Название: Du bist an meiner Seite
Автор: Reinhold Ruthe
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783865066145
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5. FEBRUAR
Denn du hast nicht Gefallen an unserem Verderben:
Nach dem Gewitter lässt du die Sonne wieder scheinen,
und nach Klagen und Weinen überschüttest du uns mit Freuden.
Deinem Namen sei ewig Ehre und Lob, du Gott Israels.
TOBIAS 3, 23
Ein Mut machender Gedanke: Du, Gott, hast keinen Gefallen an unserem Verderben.
Ein bekannter amerikanischer Theologe berichtet von einem erfolgreichen Geschäftsmann, den ein wirtschaftlicher Misserfolg in die Knie gezwungen hatte. Er war am Ende, gab aber trotzdem nicht auf. Wie ein Verzweifelter kämpfte er ums Überleben. Als der Theologe ihn fragte, wie er sich seinen Umschwung erklären könne, wo er doch alles verloren habe, antwortete der Mann: »Es war das Bild eines Schiffes, das ich gesehen habe. Es saß bei Ebbe auf dem Sand fest. Der Titel jenes Bildes lautete: Die Flut kommt immer zurück.«
Können wir uns diese Verheißung zu eigen machen? Nach einem Gewitter kann die Sonne wieder scheinen. »Nach Klagen und Weinen überschüttest du uns mit Freude.« Misserfolge, Pleiten und Enttäuschungen gehören zu unserem Leben. Aber wenn wir aufgeben und uns der Verzweiflung hingeben, ruinieren wir uns selbst, seelisch und körperlich.
Wer aufgibt, zweifelt an der Hoffnung.
Wer aufgibt, glaubt nicht an die Wende.
Wer aufgibt, verschmäht Gottes Möglichkeiten.
Behalten Sie das Bild des Schiffes im Auge: »Die Flut kommt immer zurück.«
6. FEBRUAR
Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Keiner soll sich über den
anderen erheben, sondern ihn mehr achten als sich selbst. Verfolgt nicht
eure eigenen Interessen, sondern seht auf das, was dem anderen nutzt.
PHILIPPER 2, 3 – 4
Ehrgeiz spielt in unserer Leistungsgesellschaft eine große Rolle. Ein ehrgeiziger Mensch, ob jung oder alt, ist angesehen und geachtet. Doch hat der hoch geschätzte Ehrgeiz mehr als eine Schwachstelle. Vor allem, wenn wir ihn geistlich unter die Lupe nehmen. Ein gutes Beispiel ist der Film »Die Dornenvögel«. Der hochbegabte Pater Ralph tritt in Australien eine große Erbschaft an, die ihm in Rom beim Vatikan Ehre einbringen soll. Er verzichtet auf die Liebe zu einer jungen Frau. Er sagt zu ihr: »Ich liebe dich sehr, aber Gott steht an erster Stelle.« Er reißt sich von ihr los und kehrt nach Rom zurück, wo er zunächst Sekretär des Erzbischofs und später Kardinal wird. Der Erzbischof ist wie ein väterlicher Freund zu ihm. Aber er hat den jungen Priester durchschaut. In einer ruhigen Stunde sagt er zu ihm: »Sie haben sich in Australien nicht zwischen einer Frau und Gott entschieden, sondern zwischen einer Frau und dem Ehrgeiz.«
Wir möchten uns und den anderen vormachen, dass Gott über allem steht. Wir täuschen und belügen uns selbst. Nicht der lebendige Gott ist das einzige Motiv, Ehrgeiz, Eitelkeit und Anerkennungssucht sind die tief liegenden Triebfedern. Nicht nur Pater Ralph, der spätere Kardinal, wird von solchen Lebenslügen heimgesucht. Jeder von uns kennt diese raffinierten Selbsttäuschungen. Dieser getarnte fromme Ehrgeiz gaukelt uns ein frommes Selbstbild vor. Wir glauben an unsere Selbstlosigkeit. Wir glauben an unseren ehrbaren Ehrgeiz. Dabei verrät allein das deutsche Wort, dass sich der Ehrgeiz als ein äußerst fragwürdiges geistliches Streben entpuppt. In unserer Gesellschaft wird Ehrgeiz hoch geschätzt, und viele Christen erwarten von Predigern, Seelsorgern und Therapeuten, dass diese »heilige Kuh«, der Ehrgeiz, unangetastet bleibt. Wir sollten da achtgeben.
7. FEBRUAR
Eine jegliche Rebe, die da Frucht bringt,
wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringt.
JOHANNES 15, 2
Christen sind dazu da, Frucht zu bringen. Wie geht das vor sich? Ein bekanntes Sprichwort sagt: »Sich regen bringt Segen.« Diese Volksweisheit spricht es unmissverständlich aus, dass feste Arbeit, Strebsamkeit und Tüchtigkeit den Segen Gottes zur Folge haben. Christen, die in einer Leistungsgesellschaft leben, werden pausenlos verführt, Tüchtigkeit mit Segen, Erfolg und Besitz mit Frucht und Opferbereitschaft und Selbstüberforderung mit Gottes Willen gleichzusetzen.
Die Faust-Tragödie von Goethe handelt von falschen Versprechungen, die uns die Welt macht, für die wir arglos unser Leben verkaufen. Goethes Theologie, die er im Faustdrama auf den Punkt bringt, lautet: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.« Diese Schlussfolgerung ist theologisch falsch. Nicht unsere Tüchtigkeit, Strebsamkeit und Opferbereitschaft retten uns, sondern Christus allein.
Im »Theologischen Wörterbuch« von Ralf Luther heißt es: »Frucht ist Gewachsenes im Gegensatz zu Gekünsteltem. Frucht heißt das, was organisch aus einer Wurzel wächst; das Gegenteil davon ist das Gemachte, Gekünstelte, Gesteigerte … Die innerste Art, die tatsächliche Lebensrichtung eines Menschen, ist daran zu erkennen, ob an ihm gute Früchte zu sehen sind, ob seine Güte, seine Wärme, sein Wohltun, seine Frömmigkeit, seine Liebenswürdigkeit ursprünglich und wurzelecht sind oder ob das alles Mache, Verstellung, Steigerung, von außen aufgedrückter Stempel, moralischer oder religiöser Drill ist.«
Jesus zeigt in den Abschiedsreden seinen Jüngern und uns, wie Früchte wachsen. Bleiben in Christus – wie eine Rebe am Weinstock. Er reinigt die Reben und damit uns. Er sorgt dafür, dass wir mehr Frucht bringen. Von unseren Anstrengungen ist keine Rede.
8. FEBRUAR
Ein gesunder Baum trägt gute Früchte und ein
kranker Baum schlechte. Umgekehrt kann auch ein
gesunder Baum keine schlechten Früchte tragen.
MATTHÄUS 7, 17 – 18
Wie gesunde Bäume möchten wir Christen verwurzelt sein und Frucht bringen.
In seiner Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« greift Martin Luther das Bild vom Baum und den Früchten auf. Er schreibt: »Die beiden Sprüche sind wahr: Gute Werke machen nimmermehr einen guten Mann, sondern ein guter Mann tut gute Werke. Böse Werke machen keinen bösen Mann, sondern ein böser Mann macht böse Werke. So muss immer das Wesen oder die Person selbst zuvor gut sein, vor allen guten Werken; und die guten Werke folgen und gehen aus von der guten Person. Es ist ja klar, dass die Früchte nicht den Baum tragen, so wächst auch der Baum nicht auf den Früchten, sondern umgekehrt. Die Bäume tragen die Früchte, und die Früchte wachsen auf den Bäumen … also muss zuerst die Person des Menschen selbst gut oder böse sein, ehe er ein gutes Werk tut. Seine Werke machen ihn nicht gut oder böse, sondern er selbst macht seine Werke gut oder böse.«
Frucht wächst von selbst. Kein Bauer stellt sich auf seinen Acker und appelliert an die Fruchtbarkeit der Erde. СКАЧАТЬ