Название: Der älteste christliche Text
Автор: Gerd Ludemann
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783866741362
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c) Die Adresse des 1Thess hat mehrere Auffälligkeiten. Anders als in allen anderen Adressen der Paulusbriefe gebraucht der Apostel für die Christen in Thessalonich den Volksnamen. Es heißt »die Gemeinde der Thessalonicher« und nicht »die Gemeinde in Thessalonich«. Weiter unterscheidet sich der Gruß im 1Thess – »Gnade euch und Friede« – wegen seiner Kürze von dem aller anderen Paulusbriefe, wo es heißt: »Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.«
d) Paulus übt in seinem ältesten Brief Kritik an den »ungläubigen« Juden, deren Schärfe die Kritik anderer Christen in den ersten beiden Jahrhunderten in den Schatten stellt. Der Apostel verbindet Anwürfe, die einen innerjüdischen Ursprung haben, mit Anschuldigungen heidnischer Herkunft.
e) Paulus sagt im 1Thess dem römischen Reich den Kampf an und hofft inständig auf dessen baldige Vernichtung. Er gebraucht die Parole römischer Staatsideologie, »Friede und Sicherheit«65, negativ.
f) Die Gesamtperspektive des 1Thess richtet sich stärker als die der anderen echten Paulusbriefe auf die nahe Zukunft. Wie kein anderes Schreiben des Paulus enthält der 1Thess eine terminierte Naherwartung, der zufolge die meisten Christen aus der ersten Generation die Wiederkunft Jesu erleben.
g) Wichtige Stichworte späterer Briefe fehlen im 1Thess: Gerechtigkeit Gottes bzw. Rechtfertigung, Gesetz, Werke, ferner die Sünde und der Tod als Unheilsmächte sowie die Fleischlichkeit des Menschen. Paulus zitiert nirgends die »Schrift«. »Mit Christus« zielt auf die künftige, nicht auf die gegenwärtige Gemeinschaft mit ihm. Weder leidet der Gläubige mit Christus66, noch wird er mit ihm begraben67, noch wird er mit ihm gekreuzigt.68 Der Geist ist lediglich auf Gott, nicht aber auf Christus bezogen.69
1. Methode
Die vorliegende Auslegung des 1Thess möchte herausarbeiten, was Paulus den Christen in Thessalonich sagen wollte. Als »historische Arbeit, die im Abstand geschieht«1 und rational nachvollziehbar ist, versetzt sie den Leser in die Zeit des Apostels. Übernatürliche Größen wie den heiligen Geist oder Gott in eigener Person bei der Schriftauslegung heranzuziehen, scheidet aus. Dasselbe gilt für die Annahme, dass die Bibel inspiriert sei. Nun glauben viele Christen, als Bestandteil der Heiligen Schrift seien die Briefe des Paulus auch an sie gerichtet. »Diese Erwartung darf aber nicht schon die Auslegung bestimmen. Sonst besteht die Gefahr, daß man nicht mehr wirklich auf Paulus hört.«2
Paulus schreibt an eine bestimmte, neu gegründete Gemeinde, deren Mitglieder eigene Fragen und Probleme haben. Daher muss die Auslegung deren Lage immer mitberücksichtigen. Der Brief setzt ja einen Dialog mit den Christen von Thessalonich fort. Deswegen bezieht sich Paulus so häufig auf den Inhalt dessen, was er ihnen bei der Gründung der Gemeinde mitgeteilt hat. Er will sie der christlichen Grundlagen versichern und auf den ihnen mitgeteilten Überlieferungen – ethischer oder lehrhafter Art – weiter aufbauen.
Meine Auslegung beschränkt sich nicht darauf, den historischen Sinn des 1Thess herauszuarbeiten; sie bewertet auch und setzt sich mit dem Inhalt dieses Briefes auseinander. Die Bewertung geschieht in enger Bezogenheit auf den Text und mit einem Vorschuss an Sympathie für Paulus, nicht im Geist der Besserwisserei.
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