Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr. Albrecht Gralle
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Название: Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr

Автор: Albrecht Gralle

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961400850

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СКАЧАТЬ ist das Problem“, nickte Sven.

      „Aber ich hab in Religion und in Musik eine Eins“, verteidigte ich mich.

      „Das sind ja zentrale Fächer!“ Großvater hustete. Oder lachte er? Ich merkte, dass er vorher geraucht hatte, weil ich neben ihm saß.

      „Und ich kann schon kleine Geschichten schreiben“, sagte ich schnell, „und ich habe ein Gedächtnis wie ein Tesafilm.“

      „Aha“, brummte Großvater. „Kannst mir ja die eine oder andere Geschichte mal vorlesen. Kennst du Hermann Hesse?“

      Ich schüttelte den Kopf.

      „Und ihr?“ Großvater blickte in die Runde.

      Sven hatte den Kopf gesenkt, aber ich wusste, dass er mit seinem neuen Handy im Internet war und den Namen eingegeben hatte.

      Plötzlich blickte er auf und sagte: „Hermann Hesse war ja ein deutscher Schriftsteller, 1877 in Calw geboren, Literaturnobelpreis 1946.“

      „Donnerwetter!“, rief Opa Elias. „Schlaues Bürschchen …“

      „Na ja“, meinte Sven, „man tut, was man kann.“

      Großvater schwieg und griff in seine Westentasche. Wir schauten uns an und überlegten, was jetzt wohl kam.

      „Schlaues Bürschchen“, wiederholte Anna kichernd.

      Schließlich förderte er einen zerknitterten Zeitungsausschnitt zutage und sagte: „Übrigens, ich sammle schon seit Jahren merkwürdige Nachrichten.“

      „Ja, ich weiß, Papa.“ Meine Mutter klang so, als habe sie das befürchtet.

      Opas Stimme wurde lebhafter, als er weiterredete: „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was alles auf der Welt passiert. Die absurdesten Sachen. Ich gebe euch mal eine Kostprobe.“

      Er strich das Papier glatt, zog seine Lesebrille aus seiner Brusttasche, setzte sie sich umständlich auf und las, während es irgendwo leise klapperte. Meine Mutter sagte mir später, das sei sein Gebiss, das nicht richtig festsaß.

       „Friedrichshafen, zweiundzwanzigster März. Überschrift: Klassenarbeiten im Abfalleimer. Wie der Redaktion zugetragen wurde, befanden sich die korrigierten Arbeiten der Klasse 7 C des Hindenburggymnasiums nicht in der Schule, sondern in einer Mülltonne. Folgendes war geschehen: Einer der Lehrer, der auf dem Weg zum Unterricht war, hatte von seiner Frau den Müllbeutel in die Hand gedrückt bekommen, um ihn an der Straße zu entsorgen. Noch ganz in Gedanken, entsorgte er aber stattdessen die Aktentasche in der Mülltonne und kam mit dem Abfallbeutel in der Schule an. Durch das beherzte Eingreifen einiger Schüler der Klasse 7 C wurde die Tasche in der Mülltonne entdeckt und dem rechtmäßigen Besitzer ausgehändigt. Der Fall war das Tagesgespräch der Schule. Der Direktor versicherte unserer Zeitung, dass es ein einmaliger Fall von Verwechslung war und der Kollege ansonsten korrekt seine Arbeit ausführe.

      Na? Was haltet ihr davon?“

      Wir hatten schon während des Artikels gegluckst und gelacht.

      „Hast du noch mehr Artikel von der Art?“

      „Oh ja. Er hat mindestens vier oder fünf Leitzordner voll“, sagte meine Mutter.

      „Sechs“, verbesserte Opa. „Jetzt bin ich aber müde und muss mich etwas hinlegen. Tut mir leid, dass ich in der Küche nicht helfen kann.“

      „Tut es dir wirklich leid?“, fragte Sven.

      „Ein bisschen.“ Er stand auf. „Jedenfalls, das sehe ich schon, werden wir interessante Gespräche führen. Und wundert euch nicht, wenn ich gelegentlich auf meiner Schreibmaschine tippe.“

      Er wartete nicht ab, was wir dazu meinten, und humpelte davon.

      Als die Haustür ins Schloss fiel, fragte Anna: „Und warum sammelt er diese … diese komischen Nachrichten?“

      Meine Mutter zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Er fing vor zwanzig Jahren damit an, da war ich gerade noch zu Hause. Und am Anfang fanden wir es alle ganz lustig, aber mit der Zeit … na ja, ihr werdet es selbst sehen.“

      „Habt ihr ihn denn nie gefragt, warum er das macht?“, meldete sich Sven.

      „Natürlich. Aber er ist uns immer ausgewichen und hat so allgemein geredet, dass er es eben interessant fände, was es so alles gibt. Aber es muss etwas dahinterstecken, sonst würde er es nicht schon so lange machen.“

      Sie dachte nach und sagte dann zu Sven: „Und bitte sei nicht so frech zu ihm. Er ist unberechenbar und kann jähzornig werden, wenn man ihn reizt.“

      „Ja, ja, er hat ja auch schon einen Weltkrieg überlebt. Aber was soll ich machen, wenn er unverschämt wird? Wie hast du es nur zu Hause ausgehalten?“

      „Die Berufstätigkeit der Männer ist ein Segen“, sagte sie, und ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte. Aber sie fuhr gleich fort: „Sven! Er ist ein alter Mann. Du kannst ihn nicht ändern. Wir haben schon alles ausprobiert. Und bei dem Thema Glauben kann er manchmal direkt ausfallend werden. Am besten gar nicht groß darauf eingehen, dann beruhigt er sich.“

      „Da würde ich mir an seiner Stelle verarscht vorkommen.“

      „Also bitte, Sven, deine Wortwahl ist wirklich ordinär! Woher hast du das bloß?“

      „Ich rede völlig normal. Du musst mal hören, was andere so sagen. Dagegen bin ich der reinste Musterknabe.“

      „Aha!“

      Mit diesem Kommentar beschlossen wir das Essen. Zum Glück war Anna mit dem Ausräumen der Spülmaschine dran. Um die Teller wegzuräumen, musste sie allerdings auf einen Stuhl steigen.

       3

      Mitten in der Nacht wurde ich wach. Es war, als ob in den Wänden Tiere wären, die hin- und hertrippelten. Vielleicht Mäuse? Sie trippelten eine Zeitlang, waren still, als ob sie lauschten, dann rannten sie wieder los.

      Ich fand es ein bisschen eklig, dass Tiere in unserem Haus waren und Lärm machten. Warum hatte ich sie nicht früher gehört? Vielleicht nagten sie die Holzbalken an, und eines Tages würde dann das ganze Haus zusammenbrechen. Zum Glück stand mein Bett an der Wand, da war es am sichersten. Aber trotz der Mäuse schlief ich dann doch wieder ein.

      Morgens, beim Frühstück, saß Opa fertig angezogen und rasiert wieder auf meinem Platz und ließ sich von meiner Mutter bedienen.

      „Der Kaffee kann ruhig ein bisschen stärker sein“, meckerte er. Meine Mutter tat so, als ob sie ihn nicht hörte, und fragte: „Wie hast du geschlafen, Papa?“

      Er schlürfte lautstark seinen Kaffee und sagte: „Geht so. War eine Zeitlang wach und habe getippt.“

      „Was hast du denn getippt, Opa?“, fragte Anna. „Schreibst du ein Buch?“

      „Inzwischen könnte es fast ein Buch sein“, brummte er.

      „Opa СКАЧАТЬ