Kaltfront. Petra Gabriel
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Название: Kaltfront

Автор: Petra Gabriel

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520236

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СКАЧАТЬ frage mich gerade, ob das der Mann sein könnte, der euch den Tipp zu der Fälscherwerkstatt gegeben hat. Vielleicht sind die Fälscher dahintergekommen, wer sie verpfiffen hat, haben den Laden in Windeseile ausgeräumt und später, als ihr wieder weg wart, dem Verräter eins übergebraten. Dieses Beil sieht mir wie ein Küchenbeil zum Knochenhacken aus. Klara hat so eins.» Und dann sagte er, was auch Ida gedacht hatte: «Die liegen normalerweise nicht einfach so herum, sondern sind in einer Küchenschublade verstaut. Das könnte darauf hindeuten, dass sich der Mörder in der Wohnung auskannte. Aber gehen wir, ehe wir hier aus Versehen noch Spuren verwischen.»

      «Oder welche hinterlassen.»

      Die Männerstiefel verschwanden aus Idas Blickfeld. Sie atmete erleichtert aus, aber ganz vorsichtig und leise.

      «Moment, ich muss noch den Flickenteppich wieder richtig hinlegen, bevor wir gehen», sagte die Männerstimme, die dem Onkel namens Hermann gehörte.

      Ida versteifte sich wieder. Ein Gesicht erschien in ihrem Blickfeld. «Wen haben wir denn da? Dann komm Se mal raus, junge Frau!»

      «Wat is denn, Onkel Hermann?»

      «Unter dem Bett hat sich jemand versteckt.»

      Ida wusste, dass ihr nichts anderes übrigblieb, und schob sich unter dem Bett hervor.

      Onkel und Neffe sahen sich einer Frau mit schwarzem Wuschelkopf, einem ebenmäßigen Gesicht mit hochroten Wangen und dunkelbraunen Knopfaugen gegenüber, die sie flehend anschauten. Ein Gesicht, schön wie das eines dunklen Engels, dachte Hermann Kappe unwillkürlich.

      «Ich hab ihn nicht umgebracht», stammelte Ida Berkowitz.

      «Das ist ja ’n Ding!», meinte Otto Kappe indes verblüfft. «Det isse! Auf die hab ich geschossen.»

      «Das macht nichts, es geht mir gut.»

      Hermann Kappe hob die Hände. «Nu mal langsam mit die jungen Pferde! Das ist alles zu viel auf einmal für ’nen alten Mann. Wer sind Sie? Was machen Sie hier?»

      «Ich hab doch nur … ein paar Sachen holen wollen. Ich darf hier wohnen, übergangsweise. Aus der alten Wohnung musste ich raus, weil … Jedenfalls, als ich heute hierherkam, lag er schon da.»

      «Wer ist der Mann? Gehört ihm die Wohnung? Und vor allem – wer sind Sie?», wiederholte Kappe senior.

      Ida zögerte. Sie wollte nicht zu viel sagen. Immerhin war sie inzwischen so etwas wie eine Verbrecherin. Bald würde ganz Berlin von dem Störfall bei der Gasag wissen. Sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. «Also, hier kann ich wohl vorläufig nicht mehr wohnen», antwortete sie ausweichend.

      «Wohl kaum. Außerdem wird die Wohnung versiegelt. Das ist jetzt ein Tatort.»

      «Ich war das nicht, ganz bestimmt nicht!»

      «Das kann sein. Kann aber auch nicht sein. Wie geht’s Ihnen? Und wo ham Se die Waffe gelassen?», fiel Otto Kappe ein.

      Ida schaute ihn groß an. «Mir geht es gut. Nichts Schlimmes.»

      Die Erleichterung war Otto Kappe anzusehen. «Und die Waffe? Ich hab doch gesehn, dass Sie eine Waffe aus Ihrer Manteltasche gezogen ham!»

      «Ich hab keine Waffe. Woher soll ich so was denn haben?»

      «Ich hab doch genau gesehn, dass Sie was aus der Manteltasche gezogen haben.»

      «Ich soll was aus meiner Tasche gezogen haben?» Ida runzelte die Stirn.

      Otto Kappe nickte energisch.

      «Daran kann ich mich nicht erinnern. Es ging alles so schnell. Und wenn, dann hab ich ganz sicher keine Waffe herausgeholt, höchstens ein Taschentuch.»

      Kappe junior sackte in sich zusammen.

      «Otto, du bringst hier alles durcheinander. Nun lass uns doch mal der Reihenfolge nach vorgehen. Ich verstehe, dass dir die Geschichte an die Nieren geht. Also noch mal: Wer sind Sie, wer ist dieser Mann, und warum sind Sie aus dem Krankenhaus abgehauen?»

      «Wer der Mann ist, weiß ich nicht», behauptete Ida leise. «Ich hab ihn hier noch nie gesehen. Mein Gott, wo soll ich denn jetzt hin? Ich bemühe mich schon eine ganze Weile um eine Wohnung, wenigstens ein Zimmer. Das ist aber nicht so einfach. Die verlangen heutzutage horrende Mieten. Deswegen haben die Genossen gesagt, ich kann hier wohnen, bis ich eine neue Bleibe hab.»

      Kappe wurde hellhörig. «Die Genossen?»

      «Ja, von der Berliner SPD. Ich bin Mitglied. Die bringen hier manchmal Gäste unter, Genossen, die aus Westdeutschland nach Berlin zu Besuch kommen.» Ida hoffte verzweifelt, dass sie ihr die Geschichte abnahmen. Der Ältere sah nicht überzeugt aus. Dabei machte er einen ganz sympathischen Eindruck. Er hatte vergissmeinnichtblaue Augen, die bestimmt ganz freundlich gucken konnten. Darunter saß eine Nase, die wie eine Knüppelkirsche aussah. Wahrscheinlich war er bei seinen Enkelkindern ein beliebter Opa. Und der andere, der Jüngere war größer als sein Onkel, nicht ganz so kompakt, aber ebenfalls nicht der Schlankeste. Er hatte dasselbe energische Kinn und sah seinem Onkel auch sonst recht ähnlich. Sie konnten die Verwandtschaft jedenfalls nicht verleugnen.

      «Und wer sind Sie?», fragte Kappe junior.

      Ida Berkowitz zögerte abermals. Die Männer sahen wirklich freundlich aus. Ob sie nicht doch die Wahrheit sagen sollte? Nein, das durfte sie nicht. Wegen Ursula, wegen Lenchen, weil sie doch deren letzte Hoffnung war. Und weil sie zur Saboteurin geworden war. Fieberhaft suchte sie nach einem Namen. «Ursula», antwortete sie schließlich, weil ihr nichts Besseres einfiel.

      «Ah, die Bärin, vom lateinischen Wort ursus, der Bär. So sehen Sie auch aus, dick eingepackt in ihren Mantel. Es wundert mich, wie Sie es geschafft haben, damit unters Bett zu kommen.»

      «Onkel Hermann!»

      «Ja, is ja schon gut. Also Ursula. Und weiter?»

      «Ursula … Müller.»

      «So, Ursula Müller – was machen wir nun mit Ihnen?»

      «Lassen Sie mich gehen! Bitte! Ich hab den Mann nicht erschlagen, wirklich, Sie müssen mir glauben! Und ich hab auch nichts gesehen. Niemanden. Als ich in die Wohnung kam, war er schon tot.»

      «Wir können Sie nicht gehen lassen», sagte Otto Kappe. «Sie müssen bei der Polizei aussagen.»

      «Bitte, ich geh zur Polizei, ich versprech’s!»

      «Otto, komm mal mit raus!», sagte Hermann Kappe.

      Der schaute überrascht, folgte seinem Onkel aber auf den Gang.

      «Wir können sie nicht zur Polizei bringen, wir sind doch offiziell gar nicht hier. Du dürftest überhaupt nicht mit ihr reden. Das könnte so aussehen, als wolltest du eine Zeugin in deinem eigenen Verfahren beeinflussen. Ganz besonders, weil sie behauptet, dass sie gar keine Waffe gehabt hat. Ich glaub ihr das sogar. Die Frau ist völlig durcheinander. Otto, wir müssen sie gehen lassen!»

      «Aber Onkel Hermann!»

      «Otto! Ich weiß, es fällt schwer. Aber ich glaube auch nicht, dass sie die Mörderin ist. Sie СКАЧАТЬ