Dracula in Istanbul. Serdar Kilic
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Название: Dracula in Istanbul

Автор: Serdar Kilic

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783960086710

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СКАЧАТЬ gebaut. Er war ein frommer, nationalistisch geprägter und mutiger Mann. Für ihn zählte zuerst der Glaube, dann kam die Armee und erst an dritter Stelle folgte die Familie, weswegen er nie eine eigene Familie gründen konnte. Es gab nur kurzweilige Beziehungen, aber nie etwas Ernstes. Er hatte in vielen Kriegen gekämpft, war in Izmir stationiert und galt als Respektsperson durch und durch. Weilte er in Istanbul, besuchte er so oft er konnte seinen Bruder und seinen Neffen. Als Familienmensch trat er komplett anders auf, dann gab er sich als Lebemann, der gerne lachte. Er hatte ein markantes sehr auffälliges, tiefes lautes Lachen. Mehmet liebte und bewunderte ihn und fühlte sich wohl in seiner Nähe. Kamil Pascha ging hoch in das Zimmer, öffnete langsam die Tür, rief seinen Neffen mit einem Weckschrei aus der Marine wach: »Steh auf und mach dich bereit, auf Deck zu gehen, Soldat!« Mehmet schreckte hoch mit aufgerissenen Augen und wusste nicht, wie ihm geschah. Langsam begriff er, dass sein Onkel vor ihm stand. Es kam ihm gelegen, einen dermaßen tapferen Mann an seiner Seite zu wissen, nach all dem, was in den letzten Tagen geschehen war. Mehmet umarmte seinen Onkel fest, wollte diesen wie ein kleiner verängstigter Junge nicht mehr loslassen. Kamil Pascha lachte und war überrascht, auf diese Art empfangen zu werden.

      »Was ist los? Wie kommt es, dass du mich so umarmst, kleiner Neffe?«, fragte er Mehmet.

      »Nichts Onkel, ich bin nur froh, dass du da bist.«

      Gemeinsam gingen sie nach unten, wo Sahin Hodscha sie am gedeckten Frühstückstisch erwartete. Es gab gekochte Eier, frisch geschnittene Tomaten, Gurken aus der Region mit Schafskäse und türkischem Tee – ein landestypisches Frühstück. Mehmet holte noch etwas Holz vom Hof und Wasser aus dem Brunnen. Kamil Pascha setzte sich zu seinem Bruder und erklärte, dass er nur einen Tag bleiben könne. Er müsse am nächsten Morgen nach Ankara reisen, um an einer Sitzung der Kommandeure und Paschas teilzunehmen. Während des Frühstücks erzählte er von seinen Abenteuern zu Land und auf dem Wasser, auf welche Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben er traf aus verschiedenen Kulturen und Religionen. Er reiste um die ganze Welt, kannte ferne Länder und hatte den Indischen Ozean, den Pazifik und den Atlantik befahren. Sie verbrachten den Tag mit Erzählungen aus der Vergangenheit und stellten fest, wie schön und einfach es früher doch alles war. Mehmet klebte an den Lippen seiner Onkel und vergaß für eine Weile die Aufregungen der letzten Zeit, bis Kamil seinen Bruder abends fragte, ob er immer noch an diesen Dracula und an fliegende Menschen glaube und er Mehmet auch angesteckt habe. Sahin Hodscha blickte seinen Neffen beschwörend an, damit dieser unter keinen Umständen etwas preisgab. Der Junge ließ sich nichts anmerken, wünschte den beiden eine Gute Nacht und begab sich in sein Zimmer. Er legte sich hin, fand aber lange keinen Schlaf und grübelte, bis er schließlich einschlummerte. Die beiden Brüder unterhielten sich noch eine Weile, bevor sie auch zu Bett gingen.

      Am nächsten Morgen stand eine Kutsche für Kamil Pascha bereit. Dieser verabschiedete sich von seinem Bruder und seinem Neffen mit den Worten, dass er in ein paar Wochen zurückkomme und für eine Weile bei ihnen wohnen werde. Der General, der nie geheiratet, sondern sein komplettes Leben dem Land, der Armee und dem Meer gewidmet hatte, stand kurz vor der Pensionierung und verfügte über genügend Zeit für einen weiteren Besuch. Der Abschied fiel sehr herzlich aus. Nachdem Sahin Hodscha und Mehmet in das Haus zurückgekehrt waren, klopfte es an der Tür. Der Postbote des Sultans brachte eine Einladung zur Vermählung des Prinzen Mustafa mit Aysenur, der ältesten Tochter des Kalifen aus Konya. Die Hochzeit sollte in zwei Tagen stattfinden. Solche Anlässe wurden im Land erst kurz zuvor bekannt gegeben, denn wenn man feierte und abgelenkt war, bot man Feinden ein Ziel, dann war man verwundbar. Im Inneren des Landes hatte der Sultan die meisten und gefährlichsten Feinde, die ihm gegenüber feindlich gesinnt waren. Aus aller Herren Länder waren bedeutsame Persönlichkeiten in den Palast des Sultans eingeladen worden. Natürlich wurden sie vor Wochen benachrichtigt mit Telegrammen oder auf die altbewährte Art – mit der Taubenpost: Scheichs aus dem arabischen Raum, Saudi-Arabien, Iran, Irak, Ägypten, Kaiser und Könige aus Deutschland, Ungarn, Österreich, Russland, Frankreich, Stammesführer aus Afrika, sogar der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und die First Lady reisten an.

      DIE VERMÄHLUNG DES PRINZEN MUSTAFA MIT AYSENUR, DER TOCHTER DES GROßKALIFEN

      24. März 1853. Inzwischen wusste jeder Bescheid, und alles, was Rang und Namen hatte, war selbstverständlich zur Hochzeit, die im großen Saal des Palastes gefeiert werden sollte, eingeladen worden. Der anderthalb Kilometer lange Weg zum Schlosstor war mit einem roten Teppich, auf dem sich Rosenblätter befanden, ausgelegt. Alle zwei Meter erhellten Feuerfackeln den Pfad und an den Seiten erfreuten Feuerspucker, Elefanten, Affen und Löwen die auflaufende Prominenz. Soldaten, die das Geschehen überwachten, waren ebenfalls postiert worden, da man Angst vor Anschlägen hatte. Die Gäste aus dem Ausland wurden mit Kutschen vom Hafen abgeholt und zum Palast gebracht. Der Sultan gab auch den ärmeren Bürgern etwas zu essen und zu trinken. Es herrschte Feierstimmung und überall winkten glückliche Menschen. Mehmet und Sahin Hodscha fuhren ebenfalls mit der Kutsche vor und zeigten ihre Einladung, denn ohne diese kam niemand hinein. Gleich, ob Kaiser oder König, jeder benötigte ein Einladungsschreiben. Als sie durch das Tor traten, kam Mehmet aus dem Staunen nicht mehr heraus. So etwas hatte er noch nie gesehen.

      »Mach deinen Mund zu!«, flüsterte Sahin Hodscha ihm beschämt zu, aber Mehmet achtete nicht darauf, schließlich weilte er, ein junger Mann aus bescheidenen Verhältnissen, zwischen all diesen Blaublütigen. Als sie den Palast erreichten, erwartete sie ein Meer von Kronleuchtern in einem riesigen Tanzsaal. Überall standen Diener in grünen, einheitlichen Uniformen mit Tabletts, die die Gäste mit Getränken und Früchten bedienten. Mehmet hielt Ausschau nach Lale. Er wusste ja, dass sie auch auf der Hochzeit verweilte. Viele alte Freunde und Weggefährten von früher begrüßten Sahin Hodscha herzlich. Mehmet entfernte sich, um Lale zu suchen, da packte sein Onkel ihn am Arm.

      »Bau bloß keinen Mist und erzähl niemandem etwas!«

      »Klar, werde schon nichts machen«, sagte Mehmet genervt.

      In diesem Moment läutete der Wesir die Glocke und kündigte die Ankunft des Sultans an. Alle Augen waren auf den machtvollsten Mann des Landes gerichtet. Der Sultan trug den Staatspelz, genannt Kapaniça, ein weiter Mantel aus Gold- und Silberbrokat (Seraser). Er war mit einem schwarzen Fuchspelz ausgeschlagen, welcher entlang des Saumes und am Kragen eine breite Bordüre bildete. Edelsteinbesatz zierte die Verschlüsse des Staatsgewandes. Prinz Mustafa war in Weiß gekleidet und trug einen mit Edelsteinen geschmückten Gürtel. Seine Braut war in Rot gekleidet, das Kleid verziert mit Gold und Juwelen. Der Sultan setzte sich auf seinen Thron, direkt neben ihm das Paar. Die Familienangehörigen nahmen an einem riesengroßen Tisch Platz, darunter auch Lale, die jüngste Schwester der Braut. Die übrigen Gäste saßen unterteilt nach Rang und Höhe: Könige links vom Sultan, die Politiker rechts von ihm, es folgten vermögende Geschäftsleute, und auch Sahin Hodscha saß in unmittelbarer Nähe.

      »Lasst die Feier beginnen!«, rief der Sultan erfreut und alle klatschten.

      Nach dem Festmahl erblickte Lale Mehmet und war erstaunt, ihn hier anzutreffen. Mehmet nickte mit dem Kopf und gab ihr ein Zeichen Richtung Park, woraufhin sie bei ihren Eltern und dem Sultan um Entschuldigung bat, denn sie wolle ein wenig frische Luft schnappen. Der Palast verfügte über einen Garten, wie es ihn kein zweites Mal auf der Welt gab. Er beherbergte etwa zweitausendfünfhundert verschiedene natürlich vorkommende Pflanzenarten und stellte zusammen mit der Provinz und der Stadt Istanbul, deren Gesamtfläche nur rund fünftausend Quadratkilometer betrug, ganze europäische Länder, wie das Vereinigte Königreich, in den Schatten. Istanbul alleine beherbergte etwa ein Viertel von mehr als zehntausend dokumentierten Pflanzenarten, die in der Türkei vorkamen. Einige dieser Pflanzen waren endemisch, kamen also nur an diesem Ort vor. Die Hälfte dieser Blumenarten wuchsen in der Anlage dieses Palastes, den man das kleine Paradies, oder auch den Garten Eden nannte.

      »Was machst du denn hier? Verfolgst du mich etwa?«, fragte Lale überrascht.

      »Nein«, СКАЧАТЬ