Auf Wölfe schießt man nicht. Heinz-Dietmar Lütje
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Название: Auf Wölfe schießt man nicht

Автор: Heinz-Dietmar Lütje

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783954885855

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СКАЧАТЬ kann ich nicht ablehnen«, entschuldigte sich der sichtlich genervte Dorfpolizist, »ich melde mich, sowie wir loskönnen.« Der Großagrarier hielt eine Antwort für entbehrlich und hob nur die rechte Hand zu einer vieldeutigen Geste.

      »Nanu, Berry, was ist denn hier für ein Auftrieb?« Michaelis sprach häufig mit seinen Hunden und hatte manchmal das Gefühl, dass diese ihn auch gut verstanden. Vor dem einzigen Geschäft standen jetzt, kurz vor 19.00 Uhr, einige Dörfler, was nicht ungewöhnlich war, da der Einzelhändler direkt neben seinem Laden auch noch einen Kiosk betrieb, wo die Leute gern einmal ein Bier tranken, zumal auch einige Tische und Sitzgelegenheiten aufgestellt waren. Ob der Betreiber auch eine Schankerlaubnis hatte, wagte der Anwalt zu bezweifeln. Aber wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter, wie der Volksmund richtig sagt. Ungewöhnlich allerdings war, dass auch einige Jäger, mit Waffen, dabeistanden. Auch der Großbauer und sein Jagdaufseher, der Polizeioberkommissar Peter Helmers, waren anwesend. Letzterer in Uniform mit Pistole am Koppel und auch der Streifenwagen stand direkt vor dem Eingang zum Laden am rechten Straßenrand. Besonders verwunderte den ankommenden Jagdpächter der kleinen Eigenjagd, die wie ein Fettgeschwür mitten in Gemeinde- und Großbauers Jagdrevieren eingebettet war, aber die Tatsache, dass auch der Tierarzt, einer der wenigen im Dorf, zu denen auch er Kontakt hatte, anwesend war. Er wollte langsam seinen Pajero vorüberrollen lassen, als POK Helmers ihm ein – nicht ganz korrektes, aber durchaus erkennbares – Haltezeichen gab. Nun schätzen Polizisten Anwälte in den seltensten Fällen, es sei denn, sie brauchen selbst anwaltlichen Rat. So war es auch hier der Fall. Hinzu kam, dass der Dorfpolizist auch noch Jagdaufseher beim Großbauern war, was ihn schon von daher zur Feindschaft geradezu verpflichtete.

      Ganz kurz überlegte Gerd Michaelis, ob er einfach weiterfahren sollte? Aber dann hielt er an, ließ die rechte vordere Scheibe seines jagdgrünen Mitsubishi hinabsurren und wartete gespannt.

      »Gut, dass Sie gerade vorbeikommen, Herr Michaelis«, begrüßte ihn der Blauuniformierte.

      »Finden Sie, Herr Polizeioberkommissar«, grinste der Jagdpächter, »und was gibt’s?« Der Polizeibeamte blieb, sichtlich bemüht, freundlich. »Wir haben hier einen Fall von … Äh, ja, wie soll ich sagen? Ach, ganz einfach, ein Hund hat das Pferd von Graeser’s angefallen. Das Pferd ist schwer verletzt.« Michaelis grinste innerlich über die Versuche des, von ihm nicht gerade geschätzten Beamten, ihn zu informieren. Über was eigentlich? Laut antwortete er, »das ist sicherlich bedauerlich, aber da kann Ihnen wohl eher Dr. Klein helfen. Was soll ich dabei bewirken?«

      Das Gesicht des Oberkommissars rötete sich. »Der Köter, will sagen, der mutmaßliche Verursacher ist nicht weit von hier auf der 404 angefahren worden.« »Aber ganz sicher nicht von mir«, konnte Gerd sich nicht zurückhalten. »Nein, natürlich nicht von Ihnen, aber wir haben den mutmaßlich verletzten Hund nachgesucht und dieser ist wohl in ihr Revier eingewechselt.«

      »Aha, jetzt lichtet sich das Dunkel Ihrer anfänglichen Ausführungen. Sie möchten jetzt, dass ich ab der Reviergrenze die Nachsuche fortsetze. Stimmt’s?«

      »Äh, ja, das heißt nein …« Ganz schnell, bevor der sichtlich genervte Dorfpolizist seinen Satz fortsetzen konnte, unterbrach ihn Michaelis, der jetzt langsam Spaß an der Geschichte fand.

      »Herr Polizeioberkommissar, Sie sprechen in Rätseln. Was denn nun? Soll ich nachsuchen oder nicht?« »Doch, natürlich, aber wir kommen mit!« Gerd grinste, als er feststellte, dass jetzt mittlerweile alle Anwesenden sich um seinen Wagen versammelt hatten, um ja nichts zu verpassen. Denn, dass sich hier möglicherweise etwas anbahnte, das Gesprächsstoff für die nächsten Tage bot, zeichnete sich ab. »Das glaube ich kaum. Ich werde doch nicht diese ganze Korona durch mein Revier latschen lassen. Sie zeigen mir, wo der Hund in mein Revier gewechselt ist und ich suche mit meinem Hund. Wechselt er wieder aus, informiere ich Sie. Eine Wildfolge möchte Ihr Jagdherr, ebenso wie die Pächter der Gemeindejagd, mit mir ja nicht. Aus Gründen, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann, wie ich noch hinzufügen möchte.« Großbauer und die Jäger und anwesenden Pächter der Gemeindejagd machten saure Gesichter. Andere freuten sich unverhohlen und wieder andere fragten sich, wo denn hier überhaupt ein Problem zu sehen sei? Der Hund musste gefunden werden – und da konnte doch nur ein jeder nach Kräften mithelfen! Das waren die, die mit der Jagd nichts am Hut hatten, also derartige Feinheiten nicht verstanden.

      »Pepe« Helmers hingegen merkte, dass er hier vorgeführt werden sollte. Das ging ja nun gar nicht. So ein Anwaltsfuzzi und seine Autorität untergraben? Na warte, Kerlchen, dachte er und überlegte krampfhaft, wie er als Sieger aus dem sich anbahnenden Disput hervorgehen könnte? Schließlich war auch Hanne, sein Jagdherr, dem er schöne Stunden im Revier und auch das eine oder andere Stück Wild für seine eigene Küche verdankte, vor Ort. Da konnte er sich natürlich auch vor diesem nicht ins Bockshorn jagen lassen.

      »Sie übersehen, dass ich hier sozusagen in amtlicher Eigenschaft tätig werde, nämlich als Polizeibeamter zur Gefahrenabwehr«, pumpte er sich auf, »und als solcher bin ich befugt, auch ohne Ihre Erlaubnis nach dem Hund zu suchen, wo auch immer ich es für nötig halte, also auch in Ihrem Revier.« Gerd Michaelis grinste jetzt und der Spott stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sich aus seinem Wagen schob. »Eine schöne Rede, Herr Polizeioberkommissar, aber da gibt es noch Klärungsbedarf. Sie sagten, wir kommen mit. Meinen Sie damit sich in Ihrer Eigenschaft als 1. Polizeibeamter und Hilfsbeamter der Staatsanwaltschaft und 2. als amtlich bestellter Jagdaufseher des Herrn Deepenow? Sehen Sie sich insoweit auf einer Stufe mit weiland Kaiser Wilhelm, der von sich auch als wir sprach, da er als deutscher Kaiser und König von Preußen es wohl als zu poplig ansah, sich schlicht als ich zu bezeichnen?«

      POK Helmers bekam einen puterroten Schwellkopf, wie immer, wenn er sich auf das Äußerste gereizt sah. Durch die tiefrote, seine Frau nannte es immer blutrote, Färbung wirkte sein Kopf fast doppelt so groß, weshalb er früher, als er noch seinen Dienst in einer Wechselschicht des 2. Polizeireviers in Kiel versah, auch »der Schwellkopf« von den Kollegen genannt wurde.

      Während er mühsam nach Luft rang – am liebsten hätte er dem blöden Anwalt kräftig eine gescheuert – setzte dieser noch hinzu, »das möchte ich von Ihnen selbstverständlich nicht annehmen, Herr Helmers. Ich vermute also, dass Sie mit wir meinen, dass auch noch einige andere Herrschaften uns bei der Nachsuche begleiten dürfen. Dem Ersuchen kann ich aber leider nicht zustimmen. Dafür werden Sie als erfahrener Jäger wohl Verständnis aufbringen – oder etwa nicht?«

      Nun konnte man dem Polizeigewaltigen von Birkenrade vielleicht vieles zu Recht vorwerfen, nicht aber, dass er dumm wäre oder seine beruflichen Belange nicht kannte.

      »Sie übersehen eins, Herr Michaelis, im Hinblick auf die von dem Tier ausgehende Gefahr kann ich geeignete Personen durchaus zu meiner Unterstützung dienstverpflichten und in vorliegendem Fall sind Jäger und Hundeführer ja wohl absolut geeignet oder sehen Sie das etwa anders?«

      Schau an, schau an, er versucht ja zu kontern. Gar nicht einmal so daneben. »So ganz falsch liegen Sie da natürlich nicht, Herr Polizeioberkommissar, aber nicht in Kompaniestärke und ganz gewiss nicht die Herren Pächter der Gemeindejagd oder gar den Besitzer der anderen angrenzenden Eigenjagd, Herrn Deepenow. Das würde ich als amtsmissbräuchlich ansehen. Keine Einwände bestehen bei Herrn Tierarzt Dr. Klein, der ja auch Jäger ist und zudem noch über einen bekannt guten Schweißhund verfügt. Damit wäre ich einverstanden. Dann sollten wir uns aber auf die Socken machen und nicht noch mehr Zeit verlieren.«

      Diese Runde war an Gerd Michaelis gegangen und – nachdem Dr. Klein zugestimmt und seinen bayrischen Gebirgsschweißhund »Inka von der Senner Alm« sowie seine Büchsflinte geholt hatte, zog man – unter Führung des Polizeibeamten, der sich inzwischen mühsam wieder abgeregt hatte, los.

      Der Wolf war vor Erschöpfung und Schmerzen, die sowohl in seinen Eingeweiden, als auch seinem rechten Hinterlauf wüteten in einen unruhigen Schlaf gefallen. Plötzlich erwachte СКАЧАТЬ