MORTIFERA. Markus Saxer
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Название: MORTIFERA

Автор: Markus Saxer

Издательство: Автор

Жанр: Короткие любовные романы

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isbn: 9783954885954

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СКАЧАТЬ dort auf dem Tisch für Eure Dienste bereit liegen. Nehmt den Beutel an Euch, bevor ihr geht.« Mit diesen Worten durchbohrte er ein Handgelenk des Toten. »Ihr kennt wohl meine Vorliebe für versteckte Auftritte in meinen Werken«, führte er vergnügt fort. »Ich werde der falschen Reliquie meine Gesichtszüge verpassen. Welch ein Vergnügen, wenn Abertausende Gläubige mein Antlitz anbeten werden, in der irrigen Annahme, es handle sich um das Abbild Christi.«

      »Euer Sinn für Humor in Ehren. Aber eine solche Eitelkeit kann Euch leicht den Kopf kosten.« Milanas Blick schweifte über zahlreiche am Boden verstreute Studien zur menschlichen Anatomie, um dann ein Weilchen auf dem unvollendeten Gemälde der Felsgrottenmadonna zu verharren.

      »Euer Elixier ist wunderbar. Wie lange hält es sein Blut noch flüssig?«, fragte er.

      »Etwa bis Sonnenuntergang.«

      »Das dürfte reichen«, murmelte Da Vinci zufrieden. »Dann kann ich in Ruhe das Eisenoxid mit den roten Farbpigmenten mischen und zur Anwendung bringen.«

      Milana hatte den Geldbeutel in die Saumtasche ihres Kleids gesteckt und sagte: »Ich muss gehen. Lucrezia erwartet mich.« Sie war direkt hinter ihn getreten und raunte ihm ins Ohr: »Wisst Ihr, Ihr seid ein ganz schön blutrünstiger Kerl …«

      Er lächelte, und als er sich umwandte, huschte sie gerade lautlos zur Tür hinaus.

      Zehn Tage später strömten Tausende Pilger in die königliche Kapelle des Johannes-Doms von Turin, um vor dem ausgestellten Grabtuch mit dem geisterhaften Abdruck eines Gekreuzigten niederzuknien und zu beten. Ihre Spenden flossen geradewegs in die Kassen des Vatikans.

      Eines Nachts saß Da Vinci in Gesellschaft seiner Schüler Salai, Melzi und Boltraffio in einer römischen Taverne. Kurz zuvor hatte ein Kurier des Papstes dem Maler das vereinbarte Honorar von einhundertfünfzig Golddukaten überbracht. Grund genug, ein bisschen zu feiern. Die Schankmagd mit den Rundungen einer aus Holz geschnitzten, weiblichen Galionsfigur schenkte ihnen Wein nach. Ihr Mieder stand in der Mitte tief geschlitzt offen, ihr schöner Busen zeigte sich den Männern in voller Pracht. Die Runde war ausgelassen, man aß, trank, lachte und redete laut durcheinander. Ab und zu lauschten alle den Fabulierern und Lautenspielern.

      Gegen Mitternacht trennte sich der Meister von seinen Schülern. Nach einem kurzen Marsch erreichte er seine Werkstatt. Als er die Tür aufschließen wollte, vernahm er gedämpfte Stimmen hinter sich. Er drehte sich um und sah, wie sich ihm zwei Männer näherten. Im hellen Mondschein glänzten ihre Körper wie Silber. Messerklingen blitzten in ihren Händen auf.

      Keiner der drei Männer bemerkte den schwarzen Punkt, der vom Himmel herab auf sie zueilte, immer größer und beängstigender wurde, sich in gewaltige Flügel auswachsend, zwischen denen plötzlich ein spitzer Vogelschnabel vorstieß. Blitzschnell hackte die scharfe Schnabelspitze den beiden Meuchlern in die Augen, sodass sie aufbrüllten und mit den Händen vor dem Gesicht auf die Knie fielen.

      Stark erregt schaute Da Vinci zu, wie sich der Raubvogel zu einer schemenhaften Gestalt wandelte, sah Milanas Gesicht auftauchen, so wie man ein Antlitz zwischen Traum und Wachen wahrnimmt, ehe es wieder verschwindet. Die Schattengestalt schmolz zu einem kleinen Körper mit dunklen Schwingen. Klopfenden Herzens beobachtete der Meister den Milan, der sich in den Nachthimmel emporschwang.

      Alarmiert durch die Schmerzensschreie der Geblendeten, kamen Melzi und Salai angerannt. Mit Blick auf die halb ohnmächtigen, sich am Boden wälzenden Männer befahl Da Vinci eine Kutsche herbeizuschaffen und seine gesamte Habe aufzuladen.

      Nachdem dies geschehen und alles verladen war, kehrte der Maler Rom für alle Zeiten den Rücken.

      Viele Jahre später, in einer eiskalten Winternacht, öffnete Da Vinci das Fenster in seiner Mailänder Werkstatt, ehe er das Kaminfeuer mit Holzscheiten nährte. Als er mit einem Krug Wein aus dem Keller zurückkehrte, fand er Milana vor, die in einem dunklen Kleid mit Stickereien und senkrechten Brokatfalten am Sims des offenen Fensters lehnte. Der Vollmond über ihr sah aus wie eine bleich leuchtende, in den Himmel emporgeschleuderte Diskusscheibe. Der alte Maler lächelte glücklich.

      Die nächtliche Besucherin schloss das Fenster und trat näher. In ihren Augen, die im Laufe der Jahrhunderte viel gesehen hatten, lag eine Spur von Trauer. Sie nahm Da Vincis Gesicht ganz sanft in ihre Hände, und der Alte spürte einmal mehr den unbeschreiblichen Zauber, der von dieser Frau ausging.

      »Meine Zeit ist gekommen, Leonardo. Noch ehe der Monat im Zeichen der Mondesverbrennung steht, muss ich Euch für immer verlassen. Ich habe Euch an die Grenzen des Wissens und darüber hinaus geführt. Mehr vermag ich Euch nicht zu lehren.«

      Da Vinci nickte und schwieg eine Weile. Dann, mit einem traurigen, matten Glanz in den Augen bat er: »Gestattet mir, Teuerste, vorher noch Euer Porträt zu vollenden. Bitte, setzt Euch ein letztes Mal auf den Stuhl hinter der Staffelei, ich will mich beeilen …«

      Fieberhaft und mit fliegendem Pinsel arbeitete Meister Leonardo in den nachfolgenden Stunden das Porträt Milanas zu Ende, während sie ihm geduldig Modell saß. Als er ihr stumm zunickte stand sie auf: »Es ist Zeit, Abschied zu nehmen, mein Lieber.«

      Der Maler seufzte und ein Schatten verdüsterte sein müdes, alterszerfurchtes Gesicht. Ein letztes Mal umarmten sie sich innig, ehe die Magierin seine Werkstatt verließ.

      Mit Tränen in den Augen setzte sich da Vinci in den Armsessel, strich sich eine lange weiße Haarsträhne aus dem Gesicht und trank Wein. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels die Augen trocken, betrachtete das Ölporträt Milanas, ergötzte sich an den Hintergrundmotiven, die er über die abgerundete Silhouette ihres Gesichts gemalt hatte: Eine zerklüftete, von Bächen durchkreuzte Landschaft, die sich in der Ferne vor einem grünblauen Himmel verlor; Nebelschwaden, die zwischen den Klippen geheimnisvoll auf- und abwogten.

      Ein neuer Tag war angebrochen. Eine blasse Sonne drang durch die hohen, schmalen Fenster in den Raum. Der Feuerschein des Kamins mischte sich in das weiße Winterlicht. Da Vincis Augen ruhten auf dem Antlitz der Magierin – auf dem langen, in der Mitte gescheitelten Haar, den fleischigen Lidern, von denen das zähflüssige Licht eines Lächelns ausging. Dieses Lächeln flutete über die weichen Flächen ihres Gesichts zu dem kleinen, festen Mund mit der geschwungenen Oberlippe, die sich an das korallenrote Lächeln der Unterlippe dicht anschloss.

      Der Maler konnte nicht wissen, dass dieses Porträt ihm dereinst Weltruhm verschaffen sollte, und nachfolgende Generationen es irrtümlicherweise für das Abbild einer gewissen Lisa La Gioconda, besser bekannt unter dem Namen Mona Lisa, halten würden.

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