Prinzessin wider Willen. Rachel Hauck
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Название: Prinzessin wider Willen

Автор: Rachel Hauck

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783865068026

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СКАЧАТЬ und ich habe plötzlich großen Hunger. Immerhin ist es Zeit für den Tee.

       Danach muss ich lernen. Französisch bereitet mir solche Scherereien!

       Alice

      ZWEI

      Tanner Burkhardt genoss es sehr, wenn sich im September die grauweißen Wolken mit ihrem sanften Nieselregen über Strauberg, Hessenbergs Hauptstadt, niederließen. Und dieser regnerische Mittwoch war keine Ausnahme.

      Mit einem kleinen Kästchen unter dem Arm ging er von seinem Auto zum Seiteneingang von Wettin Manor, dem ehemaligen Stadtsitz derer, die einst Hessenbergs Königsfamilie gewesen waren. Nun war es das Hauptgebäude des Parlaments.

      Die Kühle der feuchten Luft erinnerte ihn an seine Kindheit. Sie erinnerte ihn daran, wie er durch die Tür des Pfarrhauses gestürmt war, mitten hinein in den Geruch von Mamas Keksen im Backofen.

      Aber diese Zeit war lange vorbei, und er erlaubte sich nur gelegentlich, wenn der Herbst seine ersten Anläufe startete, eine kleine Reise in die Vergangenheit. Sonst vermied er es zurückzublicken. Die Tage und Jahre waren zu schmerzhaft gewesen, regelrecht übersät mit den Überbleibseln seiner Torheiten.

      Tanner betrat das Herrenhaus. Seine Sohlen klackerten laut auf dem glitzernden Marmorboden, als er die Treppen zu seinem Büro im dritten Stock hinaufging. Während er unter den Spitzbögen durch die altehrwürdigen Flure eilte, schüttelte er den Regen von seinem Mantel und streifte sich die Tropfen aus seinem langen Haar.

      Einmal mehr überlegte er, dass sein Vater wohl Recht haben mochte – sosehr ihn die Erkenntnis auch schmerzte. Die richtige Zeit, lange Locken zu tragen, war wohl an dem Tag vorbei gewesen, als er sein letztes Rugbyspiel bestritten hatte.

      Aber der Look hatte ihm als jungem Rechtsanwalt gut zu Gesicht gestanden, und so war Tanners Stil zu einem Symbol für seinen Erfolg geworden, anstatt ihn an sein Versagen zu erinnern.

      Langes Haar war der einzige Luxus, den er sich nach dem Vorfall mit Trude erlauben konnte. Nachdem er das Seminar verlassen hatte.

      Und jetzt hatte er es als Hessenbergs Kulturminister geschafft, sämtliche Misserfolge hinter sich zu lassen. Oder etwa nicht?

      Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild im Glas eines Bilderrahmens.

      Vielleicht würde er ja eines Tages tatsächlich seine Haare abschneiden. Aber heute nicht und auch nicht morgen. Sein Haar erinnerte ihn daran, fleißig und konzentriert zu arbeiten und dabei die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit nicht außer Acht zu lassen.

      Aber zurück zu den Pflichten, die jenseits seiner Person auf ihn warteten …

      Sein Morgen im Museum war gut verlaufen. Er war äußerst zufrieden damit, wie der Kurator des Angelsächsischen Museums die Porträts der Mitglieder des Königshauses von Augustin-Sachsen angeordnet hatte. Als neu ernannter Kulturminister verlieh Tanner der Ausstellung das Siegel seiner Zustimmung. Mit einer Ausnahme: dem Renoir von Prinzessin Alice.

      Tanner verlangte, dass ihr Gemälde in Meadowbluff Palace aufgehängt werden sollte. Immerhin war der Palast das letzte Zuhause der Prinzessin gewesen, bevor ihr Onkel, der Großherzog, Hessenberg zu Beginn des Ersten Weltkriegs an Brighton abgetreten hatte, ohne dass auch nur ein Schuss gefallen war. Anschließend waren er und sämtliche Familienmitglieder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Land geflohen.

      Es fühlte sich richtig an, die Prinzessin, die letzte Thronerbin, wieder in ihren Palast zurückzubringen.

      Und nun, da das Ende des Abkommens mit Brighton bevorstand, würde die Suche nach Prinzessin Alice‘ Erbin oder Erben hoffentlich bald eine reale Person auftun, die das Haus Augustin-Sachsen wieder vom heiligen Grund des Palastes aus regieren würde.

      Als er um die letzte Ecke vor seinem Büro bog, begegnete Tanner im Korridor seinem Assistenten Louis.

      »Da sind Sie ja.« Louis fiel neben Tanner in den Gleichschritt. Wie immer hielt er seinen kleinen Tablet-Computer in der Hand. »Ich habe versucht, Sie anzurufen.«

      »Ich habe mein Telefon im Auto gelassen, während ich im Museum war.« Auf dem Weg ins Büro griff sich Tanner in die Jackentasche, um ein Kästchen herauszuholen, das er auf den Tisch stellte, bevor er aus dem Mantel schlüpfte und diesen samt seiner Anzugjacke an die Garderobe hängte. »Was ist so wichtig?«

      Tanner hob den Deckel des Kästchens und nahm die Hälfte eines zerrissenen Fotos heraus. Prinzessin Alice, jung, lächelnd, umgeben von einer Aura klassischer Schönheit. Ihr linker Arm – oder das, was Tanner davon erkennen konnte – war mit einem anderen Arm verschränkt. Anhand des Ärmels vermutete er, dass der Partner der Prinzessin ein junger Mann gewesen sein könnte.

      Er drehte das Bild um. Die Schrift war verblasst und ebenfalls entzweigerissen.

      -edrich

      -14

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      »Hören Sie mir zu?« Louis beugte sich über den Tisch. »Was haben Sie denn da?«

      »Nichts. Ein Kästchen, das ich einer der Palastwohnungen gefunden habe.«

      »Ein ziemlich unscheinbares Kästchen, finden Sie nicht auch?« Louis versuchte, einen besseren Blick auf das glatte braune Holz zu erhaschen.

      »Ja, ziemlich unscheinbar.« Irgendwie einsam, um ehrlich zu sein. Tanner tat das alte Kästchen leid, das im Palast zurückgelassen worden war. Bevor er es aufgemacht hatte, hatte er gedacht, es gehöre jemandem vom Reinigungspersonal.

      Dann wusste er Bescheid. Es hatte der Prinzessin gehört.

      »Sind Sie so weit, Ihre Termine durchzugehen?«, fragte Louis und hielt Tanner sein iPad hin, sodass der den Kalender sehen konnte.

      »Beginnen Sie.« Mit einem Auge auf Louis und dem anderen auf seinem Computerbildschirm, lauschte Tanner seinem Tagesplan – vorgetragen von Louis Batten.

      Treffen mit dem Kulturbüro der Universität.

      Besprechung der Sponsoren und Lieferanten des Kunstfestivals.

      Beauftragung des Redenschreibers für seine Ansprache im Zentrum zur Bewahrung Europäischer Kunst.

      Während Tanner zuhörte, störte ihn innerlich etwas auf, etwas, das sein Empfinden für Harmonie und Ausgeglichenheit beträchtlich störte. Aber was? Bislang schien alles in Ordnung zu sein.

      Vielleicht lag es an dem Kästchen. Vielleicht war es der Tunnelblick der letzten Monate auf die ehemalige königliche Familie Hessenbergs.

      Vor sechs Monaten hatte der frisch gekrönte König, Seine Majestät König Nathaniel II. von Brighton, Tanner zum Kulturminister ernannt. Als vordringliches Ziel dabei galt es, das Großherzogtum Hessenberg darauf vorzubereiten, wieder eine unabhängige, souveräne Nation zu werden, wenn das hundertjährige Abkommen über das Erblehen zwischen Brighton und Hessenberg auslief.

      Der König war wild СКАЧАТЬ