Название: Anjuli Aishani
Автор: Janina Gerlach
Издательство: Автор
Жанр: Любовное фэнтези
isbn: 9783957442062
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Inzwischen leicht genervt von der Talkshow, schaltete ich den Fernseher aus und ging auf die Fensterfront zu. Ich öffnete den Riegel der Terrassentür, setzte mich nach draußen in einen der gemütlichen Sessel und legte die Füße hoch. Von hier aus hatte man einen wundervollen Ausblick auf den Englischen Garten, der hinter dem Haus angelegt worden war.
Wenn es im Sommer so richtig heiß in der Region werden würde und man es draußen fast nicht mehr aushalten konnte, würden die vielen Weiden mit ihren riesigen Baumkronen angenehmen Schatten spenden und die Hitze ertragbar machen.
Ich schloss die Augen, als mir ein leichter Sonnenstrahl ins Gesicht fiel und lauschte den Geräuschen der Natur. Unser Haus lag so abgelegen am Rande von Floresville, dass man von Autos, Baustellen oder sonstigem Lärm nichts mitbekam. In meinen Ohren klangen die verschiedensten Gesänge von Vögeln, das Summen einer Biene, die von Blume zu Blume flog, und im Hintergrund das leise Plätschern des Bachs, welcher sich am Rande unseres Grundstücks durch die Weiden schlängelte und die vielen Pflanzen darum am Leben erhielt.
Als ich die Augen wieder öffnete und auf den riesigen Garten blickte, kam es mir vor, als würde ich in einem Bilderbuch blättern. Überall sprießten weiße Lilien und die blauen Blüten der Blue Bonnets aus dem Boden. Von der Terrasse aus führte ein schmaler weißer Kiesweg durch den Garten, am Bach und den herrlichen Blumenbeeten entlang zu einer alten Holzbank an unserer Grundstücksgrenze, die sich unmittelbar vor dem angrenzenden Waldrand befand. Auf dieser Seite des Grundstücks war kein Zaun errichtet worden, da man dachte, der Bach und der Wald würden als natürlicher Schutz genügen. Ein großer Fehler, wie sich nur wenig später herausstellen sollte.
Diese ganze Umgebung war vollkommen fremd für mich. Obwohl es in Texas sehr trocken war, bereiteten sich kleine Triebe und bunte Blumen den Weg durch den Boden. Hinzu kamen das Zwitschern der Vögel, der Duft nach Moos und Erde, … das alles war in Portland sehr selten gewesen. In dem Viertel, in dem wir gewohnt hatten, roch es eher nach Autoabgasen und Müll und man konnte sich glücklich schätzen, wenn man zwei Quadratmeter Rasen hinter seinem Haus hatte.
Für gewöhnlich brauchte ich relativ lange, um mich an neue Dinge zu gewöhnen, doch diesmal war ich mir sicher, dass es anders kommen würde. Schon jetzt genoss ich die Ruhe, die es mir ermöglichte, meine Gedanken schweifen zu lassen und mich zu entspannen. Ich beschloss, am Wochenende einen Spaziergang zu machen, um mir die Umgebung genauer anzuschauen.
Ich atmete noch einmal tief ein, stand schließlich auf und begab mich wieder ins Haus. Meine Eltern hatten bereits gegessen und freundlicherweise das Fenster geöffnet, sodass der Geruch des Auflaufs schon verflogen war. Mein Vater hatte sich wahrscheinlich bereits in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, denn meine Mutter saß alleine am Küchentisch und las in einer ihrer Zeitschriften. Sie blickte auf, als ich den Raum betrat und lächelte mich an, wobei sie immer noch ein wenig besorgt dreinblickte.
»Hast du noch Hunger, Schätzchen? Ich hab dir die Nudeln von gestern nochmal warm gemacht.« Sie deutete zur Mikrowelle.
»Danke, Mum, aber ich hab echt keinen Hunger mehr«, beschwichtigte ich und verließ den Raum, nachdem sich meine Mutter nach einem Achselzucken wieder ihrer Zeitschrift zugewandt hatte.
Als ich den Flur betrat und die Küchentür hinter mir schloss, hörte ich, dass mein Vater in seinem Arbeitszimmer heftig mit jemandem am Telefon diskutierte. Er arbeitete wirklich rund um die Uhr. Eigentlich war es schon zur Gewohnheit geworden, dass er nicht wirklich an unserem Familienleben teilnahm, aber es tat mir auch weh zu sehen, wie sich meine Eltern immer mehr auseinanderlebten. Angst stieg in mir hoch, als ich daran dachte, dass sie sich jemals trennen könnten. Ein seltsames Gefühl umklammerte meinen Brustkorb und machte es mir schwer zu atmen. Das darf auf keinen Fall passieren!
Schnell verwarf ich den beklemmenden Gedanken wieder, holte einmal tief Luft und schlich schließlich leise die Treppe zu meinem Zimmer hinauf, um meinen Vater nicht zu stören.
Da ich nichts mehr zu tun hatte und auch nicht wieder verschlafen wollte, machte ich mich fürs Bett fertig und legte mich schlafen.
In Gedanken ließ ich den heutigen Tag noch einmal Revue passieren und versank schließlich ins Reich der Träume.
Zur gleichen Zeit in der Unterwelt:
Die langen knochigen Finger des Königs wandern ungeduldig auf der Stuhllehne auf und ab. Er hat sich in der Mitte des Raums auf seinem Thron niedergelassen, wartet.
Ein wenig Sonnenlicht bahnt sich den langen Weg von der Decke des Saals nach unten und beleuchtet die sonst düstere Umgebung. Ausdruckslos starrt der Seelenlose in die Ferne. Er ist alleine im Raum, hat alle anderen weggeschickt. In den dunklen Falten auf seiner Stirn zeichnet sich noch der Zorn ab, den er zuvor zum Ausdruck gebracht hat.
Als wäre das Erklimmen des Throns nicht schwierig genug gewesen, sieht er sich bereits neuen Herausforderungen gegenübergestellt. Als er es nicht mehr aushält, steht er auf und zieht den schwarzen Umhang enger um seinen Leib. Das Echo seiner langsamen Schritte hallt im ganzen Raum wider, als er sich ziellos im Kreis bewegt.
Plötzlich vernimmt er ein Geräusch und wirbelt herum. Im Seiteneingang erscheinen drei Gestalten. Zwei von ihnen sind in dunkle Mäntel gehüllt und haben den Dritten in ihre Mitte genommen. Mühsam stützen sie ihn und schleppen seinen schlaffen Körper zum König hin. Dieser strafft die Schultern und bewegt sich nun zielstrebig auf die Neuankömmlinge zu.
»Warum hat das so lange gedauert? Berichte mir!« Seine wütende Stimme donnert durch den Saal.
Die beiden Gestalten setzen den sichtlich verletzten Mann in ihrer Mitte ab, treten ehrfürchtig zurück und verlassen den Raum. Dickes, dunkelrotes Blut bahnt sich seinen Weg über den schwarzen Marmor, als der auf dem Boden Zusammengekauerte seinen Kopf hebt und zu sprechen beginnt.
»Es … es gab Komplikationen.« Seine Stimme ist heiser und schwach. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass … sie werden nicht kampflos aufgeben.« Er hält inne und wartet auf eine Reaktion. Als diese nicht kommt, spricht er weiter. »Sie sagen, wenn wir uns nicht augenblicklich aus ihrem Territorium zurückziehen, werden sie uns bekriegen.«
Stille.
Die tiefschwarzen Pupillen in den Augen des Sprechers weiten sich, als er angsterfüllt zu seinem Meister empor blickt. Er hat keine guten Nachrichten überbracht und er weiß, dass ihm das zum Verhängnis werden kann. Einen endlos langen Moment sagt keiner von beiden etwas, dann bricht der König plötzlich in ein schallendes Gelächter aus, das von den Wänden widerhallt.
»Krieg?«, fragt er in einem ekstatischen Aufschrei. »Krieg? Den können sie haben!«
Er reißt die Arme in die Höhe und brüllt zahllose Anweisungen durch die Gegend. »Verstärkt die Armee und schlagt sie nieder!« »Bildet neue Krieger aus…und schafft dieses Bündel Elend hier weg.« Er wirft einen abwertenden Blick auf den Mann zu seinen Füßen, dreht sich dann um und marschiert zu seinem Thron zurück. Dort lässt er sich zufrieden niedersinken und sieht zu, wie ein Dutzend dunkle Gestalten den Saal betreten, um seine Befehle auszuführen.
KAPITEL 4 – CLEOPATRA
Endlich СКАЧАТЬ