Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038. Alexander Merow
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Название: Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038

Автор: Alexander Merow

Издательство: Автор

Жанр: Историческая фантастика

Серия:

isbn: 9783954888139

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СКАЧАТЬ werde!“

      Es war Weihnachten. Zumindest war sich Frank, der in seinem dunklen Zellenloch vor sich hin fror, diesbezüglich relativ sicher. Jedenfalls neigte sich der Dezember des Jahres 2038 seinem Ende zu, wenn er sich beim Zählen der Tage nicht vertan hatte. Kohlhaas war für einige Zeit in seiner halbdunklen Zelle zurückgelassen worden und hatte nur ab und zu ein wenig Wasser und einige Scheiben Brot hineingeworfen bekommen. Ansonsten hatten sie ihn „schmoren“ lassen, wie es der vorgesetzte KKG-Offizier ausdrückte. Heute war er noch einmal verhört worden und sie hatten ihm mit einem Hammer den kleinen Zeh zerschlagen, als er ihnen erneut keine brauchbaren Informationen geben wollte. Nach einigen Schlägen ins Gesicht war er wieder in die Zelle gebracht worden, um ihn dort seinen Ängsten und Qualen zu überlassen. Der stechende Schmerz in seinem Zeh übertönte jenen in seinem angeschwollenen Gesicht allerdings um ein Vielfaches. Wieder und wieder kroch Frank durch die Zelle, von einer schmutzigen Wand zur anderen, und jammerte wie ein verwundetes Tier vor sich hin.

      „Das nächste Mal wirst du richtig mit dem Skalpell bearbeitet, du Pisser!“, hatte ihm der verhörende Offizier noch mit auf den Weg gegeben, bevor er schreiend zurück in die Zelle geschleift worden war.

      Nun verharrte Frank wieder in dem kalten Betonraum, sich für endlos erscheinende Stunden in eine verdreckte, graue Decke einhüllend. Gegen Mittag holten sie ihn schließlich wieder aus dem dunklen Loch heraus und verhörten ihn noch einmal. Wie Nadelstiche klangen die Fragen des hässlichen KKG-Mannes in seinen Ohren und für jede unbefriedigende Antwort ritzte ihm ein kollektivistischer Soldat mit dem Skalpell in die Hautoberfläche seiner Arme.

      Anschließend verpassten sie ihm wieder Stromstöße und schnitten ihm dann den kleinen Finger seiner linken Hand mit einer Geflügelschere ab. Doch Frank, halb verhungert und fast ohnmächtig vor Schmerzen, gab nichts außer gequälten Schreien von sich. In Wahrheit wusste er auch nicht sonderlich viel von den militärischen Vorbereitungen Tschistokjows. Kohlhaas hatte keine Ahnung von der mittlerweile erreichten Heeresstärke der Volksarmee der Rus oder der Anzahl ihrer Panzer.

      „Bringt ihn zurück. Ich muss mir überlegen, ob der Kerl überhaupt noch brauchbar ist!“, erklärte der Offizier mit dem schwarzen Schnauzbart seinen Gehilfen und betrachtete die von Frank stammenden kleinen Blutspritzer an seiner Uniform.

      „Ich kann euch nichts sagen! Ich weiß nichts über die genaue Heeresstärke der Volksarmee. Ich habe nur 1.000 Waräger angeführt, sonst nichts!“, stöhnte der General und hielt sich seine blutende Hand.

      „Halt die Schnauze!“, brummte der KKG-Funktionär zurück und ließ Frank wieder in seine Zelle werfen.

      Der Inhaftierte lag auf dem Rücken und schnaufte leise. Wo früher der kleine Finger seiner linken Hand gewesen war, klaffte jetzt eine mit Blut verkrustete Wunde. Seinen zerschmetterten Zeh hatte er sich nicht mehr angesehen, was nichts daran änderte, dass er nur noch durch die dunkle Zelle humpeln oder kriechen konnte.

      Sieben Mal war die Sonne seit dem letzten Verhör vor seinem kleinen Dachfenster auf- und niedergestiegen. Sieben Nächte voller Ängste und unruhigem Schlaf waren vergangen. Einmal hatten ihn die Kollektivisten mitten in der Nacht mit kaltem Wasser übergossen und dann liegen lassen. Jetzt, wo der Winter mit voller Härte über Russland hereinzubrechen drohte, hätte das seinen Tod bedeuten können.

      Frank pinkelte in einen schäbigen Plastikeimer und stellte ihn wieder neben die Stahltür des Betonraumes. Es stank in seiner Zelle inzwischen wie in einem Kuhstall und er konnte manchmal vor Ekel und Abscheu kaum noch atmen.

      Mit jedem verstreichenden Tag wurden seine Ängste schlimmer und die furchtbaren Erinnerungen an seine Zeit in der Holozelle nagten an seinem Geist wie Ratten am Gebälk eines modrigen Hauses.

      „Ich bin mal gespannt, wann Herr Irrsinn wieder kommt“, sagte er manchmal leise zu sich selbst und grinste sarkastisch.

      Wenn sie ihn noch weitere Wochen, Monate oder gar Jahre in diesem Loch lassen würden, dann würde Herr Irrsinn wieder auftauchen, da war sich Frank sicher. Auf ihn konnte man sich zumindest verlassen, denn er fand den Weg in jede Zelle auf der ganzen Welt. Der imaginäre Freund benutzte nämlich nicht die üblichen Ein- und Ausgänge, wie die gewöhnlichen Menschen. Nein, er kam durch das klaffende Portal des Wahnsinns, das sich wieder in Franks Kopf geöffnet hatte.

      „Wenn sie mir jedoch den Kopf abhacken, dann kann auch Herr Irrsinn nicht mehr kommen“, erklärte sich Frank in diesen Stunden die Situation vollkommen logisch.

      Aber im Gegensatz zur immer gleichen Holozelle bot die Gefangenschaft bei den Kollektivisten zumindest ab und zu etwas mehr Abwechslung, auch wenn es sich hierbei lediglich um Verhöre und Folterungen handelte. Die Schmerzen, welche sie ihm zufügten, erinnerten ihn zumindest daran, dass er noch lebte.

      „The pain is here, to tell me that I’m still alive!”, schoss es Frank manchmal durch den Kopf. Es war die Textzeile eines alten Heavy Metal Liedes, das er als Jugendlicher oft gehört hatte. Hier passte sie durchaus.

      Zwei lange Wochen waren inzwischen vergangen und Kohlhaas war noch mehrfach verhört worden. Er hatte den Kollektivisten nichts erzählt und immer wieder beteuert, dass ihm die Stärke von Tschistokjows Armee nicht bekannt war. Und das war nicht gelogen. Denn der General wusste bezüglich dieser Fragen lediglich Bruchstücke, definitiv zu wenig, um den Verhörenden brauchbare Informationen liefern zu können.

      Doch sie glaubten ihm nicht und übersäten seinen geschundenen Körper mit Schnitten, Einstichen und Schlägen, so dass Frank nach stundenlanger Folter oft halb ohnmächtig in seine Zelle zurückgeschleift werden musste.

      Blutige Schwellungen bedeckten sein Gesicht und nach jedem Verhör waren neue dazugekommen. Seine Oberarme waren mit scharfen Klingen zerschnitten worden und der Gefangene hatte sich längst damit abgefunden, dass es keinen Ausweg mehr aus dieser Hölle gab. Er war nur noch ein blutendes Stück Fleisch, dessen Auslöschung bereits beschlossen war. Diesmal konnte ihm auch sein Glück nicht mehr helfen, dessen war sich Kohlhaas sicher. Daher versuchte er sich mit dem Gedanken an ein baldiges Ableben anzufreunden. Oft lächelte er mit einem Anflug von geistiger Umnachtung in sich hinein und erklärte sich, dass er bald vom Leid der Welt erlöst sein würde. Er hatte den Horror der Holozelle überlebt, nur um noch mehr zu leiden, wie er meinte.

      Sein Gefühl für die Zeit war Frank mittlerweile abhanden gekommen und es interessierte ihn auch nicht mehr, was aus Tschistokjows Revolution wurde. Das waren Angelegenheiten der Sterblichen hier auf Erden, doch ihre Welt würde er bald verlassen. Zu Tode gepeinigt in diesem grauen Gefängniskomplex oder mit zerschossenem Kopf auf einem schlammigen Acker.

      Das einzige, was ihn immer wieder kurzzeitig aus seiner Lethargie und Depression herausriss, waren die flüchtigen Gedanken an Julia. Aber auch sie, seine große Liebe, deren Herz er am Ende doch gewonnen hatte, war letztendlich auch nicht mehr als nur ein Trugbild gewesen.

      „Gott wollte es nicht!“, haderte er immer wieder mit sich selbst. Und so verstrichen die Wintertage weiter in Qual und Einsamkeit.

      Anfang Februar 2039 begann der russische Bürgerkrieg mit voller Härte. Artur Tschistokjow hatte nicht weniger als 15 Infanteriedivisionen seiner Volksarmee der Rus, etwa 380.000 Mann, aus dem Boden gestampft und fast jeden waffenfähigen jungen Mann in seinem Herrschaftsbereich rekrutieren lassen.

      Mit japanischer Hilfe und einer fieberhaften Rüstung gelang es dem weißrussischen Präsidenten etwa 450 Gunjin Panzer, kaum 2 Divisionen, aufzustellen. Knapp 250 Kampfflugzeuge verschiedenster Art konnten zudem dank Matsumotos Unterstützung ebenfalls aufgeboten werden. Das alles war jedoch lächerlich gegen die Streitmacht, welche Vitali Uljanin mit Hilfe der GCF und einer auf Krieg umgestellten Wirtschaft auf die Beine stellen konnte.

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