X-World. Jörg Arndt
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Название: X-World

Автор: Jörg Arndt

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783865068736

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СКАЧАТЬ allem der Tiger ist cool, ich hab mich erst gar nicht getraut, ihn anzufassen. Als der mich so angesehen hat, ging mir echt die Muffe!“

      Ron nickte zufrieden. „Der Tiger war der besondere Wunsch meines Sohnes“, sagte er.

      „Du hast einen Sohn? Wo ist er?“

      „Bei seiner Mutter. Es lief in der letzten Zeit nicht besonders gut mit uns. Computer und Beziehungen passen nicht so recht zusammen …“ Rons Stimme klang plötzlich belegt.

      Yannick nickte bedächtig. Er kannte diese Erfahrung.

      „Weißt du, was deiner Welt noch fehlt?“, fragte er unvermittelt. „Ich meine, dieser Streichelzoo ist ja ganz nett, aber wie wäre es mit ein paar schönen Frauen?“

      Ron grinste ihn an. „Gleich ein paar?“

      „Naja, eine wäre auch schon ein Fortschritt.“

      „Gibt es da eine im wirklichen Leben?“

      „Nee, in letzter Zeit nicht. Wie du so richtig sagtest: Computer und Beziehungen passen schlecht zusammen.“

      Ron schwieg nachdenklich.

      Dann fragte er unvermittelt: „Hast du Lust auf ein Experiment?“

      „Ein Experiment? Was denn für eins?“

      „Nun, für das Spiel hatte ich ohnehin Bots geplant, die sich am Psychogramm der User orientieren. Aber ich habe noch eine andere Idee …“

      „Und zwar?“

      „Wie denkst du über Hypnose?“

      „Schwachsinn. All diese Shows im Fernsehen, wo Menschen irgendwelche verrückten Sachen machen, weil jemand es ihnen befiehlt – ist doch alles nur Fake!“

      „Mag sein. Aber das, was ich vorhabe, hat damit auch nichts zu tun. Stell dir vor, dein Unterbewusstsein wäre ein riesiger Datenspeicher – so eine Art Festplatte. Wenn du dich auf die Hypnose einlässt, dann wird es dir vorkommen, als würdest du einschlafen. In Wirklichkeit aber bist du wach und gibst mir Zugriff auf deine unterbewussten Daten.“

      Yannick überlegte einen Moment. „Und was machst du dann damit?“, fragte er vorsichtig.

      „Ich rufe die Informationen ab, die ich für mein Bot-Programm brauche, und bastle die perfekte Traumfrau für dich zusammen. Wir könnten das auch über ein Frage- und Antwortspiel machen, aber das würde etwa drei Stunden dauern, und die Ergebnisse wären längst nicht so präzise. Wie gesagt, es ist ein Experiment. Traust du dich?“

      Yannick zögerte.

      „Kann dabei auch was schiefgehen?“, fragte er unsicher.

      „Nein“, beteuerte Ron, „ich habe das studiert. Das ist eine todsichere Sache.“

      Yannick war beruhigt. „Hört sich spannend an. Was muss ich tun?“

      „Oh, das ist ganz einfach“, sagte Ron, während er sich wieder an den Rechner setzte und den Programmordner durchsuchte. „Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Software dazu geschrieben. Du folgst einfach den Anweisungen. Bist du bereit?“

      „Klar doch.“ Er streckte sich auf dem Sessel aus, und Ron startete das Programm. Sphärische Klänge erfüllten den Raum. Auf dem Bildschirm erschien ein Mandala, dessen Farben sich unmerklich, aber stetig veränderten. Eine ruhige Stimme erklang. „Spüre deinen Atem …“, begann sie.

      Das war das Letzte, an das Yannick sich erinnern konnte.

      Als er wieder wach wurde, reichte Ron ihm lächelnd den Cyberhelm. Yannick setzte ihn auf und fand sich in dem paradiesischen Garten wieder, in dem er die letzten Stunden am laufenden Band Tiere gestreichelt hatte. Die Sonne ging gerade unter; es war ein wunderschöner Abend.

      „Hallo Yannick“, sagte jemand hinter ihm.

      Ein angenehmer Schauer lief seinen Rücken hinunter. So eine schöne Stimme hatte er noch nie gehört. Samtweich und dennoch ausdrucksstark.

      Er drehte sich um und vergaß zu atmen. Er hätte nicht in Worte fassen können, wie seine Traumfrau aussehen sollte – aber hier stand sie vor ihm und lächelte ihn an.

      Dann fasste sie ihn bei der Hand und gemeinsam gingen sie im Garten spazieren. Die Bewegungen ihrer beiden Körper harmonierten perfekt. Es war wie ein Tanz, und Yannick kam es so vor, als hätten sie sich schon immer gekannt.

      Lutz schloss zufrieden die Kalkulationstabelle und genehmigte sich einen Whisky. Seine Rechnung ging auf. Seit den „eGames Berlin“ waren eine Menge neuer Leute im „Bit und Bytes“ aufgetaucht und hatten seine Umsätze nahezu verdoppelt: Gamer, Zocker, Hacker – und leider auch jede Menge Möchtegerns. Er schnaubte verächtlich bei dem Gedanken an die vielen Klugschwätzer, die er seitdem zu ertragen hatte, aber was soll’s, dachte er, solange sie ihre Getränke bezahlen …

      Auch sein anderes Geschäftsfeld lief derzeit hervorragend, doch das tauchte in keiner offiziellen Abrechnung auf. Neben seiner Arbeit hinter dem Tresen war Lutz noch als, nun ja, „Dienstleister in speziellen Netzwerkfragen“ tätig. Den Ausdruck „Industriespionage“ empfand er als unpassende Bezeichnung für diesen Service. Er sah sich lieber als eine Art Robin Hood, der den Armen und Unterdrückten eine Chance bot. Denen nämlich, die das nötige Kapital für langwierige Entwicklungen nicht aufbringen konnten oder wollten und darum lieber mal dem Klassenprimus über die Schulter schauten.

      Robin Hood hatte den Reichen das Geld weggenommen und es den Armen gegeben. Er, Lutz Singer, nahm niemandem etwas weg. Deswegen fand er das böse Wort „Datendiebstahl“ ebenso unpassend. Er stahl nicht, er kopierte nur. Und das brachte ihm wesentlich mehr ein als dieser ganze Kneipenbetrieb hier.

      Er grinste selbstgefällig. Er war der Beste. Das System, in das er nicht hineinkam, musste erst noch entwickelt werden. Aber was viel wichtiger war und ihn von Tausenden unterschied: Er konnte nicht nur überall eindringen, sondern es gelang ihm auch, dabei unbemerkt zu bleiben und seine Spuren zu verwischen. Diese Fähigkeiten hatten ihn zu einem gefragten Mann in der Branche werden lassen, auch wenn er aus naheliegenden Gründen keine Werbung für sich machte. Das Geschäftsmodell war denkbar einfach: Bargeld und keine Fragen. Er trat dabei als Vermittler für einen großen Unbekannten auf, der angeblich im Hintergrund die Jobs erledigte, wobei es ihm schnuppe war, ob seine Kunden ahnten, dass er selbst dieser Unbekannte war.

      Die Sache hatte nur einen Haken: Damit er das viele Geld auch ausgeben konnte, ohne Verdacht zu erwecken, musste seine Kneipe gut laufen. Sie sollte wenigstens den Anschein erwecken, als ob sie eine Goldgrube wäre.

      Nur noch ein paar Jahre, tröstete er sich. Bald hätte er genug beisammen, um sich einen schönen Ruhestand zu gönnen. Irgendwo in der Karibik vielleicht. Das plante er schon lange – und wenn Ron damals nicht so einen Mist gebaut hätte … Wie üblich verdrängte er seine eigenen Anteile an dem Vorfall und genoss die wärmende Energie des Hasses, den er in den vergangenen Jahren sorgsam gepflegt hatte.

      „Was macht der Kerl jetzt eigentlich?“, murmelte er, als ihm die letzten Nachrichten über die Funkausstellung wieder einfielen. Da waren doch diese Gerüchte über die Zusammenarbeit mit den Koreanern …

      Er СКАЧАТЬ