Auf Wölfe schießt man nicht. Heinz-Dietmar Lütje
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Название: Auf Wölfe schießt man nicht

Автор: Heinz-Dietmar Lütje

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783954885855

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СКАЧАТЬ allerdings auch nicht!«, schloss sich Gerd Michaelis, seinerseits auf Berry von Brachefelden, wie der Rüde laut Papieren vollständig hieß, beruhigend einzuwirken. Nur die Worte, mit denen er es tat, waren eher dazu angetan, noch Öl ins Feuer zu gießen. »Ganz ruhig, guter Hund. Wenn solche Leute beim Lügen ertappt werden und ihnen nichts Gescheites einfällt, wie sie sich wieder rauswinden können, dann wird geschrien und naja, manchmal noch mehr zum Einsatz gebracht.«

      Gerade schien es, als sei das Schlimmste geschafft, wollte sich jetzt der Beamte erneut aufpumpen, da geschah etwas, das niemand, auch Michaelis, ganz bestimmt nicht wollte. Ohne, dass er noch ein Wort hervorgebracht hätte, sackte der massige Polizeibeamte in sich zusammen und blieb schwer atmend auf dem trockenen Feld mit dem erst um die zehn Zentimeter hoch aufgelaufenen Getreide liegen. Schwer röchelnd rang er nach Luft und der schweißüberströmte Kopf, der zudem blutrot das zarte Grün dominierend überstrahlte, wirkte auf die Männer umso besorgniserregender.

      »Schnell, halten Sie Ihren Hund zurück!«, befahl Dr. Klein und gebot seinerseits seiner Hündin, sich abzulegen, was diese irritiert tat. Auch Berry war etwas verwundert. Jetzt fielen die Leute schon um, wenn er ihnen nur sein Gebiss präsentierte. Verstehe einer die Menschen.

      Michaelis griff zum Handy und wählte die 112. Währenddessen untersuchte der Tierarzt den nach wie vor laut röchelnden Beamten, der auf die besorgten Fragen des Veterinärs nicht antwortete, sondern mit ausgesprochen schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck wortlos in den allmählich sich verdunkelnden Himmel starrte. »Was haben Sie? Wo tut es weh? Kriegen Sie Luft?« Alle diese Fragen des Mediziners blieben unbeantwortet. Lediglich das Röcheln wurde jetzt durch zum Erbarmen anrührendes Stöhnen ersetzt. Die Minuten dehnten sich wie Stunden. Dann endlich vernahmen die Ohren der Männer das schnell lauter werdende Geheul des herannahenden Rettungswagens. »Was soll denn das, wollen die etwa mit der Trage hier erst fast zwei Kilometer querfeldein rennen? Ich denke, Sie haben gesagt, wo wir uns befinden und einen Rettungshubschrauber dringend benötigen?« Fragend blickte Dr. Klein Gerd Michaelis an. »Habe ich auch!«, versetzte dieser entrüstet.

      »Na, nachdem die Marine aus Kiel abgezogen ist, brauchen die Luftretter vielleicht länger. Einer von uns sollte zur Straße laufen und die Retter einweisen!« Bei diesen Worten blickte der Tierarzt fordernd den Jäger an. Gerd aber machte keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen und erwiderte kopfschüttelnd, »nicht nötig. Ich habe den Leuten unsere Fahrzeuge beschrieben und den Streifenwagen werden die ja erkennen und unserer Spur kann jeder Dreijährige wohl folgen.«

      In diesem Moment erklang das unverwechselbare Geräusch des anfliegenden Hubschraubers. Dieser verlor an Höhe und in diesem Moment klingelte das Handy des Anwaltes. »Ja, Michaelis hier! Ja, wir hören und sehen Sie. Achtung! Wir stehen etwa vierhundert Meter südlich von Ihnen und winken mit unseren Jacken!« Unmittelbar danach erkannte die Besatzung des Rettungshubschraubers die Männer auf dem Feld und mit flappenden Rotoren ging der Drehflügler tiefer und landete unmittelbar neben den Männern. Der Notarzt sprang aus dem gerade gelandeten Schrauber und kniete Sekunden später neben dem jetzt wieder röchelnden Beamten am Boden. Der Rettungsassistent nahte mit dem tragbaren EKG, während der Mediziner, ebenfalls ergebnislos, versuchte, mit dem Polizeibeamten zu sprechen. Das Stethoskop wieder um den Hals legend, betrachteten Notarzt und auch Dr. Klein und Michaelis, was sich auf dem Gerät abzeichnete. »Mmh, komisch, ganz plötzlich zusammengebrochen, sagen Sie, Herr Kollege?«

      »Ja, ich habe erst einen Infarkt vermutet, aber dann kamen mir sofort Zweifel, weil …«

      »Mir auch«, quetschte der Notarzt durch die Zähne. Kurz darauf hob der Helikopter ab und nahm Kurs auf die Uni-Klinik in Kiel.

      »Und was machen wir beide jetzt?« Michaelis schaute den Tierarzt fragend an. »Wir vier«, dabei zeigte dieser antwortend auf die Hunde, »sollten wohl abbrechen und, wenn Sie einverstanden sind, ganz in der Früh hier wieder ansetzen.« »Einverstanden«, bestätigte Michaelis, »aber Sie haben doch auch deutlich Wolf verstanden oder etwa nicht?«

      »Doch, habe ich und«, er zögerte, »wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ganz kurz den Gedanken gehabt, als ich mir die Haare genauer angesehen habe, die wir mit dem Schweiß am Grabenrand gefunden haben. Aber die hätten natürlich auch von einem grauen Hund stammen können.« Er zögerte, setzte aber dann noch hinzu, »zu Denken gegeben hat mir auch, dass Helmers, als Jäger und Jagdaufseher, nicht seine Büchse oder noch besser, seinen Drilling mitgenommen hat? Als vor einigen Wochen ein Boxer-Mischling auf der 404 angefahren und schwer verletzt wurde, hat er extra noch den Umweg zu sich nach Hause gemacht, um das Gewehr zu holen. »Weil doch die 9mm-Vollmantelpatronen seiner Dienstwaffe nur Durchschüsse produzieren und die Leiden des Tieres nur verlängern würden«, wie er auf Nachfrage erklärt hat.

      »Mhh, da haben Sie wohl recht. Er wollte auf keinen Fall auf den Wolf schießen, damit er sich Ärger erspart, obwohl er als Polizeibeamter im Dienst am Wenigsten zu befürchten hätte.«

      »Dann sollten wir wohl auch auf eine Nachsuche verzichten. Warum sollen wir uns selbst in Probleme stürzen?« Mit dieser Aussage hatte Dr. Klein gar nicht einmal so Unrecht, überlegte Michaelis. Nachdem die Katze, richtiger der Wolf, ja nun aus dem Sack war, half eigentlich nur noch die Flucht nach vorn, überlegte der Jurist. »Sie haben ja so recht, Dr. Klein. Also werden jetzt zwar jede Menge unserer selbsternannten Wolfsexperten durch unsere Reviere stapfen, aber das Päckchen müssen wir wohl tragen. Also, wie wollen wir vorgehen?« Dr. Klein blickte auf seine ohnehin verstimmte Hündin, die sich mit dem Schäferhund anzufreunden begann und meinte, »Wenn es Ihnen recht ist, besprechen wir das bei mir im Haus. Dann können auch die Hunde getränkt und gefüttert werden und wir haben uns wohl auch einen Schluck verdient.« Nach kurzem Nachdenken stimmte Gerd Michaelis zu.

      Zwei Stunden später, nachdem die Hunde versorgt waren und zufrieden zu Füßen ihrer Führer im Arbeitszimmer, das mehr wie ein Jagdraum aufgemacht war, mit den vielen Trophäen, Bildern mit Jagdmotiven und einer riesigen Sauschwarte, auf der Inka und Berry beide Platz gefunden hatten, waren auch die Männer zu einer Entscheidung gekommen.

      Sie hatten beschlossen, den schwarzen Peter einfach an die Polizei weiterzureichen. »Schließlich hat uns ja ein Polizist auch den Ärger eingebrockt und wohl ohnehin ein böses Spiel mit uns vorgehabt«, begründete auch Albert Klein nochmals, letztlich auch zu seiner Beruhigung, ihre Entscheidung. »Wollen Sie oder soll ich?« Bei diesen Worten wies Dr. Klein auf das Telefon auf dem kleinen Tischchen zwischen den wuchtigen und offenbar alten Ledersesseln, in denen die Jäger ausgesprochen bequemen Platz gefunden hatten.

      »Ich will mich ganz bestimmt nicht drücken, aber wenn der Anruf von mir als Anwalt kommt …?«

      »Schon gut. Hundertzehn?« Gerd Michaeles nickte dankbar zustimmend und trank einen großen Schluck von dem hervorragenden Rotwein, den ihm, nach einem reichhaltigen Schinkenbrot und einem großen Bier, der Tierarzt jetzt kredenzt hatte.

      »Ja, hier ist Dr. Klein, Tierarzt in Birkenrade. Sie sind über die Sache mit Ihrem Kollegen Helmers informiert? … Sehr gut. Also, Herr Schilling, es geht um folgendes …«

      Ausführlich, mehrfach von Zwischenfragen des Polizisten unterbrochen, schilderte Dr. Albert Klein dem Beamten am anderen Ende der Leitung den Fall und erwähnte auch, dass dessen Kollege ganz plötzlich das nachgesuchte Tier als Wolf bezeichnet hatte.

      »Ja und da der Wolf in Schleswig-Holstein ja nicht dem Jagdrecht unterliegt, werden der zuständige Revierpächter und auch ich natürlich uns hüten, jetzt nachdem wir von einem Wolf, statt einem angefahrenen und mutmaßlich wildernden Hund ausgehen müssen, hier noch etwas zu unternehmen. Wie bitte? Ja, auch ich halte es durchaus für möglich, dass es sich tatsächlich um einen verletzten Wolf handelt.«

      Mit diesen Worten beendete Dr. Klein das Telefonat. Später stieß dann noch seine СКАЧАТЬ