Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr. Albrecht Gralle
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Название: Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr

Автор: Albrecht Gralle

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783961400850

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СКАЧАТЬ und hab gestern schon euer Käseblatt durchgelesen. Abgesehen von den zahlreichen Schreibfehlern gab es einiges zu bemerken. Wo ist eigentlich Sven?“

      „Schon weg“, mampfte ich.

      „Erst schlucken, dann reden, und jetzt das Ganze in einem richtigen Satz!“

      „Wieso?“ Ich sah ihn erstaunt an. „Was denn für einen Satz?“

      „Subjekt, Prädikat, Objekt, eben ein vollständiger Satz“, erklärte Opa, „nicht solche hingeworfenen Halbsätze. Also: Sven ist gegangen. Wohin? Zur Universität.“

      „Aber Opa“, sagte ich, „das hört sich doch komisch an: Sven ist gegangen zur Universität. Es heißt doch: Sven ist zur Uni gegangen, und dann ist doch das Verb am Schluss!“ Ich merkte, wie meine Mutter kurz grinste, aber sofort wieder damit aufhörte.

      Opa presste aus irgendeinem Grund die Zähne oder sein Gebiss zusammen und sagte: „Das weiß ich auch. Das liegt an dem zusammengesetzten Verb. Im Deutschen steht dann das Verb am …“

      „Sven musste schon los“, sagte Anna und blickte ihren Großvater glücklich an.

      „Falsch!“, grunzte Opa. „Müssen ist ein Hilfsverb und kann nicht allein stehen. Es heißt: Sven musste schon losgehen.“

      „Aber wir sagen doch auch: Ich muss aufs Klo“, warf ich ein.

      „Das ist Umgangssprache!“

      „Sind wir hier in der Schule?“, fragte meine Mutter. „Also bitte, Papa!“

      „Annika, du lässt hier viel zu viel durchgehen. Meine Enkel sollen richtiges Deutsch sprechen.“

      „Was ist denn ein Werb?“, fragte Anna. „Ist das was aus der Werbung?“

      „Das ist ein … ein Tuwort“, erklärte Opa. „Das richtige Sprechen bringe ich euch im Laufe der Zeit noch bei.“

      „Auf die Art werden sie es nicht lernen. Und wenn du sie so anmachst, sagen sie lieber gar nichts, wenn du dabei bist.“

      „Ich finde, Opa redet wie ein Ausländer“, sagte ich: „Sven ist gegangen zur Universität. Das ist ein ganz falsches Deutsch.“

      „Zum Kuckuck!“, rief Opa und setzte seinen Becher etwas laut ab, sodass ein bisschen Kaffee danebenschwappte. „Ich lass mir von deinen Kinder nicht sagen, dass ich wie ein Ausländer rede!“

      „Aber vorhin hat Opa gesagt …“, begann ich …

      „Schluss jetzt, René. Er wollte damit etwas anderes klarmachen. Ihr könnt euch nach dem Essen von mir aus stundenlang über Grammatik unterhalten, aber nicht unbedingt in der Küche.“

      „Was ist Gramaatik?“, fragte Anna.

      „Wie die Sätze aufgebaut sind“, erklärte Opa.

      „Das ist aber auch kein vollständiger Satz“, wollte ich sagen, aber ich kam nicht dazu, weil meine Mutter anfing zu husten, obwohl sie gar nicht erkältet war.

      Danach verlief das Frühstück etwas ruhiger. Opa griff nach der Zeitung, und sein Kopf verschwand hinter den Blättern.

      Obwohl Anna erst später Unterricht hatte, gingen wir zusammen los, weil wir dieselbe Richtung hatten. Sie traf sich dann mit einer Freundin im Pausenhof, bis ihre Stunde begann.

      Wir hatten Religion. Das war ein Fach, wo ich ziemlich gut war.

      Eigentlich gab es keine Geschichte in der Bibel, die ich nicht kannte. Herr Klinke, unser Religionslehrer, war auch ganz nett. Er war Pfarrer und musste in der Schule Unterricht geben. Vielleicht machte er es ja auch freiwillig. Meistens war es langweilig, aber ab und zu hatte er auch gute Ideen. Das Komische an ihm war, dass er die Worte so seltsam betonte. Plötzlich sagte er etwas ganz laut und dann wieder leise.

      Meine Mutter meinte, das hinge mit dem Predigen zusammen. Manche Pfarrer denken, sie müssten irgendwie geschwollen daherreden. Jedenfalls war er diesmal guter Laune und vergaß alles Geschwollene.

      „Heute machen wir mal ein Bibelquiz.“

      Paul, dessen Vater bei der Bank arbeitete, meldete sich: „Kann man da etwas gewinnen?“

      „Ja“, nickte Herr Klinke. „Das wirkt sich auf deine Gesamtnote aus. Also, passt auf. Ich erzähle euch Geschichten, und ihr müsst herausfinden, ob sie in der Bibel stehen oder nicht, und wenn ja, wie sie heißen. Seid ihr bereit? Mirka, leg deinen Schokoriegel weg, den kannst du in der Pause essen.“

      „Aber ich hab noch gar nicht gefrühstückt.“

      Herr Klinke seufzte: „Einen Bissen, damit du was im Magen hast, und den Rest später. Zustände sind das!“

      Wir warteten, bis Mirka ihren Bissen geschluckt hatte, und hörten zu.

      Herr Klinke holte ein paar Blätter aus seiner Tasche und ging beim Lesen auf und ab.

      „Es war vor langer Zeit, da lebte in einem Dorf ein Hirtenjunge, der passte auf die Schafe und Ziegen auf, und er hatte sich eine Schleuder gebastelt, um damit wilde Tiere zu vertreiben, wenn sie näher kamen. Einmal hatte er sogar einen Löwen damit in die Flucht geschlagen. Weil der Junge oft stundenlang nichts zu tun hatte, übte er sich im Schießen und konnte im Lauf der Zeit ganz gut zielen …“

      „David und Goliath!“, rief ich.

      Herr Klinke blickte mich überrascht an, und ich hatte den Eindruck, dass er nicht gerade begeistert war.

      „Ja“, sagte er, „René hat recht. Wer kennt noch die Geschichte?“

      Gabriel aus Afrika, das genaue Land konnte ich mir nicht merken, meldete sich. Sven sagte mir später, dass es Eritrea hieß. Ich hatte herausgefunden, dass seine Eltern Christen waren, aber nicht evangelisch oder katholisch, sondern irgendwas anderes. Ich fand es komisch, dass ein Junge, der von so weit herkam, sich in der Bibel besser auskannte als der Rest der Klasse. Meine Mutter sagte, dass im Grunde die meisten Leute in Deutschland Heiden seien, obwohl sie als kleine Kinder getauft worden sind. Und man könnte sich von den Flüchtlingen heutzutage eine Scheibe abschneiden. Obwohl mir nicht klar wurde, was für eine Scheibe das sein sollte. Selbst die Muslims kennen ein paar biblische Figuren, sagte sie, weil Mohammed, ihr Prophet, die biblischen Geschichten geklaut hat.

      Aber das habe ich den Kopftuchmädchen in meiner Klasse noch nicht erzählt, weil ich mir dachte, dass es nicht so gut ankommt.

      „Gut“, nickte Herr Klinke. „Ich erzähle die Geschichte trotzdem weiter, und ihr beiden Schlaumeier passt genau auf, weil ich irgendwo einen Fehler einbauen könnte.“

      „René ist nur so schlau, weil er in so einer komischen Kirche ist“, sagte Paul, „wo sie die Bibel auswendig lernen müssen, und wenn sie es nicht können, werden sie verhauen!“

      „Das stimmt überhaupt nicht!“, rief ich. „Wir haben eine Kinderbibel zu Hause, und meine Mutter liest mir abends daraus Geschichten vor.“

      „Ach, das Muttersöhnchen muss noch ins Bett gebracht werden“, krähte Paul.

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