Dracula in Istanbul. Serdar Kilic
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Название: Dracula in Istanbul

Автор: Serdar Kilic

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783960086710

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СКАЧАТЬ stehe immer zu dir, aber irgendetwas ist seit Tagen mit dir los. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend mal wieder ausgehen und ein bisschen Tavla spielen und Shisha rauchen in der alten Taverne?« Ein wenig verzögert willigte Mehmet ein: »Wieso nicht?«

      Mehmet gab seinem Onkel Bescheid, dass er sich mit Ali treffen wolle und er nicht warten solle, da es spät werden könnte.

      »Gute Idee«, meinte Sahin Hodscha, »aber pass auf dich auf, sei immer auf der Hut und erzähle niemandem etwas!«

      Gegen Abend trafen sich Mehmet und Ali in ihrer Lieblingstaverne Ali Babas Haus, die hauptsächlich von Veteranen und mittelständischen Kaufleuten besucht wurde. Dort trat auch Beysade Hanim auf, eine bekannte Sängerin jener Zeit. Sie sang von den Kriegszügen der Osmanen und von verliebten Soldaten. Eine willkommene Ablenkung für Mehmet. Er dachte nicht mehr an die Geschehnisse der letzten Tage. Nach einer ausgiebig durchfeierten Nacht verließen sie zufrieden die Taverne und liefen am Ufer des Bosporus entlang. Mehmet schaute auf das Meer hinüber zur Kiz Kulesi. Egal, wo man sich in Istanbul befand, man sah den Mädchenturm. Er hatte eine magische Anziehungskraft.

      »Träumst du wieder von der Prinzessin? Wann heiratest du endlich?«, fragte Ali seinen Freund.

      Mehmet lachte und erwiderte: »Du hast gut reden, du hast ja schon die richtige Frau gefunden und bist verheiratet. Ich muss der Richtigen erst begegnen.«

      »Es kann doch nicht so schwer sein, in dieser großen Stadt ein Mädchen kennenzulernen.«

      Mehmet war dieses Thema sichtlich unangenehm. Es war bereits nach Mitternacht, der Himmel zeigte sich sternenklar. Die beiden Freunde redeten noch eine Weile über die alten Zeiten, als sie Kinder waren und unerlaubt Kirschen pflückten aus dem Garten von dem alten Bauern Baran, der sie gejagt, aber nie erwischt hatte und über den alten Physiklehrer Kadir Hodscha, der bei jeder Frage der Schüler die Augen ganz groß aufriss. Ali machte ihn nach, indem auch er die Augen ganz weit aufriss. Mehmet konnte sich nicht mehr einkriegen vor lauter Lachen. Sie verabschiedeten sich langsam. Trotz der späten Stunde pulsierte in den Straßen noch das volle Leben. Mehmet entschied sich, nach Hause zu laufen, und schob sich durch die Menschenmenge. Als er ankam, sah er Sahin Hodscha wie so oft in der Bibliothek in seinem Sessel schlafen, umringt von Büchern. Er ging zu ihm, deckte ihn zu und löschte die Kerzen in den Zimmern.

      LIEBESGESCHICHTE AUF DEM MARKT TAKSIM

      Sahin Hodscha und Mehmet fuhren mit der Kutsche nach Taksim, um eine der ältesten Bibliotheken der Welt aufzusuchen. Während der Fahrt auf einer sehr belebten Straße entdeckten sie nicht nur mannigfaltige Lebensmittel, die feilgeboten wurden, sondern auch äußerst elegant gekleidete Menschen. Wenn die Frauen außer Haus gingen, so trugen sie – ebenso wie die Männer – anstelle eines Mantels ein Bekleidungsstück, dessen Ärmel so lang waren, dass nur die Fingerspitzen hervorguckten. Auf der Straße wird eine Seite dieses Kleidungsstückes gehalten und – über das Vorderteil greifend – die andere Seite gehalten. Die Haare steckten unter einem weißen Tuch, das den Kopf und die Stirn verdecken sollte. Darüber lag ein weiterer Stoff, der die Nase bedeckte. Als Zeichen von Wohlstand trugen manche Damen einen Schirm als Schmuck. Die vornehmen Damen waren berühmt für ihre prachtvolle Erscheinung und ihren exquisiten Schmuck. An Gürteln, Kopfschmuck, Halsketten, Ohrgehängen, Armbändern und Fußreifen aus Gold und Silber glänzten Juwelen und Perlen. Der Gebrauch von Schminke war allgemein üblich. Ihren Teint hellten die Osmaninnen mit weißer Mandel- und Jasminpaste auf. Mit schwarzem Kohl betonten die Frauen Augen, Brauen und Wimpern, auch die Lippen schminkten sie mit roter Farbe. Außerdem parfümierten sie sich mit Duftessenzen aus Moschus, Aloe, Ambra, Sandelholz, Rose und Zimt. Älteren Frauen stand es frei, die Nase offen zu zeigen. Ganz so streng sah man dies allerdings nicht, solange man es nicht übertrieb und man sich nach den islamischen Regeln richtete. Istanbul galt als eine moderne und tolerante muslimische Stadt.

      Sahin Hodscha und Mehmet suchten bereits zwei Stunden in der Bibliothek nach irgendwelchen alten Dokumenten der Familie Vlad II über die Gefangenschaft Draculas Vlad Tepes als Faustpfand beim Sultan. Sowie nach Aufzeichnungen aus dem Sultanat. Mehmet langweilte sich, deshalb schickte Sahin Hodscha ihn hinaus, um eine Kleinigkeit zu essen zu holen. Mehmet lief erleichtert auf die von Menschenmassen überfüllte Straße. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken: Schlangenbeschwörer und Gurus aus Indien, Artisten aus China, Bären und Jongleure aus Bulgarien, Hellseherinnen aus Rumänien, Menschen mit blonden Haaren und blauen Augen aus dem Westen, Amerikaner mit Cowboyhüten. Mehmet staunte, wie rasant sich Istanbul veränderte. Er freute sich darüber, alles war so aufregend und neu. Inmitten der vielen Gestalten sah Mehmet plötzlich in die schönsten rehbraunen Augen, die er je gesehen hatte. Sie gehörten einer adligen Tochter eines Kalifen, die mit einigem Gefolge und Wachen durch die Stadt flanierte. Auch sie erblickte Mehmet, ging in seine Richtung und ließ ihr Tuch vor seine Füße fallen. Die Geste bedeutete, dass sie ihn treffen wollte, um ihr Gesicht zu zeigen – für Mehmet ein bedeutsamer Fingerzeig. Sie schritt in den Gülbahcesi, den Rosenpark, und Mehmet lief aufgeregt hinterher. Begegnungen solcher Art waren zwar gestattet, durften aber nicht zu offensichtlich ausfallen. Man unterhielt sich leise und benahm sich unauffällig. Die junge Dame wartete hinter einem ausladenden Baum auf einer Sitzbank. Sie schickte ihr Gefolge weg mit den Worten, dass sie gleich wiederkommen sollten.

      »Mmmein Nammme ist Mmmmehmet«, stotterte er.

      »Ich heiße Lale«, erwiderte das Mädchen lächelnd und nahm ihren Schleier ab, was eigentlich auf die Schnelle so nicht üblich war. Mehmet erstarrte vor ihrer Schönheit, für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. Er war sprachlos, dementsprechend zurückhaltend.

      Sie fand seine Schüchternheit liebenswert und fing ein Gespräch mit ihm an. Sie erzählte, dass sie die jüngste Tochter des Kalifen Murad aus Konya und die Nichte der Gemahlin des Sultans sei. Ihre älteste Schwester stehe vor der Heirat mit dem Prinzen und sie selbst werde fortan in Istanbul leben im Palast des Sultans. Mehmet beobachtete sie und hörte nur zu, so sehr war er angetan von ihrem Liebreiz. Sie bemerkte dies und lächelte ihn herzlich an. Als Mehmet etwas sagen wollte, riefen ihre Gefolgsleute Lale zu sich. Sie verabschiedete sich.

      »Wann sehe ich dich wieder?«, fragte der frisch Verliebte.

      »Nach der Hochzeit in fünf Tagen. Genau hier um die gleiche Zeit.«

      »Ich werde da sein.« Mehmet war überglücklich vor Freude, und als er ihr das in Rosenöl getauchte Tuch zurückgeben wollte, sagte Lale: »Nein, behalte es, es ist ein Geschenk an dich, damit du mich nicht vergisst und immer an mich denkst.«

      Mehmet stand noch verträumt eine Weile vor dem ausladenden Baum und nahm ein Zug des Duftes, der dem Tuch anhaftete. Er dachte in dem Moment, dass er mit Lale im Paradies sei.

      Als Mehmet endlich mit dem Essen in der Bibliothek ankam, war Sahin Hodscha aufgebracht und sprach mit lauter Stimme: »Wo warst du so lange und warum grinst du so dämlich? Ich verhungere und wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, du Dummkopf! Was soll ich bloß mit dir machen?«

      Mehmet erreichten die Worte seines Onkels nicht, er dachte nur an Lale. Es dämmerte bereits und er blickte in die Nacht zu den ersten Sternen, die sich zeigten. Nur war es diesmal anders, er empfand die Schönheit der Natur intensiver, die Sterne funkelten viel klarer, der Mond schien viel größer zu sein und die Meeresluft roch frischer als sonst. Vor allem aber spürte er ein seltsames, wohliges Kribbeln im Bauch. Sahin Hodscha grübelte währenddessen ununterbrochen. Nervosität und Angst standen ihm ins Gesicht geschrieben. Die beiden Männer verarbeiteten noch weiter bis zum Morgengrauen die Hölzer zu spitzen Pfählen.

      Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür und Sahin Hodscha öffnete. Vor ihm stand Kamil Pascha, sein jüngerer Bruder. Dieser bekleidete das Amt des Obergenerals der osmanischen Marine. Er war Anfang Fünfzig, СКАЧАТЬ