Attentat Unter den Linden. Uwe Schimunek
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Название: Attentat Unter den Linden

Автор: Uwe Schimunek

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783955520328

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СКАЧАТЬ »Ich grüße Sie, Herr Criminal-Commissarius«, Werpel hingegen mit einem grimmigen »Ganz meinerseits, Herr Major«.

      Mit einem Satz sprang Kirchner zurück. Gerade rechtzeitig, bevor die Tür aufging.

      »Der Pistolenschütze!«, erklärte Werpel und wies mit einer dramatischen Geste auf den Uniformierten, der hinter der offenen Bohlentür stand. Die Gesichtszüge vermochte Gontard im Dämmerlicht des Stalls nicht zu erkennen.

      »Einer Ihrer … Herren Studenten!«, sagte Werpel schneidend.

      Unwillkürlich trat von Gontard einige Schritte näher.

      »Kirchner!«, sagte er erstaunt. Alle Jahre wieder bereitete es einige Mühe, sich die Gesichter und Namen der Neuzugänge einzuprägen. Der Lieutenant Kirchner hatte ihm das durch sein lebhaftes Interesse an der Physik und durch mancherlei intelligente Fragen einigermaßen erleichtert. Und nun schien ausgerechnet dieser Musterschüler in den Tod von Streyths verwickelt!

      »Ich bin keineswegs der Schütze, Herr Major!«, beeilte der sich allerdings zu erklären. »Ich habe lediglich die Waffe neben dem Toten aufgefunden.«

      »Aber es ist geschossen worden?«

      »Das nehme ich doch an. Möglicherweise hat ja der Herr Oberst-Lieutenant selber die Waffe …« Kirchner verstummte mitten im Satz.

      Gontard maß ihn mit einem scharfen Blick. »Wo ist diese Waffe?«, wandte er sich an den Criminal-Commissarius.

      Der entgegnete, indem er stolz auf die sichtbare Wölbung seiner Uniformjacke schlug, mit einem schiefen Lächeln: »Selbstredend beschlagnahmt, das Corpus Delicti!«

      »Darf ich es sehen? Das heißt, nachdem ich vielleicht bei etwas besserem Licht einen Blick auf den Leichnam habe werfen können …«

      Der Criminal-Commissarius rang mit sich, sah jedoch keine Möglichkeit, Gontards Verlangen schlichtweg abzulehnen. »Wir müssen ohnehin über den Hof«, sagte er streng und gab den Bahrenträgern ein Zeichen, ihre Last aufzunehmen.

      Auf Gontards Wink hin schloss sich Kirchner ihnen an. Im Hof empfing sie die pralle Nachmittagssonne. Gontard hieß die beiden Träger die schäbige Bahre absetzen und schlug die grobe Decke zurück. Von Schnöden hatte nicht übertrieben. Es war wahrhaftig kein erinnernswerter Anblick, den der zerschmetterte Schädel von Streyths bot. Auch dem restlichen Körper hatten die Pferdehufe sichtbar zugesetzt. Schaudernd bedeckte Gontard den Leichnam wieder. »Sie werden den Corpus des Herrn Oberst-Lieutenant bitte gleich ins Anatomische Theater hinter der Garnisonkirche bringen!«, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. Achselzuckend hoben die Träger ihre Last an. Werpel wollte ihnen folgen, doch Gontard hielt ihn zurück. »Die Pistole«, erinnerte er den Criminal-Commissarius ebenso freundlich wie nachdrücklich.

      Was Werpel daraufhin umständlich unter seiner Jacke hervorzog, erstaunte von Gontard dann doch. Pistolen waren gemeinhin fast unterarmlange Schießeisen, deren Technik seit der Erfindung des Perkussionsschlosses vielfach verbessert worden, deren Handhabung aber noch immer recht umständlich war. Hier allerdings handelte es sich um eine abgegriffene, gut handtellerlange Steinschlosswaffe, wie man sie kaum noch in Gebrauch fand.

      »Was werden Sie damit tun?«, erkundigte sich Gontard, indem er die Pistole in seiner Hand wog.

      Werpel blies sich förmlich auf. »Die Waffe ist das wichtigste Asservat in diesem Fall. Kommt es zum Prozess …« Mit einem grimmigen Blick auf Kirchner verzichtete er auf die zweite Hälfte des Satzes.

      Der junge Lieutenant schien nicht sehr beeindruckt.

      »Wie ich bereits ausführte, fand ich die Waffe neben dem Toten«, sagte er und blickte Gontard dabei offen ins Gesicht.

      Nachdenklich betrachtete der noch einmal die Waffe.

      »Die geht Ihnen nicht verloren«, sagte er in einem plötzlichen Entschluss zu Werpel. »Ich werde versuchen herauszufinden, wem sie gehört.«

      Werpel, wohl eingedenk der Erfahrungen, die er bereits mit dem hartnäckigen Major gemacht hatte, beließ es überraschenderweise dabei. Gepresst brachte er nicht mehr hervor als »Ich hoffe, Sie informieren mich über alle Ihre Erkenntnisse!«. Er grüßte und stapfte davon.

      »Und Sie zeigen mir jetzt, wo Sie die Pistole gefunden haben«, wandte sich von Gontard an Kirchner. »Am besten verfolgen wir Ihren gesamten Weg vom Eintritt in das Stallgebäude bis zum Ort des unglückseligen Ereignisses.«

      »Jawohl, Herr Major!«

      Gemeinsam betraten sie das Haus von den Linden her und schritten den verschlungenen Weg ab, bis Kirchner mit einer gewissen Unsicherheit schließlich an einer Stelle verharrte, an der zwei halbwüchsige Stallburschen damit beschäftigt waren, frische Streu auszubreiten. »Hier muss es gewesen sein.«

      »Weshalb wird hier frisch gestreut?«, wollte Gontard wissen.

      »War ja allet janz blutich«, entgegnete der Jüngere der beiden. Er mochte nicht älter als zwölf Jahre sein. »Ham Herr Major nich jeheert, wat hier passiert is?«

      »Nee«, antwortete Gontard burschikos. Ihn interessierte, was man wohl im Stall über das Ereignis sagte. »Erzählt mal!«

      Der Junge wollte zu einer längeren Tirade ansetzen, doch sein Kamerad gebot ihm Schweigen. »Es hat einer den Oberst-Lieutenant im Streit erschossen«, erklärte er wichtig.

      »Du kanntest den Herrn Oberst-Lieutenant?«

      Der Ältere, vielleicht fünfzehn Jahre alt, zögerte. »Nicht so genau«, sagte er unbestimmt.

      Der andere ergänzte: »Der war imma janz schön streng …«

      »Habt ihr ihn gesehen, als er zu seinem Pferd ging?«

      »Nee, wir waren hinten in der Futterkammer.«

      »Und was ist dann passiert?«

      Der Größere hatte rötlich blondes Haar und eine Narbe über dem linken Auge. Er sagte: »Na, wahrscheinlich wollte einer dem Oberst-Lieutenant das Pferd wegnehmen, aber der Gaul ist ihm durchgegangen. Ist ihm scheinbar nicht gelungen, das Tier zu beruhigen.«

      »Wie kann denn so etwas passieren? Kommt denn hier jeder ohne Kontrolle herein?«

      Die Stalljungen sahen sich an. »Die meisten kennt man ja …« Das war alles, was ihnen dazu einfiel.

      »Ihr habt also keinen Fremden bemerkt?«

      Die beiden wechselten einen Blick und schüttelten den Kopf.

      Gontard traute ihren Antworten nicht so recht. Er sah sich um. In weiter Entfernung führte jemand einen Schimmel zum Ausgang. »Waren hier die ganze Zeit über so wenig Personen anwesend wie jetzt?«, fragte er.

      Die beiden guckten sich an, dann sagte der Ältere: »Ist heute so heiß, da bleibt es ruhiger.«

      »Es heißt, es sei geschossen worden …«, sagte Gontard. Wieder sahen die beiden sich an, als müssten sie sich die Antwort gegenseitig bestätigen. »Hier knalltet öfter mal«, sagte der Jüngere, und der andere nickte.

      »Aber einen Schuss, den kann man doch nicht überhören!«, beharrte Gontard.

      »Da СКАЧАТЬ