Projekt Null. Teja Bernardy
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Название: Projekt Null

Автор: Teja Bernardy

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783960087526

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СКАЧАТЬ behilft man sich mit Feigenblättern. Ja, aber der Familienname? Na ist doch simpel, einfach nur nach Herkunft, wenn sie doch schon von dort kommen, vom Paradies. Bißchen was hermachen soll er ja schon, der Name. Was sollen sonst die Nachbarn denken? Macht man aus Vom ein Von. Wirkt wirklich edler auf dem Klingelbord, auch auf den Visitenkarten und künftigen Dinnereinladungen: Herr Adam von Paradies mit Gattin Eva geben sich die Ehre … Na, ist das nichts? Und gelogen ist es auch nicht.

      Ach, damals hatten Adam und Eva vom Paradies gar keine Nachbarn? Türglocken waren unüblich? Schneider gab es auch nicht? Dinnereinladungen waren nicht en vogue? Papier war noch gar nicht erfunden? Nicht einmal Stempeldruck gab’s? Nur Händedruck! Post gab es nicht, kein bißchen gelbe Bundespost? Ämter waren unbekannt? – Absolut nicht zu glauben! – Anschriften waren unüblich, weil überflüssig? Sie ist aber doch voller Wunder, die Bibel, Tanach, Torah, der Pentateuch. Und Wunder helfen aus Beweisnot. Nur weil von den hier aufgezählten Wundern Moses (noch) nichts gewußt hat, läßt sich so etwas doch nicht einfach bestreiten. Bestimmt gab es damals schon Mobiltelefone. Jedenfalls hat man bei den archäologischen Ausgrabungen keinen Kupferdraht gefunden. Also müssen Herr und Frau von Paradies sich per Handy verabredet haben.

      Ja, ist ja gut, der vorletzte Absatz ist absoluter Nonsens. Der danach auch. Läßt sich leicht zugeben. Wer würde aber freiwillig zugeben, was da im Pentateuch verzapft ist, sei nicht nur auch nicht besseres Zeug, sondern noch größerer Mumpitz? All die Ungereimtheiten und Widersprüche werden doch als wahr, als Gottes Wort verkauft. Die Bibel ist das meist gedruckte, meist gekaufte Buch der Welt. DER Bestseller! Gelesen wird natürlich ganz was anderes. Theologen der judaistisch monotheistischen Religionen bemühen sich seit 5777 Jahren, das Zeug aus dem Pentateuch als dernier cri, als letzten Schrei zu verkaufen, als wahr, als glaubhaft, als göttliche Wahrheit, von der Laien sowieso nichts verstehen. Der obige unsinnige Absatz mit seinen nur 147 Wörtern und ein paar Satzzeichen in einer 12 Punkte Schrift ist doch im Vergleich zu den 905 doppelspaltigen Seiten in 8 Punke Schrift vom Ersten Buch Moses bis zum letzten Punkt von Maleachi 2.3.24 nur Fliegendreck. Dazu noch das sogenannte Neue Testament! Wenn mit 147 Wörtern schon so viel Unsinn erzählt werden kann, wieviel mehr Unsinn läßt sich dann auf 1194 doppelspaltigen Seiten in 8 Punkte Schrift der Bibel unterbringen? Damit das nicht auffällt, sind Theologen unabdingbar! Ändert es etwas daran, daß sich im Grunde niemand auf die biblischen Ungereimtheiten einen Reim machen kann, nicht einmal Gott?!

      O ja, was die Menschen wollen, glauben sie zu gerne! Aber Gott? Und wollen die Menschen wirklich so intensive Märchenstunden, verpackt als Religion, Glaube, Konfession? Hätten die Erzähler nicht ein bißchen näher an der Wahrheit bleiben können, bleiben müssen? Bildliche Sprache hin, Metaphern her, eine verständlichere Sprache, ein logischeres Erzählkonzept, eine saubere Trennung zwischen Glaube und Politik, zwischen Religion und Staat, zwischen Geschichte und Geschichten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, welche natürlich auch schon längst wieder Geschichte ist, hätten der Bibel nicht geschadet. Heldensagen und Familiengeschichten einfach durcheinanderrühren und dann gut verquirlt an zwölf genealogische Stammbäume anketten, ist keine wirklich freie Erzählweise. Orientalische Fabulierkunst gibt ihren Senf dazu, gibt dem ganzen den Rest, bildet für Theologen aller Konfessionen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Nur die Wahrheit erfährt der geneigte Leser nicht. Von den Theologen sowieso nicht. Also einerseits ist’s nicht das Wahre, nicht das Gelbe vom Ei, hartgekocht auch nicht vom Osterei, das Wort Gottes. Läßt sich nicht andererseits doch etwas Wahres aus alledem erfahren?

      Vermutlich weiß die Welt wesentlich mehr über das Liebesleben der Ameise und deren Begattungsakt im Freien, als über dasjenige von Herrn und Frau von Paradies. Hinsichtlich eines irgendwie notwendigen und unumgänglichen Inzestes zwischen der Stammutter Eva und ihren mit Adam gezeugten, nicht immer braven Nachwuchs bleiben auch nur Vermutungen und ein ungutes Gefühl. Wo kämen wir auch sonst hin? Vor allem, wo kämen wir sonst her? Ganz zu schweigen davon, wie Adam sich dabei gefühlt haben mag. Besonders herzlich waren die Familienbande derer von Paradies wohl auch nicht, endete gar Bruderliebe mit dem ersten Brudermord. Allerdings war es bis zu den Gesetzen des Moses und „Du sollst nicht töten“ noch eine Weile hin. Unwissenheit schützt freilich vor Strafe nicht, erfuhr Kain in der besten aller Welten. So war es ja schon seinen Eltern in paradiesischen Zeiten ergangen. Freilich wußten sie, Äpfel stehlen ist verboten. Woher aber hätten sie wissen sollen, daß der Hausmeister so maßlos überreagiert? Den hatten sie bis dahin doch nur als huldvoll, gütig, gnädig gekannt. Nicht gerade der sprichwörtliche Übermensch eines Nietzsche. Mehr eine Art Übervater, Großvater. Gott Jahwe eben und in Wahrheit ein eifernder Choleriker. Soviel Aufhebens um einen einzigen Apfel? Geht’s noch? Als käme Jahwe mit einem Apfel weniger nicht über den Winter.

      Um den einen Apfel geht’s doch gar nicht. Es geht ums Prinzip! Und das geht so: Das Eigentum an einer Sache steht dem Eigentümer zu. Also geht die Sache niemand anderen etwas an. Setzt sich nun ein anderer in den Besitz dessen, was ihn nichts angeht und Eigentum eines anderen ist, verstößt er damit gegen die dem Eigentum eigene Gesetzmäßigkeit, andererseits gegen die Verhaltensrichtlinien, den anderen nicht in seinem Besitz zu stören. Nimmt jemand einem Eigentümer dessen Eigentum weg, hat der Nehmende zunächst einmal den Gewinn davon, auch wenn er die Verhaltensrichtlinien und Gesetzmäßigkeiten kennt. Dem Eigentümer entsteht hingegen Schaden. Für beides muß gezahlt werden. Geld war aber noch gar nicht erfunden. Doch soweit sind wir noch nicht, kommt doch hier erst einmal Familie von Paradies ins Spiel, bis dahin noch ohne Von.

      Jener Eigentümer des Garten Eden hat ihnen sein Eigentum mit allem drin, drum und dran kostenlos übertragen, bis auf den einen Apfelbaum. Damit werden Adam und Eva Eigentümer des Schrebergartens, … bis auf den einen (1) Apfelbaum. Dessen Eigentümer hatte sie zudem ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, Baum und Früchte bleiben ausschließlich sein, sind tabu. An nichts fehlt es dem jungen Paar, Adam und Eva, sieht man einmal von Einsicht und der notwendigen Bekleidung ab, die in einem FKK-Gelände so notwendig wie ein Kropf ist. Ein Paar, mit allem ausgestattet, was Herz und Gaumen begehren, mit dem guten Rat und den Mahnungen des Apfelbauern hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse wohl versehen, hätte nun auch noch gerne den Apfelbaum. Immerhin steht er ja in ihrem Garten, quasi auf ihrem Grund und Boden. Darüber hinaus geht von den reizvollen Früchten des Baumes der Reiz der Verlockung aus. Diese Farben! Die perfekten Rundungen. Welch lieblicher Duft! Tolles Aroma! Tolle Versuchung, bevor es doch wieder nur Schokolade gibt!

      Und hier kommt endlich die Schlange ins Spiel, oder das, was im Islam Djihad heißt: der innere Kampf mit der Stimme der Vernunft oder doch nur der Versuchung, und das Drehen und Winden um Ja oder Nein, dieses sich Hindurchschlängeln zwischen Willen und Wissen und Tun und wider besseres Wissen. Als erstes meldet sich die Erkenntnis, fremdes Eigentum kann man nehmen. Über die Art der Ausführung zu solchem Tun büschelt sich ein Strauß von Gelegenheiten auf, von offen bis heimlich, von mit oder ohne und wenn mit, mit wieviel Gewalt. Dann noch die Frage, gleich den ganzen Baum, nur alle Früchte, oder nur mal erst einen Apfel als Versuch? Entscheidend aber bleibt, wer den Djihad, wer die Schlacht gewinnt, welche der inneren Stimmen den Ausschlag gibt. Im gegenständlichen Falle muß ein Apfel dran glauben, weil Adam und Eva die Folgen einfach nicht glauben wollen. – Ein erster Fall von fehlendem Glauben? – Nach allem Drehen und Winden reift die Erkenntnis, Äpfel kann man stehlen, macht Gelegenheit Diebe. Gegenüber der Begierde, dem Habenwollen fremden Eigentums zieht das Eigentumsprinzip den kürzeren. Gier nach Besitz, die Gier nach allem in beiderlei Sinn des Wortes bestimmt das Tun. Unzufriedenheit mit dem, was ihnen schon alles gehört, ihnen aber nicht alles gehört, raubt ihnen den Frieden ausgerechnet mit demjenigen, dem sie alles verdanken, sogar ihre Existenz und den Schlüssel zum Schrebergarten. Indem das Prinzip des Eigentums gestört, verletzt wird, erhält mit der Gier als Gewinner das Prinzip des Unfriedens Vorrang, wird zum ständigen Begleiter. Es ist das, was bis heute wirksam ist, den Frieden, den Weltfrieden verhindert. Esra Pound hat es auf die kurze Formel gebracht: Usura!

      Hätten das die Verfasser der Bibel, des Pentateuch, der Genesis nicht gleich sagen können? Dafür dieses Schöpfungsgeschichtengedöns und der Umweg durch den Apfelgarten? Dafür Vertreibung aus dem Paradies und Brudermord, nur eine andere Art von СКАЧАТЬ