Vogelgrippe. Tino Hemmann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vogelgrippe - Tino Hemmann страница 3

Название: Vogelgrippe

Автор: Tino Hemmann

Издательство: Автор

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783867039611

isbn:

СКАЧАТЬ ist dein Name, Junge?«, fragte die alte Frau barsch und näherte sich mit ihrem hässlichen Gesicht dem Kopf des Kindes.

      Kevin wich zurück und spürte die eisigen Stahlrohre des Bettes im Rücken. »Kevin.«

      »Kevin, also …« Die Alte kam immer näher. Sie verströmte einen ekelhaften Geruch. »Woran kannst du dich erinnern, Balg?« Sie flüsterte und ihre Zähne knirschten.

      Der Junge sah schwarze Zahnstumpen. »Ich erinnere mich …, ich …« Kevin konnte sich gut erinnern. »Da kam ein Auto und … und Jockey war auf der Straße … Und … und …«

      Die grauen Lippen der Alten berührten Kevins Wange.

      »Wer ist Jockey?«

      »Der Hund vom Herrn Kramer.«

      »Was meinst du, was ist dann passiert?«

      Wieder sah der Junge den bedrohlichen Schatten, hörte das erbärmliche Kreischen der Bremsen. »Ich … ich weiß es nicht!«, entfuhr es ihm laut. Sie sollte weggehen!

      »Was denkst du, was ist geschehen?« Nun berührte sie sein Ohr.

      Den Jungen fröstelte. Auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Tränen traten in die Augen. »Ich weiß es nicht.«

      »Du weißt es nicht? – Soll ich dir verraten, was dann passiert ist? – Soll ich es dir verraten?« Ihre Warzennase schnüffelte an Kevins Ohr. »Was hast du auf der Straße gemacht? – So früh am Morgen? Was hast du getan?«

      Kevin schloss die Augen, um die Alte nicht zu sehen. Er schwieg. Doch er fühlte, dass sie an ihm roch, spürte angeekelt ihre Berührungen. Er sah ihr schreckliches Gesicht, ohne die eigenen Augen zu öffnen. Er roch ihre Ausdünstungen. »Es ist so kalt«, flüsterte Kevin flehend.

      »Komm her, dann wärm ich dich!«

      Kevin riss die Augen auf. Sie hatte derb an seine Schultern gegriffen – mit ihren alten, harten Fingern! Er riss sich aus ihrem Halt, sprang vom Bett und flüchtete in die dunkle Zimmerecke, in der er die Treppe vermutete, stürzte über einen Balken und wälzte sich auf dem Boden.

      Die Alte erhob sich eilig, ging um das Bett herum, stand sofort zwischen Kevin und der Treppe. Sie hob die Funzel hoch und hielt sie vor das eigene Gesicht.

      Kevin lag auf dem Lehmboden, spürte die Kälte im Rücken. »Geh weg! Verschwinde!«

      »Du musst nicht mit mir reden. Du musst dich nicht von mir wärmen lassen. Du musst nicht essen, was ich dir bringe. Du musst nicht trinken, was ich dir gebe.« Sie drehte an einem Rädchen der Öllampe, der Raum versank in der Dunkelheit. »Du wirst schon sehen, was du davon hast!« Ihre Stimme kam aus dem Nichts.

      Kevin glitt auf dem Boden rückwärts, hockte in der Ecke, die kalte Wand im Rücken, zitterte und weinte. Seine Füße schienen zu erfrieren.

      Ein Knirschen war zu hören. Ein Krachen folgte.

      Minuten waren vergangen. Der Junge wusste, dass die Alte verschwunden war. Auf allen Vieren kroch er zum Bett, stieß mit dem Kopf an den Hocker, auf dem die Alte gesessen hatte. Er hörte ein blechernes Geräusch. Während die eine Hand den Kopf rieb, fühlte die andere nach dem Hocker. Die Sitzfläche ließ sich hochklappen. Kevin kniete vor dem Hocker, hatte ihn aufgeklappt und fühlte unter der Sitzfläche eine Schüssel. Sie war leer. Der Junge kroch zurück in das Bett und tastete nach der Decke. Die Decke war verschwunden! Gemeinheit! Warum nur war die Frau so gemein?

      Das Zittern nahm zu. Kevin rieb an Armen und Beinen, bis er dazu keine Kraft mehr hatte. Wärmer wurde ihm nicht. Erneut krümmte er sich zusammen. Das Bett bestand aus Eisengestell und Matratze.

      »Ich bin nicht tot!«, schrie Kevin plötzlich. »Ich bin nicht tot!«

      Dann weinte er bitterlich, bis er in einen Halbschlaf fiel. Kraftlos und frierend.

      Glücklich lief Kevin die Straße entlang. Die Sonne hatte bereits den Horizont überwunden, wärmte den Rücken des Kindes. Er hatte Jockey gerettet! – Die meisten im Dorf würden sich nicht bei Kevin bedanken. Im Gegenteil. Jockey war nirgendwo gern gesehen. Ständig heulte er in den Nächten den Mond an oder kläffte am Tag Autos und Leuten hinterher.

      Leise schlich der Junge ins Haus. Kein Vergleich zu Mattis riesiger Hütte. Kevins Eltern konnten sich solch ein Haus nicht leisten.

      Wenn Kevin lautlos in das Kinderzimmer gelangen würde, das er sich mit drei Geschwistern teilen musste, dann könnte er so tun, als hätte er die ganze Nacht in seinem Bett gelegen. Barfüßig stahl er sich an der Küchentür vorbei.

      »Kevin?«

      Nichts da mit unauffällig. Mama saß mit dem Baby am Küchentisch.

      »Guten Morgen, Mama«, flüsterte Kevin furchtsam und schob sich durch die Tür.

      »Komm her, du Teufel!« Jetzt würde es eine schreckliche Moralpredigt setzen. Das Baby, in Mamas Armen, schlief. Sie zog Kevin an sich heran, griff nach seinem Hals und küsste ihm auf die Wange. »Alter Halunke.«

      Dem Jungen fiel ein Stein vom Herzen. »Du bist mir nicht böse, Mama?«

      »Ich habe gestern Abend mit Mattis Mutter telefoniert. Du hättest mir verraten können, dass ihr zelten wollt. Und ich freue mich, dass du gleich zurückgekommen bist, obwohl es noch so früh am Morgen ist. – Was ist, deckst du den Tisch?«

      Kevin umarmte die Mutter, darauf bedacht, das Baby nicht zu wecken.

      Mama. Kevin fühlte ihre Wärme. Sie hielt ihren Jungen fest an sich gedrückt, rieb dessen kalte Schultern.

      Was war das nur für ein schrecklicher Traum? Und woher kam der beißende Geruch? Die braunen Augen des Kindes öffneten sich ein wenig.

      Die Alte saß auf dem Bett und hielt Kevin fest umschlungen, Wange an Wange!

      Kevin war nicht in der Lage, sich zu rühren. Er spürte die großen, weichen Brüste der Frau unter ihrem groben Kleid an seinem Körper, fühlte ihre Last. Sie stank so widerlich! »Lassen Sie mich sofort los!«, forderte der Junge. Seine Stimme klang heiser.

      »Ich wusste, dass du zu mir kommst, wenn dir nur kalt genug ist.« Ihr fester Griff hielt den Jungen. »Du hast mich geküsst.« Ein hässliches Lachen ertönte.

      Kevin durchfuhr ein Schaudern. »Ich dachte …«

      »Was dachtest du?« Sie lachte noch immer. Sie wagte es zu lachen!

      »Ich dachte … es wäre meine Mutti.«

      Ganz plötzlich stieß die Alte Kevin von sich. »Undankbar bist du, Rotzbengel!«

      Der Junge fiel rücklings auf das Bett, wäre auf der anderen Seite fast abgestürzt, konnte sich aber gerade noch halten.

      »Ich habe dir meine Wärme gegeben. Und das ist nun der Dank! – Was hast du auf der Straße gemacht? – So früh am Morgen?«, wiederholte sie die Frage, die sie schon einmal gestellt hatte.

      Kevin sah sich um. Vier Wände, der Boden, die Ölfunzel. Wo war der dunkle Schatten, der hinaufführte? Seine Beine waren weich, sie hielt СКАЧАТЬ