Название: Das Kartell der Skorpione
Автор: Mario Monteiro
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783954883288
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Aha! Sein Handy wollte er auch gleich haben. Moyses steckte die Nadel in Luizas Nähkörbchen, flitzte an drei hintereinander liegenden Schlafräumen vorbei, durchs Massagebad und dann ins Arbeitszimmer. Dort hatte das zweite Handy zu liegen. Griffbereit, rechts unterhalb der Schreibtischuhr. Ordnung musste sein. Nie durfte man lange danach suchen müssen.
Jetzt geht bestimmt wieder das Gequatsche los, überlegte Moisés, während er mit dem vergoldeten Funktelefon auf die Terrasse zurückhetzte. Nach einem scheuen Blick auf die ausgestreckte Hand des Mannes hielt ihm Moisés das Handy hin und stahl sich davon.
»Alles okay, Doutor Alberto«, bestätigte sein Partner. Cariaga hasste es, Zeit zu verlieren, wenn einmal etwas beschlossen war. Er sah kurz auf, rückte dann die Brille zurecht und blickte auf die Uhr.
»Wirklich«, fragte er. Alles okay, Guimaraes?«
»Alles okay«, bestätigte der Anrufer und atmete durch. Auf die Minute genau hatten die Skorpione zugeschlagen. Nur einen Sprung weit trieben sie sich vor den Tunneleinfahrten herum oder warteten mitten in der Röhre auf das Opfer, hockten hinter unscheinbaren Mäuerchen, unsichtbar im dichten Gestrüpp längs der Zufahrten. Sie mordeten erbarmungslos und schnell. Die Betroffenen sollten nicht leiden müssen, verlangte Cariaga. Sie durften nur keine Chance haben zu entkommen.
Warum die Organisation im Fall McGooley nicht früher zugeschlagen hatte, war im engsten Kreis um Cariaga keinem so recht klar gewesen. Tagelang machte man im Kartell saure Gesichter, besonders wenn Cariaga nicht in der Nähe war. Hatte man dem Amerikaner nicht pünktlich drei Millionen Dollar auf sein Luxemburger Konto überwiesen? Und dann hatte McGooley die Stirn gehabt, den Betrag zurückzuschicken und sich keine Minute länger an die Abmachungen zu halten. Die erste Operation dieser Art war es doch nicht und der Kontaktmann aus Philadelphia hatte sich inzwischen einen Sack voll Dollar verdient. Warum wollte McGooley auf einmal nicht mehr mitmachen?
Das Schiff, um das es heute ging, war vorgestern in San Francisco ausgelaufen, und die vier Container voll Äthyläther, säuberlich als Bohrmittel für Erdölfelder deklariert, waren nicht an Bord. Es sei zu gefährlich zur Zeit, gab McGooley, codeverschlüsselt, an Cariaga weiter.
»Zu gefährlich?«, höhnte Guimaraes. Jetzt auf einmal! In Medellin tobten sie wie die Irrsinnigen. Ihr Äthervorrat sei am Ende und die Extraktion der Kokablätter stehe still. Cariaga hatte McGooley zweimal warnen lassen. Hatte der Manager vielleicht darauf gehört? Oder meinte er am Ende, nur seines US-Passes wegen könne er sich alles erlauben? Was für eine Illusion!
Nach einigem Hin und Her hatte Cariaga seinen Männern Recht geben müssen. Außerdem wisse McGooley inzwischen viel zu viel. Auch in diesem Loch stocherte man die ganze Woche über. Der Kerl müsse weg. Guimaraes gab nicht nach. Nur Cariaga schwankte immer noch. Kurz vor Wochenende gab er auf.
»Entao, queima de arquivo«, sagte er lustlos, als er das Meeting beendete und das bedeutete nicht mehr als undichte Stellen im Netz mit etlichen Leichen zuzudecken. Doch nicht nach einer letzten Chance für McGooley. Deadline war am Wochenende.
»Macht den Tunnel frei!« Cariagas Stimme krächzte, als er nach Barrios verlangte. Antonio Guimaraes saß auf der Schreibtischkante und hörte mit. Lange wird’s der Alte nicht mehr machen, überlegte er, stellte dabei ein bedenkliches Gesicht zur Schau, doch hütete er sich, einen weiteren Kommentar abzugeben.
»Wo ist Barrios«, fragte Cariaga ungeduldig. Bolzoni antwortete nicht sofort und schöpfte Atem.
»Wahrscheinlich noch in seinem ›Paratí‹!«
Cariaga murrte durchs Telefon. »Ich will ihn um elf bei mir sehen.«
»Sim Senhor«, erwiderte Bolzoni, fast einen Ton zu forsch. Erst gestern war er beim Chef angeeckt. In den nächsten Tagen durfte er sich nicht das Geringste erlauben.
»Todo está arranjado«, sagte er leise. Und das stimmte auch. Bis ins letzte Detail hatten sie alles vorbereitet. Zuverlässig. Nichts hatten sie jemals dem Zufall überlassen.
»Ich fahre jetzt los!« Cariaga krächzte immer noch und schien sich beim Sprechen anstrengen zu müssen, zwischendurch immer wieder nach Luft ringend.
»Barrios«, ächzte es in der Leitung. »Ich will Barrios bei mir sehen.«
Abrupt klappte Cariaga sein Handy zu. Guimaraes verzog das Gesicht und rutschte vom Tisch herunter. Bolzoni grinste zurück. Der Anruf war vorauszusehen. Nur nicht so schnell. Keine fünf Minuten war es her, seit die Boys den Cadillac im Tunnel hochgehen ließen und schon meldete sich der Boss.
»Also dann wollen wir mal!« Guimaraes schaltete den kleinen TV-Empfänger auf dem Schreibtisch aus und ließ die Sonnenblenden der beiden Fenster zur Seite gleiten.
»Zehn vor neun«, brummte er.
»Acht vor«, widersprach Bolzoni. »Nur um ganz genau zu sein.« Guimaraes zuckte mit den Schultern. Auf alle Fälle musste sich der Coronel um diese Zeit auf dem Weg zu seiner Dienststelle befinden.
»Ob er es schon weiß«, rätselten sie.
»Ruf ihn doch an!«
Coronel Bonrosa nickte unwillkürlich, als er die verhasste Stimme im Handy hörte. Fast so, als ob ihm die Kerle dabei auch noch ins Gesicht sehen könnten. Das fehlte ihm noch. Seit sich der Polizeioffizier zu weit vorgewagt hatte, waren ihm Zweifel gekommen. Vor allem, was Guimaraes betraf. Er wird sich schnellstens bei Barrios Rückendeckung verschaffen müssen.
»Warum hat der Kerl auch nicht besser aufgepasst?« murmelte der Polizist, nachdem Guimaraes aufgelegt hatte. Dann bekam er wieder einmal seinen roten Kopf. Konnte sich nicht jeder an seinen fünf Fingern abzählen, wie das mit diesem Amerikaner ausgehen wird? Selbst Barrios, der gewöhnlich keinen Ton von sich gab, hatte letzten Donnerstag im Club etwas bemerkt, was seine beiden Zuhörer misstrauisch werden ließ.
»Passt mal gut auf euer Tunnelchen auf«, drohte er mit dem Zeigefinger und dabei lachte er leise, so als ob es nur um einen abgedroschenen Bierwitz ginge.
Nur mit der Vollstreckung hatten sich die Brüder diesmal mehr Zeit gelassen. Weiß der Teufel warum, aber aus irgendeinem Grund hatten sie das Attentat so lange vor sich hergeschoben, so dass man am Ende nicht mehr daran glauben wollte.
»Was sagten Sie, Coronel?«, fragte der Sargento, der den Wagen durch das Chaos der Avenida Rio Branco steuerte. Bonrosa biss auf seine Zähne. Dann presste er die Lippen aufeinander.
»Nichts, gar nichts«, murrte er. »Nichts Besonderes jedenfalls.«
Als sie die ›Getulio Vargas‹ überquerten, winkte er der Besatzung eines Streifenwagens, die den Verkehrsstrom aufhielt, um Barrios vorbeizulotsen.
»Vor einer halben Stunde, im Tunnel ... gehöriger Kugelregen!«
»Entführung?«, fragte sein Fahrer.
Barrios zuckte mit den Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht! Jedenfalls eine gewaltige Detonation und ein paar Tote natürlich. Genaues wissen sie noch nicht.« Und damit beendete er den Kommentar.
»Mhm«, machte der Fahrer, und fragte sich, mit wem der Coronel gesprochen haben könnte. Dann surrte das Handy zum zweiten Mal. Die scharfe Stimme schreckte Bonrosa auf.
»Wir werden da ein paar Problemchen kriegen«, СКАЧАТЬ