Kaltfront. Petra Gabriel
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Название: Kaltfront

Автор: Petra Gabriel

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520236

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СКАЧАТЬ dessen Verstand arbeitete ähnlich. Kappe bewunderte Otto sogar hin und wieder für dessen messerscharfe Intelligenz, besonders aber für seine Redegewandtheit und Schlagfertigkeit – wenn es sein musste, mit ätzender Berliner Kodderschnauze. Als einer, der aus dem Fischerdorf Wendisch Rietz stammte, fühlte sich Kappe im Berliner Jargon noch immer nicht so heimisch wie der Neffe, der eine echte Berliner Pflanze war.

      Äußerlich waren er und Otto sehr unterschiedlich. Er, Hermann Kappe, war eher kompakt gebaut. Otto hingegen hatte früher die Figur eines Mittelstreckenläufers gehabt: lang, mit sehnigen Beinen, kein Gramm Fett am Leib. Letzteres hatte sich inzwischen geändert. Er war zwar noch immer gut in Schuss, aber seine Sportlerfigur hatte einige Ausbuchtungen bekommen. Dennoch hatte er sich etwas Jungenhaftes bewahrt, trotz des Sumpfes, in dem er aufgrund seines Berufs immer wieder wühlen musste.

      Wie alt war Peterchen jetzt, Ottos und Gertruds Sohn? Fünfzehn, rechnete Kappe aus. Herrgott, wie die Zeit verging!

      Klara und Gertrud, auch Trudchen genannt, verstanden sich prima. Kappe konnte sich noch gut erinnern: Otto hatte seine Gertrud bei der Aufklärung eines Mordfalls in der Kakao- und Schokoladenfabrik Greiser & Dobritz in Kreuzberg kennengelernt. Anfangs war Hermann Kappe Gertrud gegenüber eher reserviert gewesen. Sie stammte aus einer strenggläubigen Familie, und er hatte befürchtet, sie könne zu jenen Bigotten gehören, die sonntags in die Kirchen rannten und während der Woche über andere herzogen. Doch so eine war Gertrud nicht, wie Klara und er schnell festgestellt hatten. Inzwischen waren die beiden Frauen Freundinnen.

      Das alles ging Kappe durch den Kopf, während er auf die Antwort seines Neffen wartete.

      Otto druckste herum, und zu seiner Verblüffung sah Kappe, dass dessen Augen wässrig wurden.

      «Junge, nun red endlich! Was ist passiert?»

      «Ich hab eine Frau angeschossen. Sie liegt im Urban-Krankenhaus.» Er machte eine Pause. Dann brach es aus ihm heraus. «Wir wollten eine Fälscherwerkstatt ausheben, in einer Wohnung am Fraenkelufer. Aber der Tipp, den wir bekommen hatten, war ’ne Ente. Jedenfalls is die Frau aus’m Küchenfenster raus und weggelaufen. Da war aber noch nicht klar, dass in der Wohnung gar keine Fälscherwerkstatt existiert. Ich bin ihr also hinterhergerannt und hab immer wieder gerufen, dass ich von der Polizei bin und sie stehen bleiben solle. Dann hat sie eine Waffe aus der Tasche gezogen …»

      «Aber dann hast du doch ganz nach Vorschrift gehandelt. Wo liegt das Problem? Weshalb bist du suspendiert?»

      «Die Waffe wurde nicht gefunden», antwortete Otto leise. Dem angespannten Klang seiner Stimme entnahm Kappe, wie sehr ihm die Sache an die Nieren ging.

      «O Junge!», sagte Kappe.

      «Da ist noch was. Ich hab nur einmal geschossen, ganz sicher. Es sind aber drei Schüsse gefallen. Die Kollegen haben das auch gehört. Sie suchen jetzt alles nach Patronenhülsen ab, aber bisher Fehlanzeige. Da stimmt doch was nicht! Onkel Hermann, kannst du mir helfen? Wenn die Frau es nicht war, die geschossen hat, wer dann? Vielleicht hat es jemand auf die Frau abgesehen und die günstige Gelegenheit der Razzia genutzt. Wenn du mich fragst, dann hieße das doch, ich sitze tief im Schlamassel und sie schwebt in Gefahr.»

      «Oder der Tipp war doch keine Ente, und jemand hat auf dich geschossen, Junge.»

      «Das glaub ich nicht. Warum sollte das jemand tun?»

      «Vielleicht waren die Fälscher doch in der Wohnung und sauer, dass sie wegen euch flüchten mussten. Könnte doch sein.»

      «Ach, Onkel Hermann, das ist alles Stochern im Nebel. Jetzt muss ich erst mal meine Unschuld beweisen. Hilfst du mir?»

      «Selbstverständlich! Was kann ich tun?»

      «Auf jeden Fall ist an der Sache was faul. Ich muss einfach wissen, was dahintersteckt – darf aber vorerst nicht mehr ermitteln. Wie soll ich das denn aushalten? Einfach nur rumsitzen, das kann ich nicht! Ich würde wenigstens gerne zu der Frau ins Urban-Krankenhaus gehen, um mich zu entschuldigen. Falls sie mich überhaupt sehen will. Es ist vielleicht besser, ich hab jemanden dabei, einen Zeugen, zur Sicherheit. Damit nicht noch irgendwer denkt, ich wolle sie beeinflussen oder so. Na ja, und du bist auch ein erfahrener Mann, vielleicht könnest du …»

      «Jut, machen wir! Wann willste hin?»

      Otto sah ihn flehend an. «Am liebsten gleich. Ich bin unruhig, solange ich nicht weiß, wie es der Frau geht. Außerdem hab ich nichts anderes zu tun.»

      «Weiß Trudchen schon davon?»

      Otto schüttelte den Kopf. Er sah aus wie ein geprügelter Hund. «Nee, hab meiner Frau noch nix gesagt.»

      Kappe nickte. «Dann lass uns gehen!» Er stand auf, stapfte in den Gang und wickelte sich wieder in seine Polarausrüstung, die am Kleiderhaken an der Wohnungstür hing. Otto tat es ihm gleich.

      Klara, die noch immer in der Küche herumfuhrwerkte, sie aber offenbar gehört hatte, riss die Tür auf, und ein appetitlicher Geruch von gebratenen Bücklingen strömte ihnen entgegen. «Grog kommt gleich. Otto, willst du mitessen?» Sie stockte. «Nanu, wo wollt ihr denn hin?»

      Die beiden Männer sahen sich verlegen an. «Wir haben noch einen Krankenbesuch zu machen, bei einer Bekannten von uns beiden», schwindelte Hermann Kappe. Erst mal hatte Gertrud das Recht, von der misslichen Lage zu erfahren, in der ihr Mann steckte. Klara konnte er das alles später noch erklären.

      «Muss das jetzt sein? Ich meine, das Essen ist bald fertig – Bückling, Bratkartoffeln und dicke Bohnen. Kommt ihr bald wieder?»

      «Ich bleib nicht lang», versprach Kappe.

      Und Otto sagte: «Tut mir leid, Tante Klara! Danke für das Angebot, aber ich ess wohl lieber daheim. Trudchen wartet auf mich.»

      Bevor Klara Kappe noch eine weitere Bemerkung machen konnte, waren die Männer aus der Wohnung und zogen die Tür hinter sich zu.

      Anfangs wollte ihnen im Urban-Krankenhaus niemand sagen, in welchem Zimmer sich die Frau befand, die an diesem Morgen angeschossen worden war. Also zückte Otto doch seine Dienstmarke. Daraufhin erfuhren sie, dass die Verwundete auf der Inneren lag. Die Stationsschwester erklärte ihnen, dass es ihr gutgehe. Es sei viel weniger schlimm, als anfangs befürchtet. Die stark blutende Wunde am Hinterkopf, wohl durch den Sturz verursacht, sei genäht worden. Die Schussverletzung habe sich als Streifschuss an der rechten Seite entpuppt, der keine größeren Schäden angerichtet habe, vor allem keine inneren Verletzungen.

      Kappe konnte an Ottos Gesichtsausdruck sehen, dass dem ein ganzes Gebirge vom Herzen fiel. Obwohl er suspendiert blieb, bis bewiesen war, dass er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen.

      Schon sehr viel entspannter, traten sie ins Krankenzimmer der Patientin. Aus drei Betten schauten ihnen Frauengesichter entgegen, die Otto fremd waren Das vierte Bett war leer.

      «Wo ist sie?», stammelte Otto.

      Eine ältere dicke Frau lächelte milde. Eine andere, wohl mittleren Alters, schnaufte nur und schloss die Augen. Die dritte, um die dreißig vielleicht, fragte: «Sind Sie der Mann von ihr?»

      «Kriminalpolizei», sagte Hermann Kappe an Ottos Stelle. «Wo ist Ihre Zimmergenossin? Wir müssen ihr ein paar Fragen stellen.»

      «Wech», antwortete die ältere Frau.

      «Was heißt wech?», fragte Kappe senior verblüfft.

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