Название: Stoner McTavish - Schatten
Автор: Sarah Dreher
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783867548809
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»Lucy B. Stoner McTavish, und jetzt vergisst du’s besser.«
»Der Handel gilt«, sagte Gwen. »Willst du nicht aufessen?«
»Ich bin fertig.« Ihr Teller sah aus, als ob er von Terroristen verwüstet worden wäre. »Du kannst gerne noch in dem Schutt rumstochern, wenn du willst. Du kannst auch die Leiche haben.«
»Die was?«
»Leiche. Die Leber.«
»Meine Mutter hatte völlig recht. Yankees sind abscheulich.«
Der graue Mann beobachtete Gwen immer noch.
»Ich wünschte, er würde das endlich lassen«, sagte Stoner.
»Vermutlich will er die Leiche.«
»Er starrt dich ununterbrochen an, schon seit zehn Minuten.«
»Vielleicht meditiert er, und ich sitz ihm im Weg.« Sie sah ihn an und lächelte. Er schaute wieder in seine Zeitung. »Also gut, er beobachtet uns.«
»Ich mag das nicht.«
»Ich genauso wenig.«
Steve-zu-Diensten materialisierte sich wieder, eine Geschirrschüssel aus Plastik zwischen Arm und Hüfte balancierend. Er warf die Teller rein und verschwand.
»Gut«, sagte Gwen, »das war unbeschreiblich. Wie sieht’s mit Nachtisch aus?«
»Zitronenbaisertorte.«
»Davon kriegst du Alpträume.«
»Ich hab immer Alpträume. Zitronenbaisertorte gehört sich einfach nach Hummer.«
»Vielleicht für dich.«
Der Knabe war wieder da. Gwen bestellte Kaffee und Torte für Stoner und nur Kaffee für sich.
»Gwen«, fragte Stoner. »Glaubst du, du heiratest wieder?«
Gwen verdrehte die Augen. »Hat meine Großmutter mit dir gesprochen?«
»Das Äußerste, was deine Großmutter zu mir sagt, ist ›Zwei ohne Trumpf‹ oder ›Drei Karo‹.«
»Tut mir leid«, sagte Gwen. »Manchmal denke ich, es ist nicht fair, dass ich dich bitte, mit ihr Bridge zu spielen.«
»Ich nehm sie nicht so ernst. Vermutlich hat sie gerade ihre Midlife-Crisis oder so was.«
»Mit siebzig?«
»Vielleicht ist sie Spätentwicklerin. Wirst du?«
»Werde ich was?«
»Wirst du wieder heiraten?«
»Das Letzte, was ich mir wünsche, ist irgend so ein liebreizender Traumprinz, der aus der Sonne geritten kommt und mich mitschleift in sein Zauberschloss.«
»Ich versteh schon, dass dir das im Moment so geht, aber eines Tages …«
»Eines Tages, eines Tages. Wenn dieser Planet sich nicht bald zusammenreißt, wird es kein ›eines Tages‹ mehr geben.«
»Aber wenn es …«
Gwen lachte. »Als ich klein war, hatten wir eine Hirtenhündin namens Bessie. Die alte Bessie verbrachte die Stunden zwischen ihren Mahlzeiten damit, in der Sonne zu liegen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Doch da in Jefferson niemals etwas passiert, bekam sie eine beträchtliche Dosis ultravioletter Strahlung ab. Wie auch immer, eines Tages sah sie, wie ein Streifenhörnchen in einem Erdloch verschwand. Du konntest buchstäblich sehen, wie ihr Gehirn ansprang und nach und nach zu arbeiten begann. ›Ding. Bewegt sich. Loch. Verschwunden.‹ Sie beschloss es auszugraben. Sie grub und grub und grub. Auch noch nach fünf Jahren begann sie jedes Mal, wenn sie an dem Loch vorbeikam, zu graben.«
»Ist da irgendwo eine Pointe?«
»Du«, sagte Gwen. »Du hast manchmal eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dieser Hirtenhündin.«
»Und du hast manchmal eine erstaunliche Ähnlichkeit mit diesem Streifenhörnchen. Ich versuch dich doch nicht zu drängeln. Ich schätze, ich will nur wissen, wie viel Bryan in dir zerstört hat.«
Steve servierte den Nachtisch. Stoner probierte den Kaffee und verzog das Gesicht. »Das ist ja grässlich. Vielleicht mag ich überhaupt keinen Kaffee.«
Gwen spielte mit ihrer Tasse. »Bryan hat mich verletzt. Damit bin ich durch. Er ließ mich an meiner eigenen Urteilsfähigkeit zweifeln. Auch darüber werde ich hinwegkommen, aber bis dahin …«
»Und die Liebe?«
»Was ist damit?«
»Hat er dafür gesorgt, dass du Angst vor der Liebe hast?«
»Na sicher hab ich Angst vor der Liebe«, sagte Gwen. »Du nicht?«
»Ein bisschen.«
»Wir wären ja nicht ganz bei Trost, wenn wir nicht wenigstens ein bisschen Angst vor der Liebe hätten. Das bedeutet doch aber noch lange nicht, dass ich sie ad acta lege. Du vielleicht?«
»Nein«, sagte Stoner und wandte ihre Aufmerksamkeit der Zitronenbaisertorte zu.
»Du hast mir damals den Vortrag gehalten, die Bryans dieser Welt dürften nicht gewinnen. Na also, ich hab es mir zu Herzen genommen.«
Ich erzähl dir was übers Herz, Gwen. Ich erzähl dir was darüber, Leute zu lieben und zu wollen, dass sie glücklich werden, und zu wissen, dass das, was sie glücklich macht, dich umbringt. Ich erzähl dir, was es heißt, eine Lesbe zu sein, die eine normale Frau liebt. Ich erzähl dir was über Qualen.
»Stoner?«
Sie schaute hoch.
»Wie ist es mit dir?«
»Mir?«
»Glaubst du, du wirst dich wieder verlieben?«
»Sicher«, sagte sie betont gelassen, während sie sich wie ein von Füchsen umkreistes Huhn fühlte. »Es kann jeden Augenblick losgehen.« Sie überflog den Raum in der Hoffnung auf Ablenkung.
Steve sorgte dafür.
»Da kommt er wieder«, murmelte sie.
»Meine Güte«, sagte Gwen laut, »das ist ja wirklich ein aufmerksames Restaurant hier.«
Er deutete auf den grauen Mann. »Mr. Lennox möchte Ihnen gerne einen Drink ausgeben.«
»Bitte sagen Sie dem Gentleman«, sagte Gwen, »wir wissen seine Einladung zu würdigen, müssen aber ablehnen.«
»Ihm gehört dieser Laden.«
»Trotzdem.«
Der Junge zuckte die Achseln. »Wie Sie СКАЧАТЬ