Название: Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens
Автор: Luis Holuch
Издательство: Автор
Жанр: Спорт, фитнес
isbn: 9783961455140
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2.1 Der Ablauf eines Skisprungs und Wettkampfdurchführung
Dieses Unterkapitel beginnt mit einer Erläuterung der allgemeinen Regeln in der Sportart Skispringen.
Dabei geht es um die Wettkampfdurchführung per se, sowie die wichtigsten Regeln in Bezug auf die Ausrüstung der Springer und Springerinnen und Regularien für Skisprungschanzen. Das Reglement für die jeweiligen Geschlechter ist jedoch nicht identisch, sodass die Spezifizierungen für den Damen-Weltcup in einem gesonderten Unterkapitel dargestellt werden.
2.1.1 Allgemeine Regeln und der Ablauf eines Skisprungs
Grundsätzlich beschreibt der Begriff Skispringen das Springen von einer Schanze mit Ski an den Füßen. Die Aufgabe eines Skispringers sei es „mit möglichst wenig Anlauf möglichst wie zu springen“, sagt der deutsche Bundestrainer der Männer, Werner Schuster, in der ServusTV-Dokumentation Überflieger – die Kunst des Skispringens.
Und er ergänzt „und das in einer Situation, wo es zählt“ – genau das gilt für die weltbesten Skispringer und Skispringerinnen.
Jeder Skisprung während eines Wettkampfes wird bewertet und am Ende mit denen der Konkurrenten verglichen, um einen Sieger zu ermitteln. Die konkrete Benotung wird am Ende dieses Unterkapitels anhand von Beispielen erläutert. Der Ablauf eines Skisprungs unterteilt sich in die folgenden fünf Phasen:
Abbildung 1: Flussdiagramm zum Ablauf eines Skisprungs (Eigene Darstellung)
Wichtig für die folgenden Erläuterungen ist zunächst, dass die letzten drei Phasen Flugphase, Landung und Ausfahrt von Kampfrichtern bewertet werden. Für diese werden Stilnoten vergeben. Die Kriterien für die Benotung dieser werden an den gegebenen Stellen erläutert.
Mit Ausnahme des Anlaufs (aber auch nur in kleinen Details) läuft ein Skisprung grundsätzlich an jedem Ort und in jeder Wettkampfform identisch ab. Unterschiede im Anlauf gibt es deshalb, weil in unterschiedlichen Wettkämpfen unterschiedliche Arten von Freizeichen gegeben werden.
In den Wettkämpfen auf internationaler Ebene läuft die Anlaufphase folgendermaßen ab: der Springer oder die Springerin wartet auf die Freigabe des Anlaufs. Diese wird mittels einer Startampel vorgenommen, welche wie die normale Verkehrsampel drei Farben besitzt. Bei rot ist der Anlauf gesperrt.
Es folgt die Gelbphase, welche 45 Sekunden dauert. In dieser entscheidet der Assistent des Renndirektors (Assistent des RD), ob die Freigabe des Anlaufs und damit die grüne Phase erfolgen. Diese ist abhängig von der Wind-Situation.
Befindet sich der Wind innerhalb des vorher festgelegten Windkorridors, hat der Assistent des Renndirektors den Anlauf freizugeben. Die Windwerte kann er an einem Windmonitor an seinem Arbeitsplatz im Sprungrichterturm ablesen. Befindet sich der Wind nicht im festgelegten Korridor und der Assistent des RD schaltet die Ampel nicht auf grün, so schaltet sie nach 45 Sekunden automatisch auf Rot. Dabei handelt es sich um einen Sicherheitsmechanismus, bei dessen Eintreten der Springer oder die Springerin den Anlaufbalken zu verlassen hat. Schaltet der Assistent des RD die Ampel auf Grün, so hat der verantwortliche Trainer zehn Sekunden Zeit, seinen Athlet oder seine Athletin, den Anlauf hinunterzuschicken. Dies kann er mittels akustischen Signalen oder mittels Winken (mit Gegenständen, den Händen oder einer Fahne) tun. Begibt sich der Springer oder die Springerin innerhalb dieser zehn Sekunden den Anlauf nicht hinunter, so wird er oder sie augenblicklich disqualifiziert. Bei Springen, bei denen es eine solche Startampel nicht gibt, wird der Trainer damit betraut, die Athleten den Anlauf hinunterzuschicken. Dort gibt es diese zehn-Sekunden-Regel nicht.1
Der Springer oder die Springerin begibt sich dann in seine oder ihre individuelle Anfahrtshocke und fährt den Anlauf der Schanze hinunter. Dabei hat der Athlet vor allem ein Ziel: das Erreichen einer möglichst hohen Anfahrtsgeschwindigkeit.
Der ehemalige deutsche Skispringer Sven Hannawald beschreibt die Vorgänge in seiner Biographie wie folgt: „Dabei ist wiederum die Anfahrtsposition ein entscheidender Faktor. Um den Luftwiderstand gering zu halten, solltest du eine möglichst kleine Angriffsfläche bieten. Dabei spielt eine möglichst geringe Hockhöhe eine wichtige Rolle. Die Arme sollten nahezu parallel zum Oberkörper nach hinten angelegt sein. Während der Anfahrt wirken die Schwerkraft, in diesem Fall die Hangabtriebskraft, die dich beschleunigt; der Luftwiderstand und die Reibungskraft – zwei Widerstandskräfte, die wiederum deine Beschleunigung verringern. Deswegen ist eine stabile Anfahrt so wichtig, du solltest keinesfalls mit den Armen pendeln. Kurz vorm Schanzentisch solltest du den Körperschwerpunkt stabil halten, um beim Absprung ein vorwärts gerichtetes Drehmoment erzeugen zu können. Auf keinen Fall noch versuchen, Schwung zu holen oder vermehrt Druck auf die Zehen zu geben.“2
Die Anlauflänge und -neigung variiert von Schanze zu Schanze. Je nach Größe der Schanze resultieren daraus unterschiedlich hohe durchschnittliche Anlaufgeschwindigkeiten. Eine vermeintlich logische Regel gilt jedoch nicht: der Anlauf einer Skiflugschanze (ab HS 185) ist nicht zwingend länger als der einer Großschanze.
Der Anlauf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen (HS 140) ist beispielsweise länger als der der Kulm-Skiflugschanze in Bad Mitterndorf (HS 225).3
Was alle Schanzen jedoch gemeinsam haben, ist der Schanzentisch, an welchem die zweite Phase eingeleitet wird. Beim Absprung versucht der Athlet die Schanzentischkante mit den Füßen exakt zu erwischen, um dort maximale Kraft anbringen zu können.
„Der Absprung ist die wichtigste, aber zugleich auch schwierigste Phase beim Skispringen. Du bist jetzt über 90 Kilometer pro Stunde schnell, manchmal noch schneller. Für die eigentliche Absprungbewegung bleibt allerdings nur ein winziges Zeitfenster von gerade einmal 0,3 Sekunden. Das ist ungefähr die Zeitspanne, in der du „Ooohhh“ oder „Mist“ sagen kannst.
In einem [fünf] Meter engen Korridor auf dem Schanzentisch entscheidet sich, ob der Sprung gelingt – oder nicht. Ein optimales Timing ist also alles entscheidend.“4 Aus seiner persönlichen Sicht spielen sich die fünf Phasen (die Hannawald jedoch etwas anders benennt) folgendermaßen ab:
„1. Die Vorbereitung: In spätestens 20 Sekunden muss ich vom Absprungbalken losfahren. Ich greife noch mal zum Schuh, um zu kontrollieren, ob alles fixiert ist. Noch ein letzter Blick auf die Bindung vorn – und ab geht’s.
2. Die Anfahrt: Wenn ich mich vom Balken abstoße, gleicht mein innerer Computer noch mal alle wichtigen Details vom Ablauf des Sprungs ab. Anfahrtshockenhöhe, Schwerpunkt, Armhaltung, Kopfhaltung. Nach 3 bis 4 Sekunden visiere ich den Schanzentisch an.
3. Der Absprung: Meine Augen haben mit den Jahren gelernt, die aktuelle Anfahrtsgeschwindigkeit und den Weg, den ich für meine Absprungbewegung brauche, so zu berechnen, dass ich weiß, wann der richtige Moment des Absprungs da ist.
4. Der Flug: Nach dem Absprung fühle ich bis ins Kleinste nach, wie der Ski mir „entgegenkommt“. Der Drehimpuls, der nach dem Absprung aus den Beinen kommt, lässt dich „auf den Ski legen“. Du ahnst schon, ob es weit geht – oder nicht.
5. Die Landung: Ich hatte (hoffentlich) reichliche Sekunden Zeit, den Flug zu genießen. Jetzt gilt es: volle Konzentration auf die Telemark-Landung. Linker Fuß vor und beim Aufsetzen Gleichgewicht halten.“5
Mittels Bildmaterial wird nun zunächst der Absprungvorgang СКАЧАТЬ