Der älteste christliche Text. Gerd Ludemann
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Название: Der älteste christliche Text

Автор: Gerd Ludemann

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783866741362

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СКАЧАТЬ und sie ganz besonders in Liebe zu achten um ihres Werkes willen.

      Haltet Frieden untereinander!

      14 Wir ermuntern euch aber, BRÜDER:

      Ermahnt die Unordentlichen,

      tröstet die Kleinmütigen,

      nehmt euch der Schwachen an,

      seid geduldig mit allen!

      15 Seht zu, dass niemand einem Böses für Böses vergelte, sondern strebt allezeit nach dem Guten (agathon) füreinander wie für alle!

      16 Freut euch allezeit,

      17 betet unablässig,

      18 in allem dankt.

      Dies nämlich ist der Wille GOTTES in Christus Jesus für euch.

      19 Den Geist löscht nicht aus,

      20 Prophetengaben verachtet nicht,

      21 alles aber prüft,

      das Gute (kalon) haltet fest!

      22 Von aller Art des Schlechten haltet euch fern!

      23 Er selbst aber, der Gott des Friedens, HEILIGE euch vollständig,

      und unversehrt mögen euer Geist, Seele und Leib bewahrt werden,

      untadelig bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.

      24 Treu ist der, der euch ruft,

      der wird es auch tun.

      25 BRÜDER, BETET für uns!

      26 Grüßt alle BRÜDER mit HEILIGEM Kuss!

      27 Ich beschwöre euch beim Herrn, dass der Brief allen BRÜDERN vorgelesen werde.

      28 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus (sei) mit euch!

EINLEITUNG

      Thessalonich – Hauptstadt der Provinz Makedonien mit Sitz des Prokonsuls – war um die Zeitenwende die größte Stadt Makedoniens. Sie besaß einen weit höheren Rang als die römische Kolonie Philippi 2, die letzte Missionsstation des Paulus vor der Ankunft in Thessalonich.3 Der Makedonenkönig Kassander hatte die Stadt im Jahre 315 v.Chr. gegründet. Als Namen wählte er den seiner Frau, Thessalonike, einer Schwester Alexanders des Großen (356–323 v. Chr.).

      Die archäologischen Funde geben kaum Aufschluss über die vorrömische Zeit, die mit dem Jahr 168 v.Chr. endete, da Konsul L. Aemilius Paullus den König Perseus bei Pydna vernichtend schlug. Eine Ausnahme sind Reste eines kleinen Serapistempels mit mehr als 70 Inschriften auf Isis, Serapis, Osiris und Dionysos.

      Religionsgeschichtlich und politisch wichtig war der Kaiserkult, dessen Existenz Münzen auf vielerlei Weise belegen.

      Isis, die offizielle Schutzgöttin der römischen Kolonie Philippi, hatte auch in Thessalonich ihre Heiligtümer. »Ihr Kult konnte freilich auch in Privathäusern reicher Leute stattfinden – nicht anders als der der christlichen Gemeinden.«4 Mitglieder der städtischen Oberschichten begünstigten den Kult der Kabiren, bekannt durch das berühmte Heiligtum auf der nahe gelegenen Insel Samothrake. »In manchen seiner Kundgebungen vergegenwärtigte dieser Kult mit orgiastischen Tänzen und einem Gedächtnismahl den gewaltsamen Tod einer göttlichen Gestalt.«5

      Für das erste Jahrhundert n.Chr. gibt es keine direkten Zeugnisse jüdischen Lebens in Thessalonich. Lukas hat die Existenz einer Synagoge in der makedonischen Hauptstadt erfunden.6

      Wer Datum und Abfassungsort eines echten Paulusbriefes ermitteln will, muss das gesamte Leben des Apostels einbeziehen; erst dann lässt sich der betreffende Brief chronologisch einordnen.

       DIE ALTE CHRONOLOGIE

      Der bis vor kurzem allgemein übliche Weg zur Erstellung der Vita des Paulus bestand zumeist darin, die historischen Angaben der Paulusbriefe und die der Apostelgeschichte des Lukas7 vorsichtig miteinander zu kombinieren. Ein wichtiger Fixpunkt ergibt sich daraus, dass in Apg 18,12–17 der Prokonsul Gallio – ein Bruder des Philosophen Seneca – auftritt. Lukas berichtet, korinthische Juden hätten Paulus vor den Richterstuhl Gallios gezerrt.8 Nun lässt sich Gallios Amtszeit als Prokonsul der römischen Provinz Achaia aufgrund von Fragmenten einer in Delphi gefundenen Inschrift etwa in das Jahr 51/52 n.Chr. datieren.9

      Dazu passt Apg 18,2: Paulus traf bei der Erstpredigt in Korinth »einen Juden namens Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priskilla, seine Frau, denn Claudius hatte befohlen, dass alle Juden Rom zu verlassen hätten.« Dieses Judenedikt datiert der christliche Historiker Orosius (5. Jahrhundert) unter Hinweis auf »Josephus« in das neunte Jahr des Claudius (49 n.Chr.). Dem lässt sich das Gallio-Datum (51/52 n.Chr.) zuordnen. Laut Apg 18,11 fand ja der Prozess gegen Paulus vor Gallio achtzehn Monate nach der Gründung der Gemeinde von Korinth statt.

      Von diesem Zeitpunkt aus berechnet man die Ereignisse vor und nach dem ersten Aufenthalt des Paulus in Korinth.

       Die Zeit nach dem Gründungsaufenthalt in Korinth

      Im Anschluss an den ersten Korinthaufenthalt segelte Paulus nach Ephesus10, dann nach Palästina11 und anschließend zurück nach Ephesus.12 Dort und in Makedonien, wohin er nach dem Aufenthalt in Ephesus gereist war13, schrieb er die beiden Korintherbriefe und den Gal. Den Winter darauf verbrachte Paulus in Korinth, verfasste hier den Röm und schiffte sich im Frühjahr nach Jerusalem ein.14

       Die Zeit vor dem Gründungsaufenthalt in Korinth

      Ehe Paulus zum ersten Mal nach Korinth reiste, wirkte er bereits in Philippi, Thessalonich und Athen missionarisch.15 Zuvor hatte er sich zusammen mit Barnabas als Mitglied einer Delegation der antiochenischen Kirche, in deren Dienst er vierzehn Jahre stand16, nach Jerusalem begeben.17

      Damals, ca. 49 n.Chr., kam es in der jüdischen Hauptstadt zu einem Treffen18 – die Fachleute nennen es »Apostelkonzil« oder »Jerusalemer Konferenz« –, auf dem Judenchristen die Beschneidung von Heidenchristen forderten.19 Trotz scharfer Kontroversen wurde die Einheit der Kirche bewahrt; Heidenchristen mussten sich nicht beschneiden lassen.20

      Ein Zeichen der Gemeinschaft setzend, verpflichteten sich Paulus und Barnabas, eine Kollekte für die »Armen« in Jerusalem zu sammeln21, und kehrten nach Antiochien zurück. Kurze Zeit darauf trennte sich Paulus aber infolge eines heftigen Streits über das gemeinsame Essen zwischen Heiden- und Judenchristen von der antiochenischen Gemeinde und Barnabas.22 Er brach nach Griechenland auf und gründete dort Gemeinden: Philippi, Thessalonich, Korinth.23 Die Szene vor Gallio würde dann der ersten Phase der paulinischen Mission angehören.

      Sollte diese Chronologie zutreffen, so wären die erhaltenen СКАЧАТЬ