Stein mit Hörnern. Liselotte Welskopf-Henrich
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Название: Stein mit Hörnern

Автор: Liselotte Welskopf-Henrich

Издательство: Автор

Жанр: Исторические приключения

Серия:

isbn: 9783938305645

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СКАЧАТЬ schnüffelten im Auslauf, ein paar Büffel weideten in der Entfernung zu Füßen der weißen Felsen. Kartoffel- und Getreidefeld waren zur Bestellung vorbereitet. Es ließ sich hier nichts herausfinden, was Sidneys Zwecken dienlich sein konnte. Er fuhr auf der Straße ein Stück zurück und lenkte seinen Wagen den Feldweg auf der anderen Talseite hinauf in das Gelände der King-Ranch, der die Schulranch benachbart lag. Das Frühlingsgras war hier frischer und kräftiger grün als anderswo, denn von der Höhe sickerte das Wasser des Brunnens, den Joe King sich hatte einrichten lassen. Die Sorte des Grases war besser, und Hecken schützten gegen den Wind. In den Boxen und im Korral rührten sich die Pferde, kräftige, elastische Tiere, eine Zucht der wertvollen bucking horses.

      Zwei Häuser standen am Hang, die alte Blockhütte, welche die Kings schon seit der Einrichtung der Reservation bewohnten, und ein neues Holzhaus, wie es die Wohlfahrts- und Wohnungsverwaltung der Reservation zahlreicher werdenden Familien kostenlos zur Verfügung zu stellen pflegte. Die Häuser waren beide geschlossen, und rings ließ sich kein Mensch sehen. Wiesen und Felder lagen wie ausgestorben. Auch auf der Schulranch war keine Menschenseele zu entdecken. Es schien hier niemanden zu geben, der Sidney Bighorn zu empfangen die Absicht hatte. Man hätte ihn ohne Mühe schon von weither kommen sehen können. Die Häuser lagen am Hang und gaben Überblick über das ganze Tal.

      Sidney konnte sich mit Pferden und Hunden unterhalten, wenn es ihn danach gelüstete. Es gelüstete ihn nicht danach. Wenn er auf der Agentur bei Mr Brown meldete, dass er niemanden angetroffen habe, weder auf der Booth- noch auf der King- noch auf der Schulranch, konnte dies bei dem Dezernenten nur den erwünschten schlechten Eindruck hervorrufen und Mr Brown in der Meinung bestätigen, dass der Schulranch nicht mehr genügend Aufmerksamkeit gewidmet werde.

      Sidney wollte sich schon zu seinem Wagen zurückziehen, als er noch eine unerwartete Begegnung hatte. Über dem Hügelkamm tauchte ein Reiter auf, Reiter sattellos, barfuß, nur mit einer Hose bekleidet. Es war ein Indianer, ein junger Bursche, ein kräftig gebauter Bursche. Der Indian-Cowboy lenkte sein Tier den Hang hinab, und da er Sidneys ansichtig geworden war, lenkte er geradewegs auf diesen zu.

      »Hallo!«

      »Hallo!«

      Der Reiter hielt, stieg aber nicht ab, sondern schaute vom Pferd auf Sidney hinunter.

      »Was willst denn du hier?« fragte er in der Stammessprache.

      Sidney stellte die Gegenfrage auf Englisch.

      »Wer ist hier verantwortlich?«

      »Was geht dich das an?«

      »Mein Name ist Bighorn, und ich komme von der Distriktverwaltung.«

      »Weiß, dass du Sidney bist, der Schlangenkopf. Was hast du hier zu suchen?«

      »Ich komme von der Distriktverwaltung.«

      »Das kann ja sein, aber ich will wissen, was du hier herumzuschnüffeln hast.«

      »Ich schnüffle nicht. Sprich mit mir, du Bursche, wie es sich gehört. Wo ist Mrs King?«

      »Mrs King ist für dich nicht da. Scher dich weg.«

      »Ich komme von der …«

      »Wenn du dich ausweisen willst, so bring Brown mit oder Shaw. Dir glaub ich kein Wort.«

      »Du wirst unverschämt. Wie ist dein Name?«

      »Mein Name ist Robert, Robert Yellow Cloud, das kannst du dir merken. Ich werfe einen Stier ins Gras, und mit dir werde ich auch noch fertig. Fahr nach Haus.«

      »Sie haben mir keine Befehle zu geben, Robert. Sie bedrohen einen Beamten, ist Ihnen das klar?«

      »Nein. Wenn ich drohen will, sieht das anders aus.«

      »Ah, Sie haben schon Menschen bedroht!«

      »Steig wieder in deinen Wagen ein, sag ich dir, und verschwinde. Wir brauchen dich hier nicht.«

      »Ich stelle fest, dass Sie mich bedrohen und vertreiben. Ich bin aber in amtlichem Auftrag hier. Ich gehe. Sie werden noch von mir hören.«

      »Von dir haben wir schon genug gehört. Aber noch nie etwas Rühmliches. Mach dich davon. Ich habe gesprochen. Hau.«

      Sidney beeilte sich einzusteigen und den Wagen in Gang zu bringen. Er hatte tatsächlich Angst vor dem Burschen, aber er war auch zutiefst zufrieden, dass sich dieser Robert eines Vergehens schuldig gemacht hatte. Crazy Eagle musste ihn zur Rechenschaft ziehen. Wenn Crazy Eagle das nicht tat, versäumte er eine Dienstpflicht als Richter. Wenn er es tat, gab es einen schwarzen Fleck im Rufe der King-Ranch und – warum nicht? – auch für die benachbarte Schulranch.

      Sidney Bighorn saß in wichtiger Haltung am Steuer, so etwa, als ob der Wagen eine Verwaltung sei, die er leite. Er fuhr den Wagen zurück zur Agentursiedlung.

      An diesem Tage konnte er dort allerdings nichts mehr unternehmen, die Büros waren schon geschlossen.

      Am folgenden Morgen fuhr er nochmals bei der Blockhütte des Vaters vor. Dort konnte er am unauffälligsten Nachrichten sammeln.

      »Robert? Dieser Bandit!«

      »Warum nennst du ihn einen Banditen, Vater?«

      »Weil er einer ist, Sohn. Wahrhaftig, er ist es.«

      »Warum ist er ein Bandit, Vater?«

      »Er sagt es ja selbst laut und deutlich. Zu jedem sagt er es, der es nur hören will. Er sagt, dass sie eine Bande seien, sie alle zusammen, und dass sie zusammenhalten.«

      Sidneys gespitzte Ohren wurden noch spitzer.

      »Wer?«

      »Burschen, die keine Arbeit haben, und Burschen, die Arbeit haben, Footballspieler, Schwimmer, Hockeyspieler, Rodeoreiter und was sonst noch für Joe King begeistert ist.«

      »So steht das?«

      »Ja, so steht es. Was soll denn auch aus den jungen Burschen werden, die mit dem Gangster umgehen? Mit dem Gangster und seiner Hure.«

      Sidney hatte genug gehört.

      Um die Mittagszeit erstattete er bei Mr Brown einen ersten Bericht, ließ sich von dem stellvertretenden Superintendenten Shaw beraten, ob er gegen Robert Yellow Cloud Anzeige erstatten solle, und wurde dazu ermuntert. Er begab sich zu Mr Crazy Eagle und gab zu Protokoll, was er erlebt hatte. Es gelang ihm diesmal, ironisch zu wirken, als er Mr Crazy Eagle völlig freistellte, wie er die Sache weiter bearbeiten wolle.

      »Ich kann natürlich nicht umhin, Mr Crazy Eagle, die Begegnung mit Robert Yellow Cloud in meinen Bericht für die Distriktverwaltung einzuarbeiten.«

      Der Blinde erwiderte darauf nichts. Es mochte ihm klar sein, dass eine Bitte um Verständnis oder Menschlichkeit bei Sidney Bighorn nicht angebracht war und wirkungslos bleiben musste.

      »Die Sache nimmt ihren amtlichen Gang, Mr Bighorn.«

      »Danke.«

      Sidney machte in Gedanken Bilanz, während er zu seinem Wagen zurückging.

      Joe King, Crazy Eagle und Robert Yellow Cloud СКАЧАТЬ