls hat er gehinkt. Und neulich hat mir Wurst-Fritz, also der Fritz Fechner, gesagt, der Jarusch sei wiederaufgetaucht. Ganz plötzlich. Habe händeringend um Arbeit gebeten. Da ham se ihn bei der Stadt wieder als Boten genommen. Also, wenn Se mich fragen, ick hätte das nich getan.» Blumen-Erika biss sich auf die Lippen. «Aber über Tote soll man ja nicht schlecht reden, wa.»

      Otto Kappe schaute nachdenklich. So so, Fechner hatte also erst unlängst mit Blumen-Erika über den Clown geredet – und wollte ihn als Toten trotzdem nicht erkannt haben? Hatte Wurst-Fritz vielleicht ein Motiv, den Kerl zu erstechen? Allerdings konnte er es kaum gewesen sein, er hatte ein Alibi: Zusammen mit Eugen Schreiber hatte er vor der Halle eine Zigarette geraucht, als jemand den Mann umgebracht hatte. Zumindest hatten die beiden das ausgesagt. Der Lage der Dinge nach, oder besser, der des Toten und der Anordnung und Konsistenz der Blutflecke nach, schied ein anderer Tatort als Fechners Fleisch- und Wursttheke aus.

      Jarusch hieß der Mann also. War angeblich ein suspektes Subjekt gewesen. Schulz und seine Leute würden das Photo auf jeden Fall auch den anderen Standbetreibern vorlegen und diese eingehend befragen müssen. Die waren nicht aus dem Schneider. Von denen konnte sehr wohl einer zur Tatzeit in der Halle gewesen sein und sich dann verdünnisiert haben. Die Händler kannten sich in der Halle und deren Eingeweiden aus verschlungenen Gängen gut aus. Der Täter war nach dem Mord vielleicht sogar frech vor der Halle aufgetaucht und hatte Einlass begehrt. So hätte Kappe es jedenfalls gemacht. Und trotzdem – dass Fechner den Toten nicht kennen wollte, war schon seltsam. Nun ja, immerhin hatten der Tod und die Schminke dessen Gesicht verändert.

      Es gab jedenfalls jede Menge Arbeit. Galgenberg und er würden sich mit dem Umfeld des Erstochenen beschäftigen. Jarusch war angeblich ein hinkender Bote und ein ehemaliger Artist gewesen, eventuell aus dem Varieté. Diesbezüglich tat sich in einer Stadt wie Berlin eine ganze Welt von Möglichkeiten auf.

      Zurück im eigenen Büro in der Gothaer Straße, beraumte Kappe erst einmal eine Lagebesprechung an. «Wie viele Varietés mag es in Berlin wohl geben?», fragte er. Die Zahl der Angesprochenen war höchst überschaubar: Günter Kynast, Gerhard Piossek und Jürgen Rückert waren bis über die Halskrause mit anderen Fällen beschäftigt, es blieb also von der üblichen Truppe nur Hans-Gert Galgenberg. Dazu kam Fräulein Lilli Lenné von der Weiblichen Kriminalpolizei. Vorerst allerdings nur, um zu erläutern, was sie bisher herausgefunden hatte. Es war offiziell noch nicht vorgesehen, dass die Kollegin die Ermittlungen unterstützen sollte. Eigentlich. «Also, eine Idee?»

      Kopfschütteln.

      «Weiß einer von euch, wie viele Zirkusse es derzeit in Berlin gibt?»

      Kopfschütteln.

      «Die können sonst wo sein, viele ziehen ja rum», merkte Hans-Gert Galgenberg an. «Und det mit den Varietés is in Berlin och ein weites Feld.»

      «Auf die Zirkusse trifft das eher nicht zu», meinte Kriminalmeisterin Lilli Lenné. «Die meisten sind momentan in ihrem Winterquartier, auch diejenigen, die in Berlin-West residieren. Und das können nicht viele sein, denn das Reisen ist von hier aus schwierig. Wagen und Tiere müssten durch die Zone, um in den Westen zu kommen. Mit Sonderzügen oder so. Mir fällt spontan jedenfalls nur einer ein: Zirkus Reiz. Ist ein Familienunternehmen, ’ne kleine Klitsche. Ich glaube, die haben ihr Quartier in Kladow, auf einem alten Bauernhof. Und soweit ich weiß, reisen die auch nicht aus, sondern tingeln durch die West-Berliner Stadtteile. Davon können die ganz gut leben, sie haben ja nicht allzu viel Konkurrenz. Sind übrigens alle weitläufig verwandt mit der berühmten Seiltänzerfamilie Ernst Jacob Reiz.»

      Die Augen von Hans-Gert Galgenberg begannen zu funkeln. «Ist det der, der kurz vor der Jahrhundertwende als Multimillionär gestorben ist? Mein Großvater, der olle Gustav Galgenberg, hat mir viel von ihm erzählt, der mochte Zirkus bekanntlich in jeder Form. Reiz muss ’n beeindruckender Mann gewesen sein, er soll sogar ein Ehrengrab des Landes Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof gekriecht ham.»

      «Ach, der olle Galgenberg», sagte Otto Kappe mehr zu sich selbst und dachte an seinen Onkel Hermann Kappe, Kriminaloberkommissar a. D., der nun schon seit fast sechs Jahren im Ruhestand war und die Füße noch immer nicht stillhalten konnte, trotz Rheuma und allerlei anderen Gebrechen, die das Alter mit sich brachte. Galgenberg eins und Kappe eins waren ein legendäres Gespann bei der Berliner Kriminalpolizei gewesen. Jetzt hatten Gustavs Enkel Hans-Gert, also Galgenberg zwei, und er selbst, Hermanns Neffe Otto, also Kappe zwei, übernommen.

      «Genau СКАЧАТЬ