Schwarzer Kokon. Matthias Kluger
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Название: Schwarzer Kokon

Автор: Matthias Kluger

Издательство: Автор

Жанр: Сказки

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isbn: 9783960085355

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СКАЧАТЬ Dickicht durchkämmen. Dort müssen sie irgendwo sein. Wenn ihr sie findet, sofort schießen. Ich will ihre Leichen am höchsten Ast baumeln sehen! Ihr beide geht mit mir zurück zu den Stallungen, um Fackeln zu holen. Die werden wir brauchen.« Beim Betrachten der verängstigten Neger wurde er sich wieder seiner eigenen Furcht vor ihnen bewusst. »Wenn ihr sie nicht findet, lass ich euch alle bis aufs Fleisch auspeitschen. Ihr Hurensöhne.«

      Wutentbrannt drehte er sich um und machte sich auf den Rückweg zu den Stallungen.

      Sam und Tumelo gelangten keuchend ans Herrenhaus.

      »Tumelo, geh ins Haus und mach deine Arbeit wie gewohnt. Wenn Mr. Baine dich fragt, sag ihm, du hast Zola nicht gefunden. Sag ihm, du hast mich gefragt und auch ich habe sie nicht gesehen. Mehr nicht, ist das klar?«

      Tumelo nickte.

      »Sobald es dunkel wird, treffen wir uns hinter den Stallungen. Bring etwas Verpflegung mit, so, dass man sie sich um den Bauch binden kann.«

      Tumelo verschwand im Haus und Sam ging zu den Stallungen. Sein Blick richtete sich nach Westen, als er dunkle Gewitterwolken aufziehen sah. Auch das noch!, dachte Sam. Es war um diese Jahreszeit völlig untypisch, solch dunkle Wolken am Himmel zu sehen, die sich nun wie schwarzes Bergmassiv türmten. Meist brannte die Sonne und Regen stellte die große Ausnahme dar.

      Sam widmete sich wieder seiner Arbeit, als er nach einer halben Stunde Mrs. Baine resoluten Schrittes kommen sah. »Sam, wo waren Sie?«, rief Veronika von Weitem.

      »Hallo, Mrs. Baine. Ich war auf der Weide, eines der Pferde lahmt.«

      »Haben Sie Zola gesehen? Tumelo hat mir bereits erzählt, Sie wüssten nichts, ich glaube Ihnen aber nicht!« Veronika sah Sam stur und ungläubig an. »Tumelo und Sie waren stundenlang weg, das kann doch kein Zufall sein!«

      »Mrs. Baine, ich bitte um Entschuldigung, doch ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen.«

      »Sam, Sie sind seit Jahren für uns tätig und ich weiß, dass Sie viele Ansichten und Entscheidungen meines Mannes nicht teilen. Genauso wenig, wie ich das tue«, fügte sie zu Sams Überraschung hinzu. »Mein Mann ist völlig außer sich, seit Zola verschwunden ist. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, habe aber große Angst um Zola.«

      Sam überlegte, während er einen weiteren Heuballen zur Seite schob. Sie war die Frau seines Chefs. Würde er sich ihr anvertrauen, wäre auch sie in Gefahr, obendrein war er sich ihrer Loyalität in diesem Moment nicht sicher.

      »Wie gesagt, Mrs. Baine. Ich würde Ihnen sehr gerne behilflich sein, doch ich hab Zola nicht gesehen. Entschuldigen Sie mich, Mrs. Baine, es zieht ein Unwetter auf und ich habe zu tun, das Heu ins Trockene zu bringen.« Mit diesen Worten griff er unversehens nach einem Heuballen und ließ Veronika stehen.

      Erneut stieg Wut in Veronika auf. Wurde sie denn von jedem übergangen? »Ich glaube Ihnen kein Wort, Sie sturer Bock. Wenn Zola etwas passiert und Sie hätten es verhindern können, mache ich Sie verantwortlich.« Der Satz war unlogisch, zugleich unüberlegt, das wusste Veronika, denn alle Entscheidungen traf einzig ihr Mann. Nicht sie und auch nicht Sam.

      Tief und durchdringend grollte der erste Donner durchs Tal.

      Baine schickte seine beiden Begleiter alleine zu den Stallungen. Er selbst entschied sich um und schlug den direkten Weg zum ›Schlund‹ ein. Dort saß bereits der junge Vorarbeiter verängstigt hinter Gittern.

      »Holt ihn raus und bindet ihn fest«, befahl Baine. »Und bringt mir die Geißel.«

      Die Geißel war eine der Peitschen, die als grausamstes Foltergerät verwendet wurde. Aus ihrem Stiel mündeten mehrere Lederriemen mit dicken Knoten an deren Ende. So war sichergestellt, dass jeder Hieb auf dem Rücken eines Menschen tiefe Wunden hinterließ.

      Zwei Wachen zerrten den jungen Vorarbeiter aus dem ›Schlund‹, rissen ihm das Hemd vom Oberkörper und banden ihn mit Seilen an ein neben dem ›Schlund‹ aufgestelltes Holzkreuz. Der junge Neger wehrte sich mit aller Kraft, war aber chancenlos und in kürzester Zeit fest am Kreuz gefesselt. Im Boden verankerte Eisenschellen fixierten seine Fußknöchel, sodass der zu Geißelnde breitbeinig am Kreuz hing.

      Clexton stellte sich hinter den Zitternden, der irgendetwas Unverständliches murmelte. Es war für Clexton das erste Mal, dass er die Bestrafung eigenhändig vornahm – er war nun Scharfrichter und Henker in einem. Schlingernd hielt er die Peitsche in seiner Hand; dann holte Clexton aus und schlug die Riemen knallend auf den Rücken des Gekreuzigten nieder. Sein erster Schlag traf unsauber und die Riemen schnalzten zuerst am Ohr des Gefolterten, um schließlich seitlich den Rücken zu streifen. Doch verfehlten die Riemen nicht ihr Ziel, Schmerz zuzufügen. Das rechte Ohr des Mannes wurde zur Hälfte abgerissen und sofort sprudelte Blut dessen Hals hinab. Laut schrie der Gepeinigte auf, sein ganzer Körper spannte sich schmerzverzerrt, bis er zitternd erschlaffte.

      Wieder holte Clexton aus und dieses Mal traf er mit voller Wucht entlang der Wirbelsäule. Die hohe Geschwindigkeit der Riemen durchschnitt die Luft und verursachte einen lauten Knall des Peitschenhiebes. Jeder einzelne Knoten der Riemen riss sich in die dunkle Haut des Rückens. Aus roten Striemen, die das rohe Fleisch sichtbar machten, quoll Blut. Wieder und wieder zischte die Peitsche auf das Opfer nieder. Heftig zuckte der Geschlagene unter seinen Schmerzen, bis er letztendlich das Bewusstsein verlor. Wie im Blutrausch griff Clexton zu einem Eimer Wasser. Er schüttete das kalte Nass über das Haupt seines Vorarbeiters, sodass sich eine Lache aus Wasser und Blut auf dem ausgetrockneten harten Boden bildete. Clexton zerrte dessen Kopf nach hinten, bis seine Lippen direkt am linken, gesunden Ohr des Negers waren.

      »Wo sind die beiden?«, flüsterte er eindringlich und seine Worte züngelten sich in die Ohrmuschel wie eine Giftschlange.

      Der Sklave hing geschunden und bluttriefend am Kreuz. Er hörte Baine nicht mehr. Sein ganzer Körper war ausgefüllt von den donnernden Worten, die sich erst vor wenigen Stunden in seinen Verstand eingebrannt hatten: »Uqando gejuna daque. Uqando gejuna daque.« Die Sturmflut dieses Mantras erlöste ihn und sein Herz hörte auf zu schlagen.

      Die Nacht war hereingebrochen. Gewaltige, schwarze Gewitterwolken öffneten ihre Schleusen und ergossen sich in strömendem Regen. Während die Suchtrupps mit Fackeln am Ufer des Ashley Rivers unterwegs waren, wartete Baine allein auf der Veranda. Schnell würde es sich unter den Sklaven herumgesprochen haben, dass er den Neger zu Tode gepeitscht hatte. Keiner wagte es, Baine anzusprechen. Weder seine Frau noch Tumelo wurden von ihm nach seiner Rückkehr befragt und beide zogen es vor, ihm nicht über den Weg zu laufen.

      Veronika hatte sich mit Jos ins Schlafzimmer verkrochen, während Tumelo, neben sich eine Ledertasche gefüllt mit Proviant, in seinem Zimmer saß. Eine mystisch bedrohliche Atmosphäre lag über der ins Dunkel gehüllten Plantage. Tumelo starrte aus dem Fenster. Er hatte Angst. Er musste zu den Stallungen, um sich mit Mr. Haskins zu treffen. Doch er war wie gelähmt. Wir werden alle sterben, alle! Er dachte an die vielen Wachen, die mit Fackeln das Ufer absuchten. Die vielen Gewehre. Wieder überkam ihn die Vorstellung, wie Mr. Baine über Zola liegt – sie vergewaltigt. Seine Zola! Der Gedanke daran ließ die Angst von ihm weichen und Zorn gewann die Oberhand. Er musste gehen. Er musste Zola helfen. Er war es ihr schuldig. Hätte er besser auf sie aufgepasst, wäre СКАЧАТЬ