SIN SOMBRA - Hölle ohne Schatten. Joachim Gerlach
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Название: SIN SOMBRA - Hölle ohne Schatten

Автор: Joachim Gerlach

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783960087731

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СКАЧАТЬ Es ging um den Jungen, der bei ihm unter Bewachung auf der Station lag. Auch er hatte davon gehört.

      Musste er nun vielleicht büßen für seine Gleichgültigkeit Bruder Manuel und seinem Tun gegenüber?

      Alfonso de Torquemada erschien, einen langen Schatten vor sich auf den Boden werfend und immer noch damit hadernd, dass seine Pläne nicht aufgegangen waren. Dabei war alles gründlich durchdacht und vorbereitet worden.

      Zwei Tage schon hatte er – sich nicht dem Lichte des Tages offen darbietendbeobachtet, wer das Kloster aufsuchte, wer es mit welchem Ziel verließ und was alles raus und rein geschafft wurde. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass in der Zeit vor seinem Erscheinen noch vieles geschah, dass gegen sein heiliges Werk gerichtet war.

      Unter Todesandrohung hatte er in dieser Zeit ganz in der Nähe bei einem ausgesuchten Gutsbesitzer für sich und seinen ganzen Tross an Notaren, Schreibern und Wachleuten Quartier geordert.

      Eine absonderliche Angst bemächtigte sich aller, die des Inquisitors und seines Gefolges ansichtig wurden. Wieder zeigte es sich, dass die Verbreitung von Schrecken seinen Erfolg zum Wesentlichen begünstigte. Seine Rechnung schien aufzugehen. Niemand im Kloster bekam einen Wink, noch dazu nicht feststand, gegen wen sich das Sinnen des Inquisitors richtete.

      An diesem bewussten Tage hatte er lange warten müssen. Das war absehbar gewesen. Die Hinterhältigkeit suchte die Nacht.

      Und auch dieser Bauer hatte sie gesucht.

      Verdächtig, sehr verdächtig, zu dieser Zeit unterwegs zu sein, noch dazu hier an diesem Ort. Der ehrliche Mann saß zu dieser Zeit daheim bei den Seinen oder sprach in der stillen Kammer zu Gott.

      Mit wem dieser Bauer da nahe dem Kloster redete, blieb ihm zunächst noch verborgen. Aber die Antwort ergab sich am übernächsten Tag, als der Bauer erneut zum Kloster hinauf fuhr und bis in die Dunkelheit darin verblieb.

      Er war alarmiert. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Jetzt galt es.

      Er hatte den Prior über einen Boten von seiner Ankunft unterrichtet, Stillschweigen darüber verlangt und die Order erteilt, das Tor auf keinen Fall mehr zu öffnen.

      Die Feinde saßen in der Falle. Es konnte kein Entkommen für sie geben.

      Nach Anbeginn der Dunkelheit hatte er sich über den Nebeneingang unauffällig Zutritt zu der Kartause verschafft und dort mit einem Teil seiner Wachleute die weiteren Geschehnisse abgewartet. Die anderen lauerten vor der Pforte.

      Dass der Torwächter zu den Abtrünnigen zählte, war nicht vorhersehbar.

      Dass es ihm möglich gewesen war, das Tor noch zu öffnen, das verzieh er sich jedoch nicht.

      Er hätte früher eingreifen müssen – in dem Moment, in dem die Verräter an Gottes Sache allesamt in ihren Verstecken auf dem Wagen hockten und er noch nicht losgefahren war.

      »Ich verlange von euch, das Leben dieser von Gott anderweitig zu richtenden Kreatur zu erhalten!«

      Der Inquisitor fasste Bruder Benicio scharf in den Blick, nicht sonderlich überzeugt von seiner ärztlichen Kunst. Allein das Zittern seiner Hände bestärkte ihn in seinem Eindruck.

      »Was schneidet er dem Kerl so tief ins Fleisch?«

      Bruder Benicio nahm all seinen Mut zusammen und schwieg. Der Inquisitor witterte Verrat.

      »Santo Dios! Weiß er, was er tut?«

      Bruder Benicio fuhr unbeirrt fort. Es ging hier um Leben und Tod! Zwar vielleicht auch für ihn, aber diese Gefahr war jetzt nicht so drastisch einzuschätzen als diejenige, die sein ärztliches Können auf die Probe stellte.

      De Torquemada war nahe daran, Bruder Benicio das Messer zu entwenden.

      Dieser bemerkte die halbe Absicht aus den Augenwinkeln.

      »Herr, bitte! Ich muss versuchen, die Blutung zu stillen! Und dazu muss ich mir den Weg zu den verletzten Gefäßen frei schneiden!«

      Der Inquisitor richtete sich auf, sein Blick aber blieb misstrauisch und voller Verachtung.

      *

      »Unmöglich, dass ich dich gefunden hätte; so dunkel ist es! Zum Glück hat der Soldat dann zu rufen angefangen.«

      »Bist gerade noch rechtzeitig gekommen!«

      Gabriel spürte, dass er noch immer nicht wieder richtig atmen konnte, und schaute Pepa mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Bewunderung an.

      »Weißt du, was mit Bruder Manuel geschehen ist? Konnte er auch noch vom Wagen runterkommen?«

      Gabriel betastete die dicke Beule an seinem Kopf und versuchte sich zu erinnern.

      »Ich weiß nicht, Pepa! Hat er uns den Hang hinuntergeworfen?«

      »Ja, es war die einzige Möglichkeit, uns zu retten!«

      Bruchstücke des Geschehenen gelangten in Gabriels Bewusstsein.

      Ein Aufstöhnen vor Schmerz war da gewesen. Es stammte von Bruder Manuel. Dann das Aufheben des Fasses, in welchem er versteckt war.

      Alles Weitere lag im Dunkeln.

      »Wir können jetzt nicht nach ihm suchen! Gott wird ihm helfen, bestimmt tut er es. Wir müssen uns erst in Sicherheit bringen!«

      Eine ganze Zeit schon hatten sie nichts mehr von ihren Verfolgern gehört.

      Trügerische Sicherheit!

      Da, was war das? Kam da nicht ein Geräusch von nah her?

      In der Stille verharren. Tonlose Momente. Klopfende Herzen. Angst.

      Jetzt kam ein Laut von der rechten Seite. Eben das Geräusch war von vorne gekommen. Merkwürdig!

      »Achtung, Pepa! Sie umkreisen uns und kommen von überall her!«

      Welch eine Nacht! Zerborstene Pläne. Ihrer Freiheit beraubte Menschen. Ein Medicus, der mit nicht ausreichenden Mitteln um das Leben eines Bruders kämpfte. Ein Vorsteher, der das Eintreffen der Inquisition wie den Anbeginn der Hölle wahrnahm. Zwei Kinder auf der Flucht, bemüht, die kleine Flamme ihres Lebens am Leuchten zu halten. Und ein alter Mann, der sich von der Küste entfernt und eben den Weg zu diesem Kloster eingeschlagen hatte.

      Die Soldaten des Inquisitors waren erprobte, am Leben allesamt gereifte Männer. Es hätte nur wenig Sinn gemacht, leise durch die Nacht zu pirschen, um den Flüchtenden nachzuspüren. Zu groß wäre ihr Vorsprung geworden, wenn diese sich eilig hätten entfernen können.

      Stattdessen teilten sich die Soldaten auf und liefen zielsicher in die Nacht hinein, einen großen Kreis dabei bildend. Zurück blieb nur der von ihnen, den sie niedergeschlagen vorgefunden hatten und der sich mühsam wieder aufgerappelt hatte.

      Nach einigen Minuten begannen sie, auf ihren guten Orientierungssinn vertrauen könnend, aufeinander zuzugehen.

      Der Kreis wurde enger, die Falle schloss sich.

      »Was sollen wir jetzt machen? Sag, Gabriel! Ich СКАЧАТЬ