Tambara. Heike M. Major
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Название: Tambara

Автор: Heike M. Major

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783961455805

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      Reb zog Souls Handgelenk zu sich herüber und musterte die beiden Köpfe auf dem Armbandmonitor.

      „Um Himmels Willen“, rief er und sprang auf, „wir müssen die Fliege verschwinden lassen!“

      Einen Moment lang stand er unschlüssig im Raum und blickte sich nach allen Seiten um. Dann ergriff er die Schachtel, spurtete zum Schreibtisch und warf sie kurzerhand in die Schublade. Mortues drückte auf den Technikstreifen in der Sofalehne und verwandelte die gegenüberliegende Wand in einen überdimensionalen Fernseher. Auf dem Bildschirm jagten Angestellte des Sicherheitsdienstes gerade einen Schwerverbrecher. Botoja schmiegte sich in ihren Sessel und gab vor, das Geschehen auf der Filmwand zu verfolgen. Soul öffnete die Tür und führte das Paar herein.

      „Tambara-Hallo“, grüßte es, als es eintrat.

      „Tambara-Hallo“, erwiderten die jungen Leute wie aus einem Munde.

      Reb, der sich gerade noch auf die Couch hatte werfen können, betätigte demonstrativ die Fernbedienung, so als würde er das Programm eigens für den Besuch unterbrechen. Umständlich krabbelte er aus der Sofaecke.

      „Was verschafft uns die Ehre eures Besuches?“, fragte er möglichst harmlos und begrüßte die beiden per Handschlag.

      Angestellte des Sicherheitsdienstes gehörten zum Stammpersonal jedes Konzerns und duzten sich häufig mit den Kollegen. Die Unterschiede im Arbeitsverhältnis fielen so weniger auf, denn Sicherheitsbeauftragte waren Staatsdiener und wurden von den jeweiligen Konzernen angemietet. Der Vorstand schilderte den Bedarf, die Regierung schickte die entsprechend qualifizierten Fachkräfte. Sie konnte man nie ganz sicher sein, ob die Überprüfung tatsächlich nur dem Schutz des Unternehmens diente oder auf diese Weise nicht vielleicht auch firmeninterne Daten die staatlichen Ämter erreichten.

      „Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen“, entschuldigte der Mann die Störung, „aber das Ereignis auf der gestrigen Modenschau hat das Volk von Tambara in Unruhe versetzt. Besorgten Anrufen zufolge wurden in hiesigem Stadtviertel weitere Insekten gesichtet, und wir sind beauftragt worden, der Sache auf den Grund zu gehen. Hat einer von euch etwas Verdächtiges bemerkt?“

      „Nein, mir ist nichts aufgefallen …, dir vielleicht?“, antwortete Reb als Erster und wandte sich an seine Schwester.

      „Nein, absolut nichts“, entgegnete Soul.

      Der Sicherheitsbeauftragte blickte prüfend zu Mortues und Botoja hinüber.

      „Vielleicht irgendwelche dunklen Punkte, die sehr schnell ihren Standort wechseln?“

      „Nicht dass ich wüsste“, antwortete Mortues.

      „Nein, so etwas wäre mir aufgefallen“, bekräftigte Botoja.

      „Wirklich gar nichts?“, mischte sich die Frau ein.

      „Nein, wirklich nichts.“

      „Tut uns leid.“

      „Nein, bestimmt nicht.“

      In diesem Augenblick ertönte irgendwo im Raum ein lang anhaltender, aufdringlicher Summton. Fast gleichzeitig drehten die beiden Angestellten ihre Köpfe in Richtung Schreibtisch.

      „Was war denn das?“, fragte der Mann barsch.

      „Was?“, entgegnete Reb.

      „Na, dieses merkwürdige Geräusch?“

      Mortues, der gerade nervös an seinem Partnerschaftsring drehte, zog geistesgegenwärtig das Kunststoffmetall von seinem Finger und stellte es hinter dem Rücken des Paares mit seiner Schmalseite auf den Boden, gerade noch rechtzeitig, bevor die beiden sich ihnen aufs Neue zuwandten.

      „Es war ein ganz seltsames Geräusch, leise und doch irgendwie kraftvoll“, schilderte der Mann.

      Während sich die Angestellten noch einmal umdrehten, um in den Raum hineinzuhorchen, stupste Mortues den Ring mit der Schuhspitze an, und ganz langsam begann das schwere Metall zu rollen. Noch ein wenig half er nach, dann bewegte es sich von alleine weiter, wurde immer schneller und verursachte fast so ein Geräusch, wie sie es vorher aus der Schublade gehört hatten. Es rollte dem Sicherheitsbeauftragten direkt vor die Füße.

      „Nanu“, sagte dieser und bückte sich instinktiv „hat jemand von Ihnen einen Ring verloren?“

      „Darf ich mal sehen?“, meldete sich Mortues. „Tatsächlich, das ist meiner.“

      Ehe der Mann sich versah, hatte er ihm das Schmuckstück schon aus der Hand gezogen und an seinen Finger zurückgesteckt.

      „Es hat also niemand etwas Verdächtiges bemerkt?“, wandte sich der Angestellte noch einmal an die ganze Gruppe.

      „Nein.“

      „Ich wüsste nicht.“

      „Ich auch nicht.“

      „Nein, nichts Verdächtiges.“

      „Gut, dann wollen wir nicht länger stören.“

      Umringt von den jungen Leuten, begab sich der Staatsdiener in Richtung Ausgang. Man redete noch ein wenig über die Fantasie der Tambara-Bewohner – eine einzige Fliege und schon wurden die Bürger hysterisch, manche Leute waren wirklich zu empfindlich –, dann fiel die Tür hinter dem Paar ins Schloss und die Freunde atmeten erleichtert auf.

      „Meine Güte, das hätte schiefgehen können“, platzte Mortues heraus, nachdem die Schritte auf dem Flur verhallt waren. Mit gesenkten Köpfen trotteten die vier in den Wohnraum zurück.

      „Die Idee mit dem Ring war gut“, lobte Reb. „Aber nun lasst uns überlegen, wo wir das Tier am besten unterbringen.“

      Nur, wo versteckte man eine Fliege? Ein Insekt konnte man nicht einfach abstellen wie eine Maschine. Es würde sich das Fliegen nicht verbieten lassen, und der Summton wäre auch aus der entferntesten Schublade zu hören. Nachdenklich blickten sie sich in dem großen Raum um. Eine Weile standen sie so, dann fiel es ihnen auf. Ungewöhnlich still war es geworden. Zu still.

      „Man hört ja gar nichts“, stellte Botoja fest.

      Reb sprang zum Schreibtisch, öffnete die Schublade, holte das Kästchen heraus und stellte es auf die Tischplatte. Es war leer.

       7

      „Du hättest den Kasten eben nicht mit solcher Wucht in die Schublade werfen sollen. Dabei muss sich der Deckel verschoben haben, und die Fliege ist entkommen.“

      Soul war wütend. Was sollte sie jetzt Sir W.I.T. sagen, wenn er kam, um sein Tier abzuholen? Die Geschwister saßen im Restaurant des Medienkonzerns und diskutierten über das Ereignis des Vortages.

      Die Konzerne der Stadt Tambara förderten durch ein breit gefächertes Freizeitangebot die enge Bindung ihrer Mitarbeiter an den Arbeitsplatz. Restaurants, Fitness-, Schlaf- und Entspannungsräume, Freibäder auf den Dachterrassen, kleine Kinos und Kommunikationsbereiche mit Gesellschaftsspielen gehörten zum Standard jeder Firma und konnten vom Stammpersonal kostengünstig genutzt werden. Die СКАЧАТЬ