Название: El Raval
Автор: José R. Brunó
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783960082033
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Crespí mochte bereits über sechzig Jahre alt sein und man erzählte sich, er sei ein ehemaliger Guardia-Civil-Mann mit einer nicht so sauberen Vergangenheit.
Pep hatte seine braune Uniform gerichtet und fuhr mit dem ungeliebten Fahrstuhl in die vierte Etage. Er steuerte schnurstracks den langen Gang auf das Zimmer 413 zu, in dem der Comisario Principal residierte.
Seine Nervosität konnte Pep nicht verbergen, als er vor der großen Eichentür stand, die mit einem Schild versehen war, auf dem Comisario Principal Joaquim Crespí stand.
Nach einem kräftigen Klopfen und einem lauten »Adelante«, das wie ein Befehl klang, betrat Pep das Büro seines obersten Chefs.
In dem hohen Raum, der mindestens fünfzig Quadratmeter maß, lag ein riesiger orientalischer Teppich. Pep hatte einen besonderen Blick für wertvolle Sachen und erkannte sofort, dass dieser Teppich ein echter Perser war.
Crespí hatte sich hinter einem großen Schreibtisch aus purer Eiche in einem für seine Person viel zu großen Sessel verschanzt. Hinter seinem Rücken an der Wand hing ein altes Ölgemälde, auf dem eine Kriegsszene dargestellt war.
Vom Superior erzählte man sich, dass er während des spanischen Bürgerkrieges als Capitano im Baskenland eine Einheit der Paramilitärs befehligt hatte. Was das bedeutete, konnte man sich denken. Wenn jemand bei ihm vorstellig werden musste, hatte das Rausschmiss oder Beförderung zur Folge.
»Subinspektor José Maria Cardona meldet sich befohlen zu Stelle«, sagte Pep und schlug hörbar die Hacken zusammen.
Crespí blieb sitzen und schaute sein Gegenüber eine Weile an.
»Ich weiß zwar nicht, warum Sie mir empfohlen worden sind, aber ich will es kurz machen: Sie werden im nächsten Monat in die Abteilung Policia Judicial, zur Kriminalpolizei versetzt und melden sich noch heute bei Comisario Lopez«, sagte er schroff.
Crespí betrachtete Peps Personalakte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
»Sie kommen also aus El Raval?«, fragte er.
Er war inzwischen aufgestanden und Pep erkannte nun, wie klein dieser Crespí war. Die Uniform, die er trug, war allerdings maßgeschneidert und auf seiner Brust trug er mit Stolz seine Orden.
Mit »si Comisario« beantwortete Pep die Frage seines obersten Chefs.
»Dann kennen Sie sich ja bestens in dem Sumpf aus«, sagte Crespí verächtlich. »Sie können jetzt gehen«, beendete der kleine Comisario Principal abrupt die kurze Konversation und wies mit einer ruckartigen Handbewegung zur Tür.
Pep verstand und verließ mit einer Ehrenbezeugung schleunigst den Raum. Die gesamte Unterredung hatte nur wenige Minuten gedauert, sodass Pep in der Kürze gar nicht richtig begriffen hatte, wie ihm geschehen war.
Zunächst war er froh, sich der Arroganz dieses kleinen Mannes entzogen zu haben. Er hatte sich über den letzten unhöflichen Satz des kleinwüchsigen Crespí geärgert, in dem er sein Viertel als Sumpf bezeichnet hatte. Pep fühlte sich gedemütigt wie lange nicht mehr und wäre diesem Kerl am liebsten an die Gurgel gegangen. Um seine Emotionen in den Griff zu bekommen, musste sich Pep einige Minuten auf eine Treppenstufe setzen.
Die Tatsache, dass Antonio Lopez sein neuer Chef werden sollte, machte die Sache jedoch erfreulich. Zum einen kannte er ihn und zum anderen würde bei der Kriminalpolizei sicherlich eine interessante Aufgabe auf ihn warten. Er ahnte, dass Lopez der Fürsprecher war, der ihn gezielt in seine Abteilung geholt hatte. Wer sonst sollte ihn für diese neue Aufgabe empfohlen haben?
Er entschloss sich, den Fahrstuhl auf der ersten Etage anzuhalten, um sich wie befohlen bei Antonio Lopez zu melden. Pep stieg aus dem klapperigen Aufzug und ging direkt auf Zimmer 109 zu. Beim Anklopfen wurde mit dem obligatorischen »Adelante« hereingebeten. Lopez lächelte Pep freundlich an und forderte ihn auf, sich zu setzen.
»José, du weißt, weshalb du hier bist?
»Ich denke schon, Comisario.«
»Du wirst ab dem zweiten Mai in meiner Abteilung arbeiten«, sagte er mit väterlicher Stimme. »Ich werde dafür sorgen, dass du befördert wirst und dich im Wesentlichen um unser Sorgenkind El Raval kümmerst. Ich werde dir noch einen Mann zuteilen und dann wollen wir mal sehen, ob wir da nicht mal ein wenig mehr Struktur hereinbekommen.«
Der junge Polizist José Cardona hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. In seinem Viertel arbeiten zu dürfen, befördert zu werden, was natürlich auch eine Erhöhung seiner Bezüge zur Folge hatte, machten ihn augenblicklich zum glücklichsten Menschen der Welt. Für Pep bestand kein Zweifel, dass es der Comisario war, dem er seinen vermeintlichen Karrieresprung zu verdanken hatte. Lopez mochte den Zigeunerjungen aus El Raval und ohne ihn wäre Pep vermutlich nicht einmal bei der Polizei angenommen worden.
»Ich habe Javier Fernandez, mit dem du deinen Polizeidienst begonnen hast, in meine Abteilung berufen und du wirst ihn ein wenig unter deine Fittiche nehmen. Ist das in Ordnung für dich?«
Pep nickt eifrig mit dem Kopf und bedankte sich artig mit einer Ehrenbezeugung.
Xavi Fernandez also sollte sein Partner werden, was auf der einen Seite erfreulich war, anderseits bezweifelte Pep, dass ausgerechnet El Raval für Xavi das Richtige war. Er konnte ohnehin das Gefühl nicht loswerden, dass die Polizei für Javier Fernandez nur eine Art Durchgangsstation sei. Pep war sich sicher: Würde Xavi die Polizeiarbeit nur halbwegs ernst nehmen, würde er eines Tages Karriere machen.
»Wenn du jetzt noch einige Tage Urlaub hast, nimm sie, und wir sehen uns dann am zweiten Mai«, sagte Lopez.
Die Verabschiedung der beiden hatte freundschaftlichen Charakter und Pep wurde von seinem neuen Chef mit einem kräftigen Händedruck hinausbegleitet.
Eine neue Abteilung war geboren, die es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. Eine Abteilung, die aus zwei unerfahrenen Polizisten bestand, und die sich ausschließlich um El Raval kümmern sollte.
In den darauffolgenden Wochen mussten Pep und Xavi eine Menge über kriminalistische Untersuchungen lernen.
In der Calle del Jaume I, nahe der gleichnamigen Plaza im gotischen Viertel, waren Labor, Kriminaltechnik und die Pathologie untergebracht. Hier galt es für die beiden neuen Kriminalisten, sich in die Techniken der kriminaltechnischen Untersuchung einweisen zu lassen.
Chef der Pathologie war Doktor Ramon Montes, den man ständig irgendetwas essen sah. Sein zweites Hobby war das Rauchen. Bei ihm ging die Zigarette nie aus, so schien es. Er war knapp einen Meter fünfundsechzig groß und wog über neunzig Kilo. Sein rundliches und lustiges Gesicht zierte ein wuscheliger Oberlippenbart. Der Doktor mochte wohl so Ende vierzig sein und seine stoische Gelassenheit erklärte seine Körperfülle. Montes, hatte in einem Krankenhaus in Barcelona als Chirurg gearbeitet und war erst vor wenigen Jahren zur Pathologie gekommen. Zu Francos Zeiten wurden nur selten Obduktionen an Leichen durchgeführt. Schon gar nicht, wenn keine Spuren äußerlicher Gewalt am Opfer erkennbar waren. Hinzu kam, dass der Grad der Verwesung, auf Grund der klimatischen Bedingungen, innerhalb weniger Stunden eintrat. Es war Eile geboten, denn innerhalb von achtundvierzig Stunden, mussten die Leichen eingeäschert, oder beerdigt sein. Diktator Franco war seit einigen Jahren tot und es hatte sich einiges im Land verändert. Ende der siebziger Jahre wollte man schon einmal wissen, was die Todesursache der Opfer war, bei denen offensichtlich Fremdverschulden vorlag.
»Soso, СКАЧАТЬ