Hisian - Land der Sehnsucht. Andrea Zaia
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Название: Hisian - Land der Sehnsucht

Автор: Andrea Zaia

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783957448026

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СКАЧАТЬ schrecklich wie es sich anhört, ist es nicht. Die Roo müssen sich langsam daran gewöhnen, dass sie nicht mehr auf der Erde sind. Es wäre ein Schock für sie, wenn sie von einer Sekunde zur anderen begreifen müssten, dass ihr irdisches Leben zu Ende ist.

      Sie dürfen bei uns noch eine Weile in ihrem Leben bleiben, bis sie dann begreifen, dass sie nun freier sind als in ihrem menschlichen Körper.“

      Amelies Mund blieb vor Staunen offen stehen.

      „Was heißt das, freier sein als im menschlichen Körper?“

      Amelie war völlig schleierhaft, wie das funktionieren sollte. Sie war jetzt auch ein Mensch. Wie konnte sie sich vorstellen, dass es eine Freiheit gab, die die menschliche Vorstellungskraft übersteigt?

      „Das musst du dir so vorstellen“, die Guse mischte sich ein. Sie wollte keine Zeit verlieren. Deshalb erklärte sie selbst Amelie was in dem Raum geschah, den sie gerade betreten hatten.

      „Die Roo, die durch einen Unfall hierher kommen, haben von einer Minute zur anderen ihren Körper verlassen. Das geht so schnell, dass die Roo es einfach nicht begreifen kann. Eine Roo, die nicht mehr im menschlichen Körper wohnt, hat viel mehr Freiheit zu reisen als ein Mensch. Deshalb können diese Roo plötzlich überall dabei sein. Sogar bei ihrer eigenen Beerdigung. Sie reden mit den Angehörigen, versuchen ihnen klar zu machen, dass sie überhaupt nicht gestorben sind. Oder sie erzählen ihren Lieben, dass es ihnen gut geht. Das heißt, so eine Roo muss zuerst einmal begreifen, dass sie durch den Tod die Freiheit erlangt hat. Eine Roo, die so plötzlich in Anjali angekommen ist, findet sich am Anfang einfach nicht zurecht. In dieser Zeit denken die Roo, sie müssen ihr Leben weiterleben und sich ihren Angehörigen erklären.

      Dabei reisen sie, nachdem sie den menschlichen Körper verlassen haben so schnell von einem Angehörigen zum anderen, dass sie alle wichtigen Ereignisse im Zusammenhang mit sich selbst miterleben können. Es dauert einige Zeit, bis sie das begriffen haben. Verstehst du Amelie, so eine Freiheit erreicht ein Mensch nie. Wenn die Roo dies begriffen haben, dürfen sie noch für eine Weile auf die Erde zurückkehren und bei ihren Lieben zu Hause nach dem Rechten sehen. Ganz bewusst erleben sie dann mit was in ihren Familien geschieht. Bis sie bereit sind in Roonia eine neue Duma anzunehmen. Sie werden dann das Wilajat Anjali verlassen, denn jeder der bei uns angekommen ist, setzt seine Lebensreise irgendwann fort. Meine Vualo und ich sind dafür verantwortlich, dass jeder seinen Platz findet.“

      Als die Guse erklärt hatte, schaute Amelie zu den vielen schwirrenden schleierähnlichen Geschöpfen hinauf. Sie flogen nicht, sie segelten, lautlos wie ein Luftballon. Es sah eigenartig aus, wenn sich über ihren Köpfen die Wesen begegneten und sich gegenseitig auswichen. Amelie hätte stundenlang stehen und zuschauen können. Dieses Roonia gefiel ihr gut. Es wirkte so geordnet und friedlich.

      „Ja, hier geht es friedlich und ruhig zu. Ganz anders als auf der Erde. In meinem Reich hat alles seine Ordnung und jeder findet seinen guten Platz. Das ist auf der Erde nicht immer so.“

      Der Gesichtsausdruck der Guse wandelte sich. Sie wirkte sehr ernst als sie erklärte: „Nun will ich dir sagen, warum du in den letzten Wochen diese schrecklichen Träume haben musstest. Manchmal kommen die Roo nach einem Unfall auf die Erde zurück. Sie dürfen eine Nachricht an die Familie zu Hause senden. Weil sie sich vor ihrem Tod nicht mitteilen konnten, suchen sie in der Familie eine Roo, die bereit ist, ihre Erklärung anzunehmen. Dieser Roo teilen sie mit was ihnen geschehen ist. In dem Traum, den du in den vergangenen Nächten träumtest, war also eine Mitteilung versteckt. Diese Mitteilung für dich und deine Familie soll heißen:

      Dein Großvater fuhr beim Militär ein Auto. Er hat mit dir gemeinsam noch einmal seinen tödlichen Unfall erlebt. So konnte er selbst begreifen, dass sein Leben nun wirklich ausgehaucht ist und er in Roonia einen neuen Platz finden wird.

      Außerdem war in deinem Traum noch eine Information für dich enthalten. Wenn die Zeit für dich gekommen ist, wirst du wissen, dass dein Großvater bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.

      Also, Amelie was hast du nun bei uns in Roonia gelernt?“

      Die Guse stellte genau solche Fragen wie die Duse. Da gab es keinen Unterschied.

      Amelie musste kurz überlegen und konnte dann eine Antwort finden.

      „Mein furchtbarer Traum mit der tödlichen Autofahrt enthielt eine Botschaft von meinem Großvater und ich durfte ihm helfen. Er hat nun begriffen, dass er in Roonia angekommen ist. Eigentlich muss mir das überhaupt keine Angst machen! Für meinen Großvater ist das gut!“

      „Prima“, freute sich die Duse. „Du bist doch ein kluges Kind. Wir haben wirklich Glück mit dir. Ich freue mich, dass du die Botschaft so aufnimmst und deinem Großvater gern geholfen hast. Manche Menschenkinder sind böse auf die armen Roo denen sie helfen. So wird es für meine Schwester und ihre Helfer schwer den Roo ihren Platz zuzuordnen. Dein Großvater wird nun ein guter Roox für dich. Er wird dich manchmal in deinem Leben begleiten. Du wirst es spüren, wenn du plötzlich Mut für zwei hast. Dann ist er bei dir. Die Hilfe aus Roonia ist mehr wert als alle Menschen denken. Wer Unterstützung von hier erhält, wird mit viel Mut ausgestattet sein.“

      „Au fein dann bin ich von nun an manchmal doppelt so mutig – nein noch mehr – denn der Großvater war erwachsen – dann bin ich dreimal so mutig wie jetzt. Das wird mir sicher helfen.“

      Die Duse nahm Amelies Hand und führte sie in den kerzenbeleuchteten Saal zurück. Die Guse begleitete sie bis hierher und verabschiedete sich dann von Amelie. Sie strich ihr über die Wange und lächelte.

      „Ich segne dich mein Kind. So ein verständiges und liebes Kind habe ich lange nicht mehr durch Roonia geführt. Wir werden uns bestimmt noch einmal wiedersehen, wenn es gilt die nächste Lektion über die Roo zu lernen.

      Als sie dies gesagt hatte, verschwand sie so schnell sie erschienen war.

      Amelie fühlte die Berührung der Guse noch wie einen Hauch auf ihrer Wange. Das Gefühl, das diese Berührung auslöste und die Erinnerung an das Salaba blieb ihr von diesem Besuch im Reich der Frau mit der großen Verantwortung. Amelie wusste nun, dass sie und alle Menschen, mit Roonia verbunden waren.

      Die Duse sah Amelie lächelnd an und nahm ihr den Mantel ab. Er war genauso grau, wie der Mantel der Duse. Seltsam, Amelie hatte ihn nicht bemerkt. Wann hatte die Duse ihr den Mantel angezogen?

      „Den Mantel, mein liebes Kind, bekamst du auf dem Weg hierher. Niemand darf ohne einen solchen Mantel in das Reich meiner Schwester Guse eintauchen. Die Roo würden sich erschrecken, wenn wir ohne diese Mäntel unter ihnen wandeln würden.“

      Das erste Mal seit Amelie Hisian besuchte, küsste die Duse sie auf die Stirn und strich ihr sanft über den Scheitel.

      „Wenn du jetzt in deine Welt zurückkehrst, wirst du dich nicht an diese Reise nach Hisian erinnern. Du wirst jedoch genau wissen, dass die Roo, die den menschlichen Körper verlassen haben, gut aufgehoben sind. “

      Die Duse hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da war Amelie schon in einen erholsamen und ruhigen Schlaf hinüber geglitten.

      Am nächsten Morgen war sie frisch und gut ausgeruht. Sie erfreute sich an der Sonne, die ihr an der Nase kitzelte.

      Warum freute sie sich so sehr an dem Geruch der frischen Blumen? Amelie konnte sich nicht erklären, wieso alles um sie herum plötzlich in einem völlig anderen Licht zu erstrahlen schien.

      Sie hatte die Träume der letzten drei Nächte nicht vergessen. Doch sie erinnerte sich СКАЧАТЬ