X-World. Jörg Arndt
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Название: X-World

Автор: Jörg Arndt

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783865068736

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СКАЧАТЬ er in den letzten Tagen noch weniger Schlaf bekommen hatte als sonst. Kein Wunder, dachte Ron mitfühlend, ihm steht ein schwerer Abschied bevor.

      „Bist du bereit?“, fragte er seinen Assistenten.

      Yannick nickte grimmig. „Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, oder?“

      Ron legte ihm den Arm auf die Schulter. „Du weißt, dass es zu deinem Besten ist“, sagte er leise.

      Yannick lachte höhnisch und drehte sich von der Berührung weg. „Komm, hör bloß auf, ich kann’s nicht mehr hören. Wir haben ja wohl lange genug darüber diskutiert.“ Er ließ sich in einen Sessel fallen.

      Ron nickte. Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte er: „Kann ich noch irgendetwas für dich tun?“

      Yannick sah ihn an: „Hast du vielleicht etwas zu trinken für mich? Ich habe einen ganz trockenen Hals.“

      „Klar, was willst du denn? Bier ist leider alle.“

      „Einfach ein Glas Wasser, denke ich. Aber schön kalt, wenn’s geht.“ Er vergrub das Gesicht in seinen Händen.

      Ron stand wortlos auf und ging in die Küche. Nachdem er den Raum verlassen hatte, kam plötzlich Bewegung in den Assistenten. Er sprang auf und zog etwas aus der Tasche, das Ähnlichkeiten mit einem USB-Stick hatte, aber etwas dicker und plumper wirkte. Yannick wusste nicht genau, was es war. Er hatte keine weiteren Fragen mehr gestellt, nachdem Lutz ihm das Gerät in die Hand gedrückt hatte. Er wusste, was er damit tun musste, und das reichte ihm.

      Leise kniete er sich vor den Rechner neben Rons Schreibtisch und steckte den Stick in einen USB-Slot auf der Rückseite des Gerätes. Er hoffte inständig, dass das System keine Geräusche von sich geben würde, denn Ron kam schon wieder mit dem Wasser zurück. Glücklicherweise blieb der Computer stumm, und Yannick schaffte es gerade noch rechtzeitig in seinen Sessel zurück.

      „Hier, es ist ganz kalt, ich habe sogar ein paar Eiswürfel hineingetan“, sagte Ron fürsorglich. Yannick trank das Glas mit großen Schlucken leer. Er war tatsächlich durstig, fühlte sich wie ausgedörrt. Das Wasser tat gut.

      „Noch mehr?“

      „Nein, ich will’s jetzt hinter mich bringen“, sagte Yannick, stand auf und legte das Cyberkit an. Ron überwachte die Einlogprozedur und schaute einen Augenblick überrascht auf seinen Monitor. Das, was sich da am Bildrand bewegt hatte, sah fast aus wie eine Schlange – aber das konnte nicht sein. Ron wusste genau, dass es keine Schlangen in seiner Welt gab, denn er konnte diese Tiere nicht ausstehen und hatte darum auch keine erschaffen. Wahrscheinlich war es also eine Echse oder einfach ein Schatten – egal, er hatte heute Abend Wichtigeres zu tun.

      „Tust du mir einen Gefallen, Ron?“, fragte Yannick über Interkom.

      „Kommt darauf an“, gab Ron vorsichtig zurück. „Aber meine Entscheidung, was Betty angeht, steht fest. Darüber lasse ich nicht mit mir verhandeln.“

      „Ja, ja, schon klar, aber vielleicht kannst du uns in unserer letzten Stunde ein bisschen Privatsphäre gönnen …“

      „Kein Problem“, sagte Ron lächelnd, „ich klinke mich aus. Alles Gute!“

      „Danke!“, antwortete Yannick. Gleich darauf kam das kleine Knacken, das das Ende der Verbindung anzeigte. Und dann stand sie vor ihm. Sein Herzschlag setzte einen Augenblick aus. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte – und sie liebte nur ihn.

      „Hallo Yannick“, sagte sie. Der Klang ihrer Stimme jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. „Ich habe auf dich gewartet! Wo warst du so lange?“

      Er nahm sie zärtlich in den Arm. „Es ist so schön, dich zu sehen!“, sagte er.

      Sie schmiegte sich an ihn, und einen Atemzug lang versuchte er, alles andere zu vergessen und allein diesen Moment wahrzunehmen. Er wollte sich für alle Zeiten an ihn erinnern können. Schließlich sah er sie ernst an.

      „Hör mal, was ich dir jetzt sage, wirst du vielleicht nicht verstehen, aber du musst mir vertrauen. Sonst wird es heute das letzte Mal sein, dass wir uns sehen!“

      „Was, warum?“ Sie sah ihn bestürzt an. Ihre Augen schimmerten feucht. „Was redest du da? Du machst mir Angst!“

      Yannick zog sie wieder in seinen Arm. „Du ahnst ja nicht, was da draußen vor sich geht …“, begann er, aber sie stieß ihn zur Seite.

      „Nun fängst du schon wieder damit an! Ich mag es nicht, wenn du von dieser anderen Welt redest. Ich kann damit nichts anfangen, das weißt du doch!“

      Yannick seufzte. Eigentlich hatte er mittlerweile gelernt, dieses Thema zu vermeiden. So gut sie ihn auch sonst verstand – jedes Mal, wenn er mit ihr über die Welt sprechen wollte, aus der er kam, hatte sie das Gespräch abgebrochen. Der Gedanke, dass es noch etwas anderes als ihr kleines Paradies geben könnte, erschien ihr abwegig, ja, geradezu bedrohlich. Es waren Hirngespinste in ihren Augen – und in gewisser Weise hatte sie ja auch recht damit. Für sie gab es nur diese virtuelle Welt.

      Sie ist ein Bot, machte Yannick sich zum hundertsten Mal klar. Aber wie immer scheiterte diese Einsicht seines Verstandes an den Signalen aus seinem Herzen.

      „Komm schon“, lockte sie ihn, „ich muss dir etwas zeigen. Da hinten gibt es eine Ecke im Garten, die ich gerade erst neu entdeckt habe. Da sind einzigartige Blumen und wunderbare Schmetterlinge – komisch, dass ich die nicht schon früher gesehen habe …“

      Yannick verzichtete weise darauf, ihr zu erklären, dass dies das Ergebnis der letzten Programmierungen Rons war. Er entwickelte den Garten ständig weiter. Normalerweise ließ Yannick sich von ihrer kindlichen Entdeckerfreude nur zu gerne anstecken, zumal der Test der neuen Regionen in sein Aufgabengebiet als Programmentwicklungshelfer fiel – aber jetzt war dafür definitiv keine Zeit.

      „Nein, heute nicht“, sagte er und zog sie in die entgegengesetzte Richtung. „Wir müssen etwas erledigen.“

      „Wohin willst du?“, fragte sie verwirrt.

      „Zu dem Baum in der Mitte des Gartens“, sagte er grimmig.

      „Aber – du hast doch immer gesagt, dass der verboten ist? Dass wir sterben müssen, wenn wir ihn berühren?“

      „Ich weiß. Ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber glaube mir, er ist deine einzige Chance zu leben.“

      „Es ist unsere einzige Chance“, fügte er nach einer Pause hinzu.

      Betty sah ihn ängstlich an und schwieg. Widerspruchslos lief sie hinter ihm her. Kurz darauf hatten sie ihr Ziel erreicht.

      Der Baum in der Mitte des Gartens wirkte überraschend unscheinbar. Eher ein Bäumchen als ein Baum. Seine wenigen Früchte erinnerten an die Schaltflächen der Menüs, die Ron zu programmieren pflegte. Eine große Schlange ringelte sich um den Stamm und verlieh dem Ganzen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Standessymbol der Ärzte.

      Wie passend, dachte Yannick, hier finden wir die Medizin, die Betty das Leben retten kann.

      Die Schlange sah ihnen mit unbewegten Augen entgegen. Dann löste sich ihre Schwanzspitze vom Baum und deutete auf eine bestimmte Frucht.

      „Los, СКАЧАТЬ