Название: Die drei Klosterkids
Автор: Karla Schniering
Издательство: Автор
Жанр: Детские детективы
isbn: 9783865066435
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„Was machst du da?“, fragte Nick, legte das mitgebrachte Buch auf den Schreibtisch und beugte sich über die Zeichnung.
Josie zeigte auf den Holzspan. „Den haben wir in der Maria gefunden. Damit er nicht kaputtgeht, zeichne ich das alles hier ab. Sieh mal, auf der Rückseite …“ Sie drehte den Span um. „ … da ist ein Vogel.“
„Der Heilige Geist“, meinte Nick.
„Was?“, fragte Jo.
„Na, das ist doch das Symbol für den Heiligen Geist, die Taube. Wisst ihr doch. Irgendwo in der Kirche habe ich die Taube gesehen. Da müssen wir nachher mal nachschauen. Oder jetzt sofort.“
„Gute Idee, jetzt muss ich den Vogel auch nicht mehr abzeichnen, wir wissen ja, was er bedeutet.“
Josie legte den Span wieder ins Taschentuch und verstaute alles im Regal. Sie sah auf das Buch, das Nick mitgebracht hatte. „Und? Hast du schon was nachgelesen?“
Der schüttelte den Kopf. „Wann denn? Ich wollte doch so schnell wie möglich herkommen. Lesen überlasse ich euch.“
Er grinste schief. Nick las nicht gern, das wussten sie beide. Er spielte lieber am Computer. Aber das hier, das interessierte ihn doch mehr. Sie gingen die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und schnappten sich ihre Winterjacken.
„Wir gehen nochmal los!“, riefen sie ihrer Mutter zu, die gerade über einer Übersetzung brütete.
„Ist gut“, rief sie zurück. „Aber vor dem Dunkelwerden seid ihr wieder zu Hause.“
„Was übersetzt sie denn diesmal?“, fragte Nick, der total spannend fand, dass die Mutter von Jo und Josie für einen großen Verlag englische Bücher ins Deutsche übersetzen musste.
Josie grinste. „Einen historischen Schinken aus der Zeit von Heinrich dem Achten. Sechshundert Seiten Mord und Totschlag.“
„Da lobe ich mir doch unser beschauliches Malgarten“, sagte Jo.
„Von wegen, hier war früher auch was los. Die Nonnen untereinander waren auch nicht ohne. Meine Tante, die mit der Klappe, hat mir da ein paar Sachen erzählt …“
Josie blieb stehen. „Also, das sind ja ganz neue Töne. Ich dachte immer, du sitzt jetzt im Winter am Computer. Wie oft hattest du keine Zeit, weil du irgendein neues Spiel ausprobieren wolltest.“
Nick sah verlegen Richtung Kirche. „Ja nun, es gibt auch noch ein Leben neben dem Computer. Ist auch egal, aber meine Tante, die hat es echt drauf, die weiß eine ganze Menge total spannender Geschichten von damals. Die Nonnen hier hatten es nämlich gar nicht leicht, besonders wenn sie eine knochenharte Äbtissin hatten.“
„Ja, wenn die Chefin blöd ist …“, sagte Josie.
„ … kann sie einem das ganze Leben vermiesen“, vollendete Jo den Satz. „Deshalb ist meine Mutter Freiberufler. Sie hat da auch so ihre Erfahrungen.“ Sie hatten inzwischen die Kirche erreicht.
„Auf geht’s“, sagte Nick und drückte die Kirchentür auf. „Zuerst suchen wir die Taube.“
Nebeneinander gingen sie den Mittelgang der leeren Kirche entlang und blickten nach links und rechts, oben und unten. Nichts. Bis Nick plötzlich flüsterte: „Da oben, im mittleren Fenster. Ganz oben.“
Richtig, eine weiße Taube schwebte über allem. Ratlos standen die drei vor dem Altar und sahen hoch.
„Da oben kann doch niemand was verstecken“, meinte Jo.
„Wir müssten mehr über das Symbol wissen. Lasst uns zu Hause nachlesen, und bei Wikipedia schauen wir auch mal nach“, schlug Josie vor. Die Jungs nickten. Sie gingen zurück und unterhielten sich. Auf dem Weg nach Hause kam ihnen ein fremder Mann entgegen. Die Kinder grüßten freundlich, der Mann reagierte aber nicht.
„Wolltest du uns nicht das mit der Klappe erklären?“, fragte Josie.
„Ach, total vergessen. Das machen wir morgen. Jetzt recherchieren wir erstmal“, schlug Nick vor.
Aber dazu kamen sie an diesem Tag nicht mehr, weil Nick nach Hause musste und Jo und Josie ihrer Mutter in der Küche helfen sollten.
4. Dezember
AUF DER KANZEL
Jo und Nick saßen am Nachmittag vor dem Computer und suchten nach der Taube und dem Heiligen Geist. Josie blätterte in einem Buch über Malgarten und Umgebung.
„Hier ist zwar eine Menge zu lesen“, meinte Jo und sah seine Schwester an, „aber nichts, was uns irgendwie weiterhelfen könnte.“
„Ich finde auch nur, dass die Fenster alt sind, mehr nicht. Wir sollten nochmal in die Kirche gehen und sehen, ob die Taube vielleicht auf irgendwas deutet.“
„Wie soll sie denn deuten?“, fragte Nick ungläubig. „Mit dem Schnabel?“
„Ja, wer weiß …“
„Machen wir sofort“, meinte Jo und klappte den Laptop zu. „Ich habe sowieso keine Lust mehr, seitenweise zu lesen. Also, kommt ihr mit?“
Natürlich wollten die beiden. Als sie vor das Torhaus traten, schneite es.
„Wie schön!“, rief Josie. „Hoffentlich bekommen wir weiße Weihnachten und nicht wieder so ein Matschwetter wie im letzten Jahr.“
Mit tief in die Stirn gezogenen Mützen liefen sie den Weg entlang zur Kirche. Der Kirchenraum empfing sie wieder sehr still und halb dunkel. Eine alte Frau kniete in einer der Bänke und betete. Die Kinder sahen sich an. Dann zeigte Josie auf eine Bank, und die drei setzten sich brav hin. Wie am Vortag sahen sie sich die Taube von Weitem an.
„Da kann ich wirklich nichts Besonderes dran entdecken“, flüsterte Josie. Jo seufzte.
Plötzlich stieß Nick seinen Ellbogen in Jos Seite und zischte: „Ich werd’ verrückt. Seht mal da.“
Er zeigte auf das Dach über der Kanzel, den Schalldeckel. Und tatsächlich, sie hatten noch nie darauf geachtet, aber jetzt sahen sie es: Unter dem Schalldeckel hing eine weiße Taube.
„Die ist bestimmt geschnitzt und zur gleichen Zeit angebracht worden wie der Altar“, meinte Josie. „Die schauen wir uns mal an.“
Sie sahen sich nach der alten Dame um. Die betete immer noch.
„Da können wir jetzt nichts machen“, raunte Josie ihrem Bruder zu. „Sollen wir nachher nochmal wiederkommen?“
„Nein, wir warten.“
Irgendwann später ging die alte Frau, und die drei standen auf und stiegen die Treppe СКАЧАТЬ