Die Forsyte-Saga. John Galsworthy
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Читать онлайн книгу Die Forsyte-Saga - John Galsworthy страница 38

Название: Die Forsyte-Saga

Автор: John Galsworthy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066499952

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СКАЧАТЬ Er starrte Mrs. Septimus Small an, die wie James lang und dünn geraten war.

      »Sie hat Stil,« fuhr er fort, »eines Königs würdig! Und dabei macht sie nicht erst viel Wesens davon!«

      »Sie scheint an dir jedenfalls eine Eroberung gemacht zu haben,« kam es gedehnt aus Tante Hesters Ecke.

      Swithin hatte ein außerordentlich gutes Gehör, wenn jemand ihn angriff.

      »Was soll das heißen?« sagte er. »Ich weiß sehr wohl ob eine Frau schön ist, wenn ich sie sehe, und ich kann nur sagen, daß ich keinen jungen Mann kenne, der für sie paßt; aber du vielleicht – du – kennst vielleicht einen!«

      »O!« murmelte Tante Hester, »frage Juley!«

      Lange jedoch, bevor sie Robin Hill erreichten, hatte der ungewohnte Aufenthalt in der frischen Luft ihn furchtbar schläfrig gemacht; er fuhr mit geschlossenen Augen, und nur die zeitlebens streng beobachtete Haltung bewahrte seine große, schwere Gestalt davor, seitwärts zu fallen.

      Bosinney, der sie erwartete, kam ihnen entgegen, und alle drei betraten zusammen das Haus. Swithin ging voran, auf einen dicken goldbeschlagenen Rohrstock gestützt, den Adolf ihm in die Hand gegeben hatte, denn seine Kniee spürten die Wirkung des langen Verharrens in derselben Lage. Er hatte seinen Pelzmantel übergeworfen, um sich in dem unfertigen Hause gegen die Zugluft zu schützen.

      Die Treppe – sagte er – wäre schön! ein fürstlicher Stil! Da gehörten noch Bildwerke hin! Zwischen den Säulen des Torwegs zum innern Hof blieb er stehen und streckte fragend seinen Stock aus.

      Was bedeutete denn dies – dies Vestibül oder wie man es sonst nannte? Aber als er das Oberlicht sah, kam ihm eine Erleuchtung.

      »Aha, das Billardzimmer!«

      Als ihm gesagt wurde, daß es ein mit Fliesen belegter, in der Mitte mit Pflanzen geschmückter Hof werden sollte, wandte er sich zu Irene:

      »Dies für Pflanzen verschwenden? Folge meinem Rat und stelle hier ein Billard auf!«

      Irene lächelte. Sie hatte ihren Schleier in die Höhe geschlagen und ihn wie eine Nonnenhaube quer über die Stirn gebunden; das Lächeln ihrer dunklen Augen dünkte Swithin reizender denn je. Er nickte. Sie würde seinem Rat schon folgen, das sah er wohl. Er hatte wenig über Wohn- und Speisezimmer zu sagen, die er als ›geräumig‹ beschrieb, geriet aber, soweit seine Würde es ihm gestattete, in Entzücken über den Weinkeller, zu dem er die Steinstufen hinunterstieg, während Bosinney mit einer Laterne voranging.

      »Hier werdet ihr für sechs-, siebenhundert Dutzend Platz haben –« sagte er, – »ein sehr netter kleiner Keller!«

      Als Bosinney aber den Wunsch äußerte, ihnen das Haus unten vom Wäldchen aus zu zeigen, machte Swithin Halt.

      »Von hier ist der Blick sehr schön,« bemerkte er, »haben Sie nicht etwas wie einen Stuhl?«

      Es wurde ein Stuhl aus Bosinneys Zelt geholt.

      »Ihr geht hinunter,« sagte er freundlich, »ihr beide! Ich bleibe hier und sehe mir die Aussicht an.«

      Er setzte sich neben die Eiche in die Sonne, breit und aufrecht; eine Hand ruhte ausgestreckt auf dem Knopf des Stockes, die andere fest aufs Knie gestützt. Seinen Pelzmantel hatte er geöffnet, der niedrige Hut beschattete das blasse Viereck seines Gesichts wie ein Dach, und sein Blick starrte leer in die Landschaft.

      Er nickte ihnen zu, als sie durch die Felder hinuntergingen. Es tat ihm wirklich wohl, für einen Augenblick ruhigen Nachdenkens allein gelassen zu werden. Die Luft war mild, die Hitze in der Sonne nicht zu groß und der Blick schon, merkwürd–. Sein Kopf sank ein wenig auf die Seite, er riß ihn wieder in die Höhe und dachte: Sonderbar! Er – ah! da winkten sie von unten herauf! Er hob die Hand und bewegte sie ein paarmal. Die waren unternehmend – der Blick war merkwürd–. Sein Kopf sank nach links, sofort riß er ihn wieder in die Höhe; er sank nach rechts, und so blieb er. Er war eingeschlafen.

      Und im Schlafe, eine Schildwache auf dem Gipfel der Anhöhe, schien er diese – merkwürdige – Gegend zu beherrschen wie ein Götzenbild, das ein Künstler der Ur-Forsytes in heidnischer Zeit eigens dafür errichtet hatte, um an die Herrschaft des Geistes über den Stoff zu mahnen!

      Und all die unzähligen Generationen seiner ländlichen Vorfahren, die gewohnt waren am Sonntag gemächlich ihr kleines Anwesen zu überschauen, deren starre graue Augen den heimlich in ihnen wurzelnden Trieb der Gewalttätigkeit, den Trieb nach Besitz vor der Welt verbargen – all diese unzähligen Generationen schienen mit ihm auf dem Gipfel der Anhöhe zu sitzen.

      Aber der eifrige Forsytesche Geist des Schlummernden wanderte weit in Gott-weiß-welche Wildnisse der Phantasie. Er folgte den beiden jungen Leuten, um zu sehen, was sie dort in dem Wäldchen unten trieben – in diesem Wäldchen, wo der Frühling im Duft der Säfte und der aufbrechenden Knospen, im Sang der zahllosen Vögel und einem Teppich von Glockenblumen und lieblichen Kräutern schwelgte, und die Sonne sich wie Gold in den Wipfeln der Bäume fing; zu sehen, was sie taten, als sie dicht nebeneinander auf dem viel zu schmalen Pfad dahinschritten, so dicht nebeneinander, daß sie sich fortwährend berührten; Irenens dunkle Augen zu sehen, die wie Diebe das Herz des Frühlings stahlen. Und ungesehen, ein wahrer Ehrenwächter, war sein Geist bei ihnen, den kleinen pelzigen Leichnam eines Maulwurfs mit zu betrachten, der noch keine Stunde tot war, das bräunlichsilberne Fell noch unberührt von Regen oder Tau. Er sah Irenens gesenkten Kopf und den sanften Blick ihrer mitleidigen Augen, sah den Kopf des jungen Mannes, der sie so fest und seltsam starr anblickte. Dann folgte er ihnen weiter über die Lichtung, wo ein Holzfäller an der Arbeit gewesen, wo die blauen Glockenblumen niedergetreten und ein Baumstamm schwankend von seinem morschen Stumpf herabgestürzt war. Er kletterte mit ihnen darüber hinweg und ging weiter mit bis zum Saum des Wäldchens, wo sich ein unentdecktes Land erstreckte und von fern der Ruf: Kuckuck – Kuckuck! erklang.

      Schweigend stand er dort mit ihnen, und ihr Schweigen bedrückte ihn! Sonderbar, sehr sonderbar!

      Dann wie schuldbewußt zurück durch den Wald – zurück zu dem Holzschlag, immer noch schweigend inmitten des Vogelsangs, der nimmer verstummte, und des frischen Dufts des – was war es doch für ein Kraut – zurück bis zu dem Baumstamm, der quer über dem Wege lag.

      Und ungesehen, unruhig, flatterte sein Forsytescher Geist über ihnen und suchte sich durch Geräusche bemerkbar zu machen, denn er sah die hübsche Gestalt schwankend auf dem Baumstamm balancieren und zu dem jungen Mann hinablächeln, der mit so seltsam leuchtenden Augen zu ihr aufblickte. Er sah sie ausgleiten – a – ah! fallen, o – oh! und – an seine Brust sinken, sah den weichen warmen Körper umfaßt, den Kopf vor seinen Lippen zurückgebogen, seinen Kuß, ihr Zurückweichen, vernahm seinen Ruf: »Du mußt es wissen – ich liebe dich!« Mußt es wissen – in der Tat – eine schöne –? Liebe! Ha!

      Swithin erwachte. Die Freude an der schönen Natur war vorbei. Er hatte einen Geschmack im Munde. Wo war er?

      Verdammt! Er hatte geschlafen.

      Er hatte etwas von einer neuen Suppe geträumt, mit einem Geschmack von Minze darin.

      Die jungen Leute – wo waren sie denn? In seinem linken Bein kribbelte es wie von lauter Nadeln.

      »Adolf!« Der Halunke war nicht da, er schlief wahrscheinlich irgendwo.

      Groß, breit und schwer stand er da in seinem Pelz, spähte eifrig über die Felder und sah sie eben kommen.

      Irene СКАЧАТЬ