Speck Schnaps Mord. Ernest Zederbauer
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Название: Speck Schnaps Mord

Автор: Ernest Zederbauer

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

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isbn: 9783990403648

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СКАЧАТЬ verbrauchten Gewürze und anderer Zutaten rechnete ihm Hieminger exakt vor, wie viel Fleisch und Wurst er damit produziert hatte. Das Ergebnis hatte für Adamek katastrophale Folgen, eine saftige Strafe und eine Nachzahlung folgten auf dem Fuß. Alles in allem kostete ihn die leidige Angelegenheit knapp über zwanzigtausend Euro. Zu allem Überdruss schrieb auch noch die Lokalzeitung darüber und der Skandal war perfekt. Die unseriösen Machenschaften des Fleischermeisters schadeten nicht nur ihm selbst, sondern auch dem Image aller Gewerbetreibenden. Wochenlang zerrissen sich die werten Mitmenschen das Maul darüber und machten sich über ihn lustig.

      Nun aber war er tot, der Hieminger, und Karl Adameks Mitgefühl hielt sich naturgemäß in Grenzen. Freuen konnte er sich aber nicht darüber, da er nun auf der Liste der Hauptverdächtigen ganz oben stand.

      Die Kriminalpolizei schlug ihr Hauptquartier in einem Personalraum des örtlichen Polizeireviers auf. Sie ging harten Zeiten entgegen, da man außer der Leiche selbst nichts in der Hand hatte. Am Fundort fanden die Kriminaltechniker keinerlei Spuren. Weder eine Tatwaffe noch Fingerabdrücke, Fußspuren, Reifenabdrücke oder sonstige Beweise. Damit galt als sicher, dass der Fundort nicht der Tatort war. Der Tote war nackt gewesen, sogar die Uhr hatte man ihm abgenommen. Obwohl das Waldstück Meter für Meter durchsucht wurde, war auch von seinen Kleidern nichts zu finden.

      Der Vorstand des Finanzamtes hatte die Leiche ebenfalls identifiziert, der Tote war ohne Zweifel Hieminger. Wie sein Chef den Beamten versicherte, war dieser ein scharfer Hund gewesen, der auch unter den Kollegen keine Freunde hatte. Doch er war erfolgreich und bescherte dem Finanzamt hohe Einkünfte aus Strafen, welche wiederum Belobigungen nach sich zogen. Immer wieder seien jedoch Beschwerden eingelangt betreffs zynischer Bemerkungen und Beleidigungen, welche Hieminger gern vom Stapel ließ, wenn er auf Unregelmäßigkeiten stieß. Trotz all der Vorteile, welche die akribische Spurensuche Hiemingers für die Erfolgsquote des Amtes brachte, war auch sein Vorgesetzter nie ganz glücklich über diese rigide Vorgangsweise seines Kollegen, da sie sich negativ auf den ohnehin nicht so glanzvollen Ruf der Finanzämter auswirkte. Doch erst vor einer Woche hatte ihn Hieminger überraschenderweise um eine vertrauliche Unterredung gebeten. Er hatte das Angebot eines „Golden Handshake“ im Zuge der vom Ministerium vorgeschriebenen Personalreduzierung annehmen und in den frühzeitigen Ruhestand gehen wollen.

      Kommissar Kalteis bat den Amtsleiter um eine Auflistung aller Fälle, die in den letzten drei Jahren von Hieminger überprüft worden waren. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Hieminger durch seine rüde Art, mit der er seine Opfer bedrängt hatte, nun selbst zum Opfer eines dieser Opfer geworden war. Irgendeiner der Geschädigten musste so einen Hass auf ihn empfunden haben, dass er ihn kurzerhand vom Leben in den Tod befördert hatte.

      Überhaupt erschien vieles an diesem Fall Reinhart Kalteis, dem Chef der Ermittlung, merkwürdig. Warum war der Tote nackt? Was wollte der Täter damit aussagen? Hatte auch ihm Hieminger „das letzte Hemd ausgezogen“? War der Täter vielleicht durch seine Prüfung pleitegegangen? Oder hatte ihn die Finanzstrafe zumindest an den Rand des Ruins gebracht? War der Täter ein Kaufmann, ein Handwerker, ein Geschäftsmann aus der näheren Umgebung? Kalteis würde Unterstützung durch einen Steuerexperten benötigen, der sich mit all dem Aktenkram zu beschäftigen hatte.

      Kalteis, ein alter Hase auf dem Gebiet der Mordermittlung, war mit allen Wassern gewaschen. Da er vor nicht allzu langer Zeit ein Seminar eines Polizeipsychologen besucht hatte, maß er der Nacktheit des Opfers allergrößte Bedeutung zu. Denn die Nacktheit, so wusste er, sollte als Symbol den Menschen im „Urzustand“ darstellen, also ohne jegliche hierarchische Unterscheidungsmerkmale durch die Kleidung. In der christlich-abendländischen Kunst wurden Adam und Eva immer nackt dargestellt, ebenso die Hexen. Während sich die Nacktheit bei Adam und Eva jedoch auf die Ur-Unschuld des Paradieszustandes bezog, wollte man bei den Hexen damit ihre Zügellosigkeit darstellen. Aber auch bei Initiationsriten der Naturvölker war die Nacktheit ein wesentliches Erfordernis im Kult des „Sichauslieferns“ an höhere Mächte und Kräfte, wobei der Mensch alle Bindungen und Knoten seiner Bedeckung löste und auch die sonst stets geschützten Genitalien unverhüllt ließ. Doch dass der Tote seine Nacktheit irgendwelchen obskuren Riten oder Einweihungen zu verdanken hatte, schloss Kalteis aus. Solcherlei Motive waren hier im ländlichen Raum nicht zu suchen und schon gar nicht zu finden. Versteckt im verstecktesten Winkel des Waldviertels lag die Kriminalitätsrate nahe an null und beschränkte sich auf Wirtshausraufereien, kleinere Diebstähle oder Verkehrsdelikte. Übergriffe von Rowdys oder Skinheads waren ebenfalls unbekannt und auch die ältesten Bewohner von Hochstätt konnten sich an keinen Mord erinnern. Also hieß es, Zwängen und Motiven nachzuforschen.

      Wahrscheinlich war Hieminger wie immer standesgemäß korrekt mit Anzug und Krawatte bekleidet gewesen, als er umgebracht wurde, überlegte Kalteis weiter. Die Möglichkeit, dass der Täter einen unbändigen Hass auf den Beamten verspürt und ihn durch die Nacktheit noch zusätzlich bloßstellen hatte wollen, durfte man keinesfalls außer Acht lassen.

      Am nächsten Tag liefen bereits frühmorgens die Ermittlungen auf Hochtouren. Der Steuerexperte überprüfte Hiemingers Akten der letzten drei Jahre. Kalteis und sein Kollege Erwin Schönkirchner untersuchten seine Wohnung in einer Wohnhausanlage am Rande der Stadt. Hiemingers Putzfrau, eine Frau Rosa Panagl, die zweimal pro Woche kam und die Grobarbeiten verrichtete, hatte ihnen aufgesperrt. Wie erwartet, war Hiemingers Wohnung ein Spiegelbild seiner überkorrekten Beamtenseele. Nirgendwo lag auch das kleinste Staubkorn herum, die Schuhe standen blank geputzt Spalier auf einer Fußmatte, in den Kleiderschränken roch es nach Mottenkugeln und Sauberkeit, auch stand kein ungewaschenes Geschirr in der Spüle. Ein Hauch von Unpersönlichkeit und Sterilität machte sich breit. Die Möbel waren von einfacher Geschmacklosigkeit, ohne einen Hinweis auf die Persönlichkeit des Eigentümers abzugeben. So angestrengt sich Kalteis auch umblickte, fand er doch nichts, was auch nur im Entferntesten auf Gemütlichkeit oder Lebensfreude hinwies. Die Rollos waren heruntergelassen, die schweren Vorhänge zugezogen. Hier hatte ein Mensch gelebt, der sich von seiner Außenwelt abgeschottet hatte. Einer, der keinen Kontakt nach außen suchte. Genau so hatte es sich Kalteis vorgestellt. Der Tote wurde ihm immer unsympathischer.

      Schönkirchner steckte den Kopf zur Tür herein, riss Kalteis aus den Betrachtungen über die Persönlichkeitsstruktur des Opfers.

      „Schau her, was ich gefunden habe“, rief er ihm zu und zeigte ihm eine Pistole. „Die lag in einer Schublade, versteckt unter einem Stoß Handtücher. Das würde man dem alten Knacker gar nicht zutrauen, oder?“

      Kalteis nahm die Pistole in Augenschein, es war eine Beretta, mit der offensichtlich noch nie geschossen worden war. Er wandte sich an die Putzfrau: „Haben Sie diese Waffe jemals gesehen?“

      „Ja“, kam postwendend die Antwort, „ich wollte die Lade auswischen und da lag sie drinnen. Er hat sich furchtbar aufgeregt und mir dann aber erklärt, dass ich keine Angst zu haben bräuchte, da sie nicht geladen sei. Er hat mir aber verboten, diese Lade jemals wieder zu öffnen!“

      „Wie war der Herr Hieminger, so als Mensch?“, wollte Kalteis nun von ihr wissen.

      „Da gibt es nicht viel zu sagen. Er war mir gegenüber immer korrekt und zahlte gut. Als er mich einstellte, gab er mir einen genauen Katalog, was und wie oft ich alles machen musste. Was mich was anging und was nicht. Zum Geburtstag und zu Weihnachten bekam ich eine Bonbonniere. Aber er war der unpersönlichste Kunde, den ich jemals hatte. Nie wollte er von mir wissen, wie es mir ging, nie hat er von sich irgendwas preisgegeben. Ich hatte einen Schlüssel, kam zweimal die Woche für jeweils drei Stunden und wurde dafür auch bezahlt. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir uns zufällig in der Stadt trafen, dann grüßten wir uns und gingen jeder wieder seiner Wege. Das war’s!“

      „Hatte er jemals Besuch? Kamen öfter Freunde, Bekannte oder Verwandte zu ihm?“

      „Ich glaube nicht, jedenfalls ist mir nie СКАЧАТЬ