Название: Lebensmutig
Автор: Tamara Hinz
Издательство: Автор
Жанр: Личностный рост
isbn: 9783961400805
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Korrekturbereit sein
Um diese Veränderung auch tatsächlich vornehmen zu können, müssen Sie korrekturbereit sein! Ein wunderbar kluger Satz aus der Bibel lautet: „Wer die Zurechtweisung missachtet, schadet sich nur selbst; wer sie aber annimmt, gewinnt Einsicht“ (Sprüche 15, Vers 32). Es gibt schwierige Situationen, bei denen Sie Ihre Anteile erkennen, aber dennoch entscheiden, dass Sie richtig gehandelt haben (es vielleicht auch gar nicht anders konnten) und genau so auch jederzeit wieder handeln würden.
Wenn Sie beispielsweise jemandem, der sich Ihnen gegenüber permanent sehr unangemessen verhält, endlich Grenzen setzen, es dadurch zu einem Eklat kommt und derjenige sich von Ihnen distanziert, werden Sie vermutlich zu dem Ergebnis kommen, dass Ihr Schritt trotzdem richtig und dringend notwendig war. Auch wenn Ihr Verhalten der Auslöser war, dass diese Beziehung nun auf Eis liegt: Zu korrigieren gibt es Ihrerseits nichts!
Weitaus häufiger sind aber die Situationen im Leben, in denen wir ganz genau wissen, dass wir falschgelegen haben und uns verändern müssten, es aber … trotzdem nicht tun! Weil wir zu stur, zu bequem oder zu stolz sind. Letzteres gilt vor allem für jene Situationen, in denen der andere uns auch noch auf unser Fehlverhalten aufmerksam macht. Jetzt bloß nicht dem anderen den Triumph gönnen und ihm recht geben! Der oben zitierte Bibelvers macht aber deutlich, dass dieses Verhalten höchst unklug ist, weil wir uns mit unserer Unbelehrbarkeit selbst am meisten schaden. Wenn Sie Ihre Resilienz und damit Ihren Lebensmut trainieren wollen, dann werden Sie bereit, sich von anderen etwas sagen zu lassen und auch sich selbst zu korrigieren!
Wenn Sie also das nächste Mal zum wer-weiß-wie-vielten Mal angezählt am Boden liegen, dann machen Sie es wie ein guter Boxer: Stehen Sie auf, überlegen Sie, wo der Fehler lag, und gehen Sie mit einer veränderten Taktik wieder an das Leben dran. Und tun Sie es mit Zuversicht! So wie Pippi, die sagt: „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut!“
Gute Selbstfürsorge
„Singt ruhig, ich erhole mich inzwischen ein bisschen. Zu viel Gelehrsamkeit kann selbst den Gesündesten kaputtmachen.“
Pippi kann es sich gutgehen lassen! Dabei übertreibt sie es sicher etwas (mit dem zitierten Satz erklärt sie nämlich ihre Weigerung, weiterhin zur Schule zu gehen), aber wenn wir uns nur ein bisschen von Pippis Lebenslust und Daseinsfreude abschauen können, dann nähern wir uns schon einem weiteren Merkmal resilienter Menschen an. „Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen“, so las ich neulich auf dem Cover eines Buches. Genau das ist es! Pippi hat einen inneren Autopiloten, der sie immer wieder zu dem führt, was sie genau jetzt im Moment braucht, um glücklich(er) zu sein. Und dafür nimmt sie sich dann auch alle Zeit der Welt. Diesen inneren Autopiloten haben auch andere resiliente Menschen. Ihre innere Fragestellung heißt nicht in erster Linie: „Was muss ich jetzt tun?“, oder: „Was wird von mir erwartet?“, oder: „Was muss ich tun, um anerkannter, reicher oder schöner zu sein und um anderen zu gefallen?“, sondern: „Was kann ich tun, damit ich glücklicher und zufriedener sein kann?“ Oder: „Was muss ich in dieser Sache tun, damit es mir gutgeht?“ Was zunächst wie Egoismus klingt, ist aber − zumindest, wenn es gut ausbalanciert ist durch Einsatzbereitschaft und Zielorientierung − eher mit einer guten Selbstfürsorge zu beschreiben. Diese gute Selbstfürsorge schützt resiliente Menschen vor dem „Zuviel“. Zu viel Leistung, zu viel Arbeit, zu viel Anspruch, zu viel „Ich-will-es-richtig-machen“ führen dazu, dass Sie Ihren Akku permanent wieder aufladen. Gerade weil Sie die Spielregeln von Anspannung und Entspannung, von Arbeit und Ausruhen, von Fremd- und Selbstfürsorge, von Ora et labora beachten, sind Sie sehr belastbar. So brechen Sie auch im Dienst für andere Menschen nicht nach einem kurzen, kräftezehrenden Sprint zusammen, sondern schaffen auch einen Marathon. Wie gesagt: Was zunächst wie Egoismus aussieht, erweist sich unterm Strich als das genaue Gegenteil.
Die körperliche und seelische Widerstandskraft resilienter Menschen wurzelt in einem guten Gespür für die eigenen Grenzen, in dem, was jetzt dran ist, und in der Weigerung, sich selbst und die eigenen Ressourcen permanent auszubeuten. Ihr Motto lautet: Es soll, und es darf auch mir gutgehen! Gute Selbstfürsorge heißt konkret:
Ich weiß, was mir guttut
Ich weiß, was mir guttut und was ich brauche, um (wieder) gut versorgt zu sein. Klingt erst einmal sehr simpel, ist dann aber doch gar nicht so leicht. Denn oft wissen wir gar nicht, was uns guttut, geschweige denn, was wir jetzt, in diesem Moment, brauchen. Damit sind wir äußerst anfällig für Fake News, die uns unser innerer Schweinehund schickt. Dem fällt bei dem Thema „gute Selbstfürsorge“ aber nichts anderes ein als: „Ab vor den PC und im Internet herumsurfen!“
Oder: „Wie wäre es mit shoppen gehen, um die innere Leere zu füllen?“
Oder doch besser: Couch, Fernseher und Chipstüte/Eis/Tafel Schokolade/die Flasche Wein (am besten in dieser Reihenfolge …)!
Oder (das ist dann die soziale Variante): „Könntest du dich nicht mal wieder um jemanden kümmern? Der und die brauchen ganz dringend deine Hilfe! Wenn du für andere da bist, fühlst du deine Leere nicht mehr, und das Beste: Das Ganze sieht noch richtig selbstlos aus und sichert dir Anerkennung. Wenn das nicht clever ist!“
Oder: „Wie wär’s mal wieder mit einer neuen Liebesbeziehung? Du fühlst dich dann wieder begehrt, gewollt, geliebt und wertvoll. Dass es die letzten Male immer in einem Fiasko endete und du dich benutzt und weggeworfen gefühlt hast, braucht dich jetzt nicht zu interessieren. Neues Spiel, neues Glück! Diesmal wird es bestimmt klappen!“
Diese Vorschläge sind tatsächlich Fake News. Denn sie täuschen uns etwas vor und verdrehen die Wahrheit. Wenn wir ihnen folgen, dann befriedigen wir unsere Sehnsucht nur oberflächlich und sehr vordergründig. In der Regel fühlen wir uns hinterher noch leerer und unzufriedener. Schlimmstenfalls bringen wir an dieser Stelle einen Suchtkreislauf in Gang, weil wir immer häufiger nach unserem Suchtmittel greifen, uns danach immer mieser fühlen, deswegen erneut zulangen und auch immer mehr davon brauchen.
Um diesen Fake News nicht auf den Leim zu gehen, müssen wir aufhören, vor uns selbst wegzulaufen, und sollten stattdessen den Kontakt zu uns suchen. Heißt konkret: Wenn wir mal wieder das Loch der Bedürftigkeit in uns spüren, dann hilft es, sich für einen Moment zurückzuziehen (den Schweinehund bitten wir, draußen zu bleiben), sich gerade auf einen Stuhl zu setzen und sich selbst und den eigenen Körper überhaupt erst einmal zu spüren. Unsere Füße, die beide fest auf dem Boden stehen, unseren Popo, der den Stuhl berührt und das Gewicht des Oberkörpers trägt, unsere Arme, die locker auf der Lehne liegen oder herabhängen, unsere Schultern, die erst einmal gelockert werden müssen, und unsere Gesichtsmuskulatur, die vielleicht völlig verkrampft ist. Während wir tief ein- und ausatmen, landen wir erst einmal und fahren unsere inneren Triebwerke komplett herunter.
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