Das Kartell der Skorpione. Mario Monteiro
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Название: Das Kartell der Skorpione

Автор: Mario Monteiro

Издательство: Автор

Жанр: Короткие любовные романы

Серия:

isbn: 9783954883288

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СКАЧАТЬ zehn Uhr zehn, schoss es ihm noch durch den Kopf. McGooley musste die Vormittagsmaschine unbedingt kriegen. In Buenos Aires wartete ein halbes Dutzend auf ihren Boss.

      Rumm! Der Minitransporter donnerte stockvoll in den Kofferraum des Cadillacs. Eingekeilt. McGooley schoss wie ein Projektil aus dem Fond nach vorne und landete mit dem Kopf nach unten zwischen Beifahrersitz und Frontscheibe. Offenbar sofort bewusstlos, konnte er gar nichts mehr mitgekriegt haben.

      Dann stand die Kawasaki da. Natürlich mit abgedrehten Scheinwerfern, keine zwei Meter neben Jorge, dem die Maschine bis zuletzt nicht aufgefallen war. Leichtsinnige Brüder.

      Die beiden Burschen auf dem Feuerstuhl grinsten unverfroren auf das Lederpolster. Anstatt gleich anzupacken. Jorge wusste in der ersten Sekunde selbst nicht recht, was tun. Hundertmal schon hatte er sich eine derartige Situation vorgestellt. Mit zitternden Knien tastete er McGooley ab und fingerte nach dem Verbandskasten. Der Boss blutete leicht an der rechten Stirn. Schramme. Sicher war es nicht all zu schlimm.

      »Nein« schrie Jorge entsetzt. Und noch einmal: »N-nein! Bitte!«

      Die Kerle auf der Kawasaki grinsten immer noch. Dann blitzte die Mündungsfeuer und sie feuerten, was aus ihren MPi’s herauszukriegen war. Zwanzig Sekunden Kugelhagel!

      Mit aufgerissener Brust, blutüberströmt und immer noch voll da, sah Jorge das kurze Stahlrohr auf den Rücksitz schwirren. Die Explosion zerfetzte die Karosserie der schweren Limousine, dann raste die Druckwelle des infernalischen Tornados durch den Tunnel von Rebouça.

      Rio ... kurz vor neun! Der diensttuende Polizeioffizier zögerte einen Moment. Um ganz sicher zu gehen, blickte er zum zweiten Mal auf die nagelneue Omega. »Stimmt genau ... acht Uhr 51«, gab er an die Zentrale durch. »Was zu sehen ist ...« Der Beamte lachte dreckig. Diese Scheißer im Büro fragten einem vielleicht ein Loch ins Ohr. »Natürlich wissen wir nicht, wer unter dem Blechhaufen liegt. Jetzt jedenfalls noch nicht.«

      Im Instituto Médico Legal könnten die Doktorchen dann zusehen, wie sie das Puzzle aus zusammengehauenen Knochen und einem halben Dutzend verkohlter Muskelfetzen zusammenkriegten.

      Der Polizist steckte das Handy in den Gürtel. Der Tag fing richtig bombig an. Auch auf dem ersten TV-Streifen sah man so viel wie nichts. Und wen sie sich heute Morgen im Rush durch den Tunnel vorgeknüpft hatten, das käme sowieso erst raus, nachdem das Fahrgestell identifiziert sein wird oder das, was davon noch übrig war. Kopfschüttelnd stieg der Beamte in seinen Jeep. Viel werden die da nicht mehr finden.

      Der alte Mann schaltete das Fernsehgerät aus und tappte zufrieden an den Tisch zurück, um sein Frühstück zu beenden. Seit langem hatte er nicht mehr so gut geschlafen. Die grausigen Hirngespinste, die ihn seit Wochen verfolgten, waren unversehens ausgeblieben und das hatte er eigentlich gar nicht mehr zu hoffen gewagt. Dann hing es also doch mit den neuen Tabletten zusammen, die ihm sein Hausarzt verschrieben hatte. Selbst der kleine Moisés stellte sofort fest, dass sich die Stimmung seines Herrn ganz wesentlich gebessert haben musste. Das Negerchen, das seinen Dienst gewöhnlich in der Küche zu versehen hatte, stand jeden Morgen an einer auf den Zentimeter festgelegten Stelle, etwas abseits von dem tadellos gedeckten Tisch, an dem sich der Anwalt damit beschäftigte, den Rest der Cornflakes auszulöffeln.

      Nicht eine Sekunde durfte der Kleine verlieren, wenn es dem Mann am Tisch einfallen sollte, noch etwas zu wollen. Nur nicht schlafen! Mammy trichterte es ihm jeden Morgen von neuem ein. Sonst wird er die Stelle bei Dr. Cariaga am Ende noch verlieren. Und so etwas Gutes würde er heutzutage nirgends mehr bekommen.

      Trotzdem war der Kleine nicht so richtig bei der Sache. Viel zu unaufmerksam war er. Ein Glück, dass der Küchenchef gerade nicht in der Gegend war. Seinen Blick starr auf die blank gescheuerten Terrassenplatten geheftet, zählte Moisés heimlich die Tage ab, bis ihm der dicke Frederico das Wochengeld auf den Küchentisch legen würde. Freilich nicht ohne ihm jedes Mal etwas für diese oder jene Kleinigkeit abzuzwacken.

      Endlich riskierte der Bub einen scheuen Blick hinüber auf den Tisch und zwar lediglich, um sich zu vergewissern, ob er immer noch mit der guten Laune des Doktors rechnen dürfe.

      Zur Beruhigung des Kleinen zeigten sich indessen die unter dem Hauspersonal so gefürchteten Fältchen neben den Mundwinkeln des alten Mannes heute Morgen nicht. Ganz im Gegenteil. Schon zum zweiten Mal strich Dr. Cariaga über sein peinlich gepflegtes Lippenbärtchen, und das war von jeher ein untrügliches Zeichen für seine Zufriedenheit.

      Doch weshalb der Doktor so lange mit dieser seltsamen Nadel spielte, hatte Moisés nicht begriffen. Was wollte er nur mit dem komischen Ding? Schon wieder hielt er sie gegen das grelle Sonnenlicht. Moisés senkte schnell das Köpfchen, um seine Neugier nicht zu zeigen.

      Trotz der teuren, grünlich getönten Lesebrille auf seiner dünnen, in einer kläglichen Spitze auslaufenden Nase war der schmalbrüstige Siebziger, durch eine frühzeitige Rachitis stark beeinträchtigt und im Übrigen auch etwas zu kurz geraten, eine ziemlich unauffällige Erscheinung, dabei bescheiden, wenn man seinen rundum gepanzerten Bentley und das voll abgesicherte Penthouse hoch über der Avenida Atlántica nicht berücksichtigte.

      Entschieden willensstark, dabei nicht mehr als ein Dutzendgesicht, gehörte Alberto Cariaga zu jenen Persönlichkeiten, die auf keinem Empfang anzutreffen waren, in keiner Gesellschaftsspalte erwähnt wurden und es auch peinlichst vermieden, vor eine neugierige Kamera zu geraten.

      Und dennoch beeinflusste der Anwalt von Copacabana das Leben der Millionenstadt so nachhaltig, wie es nur Staatspräsidenten oder

      machthungrigen Pressezaren möglich gewesen wäre.

      Weniger mürrisch als in den vergangenen Tagen, wies er Moisés an, die beiden welken Blätter aus dem Schwimmbad zu fischen. Von dort aus, wo Cariaga gerade seinen letzten Bissen verzehrte, hatte man einen unvergleichlichen Blick über den kilometerweit sich aus dehnenden Badestrand bis nach Leblon hinüber und weit hinaus auf die bläulich silberne See. Und dennoch gehörte jenes grandiose Panorama zu den Alltäglichkeiten, die der einsame Bewohner der Fünfmillionen-Dollarbehausung längst nicht mehr wahrgenommen hatte. Denn Wichtigeres hatte ihn Tag für Tag in Anspruch genommen. So war es heute das Nadelöhr, das ihn den ganzen Tag lang beschäftigen sollte.

      Das Nadelöhr im Tunnel von Rebouça! Mit einem jähen Ruck, den er sich selbst nicht recht erklären konnte, richtete er sich auf, beugte sich dann entschlossen über den Tisch und stach die Nadel in das damastene Tischtuch. Sicher wäre niemand, der ihn in diesen Minuten hätte beobachten können, das zynische Lächeln um den schmallippigen Mund entgangen, in Wahrheit eine böse Grimasse, nichts als ein kleiner Schlitz, der einen sekundenlangen Blick in seine Seele erlaubte, von der er selbst kaum eine Ahnung hatte.

      Oder versuchte er gar, sich vorzustellen, wie das anmaßende Gesicht McGooleys nun aussehen könnte? Schade! Nachdenklich kniff Cariaga beide Augen zu.

      Alle, die draußen in Ipanema oder in den teuren Wohnungen von Leblon wohnten, sich von der angenehmen Brise vor der Barra de Tijuca oder in Leme verwöhnen ließen, waren am Ende gezwungen, sich jeden Morgen durch den Tunnel zu quetschen, um eine halbe Stunde später in eisgekühlten Büros vor den Computern zu sitzen. Doch bis dahin hatten sie nichts zu erwarten als kilometerlange Fahrzeugkolonnen. Abbremsen und anfahren, Meter um Meter hinter dem Vordermann herkriechen, warten bis Ampeln umschalteten und froh sein, wenn man wieder durch den Tunnel war. Dabei war die Mausefalle nur eine der unfehlbaren Waffen, die Dr. Cariaga mit einem einzigen Anruf einzusetzen vermochte.

      Moisés flitzte an den Tisch. Hoffentlich hatte Senhor Alberto zu guter Letzt nicht doch noch seine Geduld verloren. Wortlos hielt er dem Kleinen die Nadel entgegen. Moisés sauste los, um das unnütze Ding СКАЧАТЬ