Название: Vogelgrippe
Автор: Tino Hemmann
Издательство: Автор
Жанр: Ужасы и Мистика
isbn: 9783867039611
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Kevin lief durch den Duft der gegrillten Würste das Wasser im Mund zusammen. Matti bemerkte dies. Der Freund nahm eine Bratwurst vom Grill. »Hu, ist die heiß!«, rief er und brach die Wurst in zwei Hälften. Eine davon gab er Kevin, der sie von einer Hand in die andere gleiten ließ und die Finger anpustete.
Nach dem Abendessen zeigte Matti dem Freund das neue Zelt. Es stand am Waldrand, weitab vom Haus, aber noch auf dem Grundstück der Eltern.
Kevin war begeistert. »He, willst du hier schlafen? Los, Kevin, es sind Ferien!«, forderte Matti.
Kevin überlegte einen Moment. »Okay, Matti. Schlimmer kann’s nicht werden. Mama ist so oder so stinksauer auf mich!« Obwohl ihm nicht wohl bei der Sache war.
Währenddessen telefonierte Mattis Mutter mit der von Kevin. Beide kamen überein, dass Kevin bei seinem Freund übernachten durfte. »Ich bin froh, dass Kevin endlich einen Freund gefunden hat. Viele Kinder gibt es hier ja nicht«, sagte Kevins Mutter.
Ihr Sohn schlich mit seinem Freund durch den angrenzenden Wald. Es war dunkel und die Geräusche, die der Wald von sich gab, machten die Nachtwanderung zu einem besonderen Erlebnis. Kevin ging vorweg durch das dichte Unterholz. Er drehte sich um, wollte auf seinen Gefährten warten.
»Matti?« Kevin lauschte. »Matti? – Wo bist du?« Keine Spur von Matti. Bestimmt wollte der Kevin erschrecken!
»Matti! – Ich seh’ dich!«, rief Kevin, obwohl er Matti nicht sah. Ganz in der Nähe, war ein lautes Knacksen zu hören.
»Matti, bist du das?« Kevin zitterte. Er bekam keine Antwort. Wieder ein Knirschen.
»Matti? – Sag was!« Kevin drehte sich einmal um die eigene Achse, Dornen stachen in seine Wade.
Plötzlich ein Schatten über ihm. Der Weltraumfahrer!
Ein Schlag traf den Kopf des Jungen, er stürzte bewusstlos ins Unterholz.
Erschrocken rappelte sich Kevin auf. Er saß im Keller auf dem Lehmboden. Er fror und doch war er nass geschwitzt. Er schlug mit den Armen um sich und wollte die Dunkelheit vertreiben.
Doch die war stärker und blieb.
3
»Guten Morgen. Ich will Kevin abholen.«
»Guten Morgen, Herr Franke. Die Jungs schlafen noch im Zelt. – Wie spät ist es denn?«
»Zehn durch. – Wo steht das Zelt? Ich weck die beiden Rabauken.« Kevins Vater warf einen Blick auf das große Grundstück und entdeckte das Zweimannzelt am Waldrand.
»Er kann mit bei uns Frühstücken!«, rief Mattis Mutter dem hochgewachsenen Mann hinterher. »Oder?«
»Ja, ja, Frau Semmer, dann müssen wir aber los, ich will ihn mit nach Stadtklaven nehmen, ich habe heut ein Fußballspiel. Wenn Matti Lust hat, kann er auch mitkommen.«
»Bei der Hitze?« Mattis Mutter warf einen kontrollierenden Blick auf den Terrassentisch. Kurz darauf brachte sie ein weiteres Gedeck. Währenddessen lief Kevins Vater um den Pool herum, trat zögernd auf die braune Wiese und ging zu dem kleinen Zelt, in dem tatsächlich noch Ruhe herrschte. Das Zelt stand mitten in der Sonne. Es musste erbärmlich warm und stickig darin sein. Thomas Franke zog vorsichtig den Reißverschluss auf. Warme Luft kam ihm entgegen.
Matti öffnete gähnend die Augen. »Muss ich schon aufstehen?«
»Ja, Matti. Guten Morgen. – Wo ist denn Kevin?«
Der Junge sah sich im Zelt um. Dann zuckte er mit den Schultern. »Vielleicht Pinkeln?«
Franke schaute zum Waldrand. »Kevin?«, rief er einmal, dann ein weiteres Mal. »Kevin!« Vergeblich wartete er auf eine Antwort. »Wann hast du Kevin das letzte Mal gesehen?«
Matti kroch vorsichtig aus dem Zelt und streckte sich. Er trug nur die Badehose. »Wir haben uns hingelegt und Gruselgeschichten erzählt. – Dann bin ich eingeschlafen. Und heute Nacht, als ich Pinkeln war, hat Kevin hier gelegen. Für quer.«
»Das gibt’s doch nicht …« Ein paar Schritte ging Franke zum Wald. Dann legte er die Hände als Trichter vor den Mund und rief erneut: »Kevin! – Komm bitte, wir haben keine Zeit zum Verstecken spielen!«
Ein paar Vögel flatterten davon.
Mattis Mutter kam näher, rieb ihrem Sohn die Schultern. »Guten Morgen. – Was ist denn los?«
Matti sah zu seiner Mutter hinauf. »Ich glaube, Kevin ist weg.«
»Weg?«
»Vielleicht ist der sture Kerl nach Hause gegangen.« Franke holte sein Handy aus der Hosentasche, Kurzwahl. »Hallo, Miriam? – Ist Kevin bei dir? – Nein, es ist nichts, wer weiß, wo er steckt. Vielleicht am See, ein Morgenbad nehmen.«
Minuten später suchten Frau Semmer und ihr Mann mit Matti im Wald, während Franke zum See fuhr und dort nach Kevin Ausschau hielt.
Gegen Mittag wusste der ganze Ort vom Verschwinden des blondgelockten Kindes. Nach und nach entlud sich die Angst. Die Erwachsenen machten sich keine gegenseitigen Vorwürfe, um die Situation nicht anzuheizen. Doch jedem kamen Zeitungsberichte in den Sinn, nach denen Kinder verschwunden waren und ermordet wiedergefunden wurden.
Vierzehn Uhr zwanzig kam ein Streifenwagen in den Ort, zwei Beamte nahmen alle relevanten Daten auf und befuhren anschließend jeden befahrbaren Weg der Umgebung.
Am späten Nachmittag versuchte eine Hundestaffel der Polizei die Spuren aufzunehmen, die an der Hauptstraße endeten. An eben dieser Stelle hatte Jockey jaulend gesessen, bis ihn die Angst vor den Polizeihunden vertrieb. Er hatte gejault, viele Stunden lang.
Am Abend fanden sich Semmers und Frankes zusammen. Matti saß am Beckenrand des Pools und sah schrecklich leidend aus. Er hatte viel geweint, denn er gab sich die Schuld am Verschwinden des Freundes. Zu viele Fragen hatte man ihm gestellt. Die Telefone der Familien Franke und Semmer klingelten ununterbrochen, Presse, Rundfunk, Fernsehen – alle Medien hatten vom Verschwinden des Zwölfjährigen erfahren. Eine Polizistin bewachte im Haus der Frankes das Telefon, ein Aufzeichnungsgerät wurde angeschlossen. Auch am Gartentor standen Polizisten, ebenso am Haus der Familie Semmer.
»Matti, komm mal bitte her.« Mattis Vater winkte.
Der Junge erhob sich widerwillig, ging zu seiner Mutter, die ihn an sich drückte und seinen Arm streichelte. Thomas Franke sah Matti einen Moment an. Sah auf dessen zitternde Hände.
»Hat Kevin dir nicht erzählt, was er vorhat?«, fragte Thomas. Er stellte die Frage zum zehnten Mal.
Matti schüttelte seinen Kopf. »Nein, hat er nicht. – Kevin hat nichts vorgehabt.«
Franke kratzte sich am Kinn und nickte. Alle drehten sich um. Auf dem Plattenweg, zwischen den beiden Kiefern, standen mehrere Männer.
Fast lautlos hatten sie sich genähert. »Guten Abend«, СКАЧАТЬ