Speck Schnaps Mord. Ernest Zederbauer
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Название: Speck Schnaps Mord

Автор: Ernest Zederbauer

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

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isbn: 9783990403648

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СКАЧАТЬ zumeist innerhalb der Familie, Freunde oder Bekannten zu finden waren, konnte ausgeschlossen werden. Denn Hieminger hatte keine Familie, keine Bekannten und schon gar keine Freunde. Paradoxerweise gab es aber dennoch in diesem Verwirrspiel eine unendlich große Zahl an Verdächtigen, nämlich all jene, die von ihm in den letzten Jahren überprüft und zur Ader gelassen worden waren. Fleischermeister Karl Adamek war natürlich einer von ihnen – und er brachte die Sache Kalteis gegenüber als Erster auf den Punkt. Sein würziger Kommentar „Endlich hat’s den Sauhund erwischt“, der sogleich von Mund zu Mund ging, stand stellvertretend für all jene, die genauso dachten wie er, und wurde in den Tageszeitungen gehörig ausgeschlachtet.

      Kommissar Kalteis, für seine Präzision bekannt, ging nun systematisch vor. Anhand einer Liste, welche ihm der Vorstand des Finanzamtes nur widerwillig aushändigte, begannen er und Schönkirchner in den folgenden Tagen mit der gezielten Vernehmung von Gastwirten, Kaufleuten und Handwerkern, die von dem Toten in den letzten zwei Jahren geprüft und mit einer höheren Finanzstrafe bedacht worden waren.

      Als Kalteis den ersten der Gewerbetreibenden vernahm, hörte er dieselbe Litanei wie auf dem Finanzamt: „Der Hieminger, den ein gerechter Gott nun endlich zu sich geholt hat, war ein beinharter Prüfer, ein unerbittlicher Erbsenzähler, der sich wie ein Bluthund verbissen an die Spur auch der allerkleinsten Ungereimtheit geheftet hat, die er in unseren Büchern gefunden hat. Überall, wo er hinkam, galt er als Schreckgespenst, als Geißel, als Großinquisitor des ,Instituts für moderne Christenverfolgung‘, wie wir die Finanzämter manchmal nennen. Sie müssen wissen, Herr Kommissar, dass wir kleinen Handwerker und Kaufleute hier an der Grenze durch die übermächtige Konkurrenz der Lagerhäuser, Baumärkte und Supermarktketten, die ungerechte Steuerpolitik, die den Mittelstand aushöhlt, und die verfehlte Wirtschaftspolitik des Landes, die ohnehin nur die Ballungszentren rund um Wien begünstigt, bereits genug gestraft sind. Da können wir auf so pragmatisierte Leuteschinder, wie der Hieminger einer war, durchaus verzichten. Keinem von uns tut der Hieminger leid, das können Sie mir glauben!“

      Karl Adamek stand natürlich ganz oben auf Kalteis’ Prioritätenliste. Um nicht unnötigen Staub aufzuwirbeln, vernahm er den Fleischhauer im Büro hinter der Fleischbank. Prachtvolle Biedermeiermöbel aus edlem Holz, eine gemütliche Sitzecke und eine gut gefüllte Hausbar zeugten von gediegenem Wohlstand, widersprachen jedoch dem grobschlächtigen Äußeren des Fleischermeisters.

      Ohne langes Wenn und Aber kam Kalteis sogleich zur Sache: „Herr Adamek, ich denke, dass Ihnen klar ist, dass Sie mit Ihrer öffentlich geäußerten Feststellung ,Endlich hat’s den Sauhund erwischt‘ zum Kreis der Hauptverdächtigen zählen. Sie haben den Toten gehasst, da er Ihnen eine saftige Strafe eingebracht hat. Und schließlich waren Sie derjenige, der die Leiche Hiemingers entdeckt hat. Finden Sie nicht, dass dies Grund genug ist, um an Ihrer Unschuld zu zweifeln?“

      Seine ratlose Wut ließ Adamek aufheulen: „Herr Kommissar, ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich besoffen war, als ich den Toten gefunden habe. Er war schon tot, mausetot, und ganz kalt, wie ich ihn angegriffen habe. Und wenn Sie alle verhaften wollen, die dem Sauhund den Tod gewünscht haben, dann können Sie die Hälfte der anderen Fleischhauer, Bäcker, Wirte und sonstigen Gewerbetreibenden im Bezirk mitnehmen. Denn der hat ein grausames Spiel mit uns getrieben, für den waren wir doch alle potenzielle Schwarzgeldmacher, Steuerhinterzieher und Sklaventreiber. Dabei sind es gerade wir, die mit unseren Steuern den ganzen Beamtenapparat erhalten müssen. Die großen Konzerne zahlen doch meistens keine Steuern und müssen dazu noch mit unserem schwer verdienten Geld subventioniert werden!“

      Jetzt wurde der Kommissar grantig. Adamek hatte einen Nerv getroffen, da er doch selbst ein Beamter war und all die Vorurteile gegenüber seinem Berufsstand kannte. Seit Jahren hingen ihm all die blöden Witze betreffs Beamtenschweiß, Beamtenmikado und viele andere mehr zum Hals heraus. Unbewusst verschärfte er die Gangart.

      „Wissen Sie was, Herr Adamek, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen. Wir versiegeln ab sofort Ihre Schlagbrücke, Sie werden für morgen sicherlich noch genug Ware zu verkaufen haben. Meine Kollegen von der Ermittlung werden die Räumlichkeiten Zentimeter für Zentimeter durchkämmen, denn für mich sind Sie noch lange nicht aus dem Schneider!“

      Jeder Widerstand war zwecklos. Adamek, seine Frau und seine Tochter mussten mit ansehen, wie die Ermittler ans Werk gingen. Sechs Mann hoch untersuchten sie die Schlagbrücke nach verdächtigen Spuren, kratzten stichprobenartig Blutreste, die naturgemäß zahlreich vorhanden waren, von Wand und Boden ab und durchsuchten Adameks Auto nach verräterischen Hinweisen. Kalteis mochte Adamek nicht, für ihn stand fest, dass man einem, der Schweine, Kälber und Rinder umbrachte, auch den Mord an einem Menschen zutrauen durfte – und an einem Motiv mangelte es sowieso nicht. Während die Kollegen den Betrieb genau unter die Lupe nahmen, in Gullys leuchteten, Mülltonnen ausleerten und Schlagwerkzeuge nach Fingerabdrücken untersuchten, nahm er weiterhin Adamek in dessen eigenem Büro in die Zange. Aber obwohl ihm die Schweißperlen auf der Stirn standen und ihm Kalteis’ aufdringliche Verhörmethoden sichtlich auf den Nerv gingen, blieb Karl Adamek bei seiner Aussage. Doch der Kommissar ließ sich nicht so leicht überzeugen.

      „Ich sage Ihnen, wie das alles passiert ist“, setzte er sein Verhör gnadenlos fort. „Irgendwo ist Ihnen das Mordopfer an jenem Freitag zufällig über den Weg gelaufen. In Ihrem Suff haben Sie mit ihm einen Streit begonnen und die leidige Angelegenheit ist aus dem Ruder gelaufen. Wahrscheinlich ist er davongelaufen, Sie ihm hinten nach und haben ihn mit einem runden Gegenstand, mit einem dicken Rohr oder irgendeinem Werkzeug, von hinten den Schädel eingeschlagen und aus blinder Wut dem am Boden Liegenden noch ein paar Mal kräftig auf seinen Rücken gedroschen. Dann haben Sie den verhassten Kerl in Ihr Auto gehievt, ausgezogen und nackt dort draußen im Straßengraben liegen gelassen. Irgendwann in dieser Nacht sind Sie noch einmal zurückgekommen und haben die Leiche unter dem Reisighaufen versteckt. Dann erst haben Sie bei der Polizei angerufen, den Fund gemeldet und den Erstaunten gespielt, als er nicht mehr im Straßengraben lag. Jetzt stelle ich Ihnen zwei Fragen: Wo haben Sie die Mordwaffe versteckt? Und wo haben Sie seine Kleidung und Wertsachen – wie Ausweise, Brieftasche, Schlüssel, Armbanduhr und Ähnliches – entsorgt?“

      Jetzt brannten Adameks Sicherungen durch. Er sprang von seinem Sessel auf, Zornesröte überzog sein Gesicht. Er schlug mit geballter Faust gegen die Tischplatte, dass es nur so krachte.

      „Ich hab euch doch schon hundertmal gesagt, dass ich diesen Menschen nicht umgebracht habe. Ich hab ihn schon wochenlang nicht mehr gesehen. Warum geht ihr immer nur auf mich los, nur weil ich ihn gefunden hab? Fragt doch die anderen, die wegen ihm blechen haben müssen, ich war doch nicht der Einzige, der wegen diesem rücksichtslosen Typen Probleme mit dem Finanzamt hatte!“

      Wie ein wild gewordener Stier stürmte er aus dem Büro. Bevor Kalteis noch reagieren konnte, fiel die Tür krachend ins Schloss.

      Der Kommissar war verärgert. Noch nie war ihm so eine Respektlosigkeit widerfahren. Er schluckte seine Wut mühsam hinunter und begann mit der Vernehmung von Adameks hübscher Tochter. Da sie im rückwärtigen Teil des Hauses wohnte, hatte sie nicht gehört, wann ihr Vater in der fraglichen Nacht nach Hause gekommen war. Ihr war lediglich aufgefallen, wie nervös und fahrig er seit dem Wochenende war.

      „Aber“, so erklärte sie, „ist das nicht normal, wenn man sturzbetrunken ist, einen Toten sieht, der dann am nächsten Tag nicht mehr dort ist, wo er sein sollte? Würden Sie da nicht auch an Ihrem Verstand zweifeln?“

      Erneut brauste Kalteis auf: „Erstens war ich noch nie so besoffen, wie Ihr Vater es vermutlich des Öfteren ist. Und zweitens hab ich noch nie einen Toten entdeckt, der dann nicht mehr da war, zum Donnerwetter! Gehen Sie und schicken Sie Ihre Mutter zu mir!“

      Eva Adamek war nicht so aufsässig wie ihre Tochter. In den dreißig Jahren ihrer Ehe hatte sie viel Kummer erfahren. Die vergangenen zwei, drei Jahre waren ihr endlos erschienen und als Vorgeschmack auf die Hölle nicht spurlos an ihr vorübergegangen. СКАЧАТЬ