Название: Suizid im Hirn
Автор: Manfred Behrend
Издательство: Автор
Жанр: Журналы
isbn: 9783960086680
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Falls etwas seltsam erscheint oder widersprüchlich oder was auch immer, bitte ich um Entschuldigung, da ich keinerlei Anspruch als Experte in wissenschaftlichen, therapeutischen oder psychologischen Aspekten erheben kann. Es sind nur Gedanken. In manchen Dingen auch eigene Erfahrungen! Es gibt Religionen, in denen Alkohol verpönt ist. Viele Menschen dort legen sich ein Tuch um den Kopf und trinken oder essen exotische verbotene Speisen und Früchte in der Annahme, dass ihr Gott es nicht sieht. Gott sieht alles, so sagt man. Gott vergibt immer. Ist es aber ehrlich? Ist es richtig für unser Ich, wenn ich etwas tue und danach um Vergebung bitte? Das Bekennen zu etwas, auch Schlussfolgerungen zu ziehen, das entspricht unserem wichtigen Ich. Leider möchte die Gesellschaft es nicht und wir gewöhnen uns Ausreden, auch Lügen an und unsere Selbstbestimmtheit ab. Wie kam es dazu, was hat man erlebt, wie kann man aufhören und vieles andere. Ich nenne es Probleme. Ganz wichtig, wie verändert man sich? Was geschieht mit der Psyche, die Wirkung auf andere und primär, was macht Alkohol mit mir, dem ICH und mit uns? Ich habe nach jahrzehntelanger Alkoholabstinenz festgestellt, wenn man es als Kampf betrachtet, dass man nie siegen kann. Jeder Tag zählt. Den Krieg kann man nie gewinnen! Jeden Tag eine Schlacht schon! Ich nenne es sehr bewusst Krieg und Schlacht mit diesem … nicht besiegen, sondern jeden Tag gewinnen. Gegen wen kämpft man? Doch eigentlich nur gegen sich und mit sich selbst. Auch gegen die Verführungen der Gesellschaft. Jedoch muss man ernsthaft verinnerlichen, niemals jemanden anzuklagen, immer bei sich selbst zu suchen und Stärke zeigen. Kritisch sollte man sein, einen kritischen Optimismus nenne ich es. Man verliert sogenannte Freunde. Es ist ein einsamer Kampf trotz Hilfestellungen von Medizinern, Therapeuten, auch Familie und Freunden. Ich selbst war zur monate-langen Entziehungskur. Diese Tragödie (Trauerspiel, Unglück), als Krankheit bezeichnet, gilt für alle Schichten der Gesellschaft. Eine Entziehungskur, die ich eben sogar als Tragödie, weil manche Menschen es so betrachten, bezeichnet habe, ist das Beste, was passieren sollte. Voraussetzung ist, dass man erkennt, man ist gefährdet oder es ist schon „passiert“. Niemals von sich selbst denken, dass man intelligent sei, studiert hat, eventuell sogar einen Doktortitel hat, seine Arbeit verrichten kann, ein gutes Wohnumfeld hat, auch Geld oder solche Dinge. Es muss aus dem Hirn, dass Alkoholismus „nur“ zutreffend ist für den, der in einer Gesellschafts-Hierarchie irgendwie unten steht. Sei nicht so hart mit und zu dir selbst. Ist es ein Widerspruch? Nein. Lieber überlegenswert handeln als zu große Härte mit sich selbst führen. Dies kann zerstörend sein für das Ich. Alkoholgefährdung oder pathologisch alkoholkrank sein hat nichts, auch gar nichts mit dem Stand in der Gesellschaft zu tun. Ich gebe zu, ein Satz des Arztes, der auch forensischer (gerichtlicher) Psychiater war, hat mir sehr geholfen, ins dritte Jahrzehnt der Alkoholabstinenz zu kommen. Er sagte: „Sauf dich doch tot, es ist mir egal, ich werde immer viel zu tun haben“. Nicht hätscheln oderoh du armer Kranker- hilft, sondern auch harte Worte sind angebracht. Die biochemischen Prozesse im Hirn zur Veränderung der Psyche oder des Handelns bei Zufuhr von Alkohol sind kaum beeinflussbar, jedoch die Vermeidung des ersten Schluckes, darauf muss man Einfluss nehmen. Das kann und hat man selbst in der Hand, nicht später weinerlich sich selbst bemitleiden und sagen, dass man verführt wurde. Man findet immer Gründe zum Trinken oder bastelt sich Gründe. Dieses Gründe suchen nimmt leider einen Großteil der Gedanken ein, macht sogar „Spaß“ und man belohnt sich, wenn der Grund sehr schnell gefunden ist. Sehr oft ist es gerade dieses Weinerliche, man sei ein schlechter Mensch, auch alle anderen haben Schuld, setzt sich fest und verhindert oft den Ausweg. Alkoholprobleme sind ein Komplexvorgang. Ich konnte es sehr bewusst bemerken im Zusammensein mit den anderen Betroffenen bei Therapiegesprächen in der Suchtklinik. Vor Sorgen zu trinken, sagen sehr viele, die meisten.
Der österreichische Schriftsteller Robert Musil (1880-1942) nannte sehr bewusst:
„Es hat keinen Sinn, Sorgen im Alkohol
ertränken zu wollen, denn Sorgen sind gute Schwimmer.“
Leider wahr. Wird es aber verinnerlicht auf der Suche nach einem Grund zu trinken? Ja, Alkoholiker sind fast immer auf der Suche nach einem Grund. Es klappt wunderbar, Gründe zu finden. Es hat aber auch andere gute Seiten, dieses Zeigen von Stärke bei sogenannten Verführungen und dieses Überdenken von Gründen. Doch, es gibt Verführungen, aber oftmals oder meistens verführt man sich selbst oder will sogar verführt werden, um eine sogenannte Entschuldigung für sich selbst zu besitzen. Schuld, Entschuldigungen und diese Dinge sind oft primär im Verhalten. Man flüchtet sich in ein Wechselspiel von Traurigkeit, Belohnung und dem wichtigen falsch verstandenen Ich und der Verfestigung des Glaubens,, dass keiner einen versteht. ….Ihr versteht mich nicht … macht sich fälschlicherweise im Hirn breit. Ich erlaube mir hier, kritisch gegenüber der Gesellschaft zu sein. Dieser Widerspruch, dass wir den Trinker auf der Straße nicht mögen und ihn verurteilen. Genüsslich nehmen wir aber im Fernsehen auf, wie sich Schauspieler, oder wer auch immer, also Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, benehmen. Ähnlich wie der auf der Straße. Sprechen wir doch einfach mal mit dem auf der Straße. Wir würden staunen; oftmals ein bemerkenswerter Typ. Entscheidend kommt hinzu, dass wir diese sogenannte Streitkultur verlieren. Streiten, konstruktiver Streit ist sehr wichtig für das Miteinander in der Gesellschaft; auch Familie und Freunde, auch Feinde eingeschlossen. Man verlernt das richtige Streiten, da man meistens Recht haben möchte oder will es als sogenannte Entschuldigung für sich selbst benutzen. Man möchte einfach, dass einem keiner auf die „Schliche“ kommen soll, was man wirklich denkt. Geht es uns nicht oft so, unabhängig vom Thema Alkohol oder so … wenn ihr wüsstet, was ich denke … Diese Sätze prägen sich ein. Sind extrem falsch und beängstigend für einen selbst. Ein Hauptgrund des Trinkens. Jedenfalls, wie ich meine. Dieses Stille in sich. Man kann arbeiten, sogar auch sehr gut. Gedanken, das wahre Ich kommen im stillen Kämmerlein. Eine Idee. Man sieht sehr, sehr viele Menschen mit Tätowierungen. Sehr oft Kunstwerke, auch viel Unsinn ist dabei (Entschuldigung). Wäre es nicht eine Idee, dass jemand, der wenig Selbstvertrauen in sich hat, seinen Namen, für ihn leserlich, eintätowieren lässt und, bei Zweifel an sich selbst, darauf sehen sollte und verinnerlichen..“.Ja, ich bin es“. Ich bin etwas wert.. Klingt das albern?
Wir können doch nicht abstreiten, dass wir oft mit dem Alkohol der Realität entfliehen wollen. Wir bilden es uns ein. Ein Trugschluss, weil wir oft anders sein wollen als wir sind. Diese verdammte fehlende Akzeptanz unseres Ichs. Geben wir den Medien die Schuld? Nein, immer bei uns selbst beginnen. Nur dieser Weg zählt. Hört sich das besserwisserisch an? Ja! Es ist aber so. Man erfährt aber auch Achtung und Verständnis, wenn man sich überwunden hat, zu nennen … “Ja, ich bin Alkoholiker“. Hiermit hilft man auch den anderen Mitmenschen, zu erlernen, damit umzugehen, auch auf gleicher Höhe zu diskutieren. Es ist sehr provokant, was ich jetzt nenne. Wenn jemand keinem zur sogenannten Last fällt, nicht auffällig wird, nicht strafbar, Dinge der Gesellschaft anerkennt und dementsprechend vernünftig handelt, jedoch trinkt. Kann man es verurteilen? Dieser Mensch kennt sich und weiß vielleicht sogar schmerzhaft, dass er, wenn er etwas trinkt, als Mensch trügerisch besser funktioniert. Ohne Alkohol ist er kaum in der Lage, sein Ich zu verwirklichen oder gar wahrzunehmen. Sobald er trinkt, kann er lachen, Gedanken sortieren, fähig sein. Kann man dieses verurteilen, da Alkohol verpönt ist und man es immer nur negativ bei … den Anderen sieht, kaum bei sich selbst? Beachte, es ist keine Hommage (Huldigung) für dieses Phänomen Alkohol. Nur ein Gedanke. Es gibt sie aber. Es ist nur eine Theorie, jedoch hat der Mensch ein Recht auf Zufriedenheit. Kann er, wie erwähnt, unter mäßigem Alkoholeinfluss lachen und hat Freude am Leben, haben wir kein Recht als Nachbar, Arbeitskollege bzw. als Gesellschaft den oder die zu verurteilen. Die Gesellschaft zeigt uns jedoch mit vielen schlechten Beispielen, wie zerstörerisch Alkohol und Drogen sein können unter Vernachlässigung des Einzelnen, dem es hilft. Trauen wir uns, den Rudolf Ditzen (als Hans Fallada bekannt), den Hemingway, den Charles Bukowski und viele andere trinkende Größen zu verurteilen? СКАЧАТЬ